Wie ein dunkles Mahnmal ragte das verschlossene Tor vor ihnen in die Höhe. Es war von innen verriegelt und keinerlei Schäden deuteten auf gewaltsame Einbruchsversuche hin.
Unbehagen war ihr steter Begleiter durch das allgegenwärtige Grau. Doch das, was sie hier vor den Mauern der Garnison verspürten, glich der Aura des Todes höchst selbst. Waren es nur die leblosen Wälle oder wohnte gar der Tod persönlich hinter jenen?
Wolff ließ die gesamte Garnison umreiten, nur um abermals verständnislos dazustehen. Kilian behielt Recht mit seiner Annahme, dass sie all jene unbeachtet betrachteten, die sich nicht zur Wehr setzten. Blieb jedoch die allseits unbeantwortete Frage ... wozu dieser Krieg und was haben sie damit bezwecken wollen.
Es was Matthies, der über die Mauer stieg und wie gebannt auf dem Wehrgang stand. Eine gefühlte Ewigkeit verbrachte er so dastehend, sodann verschwand er außer Sicht und öffnete das schwerfällige Tor. Es knarzte und quietschte auf Grund der vielen unberührten Jahre.
Mittlerweile kämpften sie um jeden einzelnen Schritt und würden keinen Zehnttag mehr aushalten. Kaum das die Torflügel abermals im geschlossenen Zustand ruhten, die Pferde vor dem Wachhaus angebunden und sich alle im selbigen niederließen, nickte Wolff. »Es wird höchste Zeit.«
Er zog eines der mitgeführten Röhrchen aus einer seiner Taschen und atmete tief ein. Ein einzelner sämiger Tropfen sammelte sich an der Öffnung, wollte sich jedoch nicht von diesem lösen. Seine Kraft reichte nicht mehr aus um ihn abzuschütteln und so ließ er los.
Die Wirkung setzte augenblicklich ein und faszinierte die Anwesenden im Inneren ihres Gemüts erneut. Ein kleiner Blutstropfen ihres noch jungen Königs. Ausgerechnet dieser soll das ihnen bekannte Land von seinen Häschern befreien.
Leben kehrte zurück in ihre Glieder und so mancher hob den Arm und ballte eine Faust. Erleichtertes prusten füllte den Raum.
»Matthies, was hat dich da oben so erschreckt?«
Angesprochener sah müde auf und wippte mit dem Kopf. »Bis zuletzt haben sie an den Wällen ausgeharrt. Egal wohin man seinen Blick wendet, sie sind dort. Alle versteht ihr.«
»Sobald die Sonne aufgeht, werden wir diese Männer zurückholen. Aber jetzt brauchen wir selbst eine Verschnaufpause. Kümmert euch um die Pferde. Haltet abwechselnd Wache. Ich will kurz vor unserem Ziele keine unliebsamen Überraschungen.«