Er wollte ab hier seinen Weg alleine gehen. Er war es Leid irgendein Anhängsel der eingebildeten Blutelfen zu sein und schon gar nicht der Babysitter eines kleinen Halb- Dämonen. Dabog war soweit wieder hergestellt worden und wie gesagt, würden die nekromantischen Kräfte ihres dazu beitragen, dass der Heilungsprozess weiter voranschritt. Ersatzteile gab es auch genug in Unterstadt. Dafür sorgten die Apotheker schon. Aeternias war viel zu lange mit dieser zusammengewürfelten Gruppe gereist und hatte sich um Dabog gekümmert. Doch jetzt war das nicht mehr nötig und er hatte es zudem satt. Er wollte seinen eigenen Weg gehen. Dieser führte ihn weit weg von Ogrimmar, einem unbekannten Ziel entgegen!
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Am nächsten Tag, machten die Blutelfen alles für ihre Abreise bereit. Dabogs Untoten- Ich wirkte noch etwas mitgenommen, doch es war auf dem Weg der Besserung. Ausserdem kannten Untote kaum Schmerz und deswegen stand er rechtzeitig bereit, um die Reise, Richtung Eschental, anzutreten. Ihre Reise würde sie durch das karge Brachland bis zu den dichten Waldgebieten selbigen führen. Beim Hain der Silberschwingen, würden sie die beiden Nachtelfen treffen, welche sie weiter nach Darnassus begleiten würden. Varunna war schon voraus gereist und auch sie würden ihr Ziel bald erreichen, dass gar nicht so weit entfernt von Ogrimmar lag. Sie würden beim Flugmeister erneut einen Flug mieten. Als sie alle bereit waren, trafen sie sich unten in der Gaststube und warteten auf Aeternias. Doch dieser kam und kam nicht. Langsam wurden die Reisenden nervös. Sie hatten vier Wyvern auf eine bestimmte Zeit reserviert und wenn sie ihre Reise nicht bald damit antraten, dann würden sie an andere Leute weitervermietet werden. Unruhig ging Tyrande in der Gaststube auf und ab. «Wo bleibt dieser Aeternias nur? Er sollte doch schon lange hier sein.» «Tja, was kann man schon von einem Untoten an Zuverlässigkeit erwarten,» meinte Gwydyon sichtlich genervt, was ihm einen düsteren Blick von Dabog einbrachte. «Immerhin hat dir ein Untoter mehrfach das Leben gerettet,» sprach Balduraya vorwurfsvoll. «Der hatte aber eine Seele. Ich sehe hier keinen Untoten mit Seele.» Irgendwie sagte der Blutelf das in einem gehässigeren Ton, als er es eigentlich beabsichtigt hatte. Denn es machte ihm, auch wenn er es niemals zugegeben hätte, ziemlich fertig, dass Dabogs Seelen- Ich sein Gefäss erneut hatte verlassen müssen. Tatsächlich hatte ihm Dabog das Leben gerettet und er war ihm unendlich dankbar dafür, doch dieses Ding, dass nun unter ihnen weilte, war erneut leblos geworden. Er sah auch, wie seine Schwester deswegen litt, denn es schien tatsächlich, als hätte sie sich in Dabog verliebt, allerdings in das was er früher gewesen war und nicht in das was er jetzt wieder war. Seine Seele war erneut aus seinem alten Körper verdrängt worden und die nekromantische Quacksalberei der Untoten- Apotheker, verhinderte wohl eher, dass er zurückkehren konnte. Sie heilten zwar Dabogs untoten Körper (wenn man dabei überhaupt von Heilung sprechen konnte), aber das verstärkte auch wieder die Barriere, die Dabogs Seelen- Ich aussperrte. Wie viel lieber hätte Gwydyon jedoch die Reise nach Darnassus mit einem beseelten Dabog angetreten. Er hatte noch nicht einmal richtig Gelegenheit gehabt, sich bei seinem Lebensretter zu bedanken, weil Dabogs Seele durch die schweren Verletzungen, noch in Desolace aus seinem alten Körper katapultiert worden war. Er hatte irgendwie ein mieses Gefühl, auch hinsichtlich von Aeternias' Fernbleiben und dieses wurden sogleich bestätigt als die orcische Gastwirtin Gryshka zu ihnen kam und fragte: «Sucht ihr euren anderen Untoten- Freund?» «Ja, eigentlich schon.» «Das ist aber seltsam!» Das Gesicht der Orcin blickte überrascht. «Ich dachte, ihr wisst es. Er ist heute ganz früh Morgens abgereist.» «Abgereist!» rief Gwydyon. «Ja. Er hat seine Zeche bezahlt und gesagt, er werde nicht wieder kommen.
«Was!» Aeternias ist weg?» rief Linus. «Sieht so aus,» sprach der Blutelf sarkastisch. «Aber das würde er doch nicht einfach tun. Er muss mich doch noch weiter in der Kriegskunst unterweisen.» «So weit wird es wohl nicht mehr kommen, Sohn,» erwiderte Gwydyon. «Aber wir können dir auch manches beibringen!» «Das ist aber nicht dasselbe!» schrie Linus und stampfte trotzig auf. «Aeternias ist der beste Krieger und vor allem ist er nicht so empfindlich wie ihr. Mit ihm kann ich richtig kämpfen, bei euch muss ich immer aufpassen!»
«Wir sind auch noch lebendig und demzufolge auch verletzbarer, als er als Untoter, Schätzchen,» sprach Balduraya beschwichtigend. «Ausserdem sagte ich dir schon mal, dass zu viel kämpfen nicht so gut für dich ist.» «Ja genau!» schrie Linus noch lauter und seine Augen verloren erneut ihren Glanz und wurden schwarz. «Ihr wollt mich immer vom Kämpfen abhalten. Ihr seid doof!» «Linus!» Balduraya wollte ihn zurückhalten, doch der Junge verliess zornig das Gasthaus. «Linus warte!» schrie Tyrande nun ebenfalls, denn sich machte sich ernsthafte Sorgen, wenn der Junge in diesem Zustand war. Doch Linus hörte gar nicht hin und lief davon.
«Das ist die falsche Richtung!» schrie Gwydyon. «Verdammt noch mal! Jetzt warte doch! Wir müssen endlich die Wyvern abholen!» Er wob reflexartig einen Zauber. Es war jedoch einer, den er hier wohl niemals hätte verwenden dürfen. Es war der Zauber Dämonensklave. Dieser Zauber brachte üblicherweise einen niedrigeren Dämon dazu, dem Hexenmeister eine Weile zu Diensten zu sein. «Bleib stehen!» sprach Gwydyon kalt und Linus blieb augenblicklich stehen und drehte sich zu ihnen um. Sein Blick war leer, jedoch noch immer verschleiert von dämonischer Essenz.
«Wie ihr wünscht... Meister,» sprach er. «Meister?» rief Balduraya wütend aus. «Bist du verrückt geworden? Das ist dein Sohn kein… Dämonensklave, wie kannst du nur?" Sie ging zu dem Kind und legte beschützend den Arm um es. «Es tut mir leid… aber ich konnte nicht anders, er hört einfach nie und wenn er in diesem Zustand ist…» Gwydyons Stimme klang hilflos. Er begriff, dass er sowas nicht hätte tun dürfen, auch wenn es in gewisser Weise ganz praktisch war. «Du bist ein Scheusal!» beschimpfte ihn seine Schwester. «Zieh den Zauber sofort zurück!» «Erst wenn wir bei den Wyvern sind!» erwiderte Gwydyon jedoch, fast eben so trotzig, wie vorhin Linus.
«Aber das geht doch nicht!» Zorn funkelte in den Augen der jungen Blutelfin und auch Tyrande musterte ihn voller Abscheu. Sollten sie doch! Er hatte keine Zeit für diese ständigen Streitereien. Er ignorierte die bösen Blicke und die hochgezogenen Augenbrauen von Dabog und sprach zu Linus: «Los geht’s, wir müssen endlich zum Flugmeister, sonst sind die Wyvern weg.» der Junge, folgte ihm widerstandslos.
Gwydyon hatte sich das mit seinem Sohn wahrlich einfacher vorgestellt, als es tatsächlich war. Der Kleine war und blieb ein Halbdämon und in ihm floss das verderbte Blut seiner Mutter. Vermutlich war es eine Illusion, dass dies jemals geändert werden konnte. Auch wenn er im Elune- Tempel den Mächten des Lichts geweiht wurde, hiess das nicht, dass seine dämonische Seite bezwungen werden konnte. Dass der Zauber des Dämonensklaven überhaupt wirkte, war schon schlimm genug. Der Blutelf hatte es einfach ausprobiert und eigentlich erschütterte es ihn doch sehr, dass der Dämon in seinem Sohn so stark zu sein schien, dass der Zauber bei ihm auf fruchtbaren Boden gefallen war. Der Blutelfen Hexenmeister war hin und her gerissen zwischen seinem schrecklichen, schlechten Gewissen, dem menschlichen Anteil seines Sohnes gegenüber und der Abscheu, die er doch, wegen dessen dämonischen Seite, gegen ihn hegte. Doch er wischte die Gedanken weg und eilte weiter Richtung Flugmeister.
Plötzlich jedoch blieb sein Sohn stehen und rührte sich nicht mehr vom Fleck. «Los weiter!» befahl der Blutelf in einem Ton, den er sonst jeweils nur mit seinen Dämonen pflegte. «Nein!» sprach Linus und drehte sich zu ihm um. Seine Augen waren nun wieder so strahlend, wie sie es üblicherweise waren und frei von jeder dämonischen Essenz. Gwydyon schaute den Jungen fassungslos an. Dieser schien bereits wieder ein Stück gewachsen zu sein. Er war jetzt bereits ein Kind von 8 Jahren. «Ich bin kein Dämon… Vater, ich bin mehr als das. Dein Zauber wirkt bei mir nicht, wenn ich mir meine Menschlichkeit bewahre. An deiner Menschlichkeit zweifle ich jedoch gerade ziemlich. Da sind mir die Untoten noch lieber, bei ihnen weiss man wenigstens stets woran man ist, im Gegensatz zu dir. Ich weiss, du hasst mich, weil ich bin was ich bin. Aber ich werde den Mächten des Lichts folgen. Sobald ich geweiht bin, wird mir das leichter fallen, davon bin ich überzeugt. Ich werde täglich stärker und auch klüger! Deine Herzlosigkeit wird mich nicht dazu verleiten, den Dämonen in mir siegen zu lassen.» Es war Gwydyon, als hätte er eine Ohrfeige bekommen und er wusste nicht mehr was sagen. Die verbitterten Worte seines Sohnes trafen ihn zutiefst und doch musste er diesem auch grössten Respekt zollen, hatte er doch gerade etwas Unglaubliches zu Stande gebracht und das ganz aus eigener Kraft. Er wollte etwas sagen, doch kein Wort kam über seine Lippe. Er schaute seinen Sohn einfach nur an. Dieser wandte sich demonstrativ von ihm ab und ging dann herüber zu Dabog. «Darf ich mit dir mitfliegen?» fragte er diesen. Dabog warf einen leicht unentschlossenen Blick zu seinen Begleitern, doch dann erwiderte er. «Wenn du willst.» «Ja, ich will und vielleicht, wenn es dir besser geht, kannst du mich ja in der Kampfkunst unterweisen, Aeternias hat uns ja scheinbar einfach so verlassen.» «Scheint so,» gab der Untote emotionslos zurück.» «Aber du wirst doch bei uns bleiben Dabog, nicht wahr?» In den Augen des Jungen, lag eine flehentlicher Ausdruck, welcher Gwydyon einen erneuten Stich ins Herz versetzte. Vermutlich hatte er es nun vollends mit seinem Sohn verspielt.
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