Ein stechender Schmerz der wie ein Blitz durch meinen Kopf zog, weckte mich aus meinem traumlosen Schlaf. Stöhnend drehte ich mich auf die Seite.
„Guten Morgen, Prinzessin,“ ertönte eine belustigte Stimme neben mir.
Erschrocken zuckte ich zusammen. Ein weiterer höllischer Schmerz zuckte durch meinen Kopf.
Verzweifelt drückte ich mein Gesicht in das Kissen um das Pochen in meinem Kopf auszusperren.
„Was machst du in meinem Bett, Nero?“ stöhnte ich in das Kissen.
Ein hämisches lachen ertönte. „Die Frage könnte ich dir zurückgeben.“
Ich erstarrte. „Was soll das bedeuten?“
„Was das bedeuten soll?“ fragte er amüsiert zurück. Ich spürte wie das Bett auf seiner Seite nachgab
und spürte dann wie sein warmer Atem über meine Wange strich. „Das soll heißen das du zu mir ins Bett gekrochen bist.“
Ein leichtes kribbeln lief über meinen Rücken. Mühsam kämpfte ich mich auf und öffnete die Augen. Das grelle Licht blendete mich. Blinzelnd sah ich auf das Bett. Nero lag auf der anderen Seite des Doppelbettes, nur eine Armlänge von mir entfernt. Er trug dieselben Sachen wie gestern Abend. Genau wie ich, wie ich erleichtert feststellte.
Ich packte mein Kissen und warf es nach Nero. Lächelnd fing er es auf. Mein Gesicht glühte und ich schnappte nach Luft.
„Das glaube ich dir nicht,“ knurrte ich mit hochrotem Kopf.
„Du weißt so gut wie ich das ich dich nie anlügen würde,“ lachte er. Angestrengt versuchte ich die Spur einer Lüge in seinem Gesicht ausfindig zu machen, doch nichts. Er sagte die Wahrheit.
Seufzend setzte ich mich in den Schneidersitz.
„Wo sind wir?“ wollte ich wissen und sah mich neugierig um. Wir saßen auf einem altmodischen Himmelbett aus dunklem Holz, wie alle anderen Möbel im Zimmer. Das Bett war mit einem dunkelgrünen Bettbezug bezogen und schweren dunkelgrünen Vorhängen umrandet die mit schwarzen Kordeln an die Bettpfosten gebunden waren.
Der ganze Raum war Dunkel und wirkte düster doch er kam mir seltsam bekannt vor.
Nero lachte. „Keine Angst, Kleine. Ich habe dich nicht entführt. Du wolltest hier her.“
„Aber wo sind wir?“ fragte ich ihn wieder und versuchte mich verzweifelt daran zu erinnern woher ich den Raum kannte.
„Kannst du dich nicht mehr daran erinnern? Wir waren schon mal zusammen hier.“
„Aber wann?“ murmelte ich und versuchte mich verzweifelt daran zu erinnern.
Nero seufzte und setzte sich mir gegenüber in den Schneidersitz.
„Es war ein dunkler Tag.“
Neugierig hob ich meinen Kopf. Sein Blick ruhte traurig auf mir.
„Wie meinst du das?“
„Du warst völlig aufgelöst. Da habe ich dich hierhergebracht,“ erklärte er mir in Gedanken versunken.
„Und warum hast du mich heute hierhergebracht?“ wollte ich wissen.
Nero begann schallend zu lachend.
„Aber Bella. Nicht ich habe uns hierhergebracht.“
Ich runzelte verwirrt die Stirn. „Was soll das bedeuten?“
Langsam beugte er sich lächelnd zu mir. „Denk mal scharf nach: Wenn ich uns nicht hierhergebracht habe, wer hat uns dann hierhergebracht?“
„Ich habe uns hierhergebracht? Aber… Ich kenne diesen Ort doch gar nicht,“ stammelte ich und sah mich noch einmal genauer um. Warum war mir dieser Raum aber so vertraut?
Nero seufzte. „Du erinnerst dich nicht mehr.“
„Halt doch mal die Klappe. Ich versuch mich zu erinnern.“ zischte ich und schloss meine Augen. Augenblicklich war es ruhig um mir. Ich hörte nur noch meinen und seinen Atem und Herzschlag. Ein ‚finsterer Tag‘ soll es gewesen sein und ich sei völlig aufgelöst zu ihm gekommen. Bilder erschienen vor meinem inneren Auge. Mein Herz schlug augenblicklich schneller als die Erinnerung zurückkam.
Es war wahrlich der finsterste Tag in meinem Leben.
Aufgelöst und tränenüberströmt stand ich in der Mitte der Trümmer. Um mir hörte ich tränenerstickte stimmen und schmerzerfüllte Schreie.
Verdreckt und mit unzähligen Schnittwunden humpelte ich ziellos durch das zerstörte Schloss. Jeder Zentimeter meines Körpers schmerzte. In meinem Kopf drehte es sich. Wie hatte es nur so enden können?
„Isabella.“ vernahm ich gedämpft meinen Namen. Wie in Trance drehte ich mich um zu sehen wer mich rief.
Ein aufgelöstes Gesicht erschien vor mir das ich in meinem Delirium nicht einordnen konnte. Aber es war mir seltsam vertraut. Die blonden Haare, der helle dreitage Bart und die grünen Augen. Aber mir viel es nicht ein.
„Isabella? Was ist passiert? Alles in Ordnung? Bist du verletzt?“ ertönte die Stimme besorgt.
„Er… er ist tot. Er kommt nicht mehr,“ stammelte ich und begann hysterisch zu kichern. Empörte Gesichter starrten uns an.
„Ja, Isabella. Der Dunkle Lord ist tot. Alles ist gut. Beruhige dich,“ versuchte mich der Mann zu beruhigen und wollte meine Hände ergreifen, doch ich schüttelte sie ab und lachte weiter.
Ich schüttelte den Kopf.
„Snape,“ hauchte ich atemlos. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und lies mich schlucken. Tränen bildeten sich in meinen Augen und ließen mich blinzeln. Das Gesicht des jungen Mannes verschwamm vor meinem Blickfeld. „Severus Snape ist tot. Mein Vater ist tot. Er hat ihn umgebracht.“
Dann brach ich heulend zusammen. Ich spürte wie mein Körper auf dem kalten Steinboden aufkam. Doch der Schmerz war nichts gegen dem, den ich in mir trug. Er fraß mich innerlich auf. Kauernd heulte ich mir die Seele aus dem Leib.
Ich spürte die Blicke der anderen auf mir und hörte das tuscheln. Doch das war mir egal. Ich war allein.
Nur halb bemerkte ich wie sich der Mann neben mir hinkniete und seine Arme um mich legte.
Wärme umhüllte mich und ich ließ es zu das er mich an seine Brust zog. Eingelullt in seinen Duft nach Flieder, verstummten bald meine Tränen.
Ich hob meinen Kopf. Meine Augen trafen auf die leuchtend grünen Augen.
„Nero,“ hauchte ich heißer.
„Isabella,“ knurrte er.
„Was machst du hier?“ fragte ich ihn verwirrt und lehnte mich in seinen Armen weiter zurück wobei ich bemerkte das wir in einem dunklen Zimmer saßen und unter mir ein weiches Bett war. „Wo sind wir?“
„Keine Angst, wir sind in Rom.“ Beantwortete er lässig meine Frage.
„Was machen wir in Rom? Verdammt nochmal, Nero, was fällt dir ein einfach mit mir nach Rom zu apparieren?“ fauchte ich und versuchte mich aus seiner Umarmung zu befreien. Doch er lies mich nicht los.
„Jetzt halt doch mal still, Isabella. Lass mich dir das erklären.“ Knurrte er während er meine Hände abfing die auf ihn einhämmerten.
„Nein. Lass mich los.“ schrie ich ihn an.
Geschickt fing er meine Hände ab, warf mich auf den Rücken und nagelte mich mit seinem Körper auf das Bett.
Frech grinsend blickte er mir ins Gesicht. „So und jetzt hörst du mir gefälligst zu wenn dich meine Nähe nicht allzu sehr ablenkt.“ Ich hob nur spöttisch die Augenbraue was ihn dazu veranlasste sich absichtlich an mir zu reiben. „Ich höre.“ antwortete ich ein wenig zu atemlos was ich mit einem räuspern zu überspielen versuchte.
Nero grinste wieder schmutzig. Sein Gesicht war nur noch Millimeter von meinem entfernt. Seine Lippen schwebten über meinen. „Ich habe dich hierhergebracht um dich zu trösten.“
„Das nennst du also trösten?“ fragte ich ihn zweifelnd während sein Atem über meine Lippen streicht.
„Es hat doch geklappt,“ hauchte er grinsend und schon waren seine Lippen auf meinen.
Keuchend erwachte ich aus meinen Erinnerungen.
„Nach der Schlacht,“ hauchte ich atemlos. „Der Tag an dem meine Welt zerbrach.“
Nero biss sich auf die Lippe. „Der Tag an dem ich mich in dich verliebte,“ stellte er kaum hörbar fest.