Wütend schlage ich die Haustür zu und ziehe mir die Kopfhörer über die Ohren.
Sofort braust die Musik in meinem Kopf und übertönt alle nervigen Geräusche.
Ich stapfe los, meine schwarzen Boots knierschen im Schnee.
Was für ein schöner Kontrast...Schwarz und Weiß, ich mag es.
Aber genau darum ging es wieder bei unserem Streit...
"Klara, zieh dir doch mal was anderes an. Du bist doch so ein hübsches Mädchen. Immer dies dunklen Schlabberklamotten."
Dabei zieht meine Ma dann immer ihre rotgeschminkten Lippen zu einem abfälligen Lächeln zusammen. Wie ich das hasse!
Schon als kleines Kind wollte sie mich immer in rosa Röckchen und Kleider zwängen, aber ich wollte lieber blaue oder schwarze Jeans wie mein Bruder tragen.
Ich wollte auch nie eine Ballerina oder Schauspielerin werden, lieber Automechaniker, LKW- Fahrer oder Hufschmied.
Immer gab es deswegen lautstarke Auseinandersetzungen und einmal hat sie mich deswegen sogar zum Arzt gezerrt..."Ob mit mir etwas nicht in Ordnung sei", hat sie gefragt.
Ein Glück konnte der Arzt nichts feststellen, außer das ich einen starken Willen habe.
Was sollte er auch feststellen?
Dass ich ein Farbproblem habe? Dass ich kein richtiges Mädchen bin, weil ich nicht auf Rosa, Glitzer und Prinzessinnen stehe?
Wer schreibt einem denn vor, was Mädchen ist und was Junge?
Entscheiden Farben über dein Geschlecht?
Bestimmen die "richtigen" Klamotten wer du bist und wozu du gehörst?
Ich trage das, was mir gefällt, worin ich mich wohlfühle.
Ich bin nicht eine bessere Klara, wenn ich ein Kleid trage und auch keine schlechtere in meinem Kapuzenpulli und meinen schwarzen Jeans.
Nein, ich bin Klara weil ich Klara bin!
Mit einem Lächeln laufe ich weiter, der weiße Schnee fällt sanft auf meinen grauen Sweater.