Der Sonntag brach an. Mitte Juni bahnt sich das Sonnenlicht auf Grund der Sommerzeit schon zu früher Stunde seinen Weg.
Sonja hatte tatsächlich schon ein Frühstück bereitet. Sie hatte Semmeln aufgebacken und Schinken, Käse, Weintrauben und auch Konfitüre bereitgestellt und ein angenehmer Kaffeeduft zog durch ihre Wohnung. Noch war es dunkel doch von Minute zu Minute wurde es ein klein Wenig heller.
Sonja ging ins Schlafzimmer und streichelte den schlafenden Josef. Als er die Augen aufschlug, küsste sie diese und seine Lippen und flüsterte: "Du warst unglaublich, heute Nacht. Darum hab ich dich bis jetzt schlafen lassen, mein Prinz. Aber jetzt komm! Das Frühstück steht bereit..."
Er brauchte ein paar Sekunden, bis er realisierte, wo er war. Dann packte er Sonja und zog sie zurück ins Bett.
"Du bist was ganz Besonderes, Sonja Tremer! Und ich steh auf dich! Mehr als ich dir sagen kann! Enttäusch mich nicht, mein Engel! Bitte! Ich möchte, dass wir beide beisammen bleiben. Aber du darfst mich nie mehr belügen, Süße! Nie mehr! Denn dann wäre alles vorbei, was wir uns beide so sehr wünschen... Verstehst du das, mein Engel?"
Sie küsste ihn zärtlich.
"Ich will dich nicht mehr hergeben, Sepp. Bitte hör auf, mir zu misstrauen! Ich liebe dich!"
Der Fischermichl war gespannt, ob Sepp tatsächlich um fünf Uhr erscheinen würde, aber er hatte ein gutes Gefühl. Das war noch einer mit Handschlagqualität! Er hatte ihm gestern versprochen, heute mit ihm raus zu fahren und entsprechend belastende Aufnahmen zu machen, um den Schwarzbau zu stoppen, Jansen womöglich sogar zur Renaturierung des Ufers zu verdonnern! Vielleicht würde dieser dann endlich lernen, dass es auch von Seiten der Natur Grenzen gibt, die der Mensch nicht zu missachten hat...
Josef staunte nicht schlecht, über das gut sortierte Frühstücksangebot. "Du bist einmalig, Süße!"
Sie frühstückten gemeinsam und Sonja fragte plötzlich, "Nimmst du mich mit, Sepp? Ich mach mich ganz dünn! Du wirst gar nicht merken, dass ich dabei bin!"
"Das geht leider nicht, Sonja. Diese Fischerboote sind zwar sehr lang, aber dafür gebaut, alleine damit zum Fischen rauszufahren. Wenn ich heute mit bin, bin ich ohnehin schon voll im Weg. Aber wir haben doch gestern auf dem Schober ins Auge gefasst, auch mal auf den Schafberg zu geh´n. Wenn das Wetter aushält, könnten wir das heute Nachmittag tun. Was meinst du?"
"War nur eine Idee, aber Schafberg klingt gut!" Sonja klang ein Wenig enttäuscht. "Sepp, findest du nicht, du solltest deine Unterlagen zu diesem Fall bei mir deponieren? Ich meine, wenn da wirklich so viele Unternehmer davon abhängig sind, was bei deinem Gutachten rauskommt, könnte es ja sein, dass jemand bei dir einbricht, und mit deinen Unterlagen oder deinem Rechner abhaut...!"
"Keine Sorge, Sonja! Es gibt noch gar keine Aufzeichnungen, weil ich ja noch gar nicht wirklich mit dem Fall betraut bin! "
"Aber wieso, bedroht man dich, wenn du noch gar nichts in der Hand hast?"
"Ich hab dir ja gesagt, dass das alles ein großer Bluff ist, Kleines."
"Das glaub ich aber auch nicht."
"Hör zu Süße! Ich fahr heute mit Michl raus und werde mit meiner Spiegelreflexkamera Bilder machen, vom Wasser aus. Beweiskräftige Bilder, die eine Anzeige bei der Baubehörde, dem Naturschutz und auf der Bezirkshauptmanschaft rechtfertigen. Von heute an, wird´s für die Bausünder und Betrüger heiß! Denn dann werde mit Sicherheit ich als der regional verfügbare Sachverständige mit der Expertise betraut. Und morgen wird mit Hilfe dieser Bilder der Behördenapparat in Gang gesetzt und das wird dank meiner dann folgenden Gutachten zweifellos zum Baustopp führen! Ich kann nichts dafür, wenn sich die Gierigen verschuldet haben, um Jansen den Bauch zu pinseln. Ein Geschäftsmann sollte wissen, was er sich leisten kann und nicht mich dafür verantwortlich machen, wenn seine Machenschaften nicht fruchten! Cést la vie! So ist das Leben! Ich habe die Pflicht, solche Gaunereien und Umweltsünden zu unterbinden! Ob das denen in den Kram passt oder nicht!"
"Mir passt das gar nicht Sepp, weil ich nicht an einen Bluff glaube! Ich glaube nach wie vor, dass du in großer Gefahr schwebst."
"Mach dir keine Sorgen, mein Engel. Ich bin hart im nehmen."
Nach dem Frühstück verabschiedete sich Sepp von Sonja und fuhr nach Hause um dort seine Fotoausrüstung zu holen und zu Michl mitzunehmen.
Mantodea aber besann sich mit gemischten Gefühlen der Tatsache, dass nun der Tag der Entscheidung gekommen war...