Ich blickte in den Spiegel in welchem ich eine ganz neue Seite von mir erblickte. Meine großen, blauen Augen wurden von schwarzem Eyeliner umrandet, entschieden hatte ich mich für schwarzen Lidschatten, welcher meinen Blick düster wirken ließ. Ich trug Unmengen an Schichten Mascara, wodurch meine Wimpern verklebten und meine Lider schwer war. Das Highlight meines Make Ups war der knallrote Lippenstift mit welchem ich meine vollen Lippen ausgefüllt hatte.
Ein zufriedenes Lächeln umspielte meine Lippen und ich erhob mich von meinem Schminktisch, um ein letztes Mal mein Outfit zu checken. Zu meiner enganliegenden Röhrenjeans hatte ich ein knappes Top kombiniert, welches meine üppige Oberweite betonte. Um mein Auftreten noch zu perfektionieren versuchte ich mich in einem verführerischen Lächeln, welches meiner vollsten Zufriedenheit entsprach.
Ich griff nach meinem Smartphone und entsperrte es, um die Nachricht zu lesen, welche vor zwei Minuten eingegangen war.
„Bin gleich da, Süße.“ Noch ein letztes Mal war ich einen Blick in den Spiegel, zwinkerte mir zu und verließ kurz darauf das Zimmer. Ich schlich die Treppe hinunter, wohl wissend an welchen Stellen sie knarzte. Waghalsig warf ich einen Blick in das Wohnzimmer, in dem meine Eltern vor dem Fernseher saßen und einen Film schauten. Sie hatten mir mein ganzes bisheriges Leben verboten, zu leben auf welche Weise ich es tun würde und nun hatte ich mir vorgenommen, ihnen zu zeigen, dass ich mir das nicht mehr gefallen ließe. Auf Zehenspitzen huschte ich an der Tür vorbei, schnappte mir im Vorbeigehen aus der Garderobe meine, mit Nieten besetzte Lederjacke und verließ mucksmäuschenstill das Haus. Langsam zog ich die schwere Haustüre hinter mir zu und lehnte mich dagegen, um gleich darauf erleichtert aufzuatmen. Ich hatte es geschafft!
Als wir auf das Haus zugingen, in dem die Party stattfand, hörte wir schon dumpfe Musik, die aus den offenstehenden Fenstern drang und von der Luft zu uns getragen wurde. Wir betraten das Haus und uns wurde prompt ein Shot angeboten, welchen wir in einem Zug runterstürzten. Gleich darauf folgte noch einer und es dauerte nicht lange bis sich das Zimmer zu drehen begann.
Mit jedem weiteren Shot verdrängte ich das schlechte Gewissen, welches an mir nagte in mein tiefstes Unterbewusstsein. Ich versuchte einfach zu genießen und zu leben!