Bald senkte sich Stille über das kleine Haus am Waldrand. Alle lagen in tiefem Schlummer. Nach Mitternacht erwachte Benjamin plötzlich! Was hatte ihn nur geweckt? Eine seltsame Unruhe ergriff von ihm Besitz. Er stand leise auf und ging zum Fenster.
Ein weiterer Stern fällt, die Ankunft des zweiten Ritters
Benjamin
Da heute Vollmond ist, erwarte ich diesen als silberne Kugel am nächtlichen Firmament leuchten zu sehen. Doch mit Schrecken stelle ich stattdessen fest, dass der Erd- Trabant eine blutrote Farbe angenommen hat! Noch nie habe ich so etwas gesehen! Es ist nicht wie eine normale Mondfinsternis, viel roter, feuriger. Als ob eine Kugel aus Blut, am Himmel hängen würde. Ich ziehe mir schnell etwas über und gehe hinaus auf den Balkon. Überrascht stelle ich fest, dass Pia und Manuel bereits draussen stehen. „Was... ist mit dem Mond los?“ fragt unser Freund ängstlich.
„Ich weiss es beim besten Willen nicht. Was meinst du Pia?“ wende ich mich an meine Schwester.
Diese zuckt ratlos mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich bin plötzlich aufgewacht und da... war dieser blutrote Mond. Manuel erging es gleich.“ Ich spreche nachdenklich: „ Irgendein Gefühl sagt mir, dass mehr dahinter steckt. Gleich zwei so seltsame Phänomene kurz nacheinander..., das kann kein Zufall sein.“
„Seht!“ ruft Manuel auf einmal aufgeregt. „Da tut sich etwas!“ Der blutrote Schleier, der den Mond überzieht, gerät auf einmal in Bewegung, wird zu einem feurigen Wirbel. Seine Farbe ist so intensiv, dass sie sich auf unseren Gesichteten wiederspiegelt. Und dann... löst er sich vom silbernen Mond ab und stürzt als glühende Kugel, hinunter auf die Erde!
Diesmal vernehmen wir jedoch nur ein leises Summen, wie von einem Wespenschwarm und dann..., ebenfalls anders als bei dem ersten Ereignis: Eine Erschütterung, wie von einem schwachen Erdbeben. Am Horizont flammt ein roter Schein auf, als ob die Sonne gleich aufgehen würde. Für einen Augenblick lang, wird alles um uns herum erleuchtet, so dass man jede Einzelheit erkennen kann. Alles scheint, in diesem kurzen Augenblick, in Flammen zu stehen. Dann...ist es auch schon wieder vorbei!
Pias Gesicht ist fahl geworden: „ Etwas hat ganz in der Nähe eingeschlagen, mein Gott! Wo denkst du? “
„Dem hellen Schein nach, wohl näher als uns lieb ist. Wenn auch sicher nicht gleich hier in Glastonbury, sonst wäre mehr passiert. Dennoch… die Erde scheint zur Zielscheibe geworden zu sein. Da erwartet uns noch Einiges...“ „Ihr meint wirklich es beginnt?“ fragt Manuel, ebenfalls leichenfahl.
„Auf jeden Fal,l müssen wir unseren Eltern endlich alles sagen, damit wir die nötigen Vorbereitungen treffen können,“
„Meinst du sie werden uns glauben?“
„Sie müssen, auch wenn es bestimmt nicht leicht sein wird. Morgen reden wir mit ihnen.“
„Ich möchte meine Eltern lieber gleich anrufen,“ sagt Manuel nervös. „Ich will wissen, ob es ihnen gut geht.“
„Das kannst du natürlich machen,“ gebe ich zur Antwort, denn ich verstehe seine Besorgnis. Als Manuel jedoch anruft, nimmt niemand ab.
„Vermutlich ist alles gut,“ versuche ich unseren Freund zu beschwichtigen. „Sie schlafen sicher zu tief, um den Hörer abzuheben. Es ist ja auch tiefste Nacht. Morgen versuchen wir es nochmals. Okay?“
„Ja. Es wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben,“ meint Manuel resigniert. „Bestimmt ist alles gut mit ihnen.“
Doch auch mich liess das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte die ganze restliche Nacht nicht los und darum kriegte ich auch kaum mehr ein Auge zu.
Erzähler
Nur ganz wenig Menschen, wurden unmittelbare Zeugen des Einschlages, des seltsamen Himmelskörpers, auf der Erde. Und keiner davon blieb übrig, der als Augenzeuge hätte aussagen können...
Manuels Eltern gehörten zu jenen, welche im Schlaf von den schrecklichen Geschehnissen überrascht wurden, ebenso wie viel andere Menschen, die an der Küste wohnten.
Einige Fischer, welche gerade auf dem Meer dahinsegelten und ihre Netze, wie jede Nacht, auswarfen, sahen voller Überraschung, wie sich der rote Wirbel vor dem Mond bildete. Die See wurde plötzlich unruhig und wich immer mehr vom Ufer zurück. Da sich die Fischer weit genug draussen befanden, liefen sie zwar nicht auf Grund, doch trotzdem war ihnen das Ganze gar nicht geheuer.
Als der feurige Wirbel sich dann auf die Erde zu bewegte, erfasste sie lähmendes Entsetzen. Was hatte das zu bedeuten? Das Boot wurde von den Wellen hin und her geworfen, deren sonst weisse Schaumkronen, blutrot in der Dunkelheit glänzten. Die Fischer vernahmen wie die Nomaden in der Wüste, ein lautes Pfeifen und dann... schlug der eigenartige Himmelskörper auf dem Wasser auf. Es zischte und rote Funken, sprühten nach allen Seiten. Es kam den Männern im Boot vor, als ob ein Lavastrom sich ins Meer ergiessen würde. Die Wellen türmten sich auf, wurden höher und höher! Wie eine schwarz-rot glänzende Mauer, rollte sie auf die Fischer zu. Es war das letzte was diese sahen. Mit unglaublicher Wucht traf die Flutwelle das Boot, zerschmetterte es in tausend Stücke! Dann bewegte sie sich in rasendem Tempo auf das Ufer zu und... begrub einen ganzen Landstrich unter sich. Ihre Gewalt war so übermächtig, dass sie sich gar noch zehn Kilometer landeinwärts bewegte, bis sie schliesslich abflachte. Kein Mensch an der Küste überlebte...
So konnte auch keiner den flammend roten Ritter sehen, der gefolgt von einer weiteren, finsteren Armee, aus dem Meer emporstieg. Er ritt auf einem Pferd, dessen Fell, Schweif und Mähne wie Blut aussahen. Der unheimliche Ritter führte es mit eiserner Hand. Ungerührt blickte er sich um, dann gab er einen stummen Befehl und das Heer setzte sich landeinwärts in Bewegung.
Am nächsten Tag schien die Sonne erneut vom Himmel, als ob überhaupt nichts geschehen wäre. Pia erwachte als Erste. Sie hatte den Rest der Nacht kaum ein Auge zugemacht. Immer wieder dachte sie über all das nach, was man ihnen einst vor Jahren prophezeit hatte. An die eigenartigen Vorgänge am Himmel und daran, wie sie und ihr Bruder den Eltern begreiflich machen konnten, dass die Zeit der Umwälzung angebrochen war.
Müde kleidet sich die Frau an und ging hinunter in die Küche, um das Frühstück zuzubereiten. Wie üblich stellte sie dazu das Radio ein, um die Nachrichten zu hören. Was sie da vernahm, liess ihr das Blut in den Adern gefrieren: Ein Sprecher sagte: „In den letzten Tagen wurden seltsame Phänomene am Himmel gesichtet. Astronomen glaube, dass es sich dabei um Asteroiden handelte, die auf der Erde einschlugen. Einer davon in Algerien, der andere im Meer, vor der Südküste Englands...“ Er nannte nun den Namen einiger Orte, die am schlimmsten betroffen waren. Pia erstarrte. „Kein Mensch der direkt an der Küste wohnte hat vermutlich überlebt, denn die gewaltige Flutwelle, welche durch den Einschlag des Asteroiden entstand, überflutete einen zehn Kilometer breiten Landstreifen....
In der Sahara wo der andere Asteroid einschlug grassieren seit einiger Zeit seltsame Seuchen, es wird vermutet, dass irgendwelche fremde Organismen, dafür verantwortlich sind. Ausserdem hat man dort zurzeit mit einer Heuschreckenplage zu kämpfen. Ärzte und Wissenschaftler stehen vor einem Rätsel, das Rote Kreuz ist täglich im Einsatz, Politiker bezeichnen die Situation als prekär...“