20. Kapitel
„Nathalie, so warte doch! Es tut mir leid!“ rief Marc. „Ich wollte das nicht, ich war unsensibel, das ist mir jetzt klar. Lass mich dich wenigstens nach Hause bringen. Es ist schon spät und vermutlich fährt nicht mal mehr ein Bus!" Nathalie zögerte einen Augenblick, doch dann lief sie doch weiter, zur Busstation. „Bitte Nathalie, warte!“ Marc Stimme klang nun richtig verzweifelt und die junge Frau, hielt jetzt doch inne. Tränen glänzten in ihren Augen und Mac, brach es beinahe das Herz. Er fühlte sich sehr schuldig. Immer wieder machte er bei Nathalie solche Fehler. Sie liebte Jonathan wirklich sehr und er hatte ihre Gefühle übergangen, indem er so mit der Tür ins Haus gefallen war. „Es tut mir ehrlich leid,“ sprach er. „Es war nicht richtig von mir, ich sollte es doch besser wissen. Doch nun…, habe ich dich erneut verletzt, dabei wollte ich doch eigentlich meine früheren Fehler, wieder gut machen. Komm, ich bring dich wenigstens nach Hause und wenn du mich dann nie mehr sehen willst, dann kann ich das verstehen.“ Nathalie schaute ihn prüfend an, er schien es wirklich aufrichtig zu meinen. „Wir können ja schon in Kontakt bleiben, einfach nicht auf die Weise, die du angesprochen hast. Ich liebe Jonathan, wie gesagt, noch immer und daran wird sich so schnell nichts ändern. Nur weil du und ich einen schönen Abend verbracht haben, heisst das nicht, dass ich mit dir zusammen sein will.“ „Ja, ist schon klar! Es war ein Fehler, mein Herz lief wohl einfach über.“ „Das kann man wohl sagen.“
Sie lächelte nun leicht, während sie sich auf den Weg zur Tiefgarage machten. „Aber es war dennoch schön, mit dir auszutauschen und ich würdige sehr, deine Entwicklungen. Du bist vermutlich der bessere Animalrider, als ich. Ich habe gerade ziemlich genug von all diesem Krempel.“ „Ist ja auch irgendwie verständlich, aber bestimmt wird es wieder besser werden.“ „Das wird sich noch zeigen,“ ihre Stimme klang desillusioniert. „All dieser Kram von früheren Leben und so…, es hindert einem nur daran, im Jetzt zu sein und dann auf einmal, wird einem der Boden unter den Füssen weggezogen.“ Marc glaube zu verstehen, was Nathalie damit meinte und nickte etwas schuldbewusst. Den Rest zu seinem Wagen, legten sie schweigend zurück.
Ziemlich bald, kamen sie bei Nathalies zu Hause an und blieben noch einen Moment sitzen. „Also, ist alles klar zwischen uns?“ fragte Marc schliesslich vorsichtig. „Können wir doch Freunde bleiben?“ „Ja, können wir schon, aber einfach keine solchen Liebeserklärungen mehr, okay? Ich muss zuerst mal das verarbeiten, was sich die letzten Wochen alles zugetragen hat. Versteh das bitte! Das mit der Sonne, die ich für dich sein soll… ich fühle mich natürlich geschmeichelt, aber ich glaube nicht, dass wir wirklich zusammenpassen würden. Auch wenn wir einst vielleicht dieses besondere Liebespaar gewesen sind. Es hat sich seither viel verändert, das spüre ich. Unsere Wege haben sich aus irgendeinem Grund auseinanderbewegt und das ist nicht zu ändern.“ Marc nickte, doch ihre Worte trafen ihn doch recht hart. Gerade erst hatte er durch seine spirituellen Erlebnisse herausgefunden, was Nathalie für ihn wirklich bedeutete, da wurde sie ihm auch schon wieder entrissen. Ein stiller Groll stieg in ihm hoch, doch er verdrängte ihn und erwiderte: „Ja okay, ich werde es respektieren.“ „Danke. Es tut mir leid, wenn ich dich verletze, aber so ist das einfach. Dennoch danke für den schönen Abend. Ich wünsche dir eine gute Nacht und vielleicht trifft man sich ja mal wieder.“ Mal wieder… das klang wenig ermutigend, in Marcs Ohren. Doch er musste ihre Wünsche respektieren, wenn er sie nicht ganz vergraulen wollte. So sprach er: „Ja, dir auch eine gute Nacht und vielleicht bis bald. Tschüss!“ „Tschüss!“
Nathalie stieg aus dem Auto und ging zwischen den, bereits wieder ergrünten, Bäumen hindurch, zu ihrem Hauseingang. Sie war nachdenklich und in sich gekehrt. In der Wohnung angekommen, zog sie müde ihre Schuhe aus und warf sie in eine Ecke, dann ging sie ins Schlafzimmer und entkleidete sich. Nachdem sie sich abgeschminkt und gewaschen hatte, schlüpfte sie in ihr Pyjama und legte sich ins Bett. Da sie doch ziemlich aufgewühlt von allem war, was sich zugetragen hatte, ging es ziemlich lange bis sie einschlafen konnte. Zum Glück hatte sie am nächsten Tag frei. Sie las noch etwas in einem Buch, dass sich mit Schamanismus befasste und dann fielen ihr endlich die Augen zu.
Schon wieder ist einige Zeit vergangen und seit ich das letzte Mal in dieses Buch schrieb, hat sich sehr vieles verändert. Es geht mir nun wieder wesentlich besser, denn ich habe wieder Anschluss an einige Mitmenschen gefunden. Ich wurde in einen fremden Stamm aufgenommen. Das alles, habe ich einem besonderen Menschen zu verdanken. Er hat mich gerettet. Wie ich das letzte Mal schrieb, war ich sehr krank und es wurde immer schlimmer. Die Überreste des Wolfes, der in der Höhle lag, in der ich Zuflucht gefunden hatte, begann schon zu stinken. Ich war so schwach, dass ich nicht mehr dir Kraft aufbrachte, ihn nach draussen zu schaffen.
Immer mal wieder erwachte ich aus den Fieberträumen und Panik ergriff mich, weil ich nicht wusste, ob die Schlangen mich nicht auch bald finden und töten würden. Der tote Wolf roch schrecklich und einige Maden taten sich bereits an ihm gütlich. In meinen Fieberträumen wurde aus diesen wenigen Maden ein ganzes Heer, überall kreuchten und fleuchten sie, sogar auf mir. Es war entsetzlich! Und ich wusste immer weniger, was wirklich real und was Einbildung war.
Doch dann auf einmal, schob sich ein Schatten vor den Eingang der Höhle! Ich erschrak zuerst sehr, doch es war ein freundlich aussehender Mann, welcher sogleich zu mir lief, als er mich entdeckte. Ich spürte seine warmen, sanften Hände, die mich hielten, die mir halfen den Kopf zu heben und etwas zu trinken. Meine Lippen waren bereits aufgesprungen und ich war schon bedrohlich abgemagert. Und dann fiel ich wieder in tiefe Ohnmacht. Als ich nochmals kurz erwachte, spürte ich mehrere Hände, die mich trugen und irgendwie wusste ich, dass ich nun in Sicherheit war. Der grosse Geist hat sich meiner gnädig erwiesen, denn ich würde LEBEN!