"Was jetzt?", Yalhan musste Allister stützen, sah sich um, wusste aber, dass ein Fluchtversuch scheitern würde. Die Biester, welche sie schon in Illutia heimgesucht hatten, kreisten über dem von Russ und Asche geschwärztem Himmel. "Wir bleiben stehen, was sonst!", Shanora starrte die Armee an, die, wie eine unaufhaltsame Welle, auf sie zukam. Ein paar ausgewachsene Cojomano erschienen zwischen den Reihen der leicht gepanzerten Dämonen.
Shanora hatte schon einmal einen gesehen, am Anfang ihrer Reise. Der Körper eines riesigen Stiers, tiefschwarz mit rauchenden Hufen. Ein gehörnter Kopf, welcher an eine Raubkatze erinnerte mit rauchendem Maul. Damals hatten sie es getötet und dabei die hochgradig explosive Asche aus seinem Körper gepresst. Der einzige Weg dieses Wesen zu besiegen, ohne großflächigen Schaden anzurichten war, wenn Shanoras Theorie stimmte, es abzufackeln. Sie brauchten dringend Hilfe, Allister würde es auf keinen Fall schaffen die Cojomanos abzuwehren. Und ihre sowie Yalhans Angriffe würden die Situation nur verschlimmern. Shanora seufzte, wo blieb ihr Bruder nur? Und für wen war diese Falle konzipiert? Für sie oder ihn? Im selben Moment tat sich neben ihr ein Portal auf, ihre Ziehmutter und einige andere kamen ihr daraus entgegen. Verstärkung war gekommen. "Geht es euch... oh nein, was hat der Heiler?", Ladira eilte an Shanora vorbei zu Yalhan und Allister. "Ich glaube er wurde vergiftet, können sie ihm bitte helfen?", Yalhan war sofort unangenehm, dass seine Stimme so flehend klang. Aber darum ging es jetzt nicht, die Schweißperlen auf Allisters Stirn wie auch der matte Schleier in seinen sonst so strahlenden Augen machten ihm sorgen. Er wusste, dass Allisters Körper extrem widerstandsfähig war. Er wusste aber auch, dass Allister es immer wieder übertrieben hatte. Ladira warf einen Blick auf Allister und nickte: "Ich werde sehen was ich für ihn tun kann!"
"Sassy, Kyra, Alpha", Shanora war überrascht als sie auch Celles entdeckte, das ließ sie aber auch Hoffnung schöpfen. "Celles, wo sind die anderen?", wollte Allister mit schwacher Stimme wissen.
"Saphira bewacht Vanessa, sie steht immer noch unter dem Fluch des Schänders", presste Celles hervor, ihren Blick starr auf die Armee gerichtet. Sie hatte den Dunklen schon einmal bezwungen und sie würde es im Notfall erneut tun. Aber eine solche Streitmacht hatte er damals nicht besessen. "Danke das ihr hier seid", wisperte Shanora, "und Celles, es tut mir leid das wir euch hinters Licht geführt haben!" Celles schenkte ihr ein versöhnliches Lächeln: "Wir waren dumm etwas anderes von Finns Schwester zu erwarten!"
Sassy konnte sich den Kommentar nicht verkneifen: "Und ihr habt sie maßlos unterschätzt, nicht wahr?" "Konzentriert euch auf den bevor stehenden Kampf", mahnte Ladira, "ich brauche Deckung um Allister helfen zu können!"
Shanora deutete auf Cojomano: "Wir müssen diesen Dämon nieder brennen! Es muss vollständig verbrennen, damit sein Blut sich nicht zu Asche transformieren kann!"
"Alles klar", Alpha brachte die restlichen Jäger in Stellung, "wir müssen sie irgendwie aufhalten!" Celles Augen flackerten, Flammen schossen aus ihrem Körper und sie stürmte auf die Dämonen zu. Die Jäger gaben ihr mit einer Pfeilsalve Rückendeckung, dann wurde es ein unübersichtliches Gemetzel.
Shanora stach blindlings auf alles, was sich ihr näherte ein. Der Nebel und das Geschrei machten es nicht leichter, dazu der Ruß und die Asche, beides schien direkt vom schwarzen Thron zu kommen.
"Es sind zu viele, fallt zurück", hörte sie irgendwo Alphas Stimme. "Von hinten kommen noch mehr!", schrie Yalhan auf der anderen Seite verzweifelt.
"Ich kann dieses Pensum nicht mehr lange halten!", ertönte Celles Stimme. Shanora hielt inne und starrte auf dem Himmel, ein wenig blau schien durch all den Ruß und Schmutz, die Sonne schien den Nebel zu durchbrechen.
"Wo bist du nur? Du wirst mich doch hier nicht alleine lassen!", flüsterte sie leise, dachte an Finn. Er hatte sie hier herbeordert, nun stand sie auf einem Schlachtfeld. Ihr gegenüber eine zu große Armee, als das sie sie hätten besiegen können. Ein lautes Brüllen erschütterte plötzlich das Schlachtfeld und ließ Shanora zusammen zucken. Auch die anderen schienen verwirrt darüber zu sein.
"Was war das?", Ladira starrte nun auch in den Himmel. Die Dämonen schienen ihren Angriff abzubrechen und innezuhalten. Sie schienen das Brüllen zu fürchten, begannen sich zu ducken und den Himmel zu beobachten. Dann ertönte wieder das Horn, diesmal öfter hintereinander, und die Dämonen ließen von ihnen ab. Sie rannten, als wären ihre Herren selbst mit der Peitsche hinter ihnen in Richtung der Ruine vorm schwarzen Thron. Das Brüllen erschallte erneut und ein riesiger schwarzer Drache flog über ihre Köpfe hinweg auf die fliehenden Dämonen zu. Er speite schwarze Flammen, welche die Dämonen förmlich zu Staub zerfallen ließen. Die Schläge seiner mächtigen Schwingen vertrieben den Nebel, die Asche und den Ruß, sodass die Sonne auf das Schlachtfeld schien. Shanora hob kurz die Hand, um sich vor dem plötzlichen Licht zu schützen.
"Er ist gekommen!", hörte sie Yalhan hinter ihr jubeln, "Wie versprochen! Ich wusste, dass er kommt!" Bedeutete das etwa, dass dieser Drache... Der Drache stieß noch einmal schwarze Flammen aus, dann schien er sich zu krümmen und schnell zu schrumpfen. Erst jetzt wurden die beiden Personen und das Bündel, welche sich auf seinem Rücken befunden hatten, sichtbar. Sie kletterten schnell von dem Drachen, der kleiner wurde und irgendwann die Gestalt von Finn annahm. "Cecilia!", schrie Sassy freudestrahlend. Lange hatte sie über das Schicksal ihrer Nichte spekuliert, jetzt konnte sie sie gleich wieder in die Arme schließen. Cecilia, wie auch die zweite junge Frau, stürmten auf sie zu. "Badria", Shanora erschrak förmlich als Mari plötzlich, wie ein Baum, neben ihr aus dem Boden zu wachsen schien, "ich wusste, dass Finn das schaffen wird!" Auch Badria stürmte zu ihrer Mutter, Finn blieb stehen und lächelte. Neben ihm lag etwas, dass an einen Leichensack erinnerte, aber dem schenkte Shan in diesem Moment keine Aufmerksamkeit. Sie bemerkte aber sofort, dass Finns Blick unglaublich müde war. Er wankte und drohte zu fallen, Shanora stürmte auf ihn zu: "Finn!" Alpha wischte sich den Schweiß von der Stirn: "Er hat den Angriff abgewehrt, er hat es geschafft! Mal wieder haben die Dämonen gegen seine Macht verloren!" Sassy schmunzelte, etwas anderes hatte sie von den blonden Jungen auch nicht erwartet. Celles starrte ihren Halbbruder schockiert an. Sie konnte nicht fassen, dass der Taugenichts, der immer nur Unfug trieb, sie gerettet hatte. "Das ist also die Macht des Nachtschattens. Der Dunkle hat sie immer begehrt, wurde aber mit dem Titanen nicht fertig!", Ladira hatte immer gewusst, dass tief in dem angeblichen Prinzen vom weißen Thron, eine Quelle dunkler Macht schlummerte. Aber das er selbst ein Kind ihres Exmannes war, hatte sie nicht geglaubt. "Shanora!", Finn streckte lächelnd die Hand nach seiner Schwester aus, die ihn fast erreicht hatte. Er wankte wieder, diesmal würde er fallen. Shanora streckte die Hand nach seiner aus, um ihm Halt zu geben. Ladira lief plötzlich ein Schauer über den Rücken, sie spürte etwas unglaublich Böses. "Shanora, Finn, weg da!", rief sie noch, aber zu spät. Ein Knall ertönte, Shanora wurde von einer Druckwelle zurück zu den anderen geschleudert. "Treplew...", entsetzt schnappte Sassy nach Luft als sie sah, er direkt hinter Finn erschienen war und diesen an der Schulter packte und auf die Knie zwang. "Wer ist das? Wer ist der Zweite?", fragte Yalhan entsetzt, "Er sieht aus wie Finns Zwilling!" Sassy presste wütend die Lippen aufeinander, bevor sie zu sprechen begann: "Das ist Suma, der Dunkle hat ihn nach Finns Vorbild erschaffen und Finn im Glauben gelassen, dass Suma ein Teil von ihm ist!" Shanora rappelte sich auf, die verschiedenfarbigen Augen von Suma blitzen belustigt, als er das sah."Ich muss euch allen danken! Ihr wart wunderbar! Ohne euch wäre es nie gelungen, dass Finn sich so verausgabt! Ihr habt alle zu meinem Plan beigetragen, einfach wunderschön!", selbst seine Stimme klang wie die von Finn, nur ein wenig wahnsinniger. "Jetzt wird Vater endlich wieder auferstehen und mit der Macht, die sein Sohn für ihn gesammelt hat, wird er unbesiegbar sein!", lachte Suma und versetzte Finn einen Tritt in die Rippen, sodass er endgültig auf dem Boden landete. "Was redest du da für einen Blödsinn", Suma stellte entsetzt fest, dass Finn sofort versuchte sich wieder hoch zu stemmen. "Was, willst du letzte Worte sagen, bevor du hier endlich stirbst?", schrie Suma ihn an, "Gut, Treplew, hilf unserem Bruder doch auf, damit wir alle etwas davon hören können!" Treplew riss Finn an den Schultern nach oben: "Noch etwas zu sagen, Bruder?" Finns Körper zitterte, sein Blick wanderte zu Shanora, die zu ihm laufen wollte, aber von Alpha gebremst wurde. "Finde Did... bring es zu Ende! Du kannst ihn nicht töten, aber du kannst seine Seele versiegeln!", rief Finn ihr zu. Im selben Moment bohrten sich von hinten Treplews Krallen durch seine Brust. Shanora schrie auf, im selben Moment rammte Treplew die Klauen seiner anderen Hand in Sumas Brust."Oh nein!", auch Ladira wollte verhindern, was geschah, aber eine dunkle Barriere schloss sich um die Drei. "Nein! Finn! Was passiert da?", schrie Shanora panisch und versuchte aus Alphas Griff zu entkommen. Finns Schreie hallten durch ihre Ohren, es sah durch den Schleier der Barriere so aus, als würde Treplew aus Finn Energie saugen und diese auf Suma übertragen. Shanoras Atem stockte, ihr Bruder würde vor ihren Augen sterben, wie Julopatra, aufgespießt durch den Schänder. "Er extrahiert den Nachtschatten aus Finn!", Ladira konnte spüren, was darin vor sich ging. "Dann wird es Zeit diese Barriere zu durchbrechen!", Allister wendete sich an Shanora, "Wir müssen es schaffen!" Yalhan packte ihn an der Schulter, seine gelben Augen waren weit aufgerissen und er schien sich aus irgendeinem Grund auf die Lippe zu beißen. "Bitte tu das nicht", wisperte er Allister verzweifelt zu, "du konntest fast nicht mehr stehen, dein Körper wird das nicht ewig mitmachen!"Allister lächelte und näherte sich Yalhan so schnell, dass dieser nicht reagieren konnte. Unter den teils schockierten, teils amüsierten Blicken der anderen küsste Allister Yalhan einfach auf den Mund. Dieser lief, trotz seiner dunklen Hautfarbe, an den Wangen rot an. Als Allister sich wieder entfernt hatte, starrte Yalhan ihn schockiert an: "Was hast du da getan?"
Allister grinste wieder breit: "Ich habe meinen Freund geküsst, falls das in Ordnung ist!" Yalhan starrte ihn wieder völlig entgeistert an. "Ich werde es schon schaffen!", damit wendete Allister sich wieder Shanora zu, "Bist du bereit?" Shanora nickte und versuchte sich zu beruhigen: "Lass uns alles versuchen!" Noch bevor sich jemand einmischen konnte stürmten die beiden auf die Barriere zu. Im selben Moment fühlte Ladira, wie es Treplew gelungen war den Nachtschatten aus Finn zu extrahieren, sie konnte Finns Lebenskraft bedrohlich sinken spüren. "Ihr müsst es schaffen", flüsterte sie und betrachtete, wie Allister und Shanora dabei waren ihre Kräfte zu bündeln. Eine riesige Kugel aus reiner, blitzender, gellend heller Energie schien zwischen ihnen zu entstehen. Die freigesetzte Kraft brachte die Luft um sie in Bewegung, schien eine Art Sturm zu entfesseln. Ladira erschrak, sie spürte, wie Suma zu verschwinden begann, der Dunkle schien dafür an selber Stelle wieder aufzuerstehen. "Beeilt euch!", rief sie Shanora und Allister zu, die beiden entfesselten die Energie und schleuderten sie wie einen Blitz auf die dunkle Barriere zu. Sie hatten es geschafft, das Licht durchzog die Barriere und zerstörte sie, durch die Wucht der freigesetzten Kraft wurden sie allerdings zurück geschleudert. Statt hart auf dem Boden aufzuschlagen, blieben sie aber in der Luft hängen. Shanora spürte den Faden, der sich um ihren Körper gewickelt hatte. Sanft wurde sie auf dem Boden, neben Ladira und den anderen, abgesetzt. Ihre Füße schwankten, sie hatte wirklich alles gegeben. Ein starker Arm stützte sie, und die Stimme neben ihr knurrte: "Setz dich erst mal und erhole dich, ich übernehme das jetzt!"
Church deutete Ladira sich um Shanora zu kümmern. Allister, dessen Sturz er ebenfalls angefangen hatte, wurde von Yalhan versorgt. Church starrte voller Wut auf das Bild, welches nun nicht mehr durch die Barriere verborgen war. Finn schien mindestens Bewusstlos zu sein, sein Körper hing schlaff an den Klauen des Schänders, darunter eine beachtliche Lache Blut. Suma war verschwunden, an seine Stelle war ein Mann getreten, den er in seiner Kindheit getroffen hatte.
"Verflucht seist du!", schrie Celles ihrem Vater entgegen, sie wollte schon auf ihn zustürmen, aber Church's Fäden schlossen sich um ihre Handgelenke und warfen sie zurück.
"Bleibt zurück und beschützt Shanora!", Church befahl das in einem Ton der keinen Widerspruch duldete. Der Dunkle lachte und hob seine Hand: "Das sollte euch lange genug aufhalten, um das Ritual zu beenden!" Ein riesiger Sturm aus schwarzen Flammen schoss auf Chruch und die anderen zu.