Inhalt:
Vor unendlich langer Zeit, noch vor der grossen Flut, welche die Erde neu formte, lebten Tiere und Menschen als gleichwertige Wesen nebeneinander. Die Tiere waren die Alten, welche den „jungen“ Menschen alles über das Leben beibrachten. Einige dieser Menschen, man nannte sie die Sternkinder, waren ganz besonders begabt. Sie konnten sich in jegliches Tier verwandeln, in das sie wollten und jeder von diesen Allessehenden- den Animalridern, wurde von einem ganz besonders weisen Tiermentor unterwiesen.
Die junge Schweizerin Nathalie staunt nicht schlecht, als eines Tages ein alter Indianer in ihrer Wohnung steht und sich ihr als ihr einstiger Meister vorstellt, welcher sie schon seit Anbeginn ihres Daseins, durch viele vergangene Leben hindurch kennt. Er eröffnet ihr, dass sie zu den Allessehenden- den Animalridern gehört und es ihre Berufung ist, diese Eigenschaften in diesem Leben neu zu entdecken. Nathalie glaubt zuerst nicht an das, was ihr da offenbart wird. Doch ihr Mentor- Wandernder Bär, nimmt sie auf eine einzigartige Reise mit, auf der sie immer mehr mit ihrem Inneren in Berührung kommt und das was sie lernt, manifestiert sich auch mehr und mehr im äusseren Leben.
Zur selben Zeit, wird auch der junge Marc von seinem einstigen Mentor Snakeman besucht und auch dieser berichtet ihm, von der Vergangenheit als Animalrider. Marc und Nathalie, welche sich schon kennen, deren Wege sich jedoch immer wieder durch traurige Umstände trennten, erfahren dass sie seit ewiger Zeit Seelenverwandte und Liebende sind.
Noch ist jedoch ein langer Weg zu gehen, bis sie ihre wahre Berufung finden und damit auch ihren Platz im ewigen Kreislauf des Universums einnehmen können. Viele innere wie äussere Helfer, begleiten die beiden auf ihrem Weg. Sie machen sich auf ihren ganz eigenen Visionquest (Visionssuche), vor dem farbenprächtigen Hintergrund der Mythologie der Indianer Nordamerikas.
(Die kursiv geschriebenen Zeilen, spielen in der fernen Vergangenheit der Hauptfiguren, welche tief verwurzelt ist, in der Mythologie der Indianer).
Prolog
Man nennt mich Mato- den Bär.
Als Iktome- die Spinne einst ihr Schicksalsnetz wob, schuf sie das allererste Alphabet. Von diesem Alphabet mache ich hier nun Gebrauch, um alles niederzuschreiben, von der Vergangenheit und der Gegenwart… Gewaltige Umwälzungen suchen unsere Welt heim. Der grosse Geist lässt seit Wochen über uns regnen. Die Strafe für all unsere Verfehlungen, steht unmittelbar vor unseren Türen. Darum will ich hier über all die Geheimnisse meiner Welt berichten, vielleicht findet jemand einst dieses Schriftstück und erinnert sich an die Zeiten, als Menschen und Tiere noch Freunde waren.
Agleska- die Eidechse, die die Zukunft träumt, sagte mir, dass die Zeit der Tiere bald vorbei sein wird. Etwas wird mit uns passieren, etwas wird sich verändern... und nichts wird mehr sein, wie es einst war. Die zweibeinigen Kinder, die von den Sternen kamen, werden uns ablösen.
Was wird uns nach der grossen Flut erwarten? Werden wir noch dieselben sein? Wird es uns überhaupt noch geben? Ich fürchte mich vor der Zukunft, niemals bisher habe ich solche Furcht empfunden. Darum muss ich die Gelegenheit nutzen zu berichten, was sich alles in unserer Welt zuträgt, damit es nicht für ewig verloren gehen möge.
Natürlich haben wir Vorkehrungen getroffen für die grosse Flut. Wir bauen Boote und legen darin Vorräte für lange Zeit an.
Die wenigen Sternenkinder müssen gerettet werden. Die Zukunft... sie liegt in ihren Händen.Wir sind nicht so wichtig, auch wenn das einige Tiere anders sehen. Sie mögen die Sternenkinder nicht, sie sahen in ihnen schon von Anbeginn einen Feind. Tatsächlich bestätigten ihre Befürchtungen sich teilweise, denn es gibt tatsächlich schon Zweibeiner, die sich über uns Tiere erheben wollten. Doch gibt es auch die Getreuen, die stets unsere Freund geblieben sind.
Immerhin waren wir es, die ihnen beibrachten wie man in der Wildnis überlebt, welche Früche von Mutter Erde man essen kann. Es gab sogar Tiere, die sich ihnen als Nahrung darboten, damit sie nicht des Hungers oder der Kälte wegen sterben mussten. Schwester Antilope- Tatokala z.B. Sie bot den Sternkindern an, dass sie sie in der Not töten, ihr Fleisch essen und ihr Fell als Kleidung verwenden dürfen. Sie sah das als Dienst und als Teil ihrer Weiterentwicklung. Möge der Grosse Geist ihr ihre Güte lohnen!
Leider gibt es unter den Zweibeinern mitlerweile auch solche, die mehr töten als sie eigentlich zum Leben bräuchten,die es lieben, sich mit besonders vielen Fellen zu schmücken, welche nur noch Fleisch essen wollen, auch wenn die Grosse Mutter doch so viel mehr an Nahrung zu bieten hätte. Ich finde z.B. frischen Honig besonders köstlich... doch davon will ich hier nicht zuviel berichten. Es geht um Wichtigeres.
Eine kleine Gruppe von den Sternenkindern sind für uns besonders wertvoll. Man nennt sie „Die Allessehenden“. Sie sind Wanderer, die sich ganz natürlich zwischen der Welt der Tiere und der ihren bewegen können. Ihnen gehört alle Weisheit, über Leben und Tod. Auf sie setze ich meine grosse Hoffnung.
Eine der Allessehenden steht meinem Herzen besonders nahe. Sie war meine fleissigste Schülerin und wie eine Tochter für mich. Ihr Name ist Sunkmanitutanka- die Wölfin.
Sie lebt bei der Sippe meiner Freunde, den Wölfen. Einst fanden sie sie nackt und einsam in der Weite der Steppe. Sie brachten dem Mädchen alles bei, was sie wussten und gaben sie dann in meine Obhut, damit ich ihr auch mein Wissen weitegeben konnte. Sie hat sich wunderbar entwickelt. Sie fand sogar einen jungen Mann, den sie von Herzen liebt. Wir nennen ihn „Kangi- den Raben“ denn er weiss um die tiefe Magie des Daseins. Er lernte vom Clan der Raben Einblick in das „Grosse Geheimnis“ zu erhalten. Er hat die Kraft des Heilens. Auch er, ist für mich wie ein Sohn. Die beiden sind ein schönes Paar, mit Augen wie Regenbogenobsidian und langem, gewellte Haar das an glänzende Kohle erinnert. Sie sind beide von kräftiger eher sehniger Statur. Sie erreichten bereits den höchsten Grad ihrer Ausbildung, können sie sich nun in jegliches Tier verwandeln, das auf Erden wandelt.
Schwester Eidechse offenbarte mir, dass man sie einst „Animal Rider“ nennen wird, was auch immer das bedeuten mag.
1. Kapitel
Es war ein regnerischer, kühler Tag in der ostschweizerischen Stadt St.Gallen. Die Wolken hingen tief zwischen den Hügeln und verliehen allem ein tristes, graues Aussehen. Doch davon merkte Nathalie Egghalder wenig. Sie arbeitete sowieso fast immer am Sonntag und zwar im Völkerkunde- Museum der kulturbegeisterten Stadt.
Gerade gab es eine neue Indianerausstellung, die sehr viele Gäste anzog. Die Kultur der Ureinwohner Nordamerikas, war im Augenblick sehr im Aufwind. Es gab immer mehr Workshops und Meditations Gruppen, die sich mit dem indianischen Weisheitsweg und der Lebensweise selbiger intensiv auseinandersetzten.
Nathalie war ebenfalls sehr fasziniert von allem was sich um die Indianer drehte. Immer nach Feierabend durchquerte sie deshalb nochmals die Aussellung und bewunderte die wunderschönen Federschmücke, Gewänder, Waffen, Zeremonienutensilien und anderen Gegenstände des besagten Volkes, in aller Ruhe.
So auch heute. Die meisten Lampen hatte sie schon gelöscht, nur noch die Vitrinen waren beleuchtet.
Immer zu dieser Zeit erfüllte das 25- jährige Mädchen eine seltsame Sehnsucht, fast eine Schwermut. Sie glaubte dann auf einmal durch ein Fenster schauen zu können und die Vergangenheit zu erblicken. Meist waren diese Erlebnisse so intensiv, dass es ihr vorkam, als könnte sie die Indianer bei der Arbeit, bei der Jagd oder bei einer ihrer besonderen Zeremonien selbst erleben. Sie glaubte gar Gerüche zu riechen, Stimmen zu hören.
Meist schüttelte sie dann den Kopf, um wieder aus ihrem tranceähnlichen Zustand zu erwachen, der sie irgendwie beunruhigte. Meist schob sie ihre Erlebnisse dann auf eine zu lebhafte Phantasie ihrerseits.
Langsam, fast meditativ ging sie von Vitrine zu Vitrine. Vor einem besonders schönen mit Adlerfedern, Perlen und Lederbändern verziertem Kalumet (Friedespfeife) blieb sie stehen.
Und ...auf einmal wich der Vorhang der Gegenwart zurück! Sie sah vor sich die weite Prärie. Ein heller Lichtball erschien am Horizont und näherte sich. Nathalie sah sich selbst auf dieses Licht zugehen. Und dann erblickte sie ihn! Einen schneeweissen Büffel, der aus dem Licht trat...