Si'mon und Kylion nutzten die morgendliche Wache, um den gehegten Verdacht nachzugehen. Sie vergewisserten sich, dass die Übrigen noch ruhten und Kylion führte ihn zu dem versteckten Zugang. Dieser wurde einfallsreich und vor allem geschickt angelegt. Sofern ein Vorbeigehender nicht genauestens wusste, worauf er zu achten habe, würde der Eingang auch in unmittelbarer Nähe unentdeckt bleiben.
Noch bevor Si'mon sich anschickte einzutreten, hielt ihn Kylion zurück und schüttelte den Kopf. »Bitte, lasst mich gehen. Ich werde mich nicht aufhalten und nur nachsehen, ob meine Vermutungen stimmen.«
Ihm eine Antwort schuldig geblieben trat er einen Schritt nach hinten und ließ ihn gewähren. Seine Art sich zu behaupten passte auf irgendeine Weise nicht ins Bild. Lag seine Zurückgezogenheit an der Ungewissheit? Diese Selbstsicherheit, die er noch vor wenigen Augenblicken spürte, war dies Hoffnung? Er würde ihn im Auge behalten und erinnerte sich nochmals daran mit Wolff zu sprechen.
Si'mon begab sich abseits des Zuganges und beobachte das Umland, als unerwartet Kylion neben ihn trat. Er stand einfach nur da, seine Gesichtszüge rosig und nicht weiter gegrämt. Er war sichtlich entspannter als zuvor.
»Es stimmt also?«
Er nickte und seine glitzernd leuchtend grünen Augen verrieten sein Glück. Nachdem er die starre Maske der Ungewissheit ablegte, traten an derer Stelle weiche und nahezu jugendliche Züge. Si'mon schätzte ihn so betrachtet auf nicht mehr als fünfundzwanzig Sommer - kaum älter als er selbst.
Die Männer schälten sich aus ihren Decken und eilten sich ihr Gepäck zu ordnen. Gerald winkte von Weitem und beeilte sich aus Richtung See kommend auf sie zu. Irgendetwas schien nicht zu stimmen.
»Da seid ihr ja.« Der Mann war aufgeregt und sein rasselnder Atem deutete auf seine Hast hin. »Ich fand Spuren am See. Sie sind riesig und passen zu keinen von uns. Jene sind barfuß unterwegs und die Spuren führen hinüber zur Insel.«
Beide sahen sich verlegen an und führten die mittlerweile verteidigungsbereiten Männer hinab zum See. An der Furt angekommen sank Si'mon auf ein Knie und musterte die Abdrücke. Fachkundig zeichnete seine linke Hand die Hinterlassenschaften nach und maß ihre Tiefe.
»Es sind sechs und du hast Recht. Diese Spuren sind nicht von uns.« Sein Blick richtete sich hinüber zum jenseitigen Ufer. »Der Bann hat dort drüben nach wie vor Bestand. Bleibt in meiner Nähe, egal was passiert.«