Die Leute von der Behörde waren schockiert über das Ausmaß der Abweichungen vom ohnehin großzügigen Bauplan, der nach Stand der Gesetzeslage nie so bewilligt hätte werden dürfen. Die über hundert Meter lange Ufer Verbauung aus Beton war überhaupt nicht vorgesehen gewesen. Es würde aber kaum möglich sein, daß Ufer zu renaturieren. Zwar war der Bau nun eingestellt worden, aber was Jansen an Strafgeld zu bezahlen haben würde, war von ihm mit Sicherheit schon eingeplant gewesen. Er baute grundsätzlich so, wie er es wollte. Er wusste, dass er nie eine Genehmigung nach seinen Vorstellungen erhalten würde, also baute er, wie er wollte und bezahlte hinterher die Strafe. Das war immer noch billiger und ungefährlicher als Bestechung und er hinterher hatte er genau das was kein Anderer hatte und genau das was er wollte! Ihm waren Baustopps völlig egal. Irgendwann bekam er immer was er wollte. Wenn die Auflagen verlangten, dass die alte Bausubstanz an einem Gebäude erhalten werden musste, ließ er es aushöhlen und einzelne Mauern ohne ausreichenden Verbund oder Abstützung so lange stehen, bis die Mauern "bedauerlicher Weise" eingestürzt waren. Wo kein Kläger, da kein Richter... Ein Baustopp tat einem Eduard Jansen mit Sicherheit nicht weh! Aber jenen kleinen Unternehmen, die auch einmal etwas riskiert hatten, um einen dicken Fisch an Land zu ziehen, drohte sehr schnell die Pleite und den Arbeitern der Verlust der Arbeit. Kein Wunder, dass kaum jemand in der Gemeinde protestierte, wusste er doch, dass es am Ende den fleißigen kleinen Mann traf...
Hannes nahm das kleine Diktiergerät in die Hand Und betrachtete es.
"Das blöde Ding hat er geliebt, mein alter Herr. Damit hat er viele Leute über den Tisch gezogen!"
"Wie meinst du das, Hannes?"
fragte Karl. Er spürte, dass ihm ein Schweißtropfen über die Stirn lief. Was sollte er nur tun? Er liebte Renate und die beiden Kinder waren ihm auch ans Herz gewachsen. Noch nie hatte er so um etwas bangen müssen, wie um "seine" neue Familie...
"Ja weißt du, Karl, er war schon ein Schlitzohr, mein alter Herr. Und das wollt ich dir noch sagen, bevor unser Deal besiegelt ist: Ich lege dir nichts in den Weg. Weder bei Mutter noch bei Natalie und auch nicht in der Firma. Ich schätze deine anständige Art. Aber ich verlange von dir, dass es solche Machenschaften in unserer Firma in Zukunft nicht mehr gibt!"
"Die da wären?"
"Unbequeme Widersacher mit Alkohol in einen redseligen Zustand zu versetzen und hinterher mit einer Tonaufnahme zu kompromittieren!"
"Du hast mein Wort! Sowas liegt mir nicht!"
"Dann ist es ja gut, Karl!"
Meinte Hannes. Er betrachtete Das Diktiergerät erneut, drehte es zwischen den Fingern und fragte Karl:
"Was meinst du? Kann es uns etwas sagen, daß wir wissen müssten?"
Karl zuckte mit den Schultern...
"Es gehörte deinem Vater, also ist es deine Entscheidung, Hannes!"
Hannes stand auf.
"Findest du...?"