Lange Zeit saßen wir nur da, jeder in seinen Gedanken vertieft. Das Licht des Kristalllüsters flackerte auf der polierten Oberfläche des Tisches. Fasziniert starrte ich auf das Schauspiel, eingelullt in den vertrauten Duft meines Tischnachbarn.
Das greinen der Tür holte mich aus meinen Gedanken. Erschrocken fuhr ich herum.
„Master Malfoy, Sir. Entschuldigen sie die Störung, aber Milo dachte das sie vielleicht von der langen Reise Hunger haben und hat ihnen ein paar Häppchen gebracht und eine Erfrischung,“ ertönte die quietschende Stimme der Hauselfe. Wenig später stand eine gut gefüllte Platte mit Antipasti und eine Flasche Wein mit zwei Kristallgläsern auf dem Tisch. Mit einer letzten Verbeugung verschwand der Hauself wieder aus dem Zimmer.
„Sehr Aufmerksam dein Personal,“ murmelte Draco belustigt und streckte seine Hand nach der Flasche aus. Doch ich war schneller. Blitzschnell schnappte ich mir die Flasche und stellte sie aus seiner Reichweite. Belustigt über sein irritiertes Gesicht, lehnte ich mich entspannt in meinen Stuhl zurück.
„Ich denke du hattest für heute genug Alkohol,“ stellte ich bestimmt fest, hob meinen Zauberstab und verwandelte den Wein in Wasser. Zufrieden schob ich ihm die Flasche hinüber. Mit einem leichten grinsen griff er nach der Flasche und goss sich langsam das nun kristallklare Wasser in sein Glas.
„Machst du dir etwa Sorgen um mich, Foscarini?“ spottete er.
Ich rollte spielerisch mit den Augen. „Um einen Malfoy? Wo denkst du hin?“
Ein breites Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. „Du bist immer noch die selbe, Bella. Du hast dich nicht verändert. Es kommt mir so vor als hätte dir der Krieg gar nichts anhaben können.“
Mein Lächeln verschwand. „Du hast doch keine Ahnung von was du sprichst.“
„Ich bin innerlich tot und du sitzt hier und willst die Welt retten. Abermals. Was glaubst du was ich dann denke?“
Tränen stiegen mir in die Augen. „Jedes Mal, wenn ich die Augen schließe, sehe ich vor mir die Trümmer und die ganzen ausdruckslosen Gesichter der Menschen die wir in diesem sinnlosen Krieg verloren haben,“ schluchzte ich während die Tränen mir die Sicht nahmen. „Ich habe an diesem Tag alles verloren und stand buchstäblich in den Trümmern meines Lebens. Alles was mir geblieben ist, ist ein Buch mit einer Aufgabe darin: Die Zerstörung von ‚In Noctem‘. Das ist alles was mir geblieben ist und das ist der einzige Grund warum ich noch lebe. Es ist das einzige was mir von meinem Dad geblieben ist.“
„Dann haben wir doch eine Sache gemeinsam,“ flüsterte Draco. „Was steht in dem Buch?“ wollte er nun hellhörig wissen während ich wieder nach der Flasche griff und mir Wasser in mein Glas einschenkte.
„Die Sage der hochnäsigen Prinzessin und des eifersüchtigen Idioten von Verwandten der das Amulett verzaubert hat,“ schnaubte ich während ich meinen Zauberstab hob und das Wasser im Glas sich wieder blutrot färbte. Zufrieden hob ich das Glas und leerte es mit einem Zug. „Warum willst du das wissen? Glaub mir, ich habe das beschissene Buch studiert. Es ist nichts Brauchbares darin. Keine Hinweise, nichts.“ Missmutig schnalzte ich mit der Zunge bevor ich mein Glas erneut mit Wasser füllte und mit einem schnippen meines Zauberstabes in Wein verwandelte.
„Dein Vater war ein Meister des Verbergens. Bist du dir sicher, dass es sich nicht um Zauber handelt die das wichtige vor dir verbergen bevor du dich nicht würdig zeigst?“ gab er zu bedenken und nippte an seinem Wasser während er mich betrachtete.
Scheppernd stellte ich mein Gas auf den Tisch und schenkte ihm einen wütenden Blick. „Glaubst du ich bin dumm? Ich habe es mit ‚specialis revelio‘ ungefähr fünfmal versucht. Glaub mir: Da ist nichts Verborgenes in diesem dämlichen Buch,“ lallte ich beschwipst und wollte schon nach der Flasche greifen, doch dieses Mal war Draco schneller. Sanft lächelnd schenkte er mir Wasser ein. Leicht schwankend hob ich meinen Zauberstab.
„Ich glaube du hast genug,“ ertönte seine Stimme neben mir.
„Und ich denke, dass dich das einen feuchten Dreck angeht.“ fauchte ich und schnippte mit meinem Zauberstab. Zufrieden betrachtete ich die rote Flüssigkeit. „Wo waren wir gerade?“
„Wir haben gerade festgestellt das du für solche Unterhaltungen definitiv zu betrunken bist,“ ertönte nun hinter mir eine wütende Stimme. Überrascht fuhr ich herum um festzustellen, dass das in meinem Zustand keine so gute Idee war. Alles drehte sich und ich musste mich an der Tischkante festhalten um nicht vom Stuhl zu fallen.
„Haben wir dich eingeladen?“ fauchte ich den ungebetenen Gast an und griff unsicher nach dem Kristallglas.
„Die Einladung muss wohl verloren gegangen sein,“ erwiderte der mir gelassen und drehte seinen Zauberstab zwischen den Fingern.
„Was willst du hier, Nero?“ knurrte ich und kippte den Inhalt meines Glases hinunter.
„Dich vor dir selbst schützen,“ antwortete er mir und lies mit einem schnippen seines Zauberstabes die Weinflasche und mein Glas verschwinden. Verärgert betrachtete ich meine nun leere Hand.
„Glaubst du, ich wäre nicht im Stande auf mich selbst aufzupassen?“ schrie ich empört auf.
„Zurzeit bist du definitiv nicht in der Lage auf dich aufzupassen,“ lachte er laut auf.
„Ich hätte schon auf sie aufgepasst,“ knurrte Draco nun hinter mir. Zornfunkelnd saßen sich die beiden Männer nun gegenüber.
„Du bist nicht mal im Stande auf dich selbst aufzupassen,“ entgegnete ihm Nero eisig.
„Wage es nicht in diesem Ton mit mir zu sprechen, Martinelli,“ brummte Draco.
„Was sonst? Rufst du deinen Vater?“ erwiderte Nero belustigt und grinste breit.
„Ich warne dich,“ zischte Draco mit zu schlitzen verengten Augen.
„Hört auf. Ich kann gut auf mich selbst aufpassen,“ lallte ich nun und versuchte zum Beweis aufzustehen, was ich nach drei fehlgeschlagenen Versuchen, aufgab.
„Das sehen wir, Bella,“ kommentierte Nero meine Versuche lachend.
„Isabella, bleib sitzen,“ brummte Draco und zog mich zurück auf den Stuhl.
„Lass mich gefälligst los. Ich schaff das schon alleine,“ brabbelte ich und schlug ungeschickt seine Arme weg was mich vollkommen aus dem Gleichgewicht brachte. Schwankend plumpste ich auf meinen Stuhl zurück. Die Erkenntnis traf mich eiskalt. Sie hatten recht: Ich bin vollkommen besoffen.
„Du bist uns noch eine Entscheidung schuldig,“ stellte Nero schließlich fest.
„Was?“ fragte ich verwirrt.
„Nicht jetzt, Nero,“ knurrte Draco angespannt.
„Wieso nicht jetzt? Hast du Angst sie würde sich für mich entscheiden?“ spöttelte dieser amüsiert.
Draco schnalzte missbilligend mit der Zunge. „Träum weiter.“
„Wovon redet ihr?“ wollte ich verwirrt wissen.
Nero bückte sich über den Tisch zu mir und schenkte mir ein hämisches grinsen. „Du weist ganz genau von was wir sprechen.“ Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Natürlich wusste ich von was die beiden Sprachen. Ich wollte es nur nicht wahrhaben.
Auf Neros Gesicht erschien ein zufriedenes Lächeln. „Wusste ich es doch.“
„Jetzt ist genug, Nero. Du hattest deinen Spaß,“ fauchte Draco.
Nero wandte sich kopfschüttelte zu Draco. „Sag mir nicht, das du nicht auch endlich eine Entscheidung von ihr willst.“
Dracos Mund verzog sich verbissen. „Sie ist besoffen.“
„Das ist schwer zu übersehen,“ spottete Nero und lehnte sich entspannt unter meinen Protesten zurück.
„Warum willst du jetzt von mir eine Entscheidung?“ wollte ich von ihm wissen.
„Wie lang soll ich noch warten? Ich finde wir haben dir jetzt genug Zeit gelassen. Fünf Jahren sind eine lange Zeit,“ stellte Nero fest.
Ich atmete tief durch. „Okay.“
Beide Köpfe wandten sich erstaunt zu mir. „Was?“ kam es wie aus einem Munde.
„Ich werde mich für einen von euch entscheiden. Aber,“ antwortete ich. „Aber nur unter einer Bedienung.“
„Und die wäre?“ wollte Draco wissen.
Ich hob meinen Blick und sah beiden ins Gesicht. „Helft mir das Amulett zu zerstören und ich schwöre sobald es vollbracht ist werde ich einen von euch heiraten.“
„Das klingt nach einem Deal,“ stellte Nero zufrieden fest während Draco zustimmend nickte.