Manchmal waren es nur 5 Minuten in denen sich unsere Herzen öffneten, unsere Blicke sich trafen und doch schien es, als wären wir Seelenverwandte, die füreinander bestimmt waren.
Und klar, du würdest mir fehlen, und doch war es nur die Erinnerung an den Moment, den ich mit mir nehmen konnte.
Und dann der Abschiedsschmerz, du würdest mir wirklich fehlen, denn der Moment kam in mein imaginäres Marmeladenglas, von dem ich zehren würde, an den tristen Tagen im Leben.
Weißt du noch, 100 m vom Strand entfernt, dort, wo die Wellen so hoch waren, als ich in deine Richtung rief um herauszufinden, ob wir die selbe Sprache sprachen? Dann unser Gespräch, ohne festen Boden unter den Füßen, unsere Diskussion über Gott und die Welt. Als ich wieder an Land schwamm, wusste ich, die Trennung war für immer. Und ich wünsche dir, dass du jetzt glücklich bist, da wo du eben gerade bist.
Und weißt du noch, als ich ohne zu fragen deine Babykatzen gestreichelt hab?
Du hast mir schnell verziehen und mir noch deine Schweine und Kühe gezeigt. Und nur 2 Tage später, ritten wir auf deinen Pferden wie Bibi und Tina über die Felder und der Wind zerzauste unsere Haare und viel hätte nicht gefehlt, zum perfekten Kinomoment.
Unzählige Briefe gingen über eine Landesgrenze, bis wir uns wieder sahen, dann schon keine Kinder mehr. Und wieder teilten wir unsere Geheimnisse miteinander und es schien, als wären wir nie getrennt gewesen.
Weißt du noch, als ich auf dem Basketballplatz in der Dämmerung vor dir stand, mit verschwitztem T-Shirt und hochrotem Gesicht? Du warst die Perfektion in Fleisch und Blut, und ich konnte meinen Blick nicht von dir nehmen. Die Überwindung war enorm, aber schließlich forderte ich dich zu einem Spiel heraus. Mit einem müden Lächeln im schönen Gesicht, gabst du dir keinerlei Mühe, mir zu beweisen, wie gut du bist und doch hast du mit links gewonnen. Nach einer kurzen Umarmung trennten wir uns voneinander, doch gingst du mir genauso schwer aus dem Kopf, wie Kaugummi von einer Schuhsohle. So verbrachte ich Stunden damit, dich in den unendlichen Wirren des Internets wieder zu finden.
Und weißt du noch, als du dich neben mich setztest, im Flieger von Nizza nach München? Ich, das fremde Mädchen, das dich ohne Umschweife auf deine Heimat ansprach. Dein verdutztes Gesicht, ein fragender Blick: woher weiß sie das?! Nach wenigen Minuten hatten wir beide erkannt, dass wir aus dem selben Material gestrickt waren und dass sich zwei Fremde kaum ähnlicher sein können. Eine Freundschaft entstand, die es nie gegeben hätte, ohne dein verräterisches Armband.
Hey, weißt du noch, als du dich einfach auf mein Surfbrett gesetzt hast? Ohne Hemmungen fingst du ein Gespräch an und hast mich gleich in deinen Bann gezogen. Du, mit dem hübschen Lächeln und dem verständnisvollen Blick. Den Cocktail, den du mir ausgeben wolltest, bekam ich zwar nie, aber ich weiß noch genau, wie blau deine Augen waren. Noch lange wurde über dich geredet, doch auch dich werde ich nie mehr sehen.
Und weißt du noch, als wir in Chicago zusammen ins Flugzeug stiegen? Erst nach einigen Stunden sprach ich dich an, und als könnten Zufälle nicht größer sein, fanden wir heraus, dass du Verwandte in meiner Heimatstadt hattest. Ich schwebte zwischen zwei Welten, und war verloren, ohne jeglichen Halt im Leben Und ich weiß nicht, ob du es wusstest, aber du warst mein Anker als in mir ein Sturm der Verzweiflung und Einsamkeit tobte.
Weißt du noch, als ich dich schräg von der Seite ansah, du mit deiner kleinen, neu gekauften Ukulele vor dir, und wie wir uns gegenseitig Lieder vorsangen, mitten auf dem Unicampus? Eigentlich sollte ich beruflich mit dir reden, dich als Unterstützer gewinnen, doch dann war da irgendwie doch mehr. Und dann haben wir uns beide irgendwie geärgert, dass die Situation nicht einfach so zustande kam. Und doch, ich versichere dir: ich hätte auch so mit dir geredet, denn du warst so ein besonderer Fremder, und ich habe es so genossen, neben dir zu sitzen und dir zuzuhören und dich verträumt anzusehen und mich ganz kurz an dich zu schmiegen. So lange habe ich versucht, dich wieder zu finden, um dir das zu sagen.
Hey Fremder, weißt du noch wie sich unsere Blicke zum ersten Mal trafen, und wir uns anlächelten, weißt du noch wie wir uns vorstellten, wie wir unsere Geschichten miteinander teilten, unsere Nummern austauschten, beste Freunde wurden, oder wie wir einfach auseinander gingen ohne daran zu glauben, dass man sich immer zwei mal im Leben sieht?
Danke, für deine Offenheit, deinen Mut, deine Zeit und Aufmerksamkeit, dein Lächeln, ein Zwinkern und den Abschiedsgruß, eine letzte Umarmung… nach der wir wieder zu Fremden wurden.