„Was willst du?“ Conan starrte sie nur ungläubig an.
Robyn saß mit ihm im Café und befasste sich nun mit der einzigen Sache, die für den Urlaub noch zu erledigen war. Sie musste ihn überzeugen, damit er sie gehenließ, denn von ihrem nächsten Urlaub war sie eigentlich noch weit entfernt. Außerdem war er davon nie besonders angetan, was aber wohl mehr daran lag, dass er sich selbst nie Urlaub gönnte.
„Ich möchte nur mal wieder frei haben.“ Sie sah ihn unsicher an. „Für eine Weile.“
„Von mir aus kannst du dir ruhig ein schönes Wochenende machen.“ Er blätterte in der Zeitung, ohne sie eines Blickes zu würdigen. „Nachdem du deinen nächsten Auftrag beendet hast.“
Sie hatte noch nicht erwähnt, dass sie von einigen Wochen sprach und dass sie außerdem in ein anderes Land wollte. „Um ehrlich zu sein … Ich habe da nicht nur an ein Wochenende gedacht, Conan.“ Er blickte auf, erwiderte aber nichts. „Ich dachte da eher an den ganzen Sommer.“
Er legte die Zeitung weg und stütze sich mit den Ellbogen auf dem Tisch ab. „Den ganzen Sommer?“ Er war leicht angespannt. „Wohin willst du, was direkt mehrere Wochen dauert? Ja, Monate!“
„Ich habe heute Post von Rashida bekommen“, antwortete sie ihm. „Sie hat mich eingeladen und du weißt selber ganz genau, dass ich sie seit einer Ewigkeit nicht gesehen habe. Wenn ich hinfliege, möchte ich, dass es sich auch lohnt.“
„Monate …“, wiederholte Conan fassungslos und schüttelte dann energisch den Kopf. „Kommt gar nicht infrage.“
„Wie bitte?“
„Es steht ein neuer Auftrag an, Robyn“, rief er es ihr in Erinnerung. „Du kannst jetzt nicht einfach in ein anderes Land zu irgendeiner Kaiserin fahren.“
„Aufträge.“ Sie lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. „Immer nur Aufträge. Ich bin müde, Conan. Ich brauche eine Auszeit. Etwas Zeit für mich.“
„Nein!“ Er blieb eisern.
„Du kannst doch mitkommen.“ Sie schlug es vor, aber eigentlich wollte sie es nicht.
Rashida war ein anderes Kapitel in ihrem Leben. Eines, bevor Conan auf der Bildfläche erschienen war. Sie hatte ihm nie viel von ihr erzählt und umgekehrt hatte sie nie auch nur ein Wort über ihren Lehrer, beziehungsweise den Freund ihrer Eltern, verloren.
Es schien aber die einzige Möglichkeit zu sein, ihn zu überreden, also tat sie es. „Dann hast auch du endlich mal wieder Urlaub.“ Er musterte sie eindringlich. „Bitte, Conan.“ Sie war verzweifelt, wollte unbedingt nach Zadem. „Ich würde Rashida wirklich gerne wiedersehen.“
„Aber gleich für den ganzen Sommer? Was ist mit dem Auftrag?“
Sie sah ihn entrüstet an. „Ich. Will. Urlaub.“
„Ja, ist ja schon gut“, gab er sich geschlagen. „Du kriegst deinen Urlaub. Aber dieses Mal werde ich dich nicht alleine die Welt entdecken lassen.“
Es war ihr klar. Er wollte mitkommen, um sie im Auge zu behalten. Vielleicht auch nur, um sicherzustellen, dass sie sich verhielt, wie er es von ihr erwartete.
Es war also beschlossene Sache. Robyns Eltern nahmen mäßig erfreut zur Kenntnis, dass Rashida sich gemeldet hatte und begrüßten es, dass ihre Tochter nach Zadem reisen wollte. In dem Moment, in dem Robyn mit dem Packen begann, breitete sich in ihrem Bauch bereits das Glücksgefühl aus. Die Vorfreude war riesig.
Robyns Gedanken drehten sich dabei aber nicht nur um Rashida. Auch John nahm einen großen Platz in ihrem Kopf ein. Er war einfach einzigartig unter den Männern.
Übermannt von ihrer Freude, fiel es ihr sehr leicht mit einem Brief zu antworten.
Liebe Rashida,
ich habe mich sehr über deinen Brief gefreut.
Selbstverständlich komme ich dich gerne besuchen. Nichts könnte mich davon abhalten.
Ich hoffe, du hast nichts dagegen, wenn ich einen Freund der Familie mitbringe.
Richte John einen lieben Gruß von mir aus und dass ich mich auch ganz besonders auf ein Wiedersehen mit ihm freue.
Ich mache mich bald auf den Weg, also rechne mit mir.
Gleichfalls liebe Grüße
Robyn