Silvie und Tommy freuten sich sehr, dass das Wochenende nun gesichert war. Auch Tommy redete ein paar Sätze mit Michael und das Gespräch wurde länger als geplant, bis Michaels Handy einen zweiten Anrufer meldete. Bertl, sein Anwalt versuchte ihn zu erreichen. Also beendete er das Gespräch mit den beiden und rief Bertl zurück.
"Hallo Berthold! Ich bin in Boston. Was gibts?" - "Servus Michi! Irgendwas is auf deine Konten faul! Deine Steuerberaterin hat mi grad angrufen, weil sie dich nicht erreicht hat. Irgendwer schiebt da Millionen umeinander!" - "Was heißt das?" - "Das jemand Millionen von Euros auf deine Konten überweist und wieder abhebt. Und das bedeutet, du könntest der Geldwäscherei und Steuerhinterziehung beschuldigt werden! Also was lauft da Michi? Du, des is fei koa Gaudi! Da kannst Ärger kriag'n aber so richtig, woaßt scho?"
Michael fiel aus allen Wolken. "Berti, ich schwörs dir, ich hab nicht die geringste Ahnung, was da vor sich geht. Ich bin in Massachusetts und hab grad eine Anlage abgenommen aber ich komme morgen früh um neun in München an. Ich hab damit nichts zu tun. Wer zum Teufel kann denn da überhaupt abheben? Einzahlen versteh ich ja noch, aber abheben?" - "Michl, du hast irgend einen Feind, aber einen der sich g'waschn hat. Der muaß mächtig sein. Aber den kaufma uns, sonst sperrens di ein und der hat sein Schwarzgeld bei dir g'waschn. Wenns Finanzamt davon Wind kriagt, na dann Servus, Michi. Du kommst sofort morgen vormittag zu mir. Möglicherweise müss ma Selbstanzeige machn, da steigst no am Besten aus!" - "Ich fahr sofort nach der Landung zu dir Bertie, Bis morgen!" Michael verstand die Welt nicht mehr. Er hatte mehrere Konnten im Inland und auch im Ausland, aber er hatte alles ganz offiziell. Es war ihm außerdem ein Rätsel, wer da auf seinem Konto herum jonglieren konnte. Und vor allem. Wozu?
Michael saß die ganze Nacht im Flugzeug. Auch dieses Mal gelang es ihm, etwas zu schlafen, allerdings bei weitem nicht so gut, wie auf dem ersten Flug. Michael kannte keine finanziellen Probleme, seit er sein Elternhaus verlassen hatte und auf eigenen Beinen stand, hatte er immer ein gutes Auskommen gefunden, obwohl er mit NICHTS losgezogen war. Keine Arbeit war ihm zu nieder, kein Anspruch zu hoch gewesen. Bis er das Glück hatte, seinem späteren Mentor das Leben retten zu können. Er hatte sich in eine Position gekämpft, die ihm niemand je zugetraut hätte. Als Techniker und Produktentwickler, als DER Problemlöser war er heute der Star in der Branche. Und seine jüngsten Entwicklungen waren geeignet, in die Geschichte einzugehen. Er hatte immer und mit allem Erfolg, nur privat hatte er nie das große Glück gehabt. Es war für ihn nie ein Problem gewesen, Frauen abzuschleppen, aber die Eine, die ihn bis ins Herz berührt, war nie dabei gewesen! Jetzt, wo er diese Person endlich gefunden hatte, begannen seltsame Dinge sein Leben zu beeinträchtigen. In seinem Kopf ging alles drunter und drüber. Er war gespannt, was Bertl morgen zu sagen hatte und ob er ihm auch helfen konnte...