Benjamin behielt recht. Bald hatten sie den Berg erklommen und befanden sich nun auf einer knochentrockenen Hochebene. Die Sonne brannte auch hier sehr heiss. Die Geschwister, waren ziemlich erschöpft und setzen sich in den Schatten eines mächtigen Felsblocks. Hier packten sie ihr Picknick aus und tranken von dem Wasser, das sie in einer Flasche dabeihatten. Dieses war jedoch warm geworden und hatte einen schalen Geschmack. Pia seufzte: „Ach was täte ich jetzt, für etwas frisches Quellwasser!" „Mach dir keine Hoffnungen," antwortet Benjamin sarkastisch. „So etwas, wirst du hier nicht finden. Hier gibt es nur trockene Erde und kahle, tote Felsen!"
Mit diesen Worten schlug er mit seiner Hand gegen den Felsbrocken.
In diesem Augenblick schoss eine Wasserfontäne aus dem Gestein und bespritze Pia und Benjamin von Kopf bis Fuss. „Etwas mehr Respekt, wenn ich bitten darf!!" donnerte eine tiefe Stimme. Zu Tode erschrocken, starrten die Geschwister auf den Felsblock. Aus diesem löste sich nun, eine mächtige Gestalt. Sie hatte weisses Haar und einen ebensolchen Bart, der bis zum Boden reichte. Ihr Gesicht, war von tiefen Furchen durchzogen. Ihr Körperbau war eher gedrungen und sie besass kräftige, prankenartige Hände. Sie trug ein Gewand, genau in derselben Farbe, wie der Fels. Kleine, graublaue Augen blickten die Kinder an. Diese standen wie erstarrt da und brachten anfangs kein Wort heraus. Pia fasste sich diesmal als Erste wieder und stotterte: „W…wer bist du?" „Ich bin der Geist dieses Felsens," erwiderte das Wesen. „Haben Steine… etwa auch Geister?" „Natürlich! Was glaubt ihr denn?" „ Ich glaube, ich spinne," stotterte Benjamin. „Das hättet ihr wohl nicht gedacht, was?" „Wenn wir ehrlich sind… nein," gab Pia zur Antwort. „Es ist aber so, wie ihr seht. Jeder Stein und Fels, hat seinen eigenen Geist. Man nennt unsere Familie Devas, oder einfach Steingeister." „Das... wussten wir wirklich nicht," sagte Der Junge „entschuldige, dass ich dich geschlagen habe."
Der Steingeist lachte dröhnend und erwiderte: „Das war für mich doch kein Schlag, höchstens ein Kitzeln. Wütend hat mich nur gemacht, dass du so geringschätzig über uns Felsen gesprochen hast, denn auch wir haben in uns den Lebensfunken des Schöpfers, auch wenn das schwer zu glauben ist. Wir sind die Bausteine der Welten. Ausserdem, sind die Devas die älteste Spezies, von Wesen. Wir sind zum Teil Millionen, ja gar Milliarden von Jahren alt." „Ist es nicht schrecklich, so alt zu werden?" fragte Pia. „Eigentlich nicht. Für uns sind tausend Jahre, wie für euch ein Jahr. Die Devas sind geduldig. Ausserdem sind wir stolz auf unser Alter. Wir haben teilweise schon beim Erschaffen des Omniversums gelebt. Wir besitzen alles Wissen über die Veränderungen der Zeiten. Die Speziellsten unter uns, sind die Kristalle und Edelsteine. Schon manche Lebewesen, haben das begriffen und lernten diese Gesteinsarten für sich zu nutzen."
„Der grosse Zauberer Ululala, hat uns zum Abschied auch einen Kristall geschenkt," sprach Benjamin und holte diesen hervor. Der grosse Steindeva betrachtete ihn genau, danach sagte er: „Ein ganz besonderes Stück. Sein Geist ist mächtig und wird euch beschützen." „Warum zeigt er sich uns nicht?" „Irgendwann wird er sich zeigen, aber er selbst, wird den Zeitpunkt wählen." „Warum, hast du dich uns gezeigt?" wollte Pia wissen. „Weil ich eure Mission kenne und ich wollte euch zeigen, dass auch scheinbar leblose Dinge, voller Leben sind. Ihr müsst lernen in allem den grossen Lebensfunken zu sehen, nur so könnt ihr die nötige Liebe zur Schöpfung entwickeln." Die Kinder schwiegen. Das alles war so gewaltig, so unvorstellbar! Sogar Steine besassen einen Geist, eine Seele! Dies war wirklich eine ganz neue Erkenntnis. Nun verstanden sie, weshalb Ululala so viele verschiedene Kristalle in seiner Zauberkammer hatte. Der Kristall musste wirklich besondere Kräfte haben und sie besassen nund selbst so einen besonderen Kristall. Ululala, musste genau gewusst haben, was er ihnen schenkte.
Sie schauten an dem mächtigen Steindeva empor. Wieviel musste dieser über die Vergangenheit wissen! Es war nicht vorstellbar. „Bist du schon sehr alt?" fragte Pia.
„Ja sehr, sehr alt. Ich war schon da, als diese Welt erschaffen wurde." „Aber dann weisst du sicher, wo sich Das Feuer der ewig, göttlichen Liebe befindet!" „Natürlich! Doch ich darf es euch nicht sagen. Ihr müsst es selbst finden. Ich kann euch nur versichern, dass ihr auf der richtigen Spur seid." „Das hilft uns schon etwas," entgegnete Benjamin. „Wir danken dir, guter Deva." „Ihr müsst euch nicht bedanken. Wir alle folgen nur unsrer Bestimmung." „Wir haben wieder viel von dir gelernt," sprach Pia. „Das freut mich. Nun müsst ihr aber wieder aufbrechen! Zuerst jedoch labt euch noch an der Quelle, die ich zum Entspringen gebracht habe." „Sie war eine angenehme Abkühlung," lachte der Junge „von wegen kahler, toter Felsen!" „Es ist schön, dass ihr das jetzt so seht. Nun lebt wohl und viel Erfolg!" Der Deva, trat wieder in den Felsen zurück und verschwand. Pia und Benjamin tranken sich an der Quelle satt und füllten damit ihre Flasche neu. Danach wanderten sie frohgemut weiter.
Ihr Weg führte sie über Geröllhalden, trockenes Gras und felsiges Gelände. Noch immer war es schwer für sie zu glauben, dass in jedem Felsen, jedem kleinsten Steinchen, ein eigener Geist wohnte. Dieses Bewusstsein eröffnete ihnen ganz neue Perspektiven auf die Welt.
Schliesslich kamen sie an eine Stelle, wo eine Menge heisse Quellen brodelten. Fasziniert, betrachteten sie kleinen, dampfenden Seen, welche mit vielen farbigen Algen durchzogen waren. Überall hatte es Löcher, aus welchen siedend heisses Wasser schoss. Dies waren Geysire, das wussten die Kinder aus der Schule. Unmittelbar unter ihnen, musste es vulkanische Aktivitäten geben.
Als sie weitergehen wollten, stutzen sie plötzlich. Sie glaubten leises Gelächter gehört zu haben. Als sie sich umdrehten, sahen sie plötzlich winzige Wesen, die im Strahl eines Geysirs tanzten. Sie sahen aus wie winzige Flämmchen. Um ihre Köpfe, trugen sie einen Kranz aus Flammen. Ihre Gesichter, waren gelborange, ebenso ihre Körper. Sie schienen sichtliches Vergnügen daran zu haben, sich von den siedend heissen Wasserfontänen tragen zu lassen. Nun erblickten Benjamin und Pia auch in den Seen solche Wesen. Sie tanzten einen wilden Reigen und liessen das Wasser brodeln. Die Kinder schauten ihnen mit grossen Augen zu. Auf einmal entdeckten sie die Wesen.
„Hallo ihr!" lachte eines „was schaut ihr denn so entsetzt?" „Wer seid ihr?" stotterte Benjamin. „Könnt ihr euch das nicht denken?" „Seid ihr etwa die Feuergeister?"
„Genaugenommen sind wir sogenannte Salamander." sprach der kleine Wicht und hüpfte munter von einem Bein aufs andere. Wir leben unter der Erde im Vulkan und kommen oft hier rauf um zu spielen." „Schadet euch das Wasser nicht?" „Nicht in diesem Fall. Hier haben wir die Oberhand." „Leben viele von euch in der Umgebung?" fragte Pia. „Ja, es ist der ideale Lebensraum für uns. Es ist sehr trocken und heiss. Die Sonnenfeen leisten ganze Arbeit." „Das merkt man," erwiderte Benjamin und wischte sich den Schweiss von der Stirn. „Für euch ist das auch eine fremde, eher lebensfeindliche Welt," sprach der Salamander. „Ihr könnt euch hier gar nicht richtig wohl fühlen. Ihr seid auch nicht für dieses Klima geschaffen, im Gegensatz zu uns." „Jeder hat seine Bestimmung," entgegnete Pia. „Ja, da sprichst du weise," meinte der Salamander „es freut uns, dass ihr so viel gelernt habt und wir sind euch gut gesinnt.
Deshalb wollen wir euch helfen. Wir wissen, dass ihr auf der Suche nach dem Feuer der ewig, göttlichen Liebe seid." „Ja das stimmt!" rief Benjamin erstaunt. „Die Höhle, worin es sich befindet, ist nicht weit weg von hier. Ihr habt jedoch noch einen Auftrag zu erfüllen, bevor ihr seiner habhaft werdet." „Was für einen Auftrag?" Der Feuergeist, war nun vor ihre Füsse gesprungen, zeigte auf einen Berg, der in der, nicht weit vor ihne aufragte und sprach. „Das da hinten ist der Sonnenberg. Dort brennt die Sonne am heissesten. Ihr werdet auf seiner Spitze jemanden treffen der euch weiterhilft." „Vielen Dank," sprach der Junge. „Nichts zu danken;" erwiderte der Salamander und hüpfte wieder davon. Die Geschwister wandten sich ab und machten sich auf den Weg zum Sonnenberg.
Ihr Weg führte sie an weiteren heissen Quellen und vielen, eigenartigen Felsformationen vorbei. Immer wieder entdeckten sie die kleinen Salamander, welche einen wilden Tanz vollführten. „Lebhafte, kleine Geschöpfe!" lachte Benjamin. „Allerdings, dass die niemals müde werden." „Feuer ist eben reine Energie. Vermutlich können die Salamander gar nicht still bleiben." „Ich frage mich, wer uns weiterhilft, wenn wir den Berg erklommen haben," meinte Pia. „Naja, mal sehen."
Es dauerte dann auch nicht lange, bis sie Ihr Ziel erreichten. Die Sonne brannte hier wirklich unerträglich heiss. „Es kommt mir so vor, als ob wir in einem Brutofen wären," stöhnte Benjamin und wischte sich erneut den Schweiss von der Stirn. „Lange, halte ich es hier nicht mehr aus." Pia, schaute in die gleissende Sonne und schloss geblendet die Augen.