Lass uns eine Wand aus Büchern bauen. Um uns herum, hoch über unsere Köpfe hinaus. Wie ein Iglu, ein Fort, eine Trutzburg gegen all die Rohheit dort draußen.
Lass uns dort verweilen, in der papiernen Geborgenheit, umgeben vom Geruch nach Weisheit, nach altem Papier, ledernen Einbänden und einer Prise antiquarischem Muff. Mit heißer Schokolade und leidenschaftlichen Küssen.
Lass uns Geschichten erzählen, Gedichte zitieren, Illustrationen entdecken, Welten erkunden. Mein Kopf in deinem Schoß, dein Gesicht an meiner Schulter, deine Nase tief vergraben in den Falten meines T-Shirts, nebeneinander auf dem Rücken. Nur ganz dumpf dringen von jenseits der Mauern die Geräusche der Realität herein.
Die Buchstaben tanzen. Unsere Gedanken fliegen. Unsere Seelen wiegen sich gleichmäßig im stetig dahinfließenden Erzählstrom, wie Getreide im Wind. Eine Welt aus Fantasie, eine Physik aus Buchstaben, mit eigenen Gesetzen und frei von Zwängen, ein Universum aus Kapiteln, Prologen, Epilogen, Absätzen. Eine Welt in der Eselsohren kein Schönheitsfehler, kein Makel sind; sondern liebenswürdige Besonderheiten.
Lass uns wieder Kind sein. Abenteuer erleben, Drachen zähmen, Wildpferde reiten, auf einem Besen nachts über die Stadt fliegen. Lachen, weinen, lieben.
Leben.
Lass uns lesen. Bis es nichts mehr gibt was wir lesen können. Bis alle Seiten umgeblättert, alle Geschichten erzählt, alle Träume zu Ende geträumt sind. Oder bis wir beide nicht mehr sind.
Was bleibt, sind die Geschichten. Und eine Wand aus Büchern.