Trojanas beobachtete mit wachsendem Unbehagen die Vorkommnisse mit der fremden Frau, die ihn irgendwie an die Göttin aus seinem Traum erinnerte. Sie war eine einzigartige Kämpferin und hatte mehrere seiner Männer ohne Probleme getötet. Sie besass ausserdem ein gewaltiges magisches Potenzial. Natürlich weckte der Radau nun auch die Lunarier auf und die Solianer sahen sich ziemlich bald grösseren Schwierigkeiten gegenüber. Die Kinder des Mondes, griffen zu den Waffen. Sie waren keineswegs feige, oder schlechte Kämpfer. Sie verstanden ihr Handwerk auch. Es gab einige sehr gute Bogenschützen unter ihnen, auch einige zauberkundige Frauen und Männer und solche die besonders starke, eindrückliche Heil- und Schutzmagie wirken konnten.
Doch diese schwarzgefiederte Frau, welche er als Harpya zu erkennen glaubte, war die Stärkste von allen. Sie konnte besonders mächtige Zauber weben und weder die Speerwerfer, noch die Bogenschützen konnte ihr bisher wirklich etwas anhaben. Entweder sie schütze sich mit irgendwelchen Schutzschilden, oder eben Elementzaubern, aber sie war auch in der Lage Männer im Nahkampf problemlos zu besiegen. Den einen schlitzte sie vom Bauch bis zum Kinn mit ihrem Dolch auf, den andern setzte sie mit einem Stich seitlich in die Lunge ausser Gefecht, Speere und Pfeile prallten von ihren Schutzschilden ab. Die Solianer riefen nun auch ihre Magier zur Hilfe, auch wenn es davon nicht so viele gab. Als sie auch noch ihre Attacken gegen die Harpya schleuderten, machte sich bei ihr eine zunehmende Schwäche bemerkbar. Die lunarischen Bogenschützen begannen Aellia nun aber zu unterstützen und die lunarischen Zauberer stellten sich gegen die solianischen Magier. Trojanas überlegte sich einen Plan, wie er die Harpya endlich ruhigstellen konnte, denn noch immer kämpfte sie wie eine Wildkatze. Er rief einige der nahegelegenen Löwenreiter herbei. Alle trugen magischen Stricke bei sich und näherten sich nun von hinten der Harpya, dann warfen sie die Stricke nach ihr. Aellia merkte auf einmal wie sich etwas um ihren Körper zusammenzog. Es raubte ihr fast den Atem und ihre Magie war plötzlich seltsam blockiert. Die drei Löwenreiter trieben ihre mächtigen, geflügelten Reittiere nun zurück und die schwarzgefiederte Kämpferin wurde mit enormer Wucht nach hinten gerissen. Sie wehrte sich verzweifelt, aber es nützte ihr nichts. Auf einmal tauchte über ihr der gewaltigen Schatten eines feuerroten Löwen auf, seine Flanken und seine Brust waren mit goldenen Platten gepanzert. Ein junger, stattlicher Solianer sass darauf, sein pechschwarzes Haar wehte im Wind und sein orange- rotes Gefieder reflektiere den Schein der Sonne. Er trug eine goldene Rüstung, ebenfalls mit dem Sonnensymbol darauf. Die Vorderklauen seines Löwen packten sie und hoben sie hoch in die Luft. Ihr wurde schwindlig, der plötzliche Höhenunterschied presste ihr für einen Moment die Luft ab. Sie konnte nichts dagegen tun. Sie konnte sich nicht mehr bewegen und wand sich verzweifelt, doch die Klauen des mächtigen Reittieres hielten sie schmerzhaft fest, bohrten sich tief in ihr Fleisch, was ihr ein von Pein erfülltes Stöhnen entrang. Die Sticke taten das übrige.
Sie wurde in ein weiter entferntes Lager gebracht und dort abgesetzt. Es herrschte reges Treiben, das Weinen einiger Frauen drang an ihr Ohr. Das mussten die entführten Frauen sein zu denen…sie nun auch gehörte. Wieder versuchte sie sich gegen ihr Schicksal aufzulehnen, aber es half ihr nichts, die Sticke zogen sich erbarmungslos enger um sie.
Der Solianer der sie hergeflogen hatte, rief einen Befehl. Seiner Kleidung und seinem Auftreten entnahm sie, dass er hier eine führende Position innehatte.
Ein anderer Solianer, bekleidet mit einer weissen mit goldener Sonne geschmückten Robe- vermutlich ein Magier, brachte nun einen seltsamen Gegenstand Es war ein schlichter Halsreif mit zwei Schlössern, die die Form von kleinen Sonnen hatten. Der junge Solianer nahm ihn und trat zu ihr. Sie spürte das kalte Metall, das sich nun um ihren Hals legte. Mit einem Klickgeräusch schlossen sich die Schlösser. „Das“, sprach der Solianer „ist ein Halsband welches Magie dauerhaft neutralisiert. Du wirst nicht mehr zaubern können, solange du es trägst.“ Mit zornesfunkelnden Augen schaute sie Trojanas an, welcher ihren Blick jedoch mit stoischer Ruhe erwiderte: „Du bist nun meine besondere Gefangene. Mein Vater wird sich sehr freuen, wenn er dich sieht. Er kommt von der Welt, von der du offensichtlich auch stammst und…er hasst dein Volk bis aufs Blut. Es wird ihm gefallen dich in seiner Gewalt zu haben. Los Männer! Bringt sie weg!“