So ging das eine ganze Weile... Ich hatte sehr schlechte Monate und danach ein/ zwei 'Gute'. Immer wieder aufs Neue, da habe ich ein paar Monate gehungert und danach ein/zwei Monate 'normaler' gegessen. Bis ich an einem Zeitpunkt war (vor eineinhalb Jahren) wo alles keinen Sinn mehr ergab. Meine Laune hing von meinem Gewicht ab und ich konnte nicht mehr. Ich wollte das alles nicht mehr, ich wollte raus, raus aus der Essstörung. Zugleich hatte ich davor auch Angst, Angst die Stimme, die ich im Hinterkopf hatte, zu verlieren. Ich konnte sie nicht einfach so gehen lassen, wusste nicht wie ich ohne sie leben sollte. Die Stimme war immer da, auch wenn sie mir nicht gut tat und mich immer weiter zum hungern überredete. Eigentlich hasste ich diese Stimme, zu oft wollte ich sie glücklich machen, zu oft um Verzeihung gebeten, als ich zu viel gegessen hatte. Aber irgendwie war ich abhängig von ihr, trotz meiner Verachtung. Sie quälte mich und ich war zu schwach um ihr ein Ende zusetzten. Teilweise wollte ich versuchen damit aufzuhören aber andererseits irgendwie auch nicht...
Ich sagte mir immer, dass ich aufhören möchte aber der Drang weiterzumachen und mich unter 'Kontrolle' zu haben war einfach größer. Außerdem hatte ich das verlangen weiterhin an meine Grenzen zugehen...psychisch und physisch. Ein gutes Jahr war es her, wo ich mir zuletzt selbst weh getan habe... Je mehr ich ans hungern dachte, desto größer wurde meine Lust und ich tat es. Ein Jahr habe ich dagegen gekämpft, versucht mich davon abzuhalten und auf einmal, auf einmal tat ich es wieder. Ohne Bedacht, brauchte keine Sekunden um eine Entscheidung zutreffen... Es fühlte sich beruhigend an, als hätte ich es vermisst...
Täglich sagte ich mir: Morgen wird es besser sein. War es aber nie. Ich konnte stundenlang einfach nur dasitzen und nichts tun. Gedankenlos. In mir herrschte die komplette Leere. Und wenn ich an was dachte, dann erdrückte es mich. Hatte den Sinn meines Aufenthalts verloren und zweifelte an jeder meiner Entscheidung.