Sie ritten und es war einem jeden deutlich ansehbar, dass es ihnen ein Genuss war, wieder zu Pferde das Land zu bereiten. Das wohl vertraute, eng anliegende Material seiner Rüstung verlieh ihm abermals verloren Geglaubtes.
Zwei Zehnen, ebenfalls in bekanntem Rüstzeugs und mit Schwert und Lanze bewehrt, begleiteten ihn zu seinem Ziel. Die mit metallenen Plättchen verstärkten Ledermonturen verursachten wiederkehrendes Geklapper. Generell vertrat er die Ansicht so wenig Geräusche wie irgend möglich hören zu wollen, dieses Mal jedoch, klang es wie eine geliebte Melodie in seinen Ohren.
Sie ritten weder mit Banner noch mit Wimpel. Ihr Anführer, ihr König, Erbe eines einst großen wie großartigen Mannes blieb sich frei von seiner Wahl.
»Sobald die Heerscharen neuerlich über die Ebenen reiten und Verbündete unsere Flanken bestärken, erst dann und erst zu jener Tageswende werden die Farben meines Vaters erneut im Wind wehen.«
Er hatte versucht es ihm auszureden, ihn zu erklären versucht, dass er ein Banner benötige, um welches sich die Menschen scharen können. Er blieb jedoch stur, wie sein Ahn diese Wesensart sein eigen nannte. »Sturer Bock« glitt ihm über die Lippen und erntete dafür nichts weiter als ein Auflachen.
Auch wenn er seine Männer Richtung Osten führte, um die Garnison im ›Tiefwald‹ zu erwecken, seine Garnison, schwor er nach seiner Rückkehr nicht mehr von seiner Seite zu weichen. Er war sein König, der Sohn seines Freundes. Er wollte sein Patron sein. Er fühlte sich ihm hingezogen, als wäre er nicht der Sohn eines anderen, sondern sein eigener. Jemand den man einfach beschützen müsse.
Ermattet und schwer atmend saß er hoch oben in einem kräftigen Baum und beobachtete das Umland. Er wusste, dass er nicht mehr länger an Ort und Stelle verweilen durfte, wollte er nicht Gefahr laufen, wie alles Übrige im Umfeld der grauen Lähmung anheimzufallen.
Erst vor einer Tageswende erfuhr er von Grom den Troll, dass Si'mon Richtung Westen verschwand. Er erzählte ihm von seiner Begegnung mit ihm und was vorfiel. Der Junge verhielt sich ihm gegenüber ohne jegliche Furcht und habe ihn von seinem Häscher befreit, indem er diesen zweiteilte.
Alanel wusste, dass es Mithrodin war, welches schnitt, was andere Klingen nicht zu schneiden vermochten. Grom galt als einer weniger Ausnahmen unter seinem gezüchtetem Volk. Er trug das Erbe des Wissens in sich und versprach seine Brüder zu einen. Er und seinesgleichen haben lange auf Si'mon gewartet und nun sei es an der Zeit. Was auch immer der Troll damit andeuten wollte.
Alanel konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen und sein Selbsterhaltungstrieb riet ihm beharrlich, endlich zu verschwinden. Der Weg zu der Senke, an welcher er und Si'mon lagerten, lag zwischen der Garnison und dem Holzfällerlager. Wenn er sich eilte, würde er nach Einbruch der Nacht sein Ziel erreichen. Er spürte, wie ihn seine Vitalität unaufhaltsam entglitt, es wurde höchste Zeit.
Sein Entschluss war gefasst, bevor er jedoch den Pfad hinauf zu dem Haus der Schwingenreiter antrat, musste er im Vollbegriff seiner Kräfte sein. Sein Reiseziel wollte er unlängst erreicht haben, doch verfolgte er eine Rotte Menschen, begleitet von drei Trollen durch den unwegsamen Wald. Sie trugen verschlossene Behältnisse und führten ihn zu einer kleinen gerodeten Lichtung.
Der immense innere Druck und Selbsterhaltungstrieb endlich umzukehren, war sein steter Begleiter und sein beharrliches Voranschreiten war begründet. So hingegen erfuhr er den Standort eines jener unsagbaren metallenen Stümpfe, die wie Lebewesen pochten.
Seine verbliebene Konstitution reichte nicht aus, um nahe genug heran zu gelangen, um Details erblicken zu können. Aus der Ferne glaubte er jedoch erkennen zu können, wie sie den Inhalt ihrer mitgeführten Gefäße in dieses fremdartige Ding gossen.