Rashida war unglaublich hübsch. Das war das Erste, was Robyn sofort wieder auffiel. Sie kam sich mit ihren Jeansshorts, den Stiefeln und der schwarzen Lederjacke so gewöhnlich vor, während Rashida wirkte wie ein Engel.
Sie trug ein wunderschönes, langes Kleid, das ihre schlanke Figur sehr betonte. Ihre blonden Haare glänzten in der Sonne und ihre grünen Augen funkelten. Es war kaum zu glauben, wie viele Jahre vergangen waren und welch atemberaubend hübsche Frau aus ihr geworden war.
Die Freundinnen schlossen sich in die Arme.
„Es ist so schön, dass du endlich hier bist. Es tut mir leid, dass du so lange warten musstest. Ich hoffe, man hat dich nett empfangen.“
Robyn lächelte zu Clay herüber. „Aber natürlich.“
Rashida folgte dem Blick ihrer Freundin und zeigte ebenfalls ein leichtes Lächeln. „Er ist relativ neu hier. Beinahe alle Angestellten sind es. Mit Ausnahme von eurem Fahrer und dem guten, alten Silas.“
Robyn zuckte unwillkürlich zusammen. Ihre Freundin hatte all das Personal entlassen, das ihr bekannt war und haufenweise wildfremde Menschen neu eingestellt. In ihrer Position war das nun wirklich nicht ratsam.
„Ist dieser Umstand nicht etwas gefährlich?“ Conan zog überrascht die Augenbrauen hoch. „Diese Menschen leben mit Euch unter einem Dach. Sie könnten Verrückte sein. Mörder. Diebe. Stalker.“
Obwohl es herablassend klang, erwiderte Rashida ein sanftes Lächeln. „An diesem Hof arbeitet niemand, dem ich nicht einhundertprozentig vertrauen würde.“ Dann wandte sie ihren Blick wieder Robyn zu. „Ist das der Freund, den du mitbringen wolltest?“
Robyn nickte etwas beschämt. „Das ist Conan McKlark.“
„Mr. McKlark.“ Rashida lächelte ihn nun wieder an. „Ich finde es äußerst charmant, dass Sie sich um meine Sicherheit sorgen. Wenn es Ihnen hilft und ihr Gemüt beruhigt, dann sehen Sie sich doch bitte gerne auf dem Gelände um und überzeugen sich von den Sicherheitsvorkehrungen.“
Zu Robyns Entsetzen nickte Conan und verschwand im Schloss. „Es tut mir leid, Rash. Er ist ein absoluter Fanatiker was Sicherheit angeht und er versteht einiges davon. Er macht sich Sorgen und ehrlich gesagt, tue ich das auch.“ Sie blickte ihre Freundin entsprechend besorgt an.
Rashida grinste jedoch nur. „Ihr habt ja Recht. Natürlich birgt meine Handlung ein gewisses Risiko, aber ich fühle mich sicher. Sicherer, als vorher. Der Tod meiner Eltern kam für den ganzen Hof äußerst überraschend, aber hältst du es wirklich für einen Zufall, dass ich sie verloren habe?“
Robyn wirkte irritiert von der Offenheit, die ihr entgegengebracht wurde.
„Ich konnte den Menschen hier nicht mehr vertrauen, also tauschte ich sie aus. Nun kann ich mir wenigstens sicher sein, nicht mit den Mördern meiner Eltern unter einem Dach zu leben. Wenngleich die Neuankömmlinge auch gefährlich sein könnten.“
Robyn nickte nur leicht. Rashida glaubte wirklich daran, dass der Unfall ihrer Eltern keiner war?
„Nun möchte ich dir aber noch wichtige Menschen vorstellen. Menschen, die dir nicht von der Seite weichen werden, solange du hier wohnst. Menschen, wegen denen ich mich so sicher fühlen kann, wie ich es dir gerade versichert habe.“
Robyn sah sie prüfend an und verschränkte rein vorsorglich die Arme. Was sollte das bedeuten?
„Natürlich wird deine Privatsphäre nicht gestört. Es ist nur zu deinem Schutz, weißt du? Mr. Boudrin, wenn Sie so freundlich wären, den Agenten Bescheid zu geben?“
Clay nickte und verschwand im Schloss. Robyn versuchte angestrengt, ihren Gesichtsausdruck zu kontrollieren. Rashida hatte also Agenten im Schloss. Das konnte ja heiter werden. Sie musste aufpassen, wie sie sich ihnen gegenüber verhielt.
Wenige Minuten später tauchte Clay mit drei Personen wieder auf, von denen ein jeder voller Pflichtbewusstsein zu ihr starrte.
„Diese Agenten sind zum Schutz des Schlosses da.“ Rashida lächelte überzeugt, doch Robyn bemühte sich, emotionslos zu sein.
Drei neue Menschen, drei neue Gesichter, drei Mal neues Misstrauen.
„Ich würde dir gerne als persönlichen Bodyguard Cole Mayhew geben.“ Sie winkte ihn heran.
Er verbeugte sich knapp vor seiner Kaiserin und begann dann, Robyn zu mustern. Die Bodyguards waren alle noch jung, keiner wesentlich älter, als sie selbst. Nun stand einer von ihnen vor ihr und war der Ansicht, sie beschützen zu müssen, obwohl sie es doch selber konnte.
„Ich brauche ihn nicht.“ Sie wandte sich ihrer Freundin zu. „Ich achte auf mich selbst.“
„Bei dir zu Hause mag das so sein, doch hier herrschen andere Regeln.“ In Rashidas Blick lag Strenge. „Er ist hier, um seinen Job zu erledigen und der bist jetzt du. Finde dich also besser damit ab, denn in meiner Nähe könnte es durchaus gefährlich sein.“
Da sprach die Kaiserin aus ihr und Robyn widersprach ihr nicht.
„Deinem Freund stelle ich Cloe Sansiena zur Seite. Wenn sonst mal etwas sein sollte, kannst du dich aber auch an Alex DiMago wenden.“
Die Agenten verschwanden ebenso schnell, wie sie aufgetaucht waren, bis auf Cole, der stur neben Robyn stehenblieb. Sogar Rashida verabschiedete sich, mit dem Versprechen, dass sie nach dem Abendessen auf jeden Fall reden würden, doch nun hätte sie wieder ihre Pflichten.
Robyn stand da und ließ ihren Blick über das große Gelände schweifen. Der Hof hatte sich verändert. Eine merkwürdige Anspannung lag in der Luft. Möglicherweise hing es damit zusammen, dass Rashida glaubte, man unterwanderte das Schloss.
Als Kaiserin musste sie damit immer rechnen. Sie lebte in Gefahr, vor allem, weil sie noch so jung und leicht zu täuschen war. Sie hatte sich eine Reihe von Agenten in ihr Zuhause geholt und verließ sich darauf, dass diese sie beschützten. Das war keine dumme Idee, doch auch diese Menschen konnten ein falsches Spiel spielen.
Robyns Blick fiel auf Clay und dann auf Cole. „Wenn ich jetzt auf‘s Klo muss, halten Sie mir dann Händchen, oder schaffe ich es so, Sie abzuwimmeln?“
Sie brauchte und wollte wirklich keinen Babysitter. Nichts anderes war er in ihren Augen.
„Es könnte doch sein, dass Sie hereinfallen.“ Cole stand in formeller Körperhaltung vor ihr, doch er grinste leicht. „Was würde die Kaiserin mit mir machen, wenn Sie darin nun ertrinken?“
„Ein ganz Witziger sind Sie also.“ Ihre Stimme klang kühl und sie starrte ihn abweisend an.
„Wenigstens erkennt die Miss Humor.“ Cole lächelte, doch in seinen Augen war eine Distanz zu erkennen, die Robyn sehr wohl von sicher selber kannte.
Er machte böse Miene zum guten Spiel. Offenbar wusste er bereits, dass die nächsten Wochen auch für ihn nicht einfach werden würden.
„Ich bin befugt, Ihnen überall hin zu folgen. Zur Toilette, in das Bad überhaupt oder wenn es sein muss, sogar in Ihr Bett. Aber sollte das nicht zwingend notwendig sein, betrete ich Ihr Schlafgemach nicht.“
„Wie durchaus beruhigend.“ In Robyns Stimme lag purer Sarkasmus.
Cole holte etwas aus seiner Tasche und hielt es ihr entgegen. „Das hier ist ein Pieper. Piepen Sie mich an, wenn Sie etwas brauchen und ich meine damit Hilfe, keinen Kaffee.“
Er wirkte resigniert. Offenbar hatte man ihn auf diese Weise schon behandelt.
„Wenn ich etwas brauche, werde ich mich selber darum kümmern, vielen Dank.“ Robyn gab ihm damit zu verstehen, dass er gehen konnte, doch er rührte sich nicht vom Fleck. „Brauchen Sie noch etwas? Vielleicht einen Tritt, damit Sie endlich gehen?“
Cole lachte abfällig. Innerlich regte sie sich darüber auf, dass er sich so verhielt. Am liebsten wollte sie ihm zeigen, dass sie sehr wohl dazu in der Lage war, aber niemand außer Conan wusste, wer sie war, also musste sie sich zusammenreißen.
„Würden Sie wenigstens einige Meter Abstand halten? Es ist wohl kaum nötig, mir so dermaßen auf die Pelle zu rücken. Immerhin ist er ja auch noch da.“ Sie deutete auf Clay.
Cole musterte sie, grinste dann überheblich und kopfschüttelnd zu ihm herüber, ging dann aber tatsächlich ein Stück und positionierte sich in einiger Entfernung.
Robyn hockte sich geradewegs auf den Boden, ließ sich nach hinten fallen und legte die Hände aufs Gesicht. Sie hörte Clays Schritte.
Er blieb neben ihr stehen und sah zu ihr herunter. „Nimm es ihm nicht übel.“ Er sprach leise, in der Hoffnung, Cole würde es nicht mitbekommen.
„Warum tust du es nicht?“ Robyn zerbrach sich nicht den Kopf darüber, dass sie Cole nicht mochte, denn sie mochte ziemlich selten irgendwelche Menschen. „Er macht einen überheblichen Eindruck und sieht dich an, als wärst du unter seiner Würde.“
„Es ist sein Job, sich so zu verhalten.“ Clay zuckte mit den Schultern.
„Ich wusste nicht, dass es Menschen gibt, die dafür bezahlt werden, ein Arschloch zu sein.“ Sie sprach extra laut, damit ihr Aufpasser es auch auf jeden Fall mitbekam.
Clay grinste zurückhaltend. „Du gewöhnst dich an ihn.“
Robyn nahm die Hände von ihrem Gesicht und sah zu ihm hoch. „Warum genau hat Rashida neue Leute eingestellt? Was hat sie über den Tod ihrer Eltern herausgefunden?“
„Ich habe keinen Posten, in dem mir solch eine Frage an die Kaiserin zusteht. Ich glaube aber, dass sie darüber bisher mit niemandem gesprochen hat.“
In Pilas, vor allem im Schloss, hatten natürlich alle Menschen unheimlich Respekt vor Rashida. Robyn hingegen kannte sie schon seit Kindertagen und hatte sie immer nur als Freundin angesehen, nicht als Führungsperson.
Vor zwei Jahren erhielt sie einen Brief, in dem Rashida ihr mitteilte, dass ihre Eltern bei einem Unfall ums Leben gekommen waren. Robyn konnte in den Nachrichten verfolgen, dass es einen riesigen Aufruhr deswegen gegeben hatte. Rashida war das einzige Kind und somit die Thronfolgerin. Man ernannte sie, trotz ihres jungen Alters, zur Kaiserin. Deshalb war es nun unverständlich für Robyn, warum sie jeden entließ, den sie kannte und der ihr vertraut war. Sie hatte nur die beiden ältesten behalten. Silas Stamos und Wolf LoGuidice. Zu ihnen hatte sie scheinbar genug Vertrauen.
„Weißt du, wo ich schlafen werde?“ Robyn hatte das Bedürfnis, das Thema zu wechseln.
Cole stellte sich bei diesen Worten neben sie und warf Clay einen Blick zu, den sie als Warnung interpretierte.
„Diese Aufgabe unterliegt einzig Mr. Stamos.“ Clay hatte den Blick offenbar ähnlich interpretiert und verfiel wieder in Verhaltensweisen, die von ihm erwartet wurden.
Robyn stand auf und sah ihn an. „Der ist aber nicht hier.“
„Gerne bringe ich die Miss zu ihrem Schlafgemach.“ Cole bot sich beinahe höflich an.
Robyn warf nun ihm einen warnenden Blick zu. „Gerne verzichte ich dankend darauf, Mr. Mayhew. Clay hier ist durchaus im Stande, mir einen Weg zu zeigen.“
Der räusperte sich jedoch höflich. „Es steht mir nicht zu, das Gemach eines Gastes aufzusuchen.“
„Nun gut.“ Robyn nickte zwar, doch sie wollte das so nicht hinnehmen. „Da dem Gast, also mir, das allerdings egal ist, möchte ich dich dennoch darum bitten.“
Robyn sah ihn an und schob sich einfach mit dem Rücken vor Cole, der erneut seinen warnenden Gesichtsausdruck aufgelegte.
Clay schien endlich einzuknicken und lächelte. „Nach Ihnen, Miss.“
Aus irgendeinem Grund empfand Robyn bei ihm kein Misstrauen. Sie sah ihm in die Augen und glaubte sofort daran, dass er zu den Guten gehörte. Conan würde das gar nicht gefallen, das war ihr klar.
Sie blickte sich in der Eingangshalle um und war überwältigt. „Sie hat es moderner machen lassen.“
Clay und Cole waren ihr dicht auf den Fersen und gingen nicht weiter darauf ein. Sie stiegen die Treppe über einige Etagen herauf, bogen nach rechts ab und blieben direkt vor der ersten Türe stehen. Der Gang bot einen Freiraum, wie man ihn noch nie gesehen hatte.
Clay stellte sich neben die Türe, schob sie auf und stellte sich dann mit einer geraden Haltung an den Eingang.
Mr. Stamos kam ihnen eben in diesem Moment aus dem Raum entgegen geschlichen. Robyns Taschen zu tragen, schien ihn doch mehr mitgenommen zu haben, als er erwartet hätte.
Robyn trat ein und wandte sofort ihren Blick in alle Richtungen. Der Raum war erhellt durch riesige Fenster, mit langen Vorhängen für die Nacht. Robyn schritt geradeaus auf ihr Bett zu. Es war ein Doppelbett, so wie sie es auch zu Hause hatte, nur, dass es mehr einem Himmelbett glich, mit einem angenehmen Farbton.
Als sie sich zu Clay umdrehte, um ihm einen erstaunten Blick zuzuwerfen, stand der noch immer in vornehmer Haltung vor der Türe.
„Was machst du da?“ Sie war verwundert.
In dem Moment kam Conan an ihm vorbei in den Raum geeilt. „Luxus pur, was?“ Clay und Cole sahen ihm überrascht hinterher. „Check?“
„Später.“ Sie starrte noch immer Clay an. „Wieso stehst du denn da immer noch?“
„Ich darf das Gemach der Miss nicht einfach betreten“, erklärte er es und warf Conan dabei einen irritierten Blick zu.
Offenbar war er geschockt, weil ihr Freund den Eindruck machte, ihre Privatsphäre nicht zu respektieren.
„Vergiss das und komm‘ einfach rein.“ Robyn lachte.
Conan hielt sich nie an Regeln und er würde sich bestimmt auch nicht angewöhnen, zu klopfen und zu warten, bis sie ihn hereinrief.
„Aber …“ Er stellte sich Clay plötzlich in den Weg und starrte ihn ebenso warnend an, wie Cole es zuvor getan hatte. „Wenn es doch den Angestellten nicht erlaubt ist, sollte er vielleicht draußen bleiben, nicht wahr?“
Robyn warf ihm einen bösen Blick zu, doch Conan erwiderte diesen nur mahnend, also ging sie zur Türe. „Na gut, verschieben wir das Quatschen. Bis dann.“
Bevor Clay sich höflich verabschieden konnte, gab Conan der Türe einen Schubs und sie fiel ins Schloss.
„Was ist denn in dich gefahren?“ Robyn wandte sich direkt laut an ihren Begleiter.
„Check!“ Es hieß nichts anderes, als dass sie sich im Raum umsehen sollte, ob irgendwo Abhörgeräte, Kameras, Wanzen oder Menschen versteckt waren.
Wie es schien, übernahm Conan das allerdings nun. „Wer zum Teufel war dieser Kerl?“
„Du weißt, wer er war!“
„Natürlich weiß ich das, aber wieso bist du bereit, ihn in dein Zimmer zu lassen?“ Conan fuhr sie laut an. Er war wütend.
„Vor allem, weil er netter war, als du es gerade bist.“ Robyn verschränkte die Arme und starrte ihn abschätzend an.
„Und weil du hier einen netten Kerl kennengelernt hast, lässt du ihn gleich so nah an dich heran?“
„Ich habe schon weniger nette Menschen näher an mich herangelassen.“ Sie sah Conan trotzig in die Augen.
Da war er wieder. Der Tornado, der sich nicht bändigen ließ.
Er seufzte. „Du sollst nur nicht vergessen, wer du bist und wer jeder Mensch hier sein könnte.“ Er kniete sich hin und sah unter das Bett.
„Das könnte ich niemals vergessen.“ Robyn schüttelte den Kopf. „Dafür wirst du schon sorgen. Ich mache hier Urlaub, Conan. Ich bin bei meiner Freundin und will mich hier nicht unbeliebt machen, verstehst du das?“
„Deswegen musst du dich noch lange nicht mit diesen Leuten hier anfreunden.“ Er stand wieder auf und stellte sich dicht vor sie. „Deine freizügige Art hat ab sofort ein Ende, verstanden? Ich werde nicht zulassen, dass du dich vor diesen Menschen so gibst, wie bei mir zu Hause. Habe ich mich klar ausgedrückt?“
„Das hast du.“ Robyn lächelte ihn allerdings provokant an. „Aber dieser Mensch bin ich nun mal. Ich gebe mich nicht nur so. Es ist in Ordnung, dass du nicht willst, dass sich mir hier jemand nähert, aber du wirst mir nicht verbieten, mich so zu verhalten. Nicht aus diesen Gründen.“
„Welchen Gründen? Weil ich mir Sorgen um deine Sicherheit mache?“
„Nein, weil du den Gedanken nicht ertragen kannst, dass mir jemand näherkommen könnte. Ich bin nicht dein Eigentum, Conan.“
„Ich passe auf dich auf!“ Er griff an ihre Taille und drängte sie an die Wand. „Ich habe mich nach dir verzehrt, aber du hast mich damals erst dazu gebracht, diesem Gefühl nachzugeben! Vergiss nicht, dass du das bei mir geschafft hast, wenn du anfängst, dich hier so offenherzig zu verhalten. Du hast keine Ahnung, wie du auf Männer wirkst, also verhalte dich nicht so, als wärst du zu haben!“
„Ich bin zu haben!“ Robyn schlug ihm auf die Brust, doch es ließ ihn kalt.
Ein Klopfen ertönte an der Türe.
Conan konnte ihren trotzigen Blick nicht länger ertragen. Er war nicht in der Stimmung, ihre aufmüpfige Art zu tolerieren.
Er griff ihr in die Haare und zerrte sie durch den Raum. „Es reicht mir jetzt!“
Er stieß sie grob von sich und sie prallte mit den Beinen gegen das Bett. Sie landete weich darauf und spannte ihren Körper an, bereit Conan wehzutun, falls er seine Wut nicht zügeln würde.
Solche Momente gab es häufiger. Conan sprang dann ziemlich brutal mit ihr um, um ihr zu beweisen, dass er der Stärkere war und sie ihm gegenüber nicht frech werden durfte. Es kümmerte sie meistens nicht, denn sie war blaue Flecke gewohnt und meistens reagierten sie sich beide wieder ab, nachdem sie einige Schläge ausgetauscht hatten.
Die Türe sprang auf und Cole kam hereingestürmt. Ihm schien es ganz und gar nicht egal zu sein, wie Conan mit ihr umsprang. Er hatte wohl ihre lauten Stimmen vernommen und mitbekommen, dass etwas vor sich ging.
Conan lachte nur, als er den Raum betrat. Robyn hing mit dem Oberkörper auf dem Bett und rappelte sich nun wieder auf. Sie alle standen im Raum und Cole glaubte offenbar, dass seine pure Anwesenheit genügte, um die Situation zu schlichten.
„Was?“ Conan lachte noch immer.
„Verlassen Sie augenblicklich Miss McDonnawins Zimmer.“ Cole starrte ihn finster an.
„Und wenn nicht?“ Conan war auf Streit aus und durchaus bereit, ihn mit diesem Grünschnabel zu führen.
„Genug!“ Robyn sah sie beide mahnend an. „Beide raus hier. Sofort.“ Sie starrten sich noch immer gegenseitig drohend in die Augen. „Conan!“
Er wandte sich grinsend ab. Nun wurde er also um seinen Spaß gebracht. Zu gerne hätte er klargestellt, dass man sich mit ihm nicht anlegte. Er ging an Cole vorbei und verließ den Raum.
Dieser schloss die Türe und kam auf Robyn zu. „Wollen Sie immer noch behaupten, dass Sie meine Hilfe nicht benötigen?“
Robyn belächelte es. „Mischen Sie sich nicht in Dinge ein, die Sie nichts angehen.“
„Ich bin zu Ihrem Schutz hier, also geht mich das hier sehr wohl etwas an!“ Cole wurde lauter.
„Ich danke Ihnen für Ihre Sorge, aber es ist nicht nötig.“ Sie lief zur Türe und öffnete sie. „Ich muss vor Conan nicht beschützt werden.“
„Das sah anders aus, Miss McDonnawin.“
„Gehen Sie.“ Robyn deutete auf die Türe.
„Zwingen Sie mich nicht, die Kaiserin hiervon zu unterrichten.“ Cole stand im Türrahmen und sah sie noch einmal an.
„Tun Sie das ruhig.“ Robyn zuckte mit den Schultern. „Ich werde es abstreiten und Conan ebenso. Wir werden sehen, wem sie glaubt.“
Cole musterte sie wütend und trat auf den Flur hinaus. „Ich versuche nur, meinen Job zu machen, Miss.“
„Und den machen Sie ganz toll. Sternchen von mir und jetzt tschüss.“ Sie schmiss die Türe zu und verriegelte sie von innen.
Dann lehnte sie ihren Kopf daran an und seufzte. Das würde kein einfacher Urlaub werden, das wurde ihr klar.