Was zuvor in reellen Farben zu erkennen, hüllte sich nun in trübem Grau. Wiesen, Bäume gar ganze Waldungen wirkten nicht saftig Grün, sondern zeigten sich in demselben ungesunden und substanzlosen Grauton.
Er jagte durch einen riesigen Wald, ohne jedoch einem der Gehölze auch nur nahezukommen. Er gewahrte ungezählte Tiere, nur bewegen tat sich keines von ihnen. Sie schienen mitten in ihren einstigen Regungen erstarrt.
Felsen, Bäume, ein Bach, wieder verschiedenste Felsformationen und unzählige Gewächse flogen immer rasanter an ihm vorbei, bis er etwas erspähte, was nicht wirklich war oder hätte sein dürfen. Er zwang sich in jene Richtung und tatsächlich trieb seine Sicht dorthin. Sein Tempo verlangsamte spürbar. Demnach hatte er Gewalt über sein Tun und das beruhigte ihn auf gewisse Art und Weise.
Vor ihm befand sich eine Art schwarzer Stumpf, bestehend aus einem eigenartigen Metal - wenn es denn einem solchen Material glich. Drei armdicke Gebinde entwuchsen jenem und verschwanden im Inneren des unmittelbaren Bodens. Bei näherer Betrachtung sah es so aus, als atme dieser seltsame Gegenstand und die Stränge pulsierten. Ein rhythmisches Klopfen, wie das eines Herzen war zu vernehmen.
Rufe mischten sich hinzu und drei Gestalten traten aus dem Dickicht hinter ihm. Er erschrak und wurde sich Indies gewiss, dass niemand ihn bemerken könne. Er war ja ... tot.
Zwei der in sein Gesichtsfeld getretenen waren seltsame Geschöpfe. Über Ähnliche las er bereits in einem der Bücher, die Völkerkunde vermittelten. Sie lebten in einer Schluchtenregion weitab ihres Heimatwaldes, noch weit hinter den Ebenen der Menschen.
Diese Abarten glichen jenen nur im Ansatz, obwohl er nicht im Stande war, es mit Bestimmtheit zu beurteilen. Der Dritte hingegen war eindeutig menschlicher Herkunft. Einer, selbigen Volkes, welches er vorab einmal in einem seiner Träume erblickte - ein Nordnomade. Dieser trug ein Emblem auf der Brust, welches ihm bei genauerer Betrachtung nicht mit einer Kette oder einer Kordel um den Hals hing. Dieses Ding saß förmlich auf seinem Brustkorb und schien sich auf seltsamer Art in Form von Beinchen in seiner Haut festzukrallen.
Musternd drehte Ly'an den Krumen in den Fingern und hielt ihn sich unter die Nase. Wissend nickte sie, hob die Augen und gab ihn zurück. »Vergiftet.« Übermannt schüttelte sie den Kopf und suchte an der Armlehne eines nahestehenden Stuhles halt. »Wärest Du es nicht, der diese Nachricht überbrächte ... ich würde es in keinster Weise glauben.«
»Uns fehlen Beweise, aber ...«
»Nein. Behalte es für dich. Ich kenne deine Meinung und kann mir denken, wen du verdächtigst.«
»Wie dem auch sei, Si'mon ist nicht mehr sicher. Wir können ihn nicht einsperren oder ganzheitlich überwachen. Ferner ...« Er stockte und schien auf eine ganz bestimmte Reaktion zu warten.
Das Oberhaupt hob die linke Braue. »Ja?«
»Ly'an.« Er trat näher und legte ihr die Hände auf die Schultern. »Ich befürchte, er trägt das Erbe in sich. Er ist ein ... Gayadist.«
Aufgewühlt des Gesagtem hob und sank ihre Brust auffällig hastig. Sie senkte den Blick und nickte. »Erebor verlor Blätter, der goldene Schein ... es kann so sein.«
Ma'rit nahm seine Schwester in die Arme und drückte sie tröstend. »Es ist und Si'mon muss seiner Bestimmung folgen. Um ihn und alles übrige Leben zu retten, ist es unerlässlich, dass er uns verlässt. Rasch.«
Schluchzen begleiteten seine Worte und ihre Stimme brach. »Ich Weiss. Wo ist er jetzt?«, verlangte sie zu erfahren.
»Nein Ly'an. Behalte jenes Bild in Erinnerung, wie du ihn zuletzt gesehen hast. Wir bringen ihn fort, noch bevor die Sonne den Platz mit dem Mond tauscht. Er wird zurückkehren, wenn die Zeit gekommen ist.«