Manuel
Aufgewühlt lausche ich den Worten meiner beiden Freunde, welche glauben unbeobachtet zu sein. Das was sie da alles erzählen, ist wunderbar, aber zugleich auch erschreckend. Was nur hat es mit diesen Prophezeiungen auf sich, von denen sie gesprochen haben? Was hat dieser dunkle Himmelskörper damit zu tun, hat er überhaupt etwas damit zu tun? Morgen muss ich unbedingt die Nachrichten hören, vielleicht erfahre ich da mehr. Soll ich Benjamin und Pia, auf all diese Dinge ansprechen? Aber vielleicht sind sie dann wütend auf mich, weil ich sie belauscht habe? Obwohl, eigentlich ist es ja mein Recht zu erfahren, was da genau läuft. Ja, ich glaube, ich werde sie Morgen mal im Vertrauen ansprechen. Mit meinen Eltern werde ich vorläufig nicht darüber reden.
Manuel erfährt manches Geheimnis
Erzähler
Am nächsten Morgen standen alle früh auf. Auch die Collins waren neugierig darauf, was die Nachrichten über den seltsamen, schwarzen Kometen berichteten, der gestern vom Himmel gefallen war. Doch viel erfuhren sie auch nicht. Die Nachrichten berichtet wohl von einem Himmelskörper, der irgendwo in der Sahara eingeschlagen war und einige Todesopfer gefordert hatte, doch noch konnte niemand Genaueres dazu sagen. Einige Fachleute waren bereits auf dem Weg zur Absturzstelle. Mehr wurde darüber nicht berichtet und schon bald waren wieder andere Themen aktuell. Manuel ärgerte sich irgendwie darüber, dass seine Eltern so selbstverständlich wieder zur Tagesordnung übergingen, doch sie hatten ja auch nicht das gehört, was er letzte Nacht gehört hatte…
Sein Blick wanderte verstohlen zu Pia und Benjamin herüber. Auch sie wirkten nachdenklicher und in sich gekehrter, als üblich, obwohl sie es erstaunlich gut überspielen konnten.
Schliesslich war der Moment da und Manuel machte, allein mit den Geschwistern, einen Spaziergang am Meer, um einige schöne Muscheln zu finden, von welchen es hier einige gab. Noch immer waren nur sehr wenig Wassergeister zu sehen. Der 20- jährige sah nun die geeignete Gelegenheit für gekommen und sprach: „Schon seltsam, dass kaum Wassermenschen da draussen sind. Hat das wohl etwas mit dem schwarzen Kometen zu tun? Irgendwie kommt es mir vor, als habe es mehr damit auf sich, als es der Allgemeinheit bewusst ist.“
Er musterte Pia und Benjamin prüfend und glaubte, dass diese leicht zusammenzuckten.
„Ihr macht euch auch mehr Sorgen, als ihr zugeben wollt, habe ich recht?“ bohrte Manuel weiter. Benjamin hielt nun im Muscheln-sammeln inne und blickte Manuel ernst, beinahe etwas ärgerlich an.
„Wie kommst du darauf,“ erwiderte er kühl.
„Man sieht es euch doch an und ich finde es wird Zeit, dass ihr mit der Wahrheit rausrückt!“
„Mit welcher Wahrheit?“ erwiderte der blonde Mann distanziert.
„Ach Ben!“ schaltete sich Pia ein. „Ich glaube, wir können Manuel nichts mehr vormachen. Wir sollten im erzählen, was es mit alledem auf sich hat.“ „Ja, ich werde es bestimmt auch nicht weitererzählen,“ beteuerte Manuel. Benjamin zögerte noch immer. Die Frau legte ihrem Bruder die Hand auf den Arm. „Manuel sieht die Meerwesen auch und er hat das Ganze schon richtig kombiniert. Wir sollten ihn einweihen.“
„Und wenn er es dann doch weitererzählt?“
„Das wird er nicht tun. Nicht wahr Manuel? Du weisst ja wie es ist, Dinge zu sehen, die andere niemals verstehen werden. Wir alle sehen diese Dinge und das hat seinen speziellen Grund. Benjamin und ich haben diese Fähigkeit erlangt, als wir das erste Mal mit der unsichtbaren Welt in Berührung gekommen sind. Seit wann ist es bei dir so?“
„Eigentlich schon immer.“
„Dann musst du diese Hellsichtigkeit, bereits von einem früheren Leben, hierher mitgebracht haben. Du bist etwas ganz Besonderes, ist dir das bewusst?“
„Ich weiss nicht, manchmal habe ich eher gedacht, ich bin vielleicht verrückt.“
„Nein das bist du nicht, auch wenn ich verstehe, dass du dich manchmal so gefühlt hast, das kennen wir alles auch.“ Sie lächelte Manuel freundlich an. „Wollen wir uns dort drüben auf die Steine setzen, dann werden wir dir alles erzählen, was du wissen willst.“
„Ich weiss wirklich nicht, ob das so klug ist!“ intervenierte Benjamin erneut. „Ich übernehme die Verantwortung,“ gab Pia entschlossen zurück und Manuel war ihr sehr dankbar dafür.
Als sie sich gesetzt hatten, wandte sich die Frau an Manuel: „Also, was willst du wissen?“
„Ich will wissen ober ihr mir erklären könnte, was es mit diesem fallenden, schwarzen Stern auf sich hatte!“
„Wir sind auch nicht ganz sicher, aber wir haben eine Vermutung, dass es das erste Ereignis war, welches auf grosse Umwälzungen in der Welt, hindeutet. Es wurde uns einstmals prophezeit, dass dies geschehen wird. Was aber genau passieren wird, wissen wir noch nicht.
Es kann aber auch sein, dass es ein ganz normaler Komet war, der einfach in der Sahara eingeschlagen ist. Das werden wir erst später erfahren.“
Benjamin schaltete sich nun ins Gespräch ein: „Wir wollen jetzt einfach weiter beobachten, was noch geschehen wird, vielleicht war es jedoch, wie Pia bereits sagte, nur ein normaler Komet.“
„Ich nehme an, ich wollt auch noch damit warten, meine oder eure Eltern über diese Vermutungen zu informieren?“
„Ja, denn es bringt wirklich nichts, schon so früh die Pferde scheu zu machen. Solche Kometeneinschläge gibt es schon seit Jahrtausenden immer wieder und so bleiben wir jetzt einfach mal stille Beobachter.“
„Ihr sagtet mir, ihr hätte eure Hellsichtigkeit damals erlangt, als ihr das erste Mal Einblick in die unsichtbare Welt erhalten habt. Das klingt sehr spannend.“
„Es war auch wirklich spannend,“ sprach Pia mit strahlendem Gesicht. „Wen du willst, erzählen wir dir unsere Geschichte!“
„Willst du ihm wirklich die ganze Geschichte erzählen?“ gab Benjamin erneut zu bedenken.
„Ja, dann weiss er bereits, was alles möglich ist. Er ist wie wir, verstehst du das nicht?“ Dagegen konnte der blonde Mann wirklich nichts sagen. Und so erzählten sie Manuel die ganze Geschichte.
Als sie geendet hatten, starrte der 20- jährige sie tief beeindruckt an. „Das alles habt ihr erlebt? Ihr war tatsächlich in der Welt der Märchen, Sagen und Legenden?“
„Ja und wir haben das Medaillon gefunden. Es war eine wirkliche Odyssee, aber schlussendlich waren wir erfolgreich. Das hatten wir auch vielen Helfern zu verdanken. Malek z.B. und all den anderen.“
„Ululala muss auch sehr beeindruckend gewesen sein,“ meinte Manuel.
„Ja, er war etwas ganz Besonderes. Leider verstarb er, doch ich bin sicher irgendwann wird er zurückkehren. Vielleicht wird er dann in der Menschenwelt leben. Aber vermutlich erleben wir das nicht mehr.“
Bei diesen Worten, spiegelt sich Trauer auf dem wunderschönen Gesicht von Pia. Benjamin nickte ebenfalls betrübt. Ja ihr alter Meister fehlte ihnen wirklich sehr!