Sie saß am Schelfrand der kleinen Bucht, an der sie so viele Male sich gesehen und zum ersten Mal geküssten hatten. Die Häuser der Stadt in der sie einst lebten, lag in Trümmern, zerfiel zu Asche. Nicht viele hatten überlebt. Ob sie je die Stadt wieder errichten konnten? Doch es war egal! Was blieb war die Erinnerung an eine bessere Zeit. Als Frieden herrschte.
Sie schaute auf sanften Wogen des Wassers und wie die Sonne darin funkelnd glitzerte. Der Wind kräuselten die Wellen sanft und ihren Gedanken flohen aus dem jetzt in die Vergangenheit. Damals saß er auf jenem großen Stein, der in die Brandung ragte. Er las den ganzen Tag seine Bücher dort und nebenbei angelte er. Das Leben war nie wirklich leicht, aber er schien ihm Leichtigkeit zu geben. Oft hatten sie sich gesehen, ihre Blicke hatten sich nicht minder oft gekreuzt. Er war nicht nur gebildet, er sah auch gut aus. Er gefiel ihr. Doch sie traute sich nicht ihn anzusprechen und hoffte stets, dass er eines Tages für sie vom Felsen steigen würde. Doch war er kaum minder schüchtern.
Eines Tages verschwand er. Zwei Wochen war er nicht gesehen oder gehört worden. Als er wieder zu Schule kam, trug er eine Rose bei sich, so zart, so lieblich duftend. Ihr Herz krampfte als sie ihn mit der Blume sah. Sie dachte sie habe ihn verloren. Doch in Wirklichkeit hatte sie ihn gewonnen gehabt - er schenkte ihr seine Rose.
Sie gingen durch den Park und schauten sich die Sterne an. Es war eine Zeit in der Glück kein Wort sondern Realität gewesen war. Doch jede Realität hat ihr Ende. Sie waren verabredet, an diesem einen zehnten Juli. Ihr Lehrer war krank und so ging sie zur Küste vor. Setzte sich auf den Fels und wartete. Als es Mittag wurde und auch sein Unterricht beendet war, hoffte sie ihn bald wiederzusehen. Doch Hoffnung kann sterben. Ein Flugzeug flog über die Stadt, niemand beachtete es, da ließ es etwas fallen. Wenige Sekunden später lag die Stadt in Schutt und Asche. Nichts war mehr geblieben.
Seit jenem Tag sitzt sie auf dem Felsen. Tag um Tag, Woche um Woche, Jahr um Jahr. Sie kümmerte die Alarmsirenen nicht, ihr Fels war frei von Krieg. Sie blickte auf das Wasser der Bucht und füllte sie mit ihren salzige Tränen. Keine Möwe am Horizont. Nur gespenstische Ruhe. Sie blickte zum Himmel, sah wieder auf das Wasser und entdeckte sein Gesicht.
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16.07.2016 © Felix Hartmann