Kap ab (Film ab)
Der Soldat
Wir schliefen schnell ein, doch ich hab nicht wirklich geschlafen. Meine Gedanken waren bei den Kindern. Ich dachte fieberhaft darüber nach, wie ich ihnen helfen konnte. Ich wollte erst nach Hause um zu baden, meinen Kopf frei bekommen und meine Gedanken neu ordnen. Dann werde ich ins Archiv gehen und alles was ich finden werde auf saugen wie ein Schwamm.
Ich brauchte Informationen. Ich hatte keinen blassen Schimmer, wie man eine Seele ins Jenseits befördert. Ich brauchte alles, was ich finden konnte über das Heim, alles was ich merkwürdiges finden kann, was hier passiert ist in der Gegend. Ich fühlte mich das erste Mal im Leben ausgefühlt und befreit, obwohl ich keine Ahnung hatte, wie ich vorgehen sollte. Aber endlich hatte ich eine richtige Aufgabe. Und das…war einfach ein unglaubliches Gefühl.
Wir schliefen länger als gedacht! Also Maya schlief vielmehr, ich döste immer wieder ein, nur um dann wieder ruckartig wach zu werden. Als wir uns so einigermaßen aufgerappelt hatten, was gegessen hatten und uns heißen Kaffee hinter gekippt hatten, machten wir uns daran alles wieder zu verstauen, was sich wiedermal nicht als einfach erwies.
Nach gefühlten 10 Stunden waren wir bereit nach Hause zu wandern. Unter Wegs dann, fragte mich Maya vorsichtig was ich den im Haus gemacht habe. Was sollte ich schon groß Antworten? Ich entschied mich für die Wahrheit und erzählte ihr alles von den Kindern und der Nonne und die tragischen Umstände wie ein jeder sein Ende fand. Auch den Arzt und seine kranke Besessenheit ließ ich nicht weg.
Ich redete und redete, doch als wir plötzlich an einer Brücke ankamen, stoppte mein Geplapper abrupt. Am Ende der Brücke, saß eine junge Frau mit einer viel zu großen Armyjacke um den Schultern. Ihr schönes Gesicht war mit Tränen übersät. Maya sah mich fragend an, aber als ich ihr einen traurigen Blick zuwarf konnte sie sich denken was los war. Denn neben der Frau kniete ein Geist. Ein Soldat, wie seine Uniform verriet. Anscheinend war er im Krieg gefallen oder bei einem anderen Einsatz. Ich raffte kurz die Schultern, ging dann vorsichtig auf sie zu und hockte mich vor sie.
„Alles in Ordnung?“
„Ich vermiss ihn so“, schniefte sie und sah mich mit ihren blauen Augen so verzweifelt an, dass ich das Bedürfnis hatte auf der Stelle mit zu heulen.
„Er ist bei ihnen…in ihrem Herzen!“
Sie sah mich erst verständnislos an, ehe sie noch schlimmer anfing zu weinen. Ich elendig überfordert. Das Leid der Frau tat weh…aber so wie es schien, würde ich mich daran gewöhnen müssen in Zukunft.
„Nicht nur im Herzen auch unter dem Herzen trage ich einen Teil von ihm!“
Oh mein Gott… sie ist schwanger. Großartig…wie schrecklich war eigentlich diese verdammte Welt? Der Soldat kniete sich nun ebenfalls hin, sah mich traurig an und seufzte.
„Sie soll ihm meinen Namen geben“, flüsterte er mir zu.
Ich nickte und strich der Frau beruhigend über den Oberarm.
„Nennen sie ihn nach seinem Vater.“
„Woher wiesen sie, dass es ein Junge wird?“
„Im Leben gibt es Dinge, die unerklärlich sind. Ich habe es ihm Gefühl!“
Ich konnte ihr nicht sagen, das ihr Mann…der übrigens Scott hieß…das hatte er mir auch zugeflüstert direkt neben ihr hockte. Das hätten ihre Nerven womöglich nicht mitgemacht. Ich hoffte einfach nur, dass sie loslassen konnte.
„Und ich hab das Gefühl, das er da ist wissen sie. Deswegen bin ich hier…an unserem Lieblingsplatz“, wieder schüttelte sie ein Weinkrampf.
Scott neben mir lächelte sie liebevoll an. Aber seine Augen waren so voller Schmerz. Ich wusste, dass es ihm ungeheure Schmerzen kostete, sie gehen zu lassen. Nicht miterleben zu dürfen, seinen Sohn aufwachsen zu sehen. Sie taten mir beide schrecklich leid. Aber ich konnte nicht länger um beide trauern, denn dann passierte etwas Erstaunliches. Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn, denn sie zu fühlen schien, sie faste sich sofort dorthin und bekam große Augen. Mein kleines Nicken, musste ihre Antwort genug gewesen sein, denn ein winzig kleines Lächeln legte sich auf ihre Lippen und sie schloss die Augen.
Das war ein Abschied…ein kleiner aber doch bedeutungsschwerer Abschied. Scott ging, nach einem letzten Blick auf seine schwangere Frau und einem dankbaren Nicken an mich gewandt in Richtung Wald, aus dem wir kamen und verschwand.
Ich flüsterte ihr noch tröstende und gleichzeitig aufbauende Worte zu, die sie mit einem gelegentlichen Nicken quittierte.
„Wir müssen nun weiter, kann ich sie hier alleine lassen?“
„Ja danke, ich werde noch etwas hierbleiben und dann nachhause gehen.“
„Alles Gute!“
Sie war noch nicht wirklich bei sich. Aber wen wundert das schon? Ich wollte mir ihre Verzweiflung und Trauer nicht einmal vorstellen.
„Was war denn das?“
Fragte mich Maya sofort als ich bei ihr ankam. Sie hatte die ganze Scene wachsam verfolgt.
„Ich hab einen Geist ins Licht geführt…denke ich…er ist im Wald verschwunden. Seine Frau wird jetzt viel besser abschließen können. Oder besser gesagt, loslassen können!“
„Irgendwie hab ich das Gefühl, du bist nicht nur an einer Art Gabe reicher sondern auch an Wissen… du sprudelst wie ein Duden!“
„Ich weiß auch nicht, es ist alles einfach da… als wäre es schon immer da gewesen!“
„Ich wusste es doch, du hast das doch schon länger…diese Gabe weil wo, soll das sonst herkommen? Du wirst durch den Unfall nur bewusster auf deinen Körper hören…denke ich. So wie ich es nicht kann und nicht verstehe und andere auch nicht… ich denke wir müssen in deiner Vergangenheit auch mal wühlen.“
„Meinst du wirklich? Aber bitte erst wenn ich den Kindern und die Nonne geholfen habe und wir endlich zuhause beziehungsweise in der Waldhütte angekommen sind!“
Aber bevor wir da ankamen, mussten wir erst noch durch die kleine Stadt. Wir waren irgendwie im Kreis gelaufen. Aber ein gutes hatte der Umweg…ich sah ein kleines Dinner
„Bor… los las uns Bürger und Fritten essen gehen.“
„Gern…hoffentlich haben die auch Salat da.“
Ich rollte mit den Augen als Maya das sagte, wie kann sie nach so einer Wanderung nur Hunger auf Salat haben!
„Ja bestimmt bekommst du da auch Salat.“
Also gingen wir hinein. Der Laden wirkte von draußen etwas größer als er es wirklich war, auch etwas dunkler aber dafür sauber und gepflegt. Wir setzten und gleich vorn neben die Tür. Der Tisch war rund und hatte bis zur Hälfte eine Eckbank die unter dem Fenstern in der Ecke stand!
Kaum saßen wir, da kam auch schon die nette Bedienung… die eindeutig indianischer Abstammung war.
„Guten Tag, wissen sie schon, was es zum Trinken sein darf?“
„Ein Kaffee und eine Cola und…“, ich sah Fragent zu Maya.
„Ich nehme nur eine Cola“, führte sie meinen Satz zu Ende.
Sie verschwand kurz hinter der Theke, kam dann aber schon bald mit unseren Getränken wieder. In der Zwischenzeit, hatten Maya und ich ausführlich die Speisekarte studiert.
„Habt ihr schon gewählt?“
„Einen Bürger mit Fritten und den Thunfischsalat“, sagte ich und klappt die Karte zu.
„War es das dann bei euch?“
„Nein!“ schrie Maya schon förmlich aus.
„Ich möchte den gemischten Salat mit Ein und…ach scheiß drauf…ich nehme auch einen Bürger mit Fritten“, stellte Maya mal kurzerhand klar.
Die Kellnerin schaute etwas verdutzt und ungläubig, nahm die Bestellung auf und nach etwa 20 Minuten war das essen auch schon am Tisch. Gott das war einfach unglaublich…saftig und fettig…wie wir es gerne haben. Wir aßen alles auf, was die Kellnerin mit einem fassungslosen Kopfschütteln zur Kenntnis nahm. Wahrscheinlich hatte sie das erste Mal gesehen, wie zwei schlanke Gerten eine solche Masse essen können. Nun ja…ich weiß es auch nicht. Wir bezahlten und stapften dann vollgefressen und definitiv gesättigt weiter in Richtung unserer Waldhütte. Es dauerte auch nicht mehr lange und wir sahen sie.
Was mir nur recht war, ich wollte einfach nur noch in die Wanne. Bevor ich meinen Rucksack auspackte, lies ich mir Wasser in die Wanne laufen. Sehr heiß und sehr viel! In der Zeit wo das Wasser in die Wanne lief, packte ich meinen Rucksack aus und suchte mir neue Sachen aus dem Schrank.
Und dann rutschte ich mit einem leisen stöhnen in die Wanne und genoss das heiße nass.