Thomas saß auf einem Sessel in einer schmuddeligen Wohnung. Er war mit den Handschellen an die Stuhllehne gefesselt. Danter hatte eben mit Selina telefoniert. Ihr Schock war direkt spürbar gewesen! Damit hatte sie wohl nicht gerechnet! Er würde sie noch ein Wenig schmoren lassen. Er hatte noch zwei Wegwerf-Handys und einmal, würde er sein Reguläres noch verwenden. Es war ein gutes Gefühl, Selinas Entrüstung zu spüren. Die würden bestimmt zahlen! Er hatte deshalb "nur" fünfhunderttausend gefordert, weil es wirklich nicht einfach sein würde einen noch größeren Betrag rechtzeitig zu beschaffen und weil auch die Bereitschaft, zu bezahlen davon abhing, wie hoch die Summe war.
Toms Oberarme schmerzten von der unnatürlichen Haltung, in der sie über die Stuhllehne geführt waren. "Das ist ziemlich ungemütlich, das tut weh!" - "Das wirst du schon aushalten müssen, mein Junge! Ich kann dir auch die Pistole mal auf den Schädel hauen, dann schläfst du ein paar Stunden, aber das Aufwachen ist dann auch nicht lustig!" Tom hatte keine Chance, irgendwas an seiner Lage zu verändern. "Hör zu, Junge! Ich werde Selina jetzt nochmal anrufen und dich kurz mit ihr sprechen lassen! Du solltest den Eindruck machen, dass es dringend ist. Ich möchte nicht nachhelfen müssen! Ich habe aber kein Problem damit, wenn es sein muss, wenn du verstehst, was ich meine." Tommy nickte nur.
Danter wählte Selinas Nummer. Sie hob sofort ab. "Ja?" Danter hielt Tommy das Handy hin. "Selina, bitte! Ich hab Schmerzen! Meine Hände sind an den Stuhl gefesselt! Ich hab kaum mehr Gefühl in den Fingern! Bitte sieh zu, dass das Lösegeld bald da ist! Ich halt das nicht mehr lange aus! Bitte! Und schick jemanden zu Oma! Sie ist herzkrank! Bitte mach schnell!" - "Wir organisieren das Geld Tommy! Wir besorgen es, sobald die Banken öffnen! Aber so viel in gebrauchten Scheinen zu kriegen, wird schwierig in der kurzen Zeit! Wir beeilen uns und machen was wir können! Und deine Oma wird bereits versorgt! Halte durch, Tom! Michael lässt dich nicht im Stich!" Danter nahm das Handy ans Ohr. Das freut mich zu hörn, Selina! Vergessen sie nicht: Übergabe ist um zehn!" - "Aber wie und wo?" - "Das erfahren sie zu gegebener Zeit! Oder glauben sie ich will vorher gefasst werden? Keine Polizei! Ich täte es nicht gerne, aber ich würde dem Jungen Stück für Stück die Finger abtrennen, bis sie bezahlt haben!" - "Na toll! Selber Schulden machen und die Anderen bluten lassen!" - "Tja, schöne Frau! So ist das Leben! Klick."
Max stellte das Diktiergerät ab. Selinas Handy war auf Freisprech gestellt gewesen. "Max, bitte ruf Michael an und lass ihn das Gespräch hören!" Max tat wie geheißen. Nachdem ich das Gespräch angehört hatte, war ich überzeugt, dass Tommy nichts mit dem Privatermittler zu tun hatte. Ich fand es gut, dass er auch in seiner Situation an die Betreuung seiner Oma dachte. Das sprach auf jeden Fall für ihn! Ich versuchte, Bertie zu erwischen. Er ging nicht ans Telefon. Und Ines? Ich wählte Ines an. Nach ein paar Sekunden: "Michael, ich denke du bist in München!" - "Ines, bitte entschuldige die späte Störung! Wir haben ein großes Problem und ich kann Bertie nicht erreichen!" - "Das denk ich mir, weil der neben mir liegt und schnarcht!" - "Unverzeihlich! Neben dir fiele mir sicher was Besseres ein! Kannst du ihn für mich wecken?" - "Natürlich, du alter Schmeichler!" Kurz darauf: "Servus Michi! Sag, kannst du d' Uhr net lesen? Wos hast'n scho wieder ang'stellt?" - "Bertl, kannst du dich an den Sohn von Silvie erinnern?" - "Der was di als Papa wollt? Ja da war was. Wieso?" - "Er ist entführt worden! Ich brauche Fünfhunderttausend in gebrauchten kleinen Scheinen bis zehn Uhr!" - "So vü hab i a net unterm Kopfpolster! Des wird a Problem! Obwohl, i hab an Klienten, der mag koane Banken, der hat des vielleicht dahoam!" - "Bertie, Bitte kümmere dich darum!" - "Ja, Michi! Des wärst's ja net du, wennst net immer was Spezielles hätt'st für mi! I mach da des!" - "Danke! Ich verlass mich auf dich!"