"Und ich sage dir, du wirst nicht allein nach Venedig reisen, Ravena. Ich komme mit.« Nael eilte hinter ihr die Stufen ihres Turmes hinauf. Das Licht ihrer Lampe drang durch den dünnen Seidenstoff ihres Gewandes und betonte jedes vollendete Detail, jede sinnliche Kurve ihres Körpers. Sie warf ihm über die Schulter einen strengen Blick zu, und wieder war er beinahe schockiert darüber, wie sehr ihn das erregte. Dabei waren ihre Lippen noch rot und leicht geschwollen von der vergangenen Nacht.
Himmel! Nimm dich zusammen. Er wollte den anderen auf keinen Fall mit einer verräterischen Erektion gegenübertreten.
Ravena schob die Tür zu ihrer Kräuterkammer auf, die voller Menschen war, deren Blicke sich sofort auf sie richteten. Nael sah sich verstohlen um. Da waren Arel und Rollo, Madda und Peire, Cesare und Dinêl. Ravenas Freunde. Die loyalste Mannschaft, der er je begegnet war. Trotzdem waren es für seinen Geschmack zu viele Augenpaare, die sie unverhohlen neugierig anstarrten.
Der Medicus Arel saß auf der Kante des Arbeitstisches. Seine dunklen Augen unterzogen Ravena einer eingehenden Musterung. Anschließend bedachte er Nael mit einem missbilligenden Blick. »Ihr kommt spät.«
»Ravena brauchte den Schlaf«, sagte Nael.
Rollo schnaubte belustigt. »Wenn die Dame tatsächlich Schlaf abgekriegt hat, bist du wirklich zu nichts zu gebrauchen.«
»Puh«, machte Ravena. »Immerhin musste Nael die Nacht nicht im Stall verbringen, wie ein gewisser, großmäuliger Barbar. Mir scheint, die arme Jelscha war von deinen Liebeskünsten nicht sonderlich angetan.«
Rollo starrte sie entgeistert an. »Ähm … über so etwas spricht eine Dame nicht, richtig?«
»Nein, ich weiß. Bei solchen Themen schweigt eine Dame vornehm, um Anstand und Sitte zu wahren.« Ravena verzog spöttisch den Mund. »Ich bin nur keine vornehme Dame, Rollo. Ich sage, was mir passt. Und dir sage ich, dass ich mir deine dummen Seitenhiebe gegen Nael nicht länger anhören werde. Solltest du sie dir nicht verkneifen können, lasse ich dich aus der Burg werfen.« Ravena raffte ihr Gewand, durchquerte die Kammer und stellte sich ans Fenster.
»Herrgott noch mal, Rollo, wir haben Wichtigeres zu besprechen«, sagte Nael unwirsch. »Und zwar wir alle.«
Er sah sie der Reihe nach an. Ravena nickte ihm aufmunternd zu.
»Meister Arel, du hast die Dorfbewohner befragt. Konntest du etwas herausfinden?«
»Leider nicht. Niemand will etwas bemerkt haben.«
»Peire?«
Der Sänger zuckte die Achseln. »Nichts, was uns weiterhilft.«
»Dann ist es entschieden«, sagte Nael. »Ravena und ich reisen nach Venedig und versuchen herauszufinden, wer hinter Taruns Entführung steckt.«
Ravena schüttelte den Kopf, doch Nael fuhr unbeeindruckt fort. »Für die Zeit unserer Abwesenheit übernimmt Peire das Kommando. Die Burg ist gut zu verteidigen, und sobald die Wachstationen bemannt sind, kann die Straße ins Tal bei Gefahr rechtzeitig unpassierbar gemacht werden. Es sollte demnach keine Schwierigkeiten geben, bis wir …«
»Nein!«, unterbrach Ravena scharf. »Hörst du eigentlich, was du da redest, Nael? Du verfügst über meine Burg, meine Leute, als sei ich gar nicht vorhanden. Was bin ich, deine Marionette?«
Oha, dachte Nael. Hier gelangen wir an einen äußerst heiklen Punkt. »Ich bemühe mich, dir zu helfen, Ravena, nicht mehr und nicht weniger …«
»Ja, hab Dank, Nael, das ist mir bewusst«, fiel Ravena ihm ins Wort und etwas in ihrem Tonfall beendete die Debatte.
Ein paar Herzschläge lang war nichts zu hören bis auf das Zischen der Kienspäne in ihren Wandhaltern.
Schließlich fragte Arel: »Und was ist, wenn wir mit deiner Reise nicht einverstanden sind, Herrin?«
»Schlagt euch eure Bedenken aus dem Kopf«, befahl Ravena. »Es geht nicht anders.«
Arel stieß einen langen Atemzug aus. »Du könntest Nael schicken.«
»So einfach kann ich es mir nicht machen«, sagte Ravena ruhig.
»Ach ja? Warum nicht?«, fragte Madda. »Die Kinder brauchen dich hier.«
»Tarun ist ebenfalls mein Kind.«
»Tarun ist ein junger Mann und beinahe erwachsen. Alessa und Desi dagegen brauchen ihre Mutter.« Madda wandte sich halb um und machte eine weit ausholende Geste, die den ganzen Raum umfasste. »Und was soll aus Rocca d´Aquila werden, wenn die Herrin des Hauses, Gott weiß wie lange, nicht da ist? Wir haben zu dir gehalten, Ravena, in jeder Lage, egal welche Schwierigkeiten uns die Vorsehung in den Weg geschickt hat. Weil wir an dich geglaubt haben. Ich schätze, dafür bist du uns etwas schuldig.«
Nael war geneigt, seinen Ohren zu misstrauen. Diese für Maddas Verhältnisse schamlose Unverblümtheit erschien ihm so vollkommen untypisch, dass er sich fragte, ob zwischen den Frauen etwas vorgefallen war.
»Arel hat recht«, fuhr Madda fort. »Lass Nael gehen. Vielleicht kann er sich in Venedig nützlich machen. Zumindest ist er dann nicht mehr in deiner Nähe, um deinen Kopf mit diesen rebellischen Flausen zu füllen, die …«
Ravena wandte den Kopf ab und hob abwehrend die Rechte. »Halt, Madda, bitte. Sprich nicht weiter.« Sie kniff die Augen zu und rang einen Moment um Haltung. Nael trat zu ihr und legte ihr einen Arm um die Taille.
Ravena sah Madda an. »Ich weiß, dass es nicht böser Wille ist, der dich so sprechen lässt, sondern deine Sorge um mich. Trotzdem will ich kein Wort mehr davon hören.«
Sie löste sich von Nael, trat zwei Schritte nach vorne und sah ihn eindringlich an. »Hüte mir Rocca d´Aquila, Nael. Das ist mein Wunsch an dich. Damit ich mir wenigstens um die Burg keine Sorgen machen muss, während ich fort bin.«
Nael hatte mit einem Mal Mühe, normal und gleichmäßig zu atmen. Warum hatte er sich nur dazu verleiten lassen, ihr seine Herkunft zu offenbaren? Sie versuchte mit allen Mitteln, ihn vor seiner Vergangenheit zu retten. Was unmöglich war. Nun saß er zwischen einer Dornenhecke und dem Abgrund fest und wusste nicht, wie er sich aus seiner misslichen Lage befreien sollte.
»Dein Plan ist unvernünftig, Ravena. Das weißt du genau.«
»Ich weiß nichts dergleichen. Ich werde nach Venedig reisen. Du hast da nichts mitzureden.«
»Ich habe Bruno versprochen, dass ich auf dich aufpasse!«, donnerte Arel.
»Schön. Dann komm mit nach Venedig. Peire geht Nael zur Hand. Madda übernimmt die Kinder. Und jetzt lasst mich allein. Sofort.« Ravenas Stimme duldete keinen Widerspruch. Auch Nael machte Anstalten zu gehen. Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. »Du bleibst hier«, sagte sie ruhig.
»Ach ja? Und wozu?«
»Weil ich dir meine Gründe erklären möchte.«
»Ich weiß schon, was du sagen willst. Erspare mir, es noch einmal hören zu müssen.«
»Nael. Lass uns bitte nicht wieder streiten.«
Nael stand still wie eine Statue, die Hände zu Fäusten geballt, während die anderen die Kammer verließen. Peire war der Letzte. Ravena schloss hinter ihm die Tür und legte den Riegel vor. Sehr langsam drehte sie sich zu Nael um und sah ihn an. »Ich weiß genau, was du vorhast«, sagte sie. »Aber es wird nicht funktionieren.«
Nael holte tief Luft und wappnete sich. Das würde jetzt hässlich werden. Ravena allein nach Venedig reisen zu lassen war zu gefährlich. Sein Feind war mächtig und hatte jahrelang Zeit gehabt, seinen Rachedurst zu nähren. Ravena würde in eine Falle laufen, von der sie nicht einmal ahnte, dass es sie gab.
»Ich habe durchaus Verständnis für deinen Wunsch, nach deinem Sohn zu suchen«, widersprach er grimmig. »Doch ich kann dir nicht erlauben, ohne mich nach Venèzsia zu reisen.«
»Darüber sind wir unterschiedlicher Auffassung, wie du weißt«, konterte sie.
Nael schüttelte den Kopf. »Es ist schlicht zu gefährlich. Das sage ich nicht, um deine Freiheit einzuschränken, sondern es ist eine Tatsache. Dir fehlt die Erfahrung, um die Tragweite deiner Entscheidung abschätzen zu können.«
»Ach? Aber du kannst es?«
Er atmete zitternd aus. »Dummerweise habe ich eine recht gute Vorstellung davon was uns erwartet. Bitte erlaube mir, dich zu begleiten.«
Ihr Gesicht verzog sich kummervoll. »Oh Gott! Oh, Nael. Ich kann nicht. Du weißt, warum.«
Nael konnte nicht atmen. Seine Kehle fühlte sich heiß und eng an, als würde sein Hals in einer eisernen Jungfrau feststecken. »Ravena«, murmelte er heiser.
Sie machte ein paar zögernde Schritte auf ihn zu, dann breitete sie die Arme aus und flog ihm entgegen. Er drückte sie an sich und versank in ihrer Umarmung. Tarun, die Burg, Madda und Arel, die ganze Welt waren vergessen. Es gab nur noch Ravena, die ihn zitternd und voller Sehnsucht an sich drückte.
Er vergrub sein Gesicht in ihrem Haar und wagte kaum zu atmen. Er wusste, dass er zu fest zudrückte, konnte seine verkrampften Muskeln aber nicht lockern und nichts anderes denken als mein, mein, mein.
Er senkte den Kopf, küsste sie wie ein Verhungernder, und der Boden unter ihnen schien zu schwanken. Sein Puls dröhnte ihm in den Ohren und er hatte das Gefühl, als könne er ihr gar nicht nahe genug sein. Das hatte er nicht geplant.
Aber der leidenschaftliche Kuss überwältigte sie beide, sie wurden mitgerissen von dieser Naturgewalt. Er hob sie ein wenig an und sie schlang ihre Beine um ihn, rieb ihren Schoß an seiner Erektion, während sie seinen Kuss erwiderte, als hinge ihr Leben davon ab. Das Rauschen in seinen Ohren war überlaut. Er öffnete sich ihr, bot sich ihr dar, so sehr überwältigt von seinem Verlangen, dass er jede Zurückhaltung vergaß.
Gleichzeitig machte es ihn rasend, dass sein Körper diese hilflose, animalische Reaktion zeigte, sobald er Ravena berührte. Es verlieh ihr viel zu viel Macht über ihn.
So wie jetzt. Sie löste sich aus seinen Armen und schob ihn von sich. Er wollte schon protestieren, da griff sie nach dem Saum ihres Gewandes und zog es sich über den Kopf. Unterkleid und Hemd folgten. Nur in Schuhen und knielangen Strümpfen stand sie vor ihm. Ein leichter Schweißfilm überzog ihre rosige Haut, und die dunklen Löckchen ihrer Scham schimmerten feucht.
Er konnte nur dastehen und sie anstarren, weil ihm sämtliche Worte abhandengekommen waren.
Ravena hob die Arme und drehte sich mit vollendeter Grazie um die eigene Achse – den Rücken durchgedrückt, die Brüste vorgestreckt, in ihren Augen dieser sehnsuchtsvolle Blick, bei dem sich sein Herzschlag zu einem wilden Trommeln beschleunigte.
Nael räusperte sich. »So gern ich das Bett mit dir teile, Ravena - ich fürchte, jetzt ist gerade nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Wir sollten besser …«
»Wir sollten gar nichts. Aber du wirst dich betätigen. Auf die Knie mit dir. Mach mich feucht.«
Nael blieb einige Herzschläge lang der Mund offen stehen, während in seinem Kopf ein Vulkanausbruch stattfand. Dann grinste er. »Ich lebe, um dir zu dienen, Herrin. Wobei ich mich schon frage, wie mir diese hochmütige Herrin bisher entgehen konnte. Wo hatte sie sich nur versteckt?«
»Du redest zu viel. Ich schlage vor, du fängst mit deinem Mund etwas Sinnvolleres an.«
Er pfiff anerkennend durch die Zähne. »Herrin, ich gehorche.« Er war bei ihr und auf seinen Knien, bevor sie es sich vielleicht anders überlegte. Er umfasste ihren Po und rieb mit der Wange über die warme, seidige Haut ihrer Oberschenkel, während sein Mund sich gierig ihrer empfindlichsten Stelle näherte. Er öffnete ihre Schamlippen, damit seine geschickte Zunge sich kreisend über ihr schimmerndes, rosafarbenes Fleisch hermachen konnte. Ihre Atemzüge kamen schnell und flach. Halt suchend schob sie die Finger in sein Haar und gab sich stöhnend seinen lustvollen Liebkosungen hin.
Sie war köstlich, heiß und weich wie Samt. Das Dröhnen in seinen Ohren verstärkte sich, während er alles daransetzte, sie an den Punkt zu bringen, nach dem sie sich verzehrte. Ein Zittern ging durch ihre Muskeln und er konnte spüren, wie jede seiner Berührungen eine weitere Welle des Erschauerns auslöste.
Sie kam an seinem Gesicht, seinen Händen. Der Anblick berauschte ihn und das gnadenlose Feuer, das in seinen Lenden brannte, wurde zu einer wahren Feuersbrunst, die sich so schnell in ihm verbreitete wie ein außer Kontrolle geratener Flächenbrand.
Nael stand auf und schob sie zum Tisch, aber sie leistete Widerstand, als er sie auf die Tischplatte drücken wollte.
»Warte«, befahl sie. »Nicht so.«
Es beeindruckte ihn, dass sie trotz des überwältigenden Höhepunktes nicht den hochmütigen Tonfall in ihrer Stimme verloren hatte. »Wie dann?«, fragte er.
»Zieh dich aus«, verlangte sie.
Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Hastig entledigte er sich seiner Kleider und schleuderte sie achtlos beiseite.
»Jetzt leg dich auf den Tisch«, befahl sie. »Auf den Rücken.«
Sein ganzer Körper schien sich in sinnlicher Erwartung zu verkrampfen, während er sich auf der Tischplatte ausstreckte. Ravena betrachtete in aller Seelenruhe sein steifes, gerötetes Glied, das sich an seinen Bauch schmiegte.
»Und was jetzt?«, fragte er heiser.
Ihre Augen schienen sich zu verdunkeln und noch glutvoller zu werden, als sie sich rittlings auf ihn setzte und genüsslich über seinen samtigen Schaft strich, bevor sie ihn mit der ganzen Hand umfasste und mit kreisenden Bewegungen von der Wurzel bis zur Spitze massierte.
Stöhnend bäumte Nael sich unter ihr auf. »Himmel, Ravena! Bitte!«
»Ich bin noch nicht mit dir fertig.« Ihre Stimme war kühl und bestimmt. Sie schloss die Faust um seinen Ständer und hielt ihn senkrecht. Sie erhob sich auf die Knie, positionierte sich über ihm und stützte sich mit einer Hand an seiner Brust ab. Ihre Hand führte seinen Schaft an ihren Schoß. Ihr heißes Fleisch strich gemächlich über seine pochende Eichel und bedeckte sie mit feuchten, neckenden Küssen, bis sie glänzte. Nael konnte seinen Blick nicht von ihr lösen. Was sie tat, war das Aufreizendste, was er je erlebt hatte.
Mit zurückgelegtem Kopf und geschlossenen Augen rieb sie sich an seinem Glied, einzig und allein auf ihr eigenes Vergnügen konzentriert. Und sie kannte kein Erbarmen. Sie bewegte die Hüften und ließ ihre schlüpfrigen Falten über seinen Schaft gleiten. Sie küsste ihn mit ihrer sinnlichen Hitze und stimulierte sich selbst. Plötzlich bekam er keine Luft mehr; sein Herz geriet ins Stottern, und jeder Muskel in seinem Körper spannte sich fast schmerzhaft an.
»Es ist höchst gefährlich, was du da treibst«, sagte er mit belegter Stimme.
Ravena leckte sich mit der Zunge über die weichen, vollen Lippen. »Armer Nael. Soll ich aufhören?«
Er stieß den Atem aus, den er angehalten hatte, ohne es zu merken. »Süßer Jesus, nein!« Er wollte mehr. Brauchte mehr. Glaubte zu sterben vor Verlangen. »Ich möchte in dir kommen.«
Mit einem weichen Lachen glitt sie endlich über ihn und er brachte sich in Position. Sie stöhnten wie aus einer Kehle, als sie ihn in sich aufnahm. Sie war bereit für ihn. Ein tiefer, genau dosierter Stoß, und sie kam. Ihr Schoß zuckte und pulsiert, während ihre inneren Muskeln ihn fest umschlossen. Sein Kopf war plötzlich wie leer gefegt. Ehe er sich versah, riss sie ihn mit und er stürzte direkt hinter ihr in die Tiefe.