Das Haus am Goldsteintalbach (Morgen)
Alle waren sie in diesem Haus...
Sicher waren sie dort nicht.
Einem nach den anderen würde er sich greifen.
Dieses Haus beschmutze seinen Wald.
Alle waren sie in diesem Haus...
*
Es war noch dunkel, am Horizont konnte man das Morgengrauen schon erahnen. Stephen lag in seinem Bett mit verschränkten Armen und lauschte der Stille.
Stille? Da war doch gerade jemand auf dem Flur. Ein leises Knarren der Holzdielen war zu hören. Wer schlich da um diese Uhrzeit über den Flur?
Stephen stand leise auf und spähte heimlich aus seiner Zimmertür. Allerdings war niemand auf dem Flur zu sehen. Sein ungutes Gefühl, was ihn schon oft gewarnt hatte, zog sich wie ein Schatten durch die Träume seines Halbschlafs.
Wenige Minuten später kam das Schleichen zurück und machte vor seiner Tür halt, es klopfte...
*
Die Sonne war gerade erst aufgegangen und alles schien in friedlichster Ruhe. Als mich plötzlich ein markerschütternder Schrei weckte. Bloß ein Traum? Der folgende Aufruhr auf dem Gang, zwang mich aufzustehen. Es schien doch etwas passiert zu sein...
*
Tea hatte Stephen noch vor Sonnenaufgang geweckt, Tina hatte es ihr bei Tobias, gleich getan. Tea und Tina wollten Ben wecken und ihn bewegen die Tür zu öffnen. Doch er antwortete nicht. Weder auf ihr Klopfen, noch auf die Handyanrufe. Dabei war Ben ein Frühaufsteher sondergleichen, der selten länger schlief als sieben Uhr. Stephen und Tobias wendeten dasselbe Verfahren an, ehe sie sich entschieden die Tür aufzubrechen. Einem Impuls folgenden, den Stephen mit dem Geruch von Eisen begründete. Stoß um Stoß schmetternd sich die beiden der Tür entgegen. Das massive Eichenholz gab nur langsam nach. Die Tür war auf jeden Fall abgeschlossen, den einzigen Schlüssel für das Zimmer hatte Ben sich gleich nach seiner Panikattacke gesichert. Als die Tür knackend aufgebrochen war, sahen die vier, warum Ben nicht mehr reagiert hatte: Der kleine Gnom lag erstochen in seinem Bett. Das Messer steckte noch und hinderte das Blut am Austreten. Flecken seines Blutes waren auf Ben und dem Bett verteilt. Auf seiner Brust lag der Schlüssel, der die Tür am Vortag zu verschließen vermochte...
Der Schreck zwang Tina und Tea zu jenem markerschütternden Schrei, so weckten sie den Rest der Bewohner...
*
"Ben." "Ben." stammelte Tobias laut wiederholend. Ehe er den Raum betreten konnte, hinderte Stephen ihn daran. "Tut mir leid, Ihrem Freund ist nicht mehr zu helfen. Wenn Sie bitte nichts innerhalb des Tatortes berühren würden. Ich und die Polizei wären Ihnen sehr verbunden. Tea rufe doch bitte Oberkommissar Schulz an, er wird interessiert sein. Felix du bleibst bei mir. Alle anderen bitte ich im Esszimmer vorerst Platz zu nehmen." Verteilte Stephen seine Instruktionen.
"Ein Messer, das war der Rote Pferdeschwanz." hauchte Sebastian mit vor Angst erweiterten Pupillen.
"Aber in einem verschlossen Raum? Das ist doch unmöglich!" fasste sich Tobias wenig. "Es muss Selbstmord gewesen sein."
Das Wort unmöglich findet sich im Wortschatz von Narren. Zitierte Stephen Napoleon im Geiste.
Morde in verschlossen Räumen, waren schon bei Agathe Christie ein gern genutztes Mittel. Am Ende hatten sie doch alle eine Öffnung... Egal ob fiktiv oder Real.
"Das ist doch Zauberei. Niemand konnte da ein und aus. Magie!" Kreischte Tina, die völlig die Fassung verloren hatte.
Auf was für seltsame Gedanken, die Menschen immer kamen. Es störte ihn zutiefst. Konnten sie nicht einfach das tun, was man ihnen sagte.
Stephen musste etwas lauter werden um die Gemüter zum Schweigen zu bringen.
"Magie, Zauberei? Das ist nichts als Trickbetrug, genau wie der Irrglaube vom verschlossen Raum. Also gehen Sie jetzt, wie ich es Ihnen gesagt habe und lassen mich in Ruhe arbeiten!" Die schroffe Art passte so gar nicht zu ihm, aber sie verfehlte ihre Wirkung nicht.
Tea informierte Schulz, welcher versprach so schnell wie möglich zu kommen. Der nicht endende Schneefall sollte ihn, allerdings vorerst aufhalten. Nachdem sie Stephen informiert hatte, ging Tea ebenfalls ins Esszimmer. Vorher schaute sie jedoch noch im WC des Erdgeschoss vorbei um sich ihrer Übelkeit zu entledigen.
Ich sollte Stephen helfen, doch bloß wie und vor allem bei was?