Der Altag in L.A
Kap ab! (Film ab)
„Guten Morgen, Marie“, kam es von Jessica mit einem fiesen Blick.
Keine Sekunde später, machte es platsch und ein riesiger Stapel Akten landete auf meinem Schreibtisch
„Die müssen alle sortiert werden.“
„Großartig, also muss ich wieder Überstunden machen“, sagte ich entsetzt.
„Und das auf einem Freitag! Ja das musst du wohl, wenn du deine Stelle hier behalten willst!“
Sprach sie gehässig und verschwand in die Chefabteilung. Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück, rieb mir mit beiden Händen das Gesicht und fuhr dann, mit den Händen durch mein Haar. Entschloss mich kurzerhand, mir einen Dutt zu machen, nur um meine Aufgabe etwas länger von mir hin schieben zu können.
„Dann gibt’s heute keine Mittagspause. Vieleicht schaffe ich dann doch noch pünktlich Feierabend zu machen!“
Murmelte ich zu mir selbst. Gesagt getan, ich machte also die Pause durch und war gerade mit der letzten Akte beschäftigt, als meine Chefin kam. Unauffällig warf ich einen Blick auf die Uhr, es war fast 16 Uhr.
“Frau Brown, sie müssen mir bitte die Briefe hier eintüten und beschriften und dann, zur Post bringen“!
Na toll,…und schon gab die Realität, der Hoffnung eins auf die Fresse.
“Ja, das mach ich gerne“ sagte ich etwas genervt aber so, dass es die Chefin Tanya nicht mitbekam.
Also machte ich mich gleich wieder an die Arbeit, und als ich mit den Akten durch war, legte ich sie gut sortiert auf den Schreibtisch meiner Chefin. Dann machte ich die Briefe fertig und schaute erneut auf die Uhr. 17.15 Uhr!
“Wenn ich mich jetzt beeile, schaffe ich es noch die Briefe vor dem Ladenschluss abzugeben.“
Schnell fuhr ich meinen PC runter. Rannte wie eine Irre durch die Straßen von L.A. Sprang über Taxis,…okay, natürlich sprang ich nicht direkt über sie. Aber ein bisschen Drama, konnte mir angesichts meiner Lage nicht verübelt werden. Jedenfalls bremste ich sie aus, indem ich vor sie lief und geradewegs die Postagentur ansteuerte.
Geschafft!
Ich hatte Glück! Ich hatte noch genau 5 Minuten um die Briefe abzugeben. So,… jetzt schnell nachhause. Maya wird bestimmt schon mit dem essen auf mich warten. Zuhause angekommen, fing Maya mich schon im Flur ab und sagte etwas bedrückt und in sorge.
„Du musstest ja schon wieder länger machen?“
„Jaa, ey die blöde Jessica, hat mir mal wieder ihre Arbeit auf`s Auge gedrückt.“
„Marie, wie lange willst du das noch mit machen? Du bist zu gut um dir das gefallen zu lassen! Du hast so gute Zeugnisse, du findest bestimmt noch einen anderen gut bezahlten, wenn nicht sogar noch besser bezahlteren Job!“
„Ja vielleicht, aber die anderen sind nicht so groß und angesehen!“
„Du musst es wissen, was du auch machst, ich steh auf jeden Fall hinter dir egal wie du dich entscheiden wirst,… und nun las uns essen, ich hab riesen Hunger.“
„Hey Maya, schauen wir gleich noch eine DVD an?“
„Ja können wir machen.“
Maya machte Popcorn und ich sucht die DVD Wild Child raus. Zusammen gekuschelt auf einer Decke vor dem Fernseher, mit einer Schüssel Popcorn vor uns, machten wir uns einen gemütlichen Abend.
Es war bereits nach 23 Uhr, als der Film zu Ende war. Ich ging unter die Dusche, während Maya in ihrem Zimmer verschwand und sicher schnell einschlief. So eine Dusche tat immer gut, nach so einen Tag. Nach dem abtrocknen und Haare föhnen, zog ich mir eine rosa Panty und ein viel zu großes weißes Hello Kitty T-Shirt an und sprang ins Bett. Schaute aus dem Fenster hinaus und seufzte, als wieder keine Sterne zu sehen waren. Wie lange war es her, seit ich mich das letzte Mal an ihre Pracht erfreuen konnte?
Die Stadt war nachts so hell erleuchtet, das kein einziger Stern zu erkennen war. Die ersten Nächte in dieser Stadt waren schrecklich. Maya und ich, lagen oft viele Stunden wach. Der Unterschied zu Phoenix konnte kaum größer sein. Dicke Vorhänge vor den Fenstern, ermöglichten uns schon bald den festen Schlaf, den wir beide so bitter nötig hatten. Mittlerweile hatten wir uns an die Helligkeit und den Tumult auf den Straßen gewöhnt. In meinen Gedanken versunken, schlief ich schließlich ein.
Am nächsten Tag schlief ich wie immer aus, es war mittlerweile schon kurz vor 12 Uhr. Maya preschte sicher schon eine Weile durch die Wohnung und machte Ordnung. Bereitete nebenbei das Mittag vor und summte vor sich hin. Sie war das absolute Gegenstück zu mir. Während ich der totale Morgenmuffel war, strahlte sie zu jeder Tageszeit pure Energie und Freude aus.
Sie wollte heut ein typisches deutsches essen machen, das sie im Internet gefunden hatte. Kartoffeln mit Schnitzel und Pilzen zum überfüllen. Mhh was für ein Duft, da knurrte mir auf Knopfdruck der Magen. Schnell putzte ich mir die Zähne und stapfte anschließend hungrig in die Wohnküche, wo Maya schon am Auffüllen war.
„Mh lecker riecht es hier!“
„Na dann komm und iss“, sie reichte mir einen vollen dampfenden Teller.
„Ein Schnitzel ist das aber nicht?“
Ich sah, amüsiert auf die komisch aussehende Pampe und fragte mich, wie so etwas so gut duften konnte. Maya sah mich entgeistert an. Mit aller Gewalt, versuchte ich meinen nahenden Lachanfall zu stoppen.
„Mensch Schatz, das Schnitzel ist das unter der Soße!“
„OH… nun, das musst du doch dazusagen“, fing ich an zu lachen.
Als Maya merkte, dass ich sie nur verarscht hatte, lachten wir beide! Wir beruhigten uns schnell und fingen an zu essen.
„Was machen wir heute noch?“
Sie kaute, schluckte und Antwortete nachdenklich.
„Wie wäre es mit Kino und danach in einen Club?“
„Kino is cool, aber Club? Können wir nicht in eine Cocktailbar gehen, ich hab keine Lust auf dröhnenden Bass, umgeben von schwitzenden Körpern die wie die Affen durch die Gegend wackeln.“
„Okay, dann Cocktails…ist mal was anderes.“
Nach dem Essen machten wir zusammen die Küche sauber und anschließend machten wir uns schick zum Ausgehen. Ich zog eine hautenge Jeans und ein Bauchfreies Top an. Dazu meine neuen Gift grünen High Heels und mein Outfit war perfekt! Ein bisschen Mack up und der passende Schmuck und schick ist. Maya hatte sich ein Fliederfarbendes Kleid mit einem seiden Schall und schwarzen High Heels angezogen. Gut gelaunt, machten wir uns auf ins Kino.
„Was schauen wir uns heute an, mein Mariechen?“
Ich verzog mein Gesicht bei diesem albernen Kosenamen, mit dem sie mich, seit unserer Kindheit ärgerte.
„Na mal sehen was läuft“
Kino Programm
Schutzengel
Man in Black 3
Wie auf Kommando, sagten wir Schutzengel
„Yeah, ich hol die Karten“, beschloss Maya.
„Okay, und ich das Popcorn und Cola.“
„Bis gleich, vor Saal 3.“
Wir trafen uns vor dem Saal 3 und gingen geschlossen in die 7 Reihe. Setzten uns gemütlich auf unsere Plätze und warteten auf Film Beginn. Was sich als länger herausstellte als angenommen. Ehe der Film los ging, war das Popcorn alle.
„Großartig und nun?“
Maya wäre nicht Maya, wenn sie nicht vorgesorgt hätte. Aus ihrer überdimensionalen Handtasche holte sie Popcorn und kleine Schnitten von zuhause heraus uns präsentierte sie mir mit einem Lächeln. Kopfschüttelnd nahm ich das Popcorn. Sie war einfach einzigartig.
„Manchmal machst mir echt Angst. Du hast einen Schuss, das weißt du schon oder?“
„Deswegen liebst du mich doch so“, grinste sie frech und biss in eine Schnitte.
„Richtig!“
Nach 2 Stunden war der Film zu Ende und wir machten uns auf den Weg zur Cocktailbar. Mehr schleichend als laufend. Wir hatten es nicht eilig. Lieber genossen wir das Beisammensein und das milde Wetter. Dabei quasselten wir über den Film und gingen unserer Lieblingsbeschäftigung nach. Lästern! Obwohl das eher Maya Lieblingsbeschäftigung war. Sie hatte an jedem Passanten, wenigstens einen Punkt auszusetzen. Ganz besonders über deren fragwürdige Mode. Lächelnd genoss ich ihr Geplapper. Geschickt wechselte ich zurück zum Film, als ihre Äußerungen immer ordinärer wurden.
„Der Film war so schön und mitreißend, Hammer dieser Till, ich glaube ich hab mich verliebt!“
Es funktionierte, Maya lachte und bejahte verträumt.
„Ja der ist echt gut!“
In der Bar angekommen, suchten wir uns einen Tisch weiter hinten. Wir waren lieber ungestört, wenn wir wie typisch… in Frauen Gespräche verfielen. Was immer sehr schnell bei uns geht. Kaum saßen wir, kamen wir auf das Thema liebe zu sprechen.
„Es wird immer gesagt: Liebe geht durch den Magen! Aber was ist, wenn die Liebe durch den Magen durch geht?“, Maya lachte ehe sie antwortete.
„Scheiße ist es dann, würde ich sagen!“
Nach dieser spontanen Antwort, lachten wir beide. Bekamen den ein oder anderen Blick zugeworfen, der uns nur lauter lachen ließ. Die Bedingung kam an den Tisch und unterbrach unser Gelächter.
„Was kann ich ihnen beiden bringen?“
„Ich möchte ein Limbo Dancer“, kam es prompt von Maya, die immer noch leise am Kichern war.
„Mir können sie bitte einmal Bloody Mary bringen.“
Mit einigen Cocktails mehr und Bauchschmerzen vor Lachen, ließen wir den Abend ausklingen. Auf dem Weg nach Hause, wechselte die Stimmung. Maya fing mit ihrem zweiten Lieblingsthema an. MEINE ARBEIT! Schnell würgte ich auch dieses Thema ab.
„Ich mache meinen nächsten Urlaub einige Tage alleine in einer Waldhütte. Ich hab schon im Internet recherchiert. Ich brauch das mal, nur Zeit für mich um runter zu kommen und mir klar zu werden, ob es wirklich das ist was ich will. Dieser Job, oder nein, diese Mitarbeiter machen mich noch verrückt.“
„Ja das hört sich gut an, dass wird dir sicher gut tun. Auch wenn ich traurig bin, einige Zeit allein sein zu müssen. Aber du brauchst Tage um zu erholen!“
Zuhause angekommen, gingen wir jeder in sein Zimmer. Ich ließ mir Badewasser ein. Gab ausreichend von meinem Lieblings Schaumbad dazu und zog mich aus. Es dauerte nicht lange und das ganze Bad roch nach Lavendel. Mein Spiegelbild wurde immer beschlagender, mit einem kleinen lächeln, hopste ich in die Wanne. Sobald das warme Wasser mich eingehüllt hatte, entspannten sich meine Glieder. Ich ließ meinen Kopf zurück fallen, schloss die Augen und genoss die leise Musik, die ich angeschaltet hatte.
Nachdem meine Haut dem Aussehen einer, zerknautschten Rosine glich, stieg ich aus der Wanne. Trocknete mich ab und Föhnte mein langes, braunes, lockiges Haar. Ich schlüpfte wieder in meine Panty und mein übergroßes Hello Kitty T-Shirt und krabbelte ins Bett.
Mit meinem Lieblings Buch Sturmhöhe vor der Nase, einer Tafel Schokolade auf dem Nachtisch und der beruhigenden Musik, genoss ich die letzten Stunden des Tages. Irgendwann holte die Müdigkeit mich ein.
Wie am vorherigen Tag auch, schlief ich aus. Maya machte Mittag und wischte den imaginären Staub weg. Sie musste einfach andauernd in Bewegung sein. Ein Flummi, war ein scheiß gegen diese Frau.
„Oh man Maya, wie kannst du nur immer so früh wach sein, wenn du frei hast?“
Lächelnd zuckte sie die Schultern. Während ich mich jammernd an die Theke setzte und ihr beim Kochen zusah.
„Du hättest Köchen werden sollen und keine Arzthelferin.“
Ich verstand sowieso nicht, wie sie die Geduld mit all den Kranken aufbrachte. Mode passte so viel besser zu ihr. Aber nun ja,…sie war Maya. Mehr brauchte es als Erklärung nicht.
„Mir macht beides Spaß, aber das mit dem Kochen reicht mir so aus, das muss ich nicht noch beruflich haben.“
„Ok Ok wenn du es sagst“, winkte ich ab.
Ich beobachtete gähnend, wie sie eine volle Ladung Pasta auf einen Teller hievte und ihn mir unter die Nase schob. Wie eine verhungerte stürzte ich mich auf die Nudeln. Fluchte leise, als ich mir den Gaumen verbrannte. Maya kicherte leise, während sie sich selbst eine Ladung in den Mund schaufelte.
„Die Pasta ist verdammt lecker, süße!“
„Danke“, antwortete Maya.
Nach dem Essen, machte ich mich komplett fertig. Während dieses Vorganges fuhr mein PC hoch. Ich wollte noch einmal nach einer Waldhütte suchen. Warum ausgerechnet eine Hütte mitten im Wald? Tja so genau konnte ich das nicht einmal sagen. Das war die erste Idee, die mir gekommen ist und die hat sich so tief in meinem Gehirn verankert, das ich sie nicht mehr loswurde.
Nächsten Monat hatte ich zwei Wochen Urlaub. Während ich auf die Tasten haute, machte Maya wie immer…sauber. Nach getaner Arbeit, setzte sie sich vor den Fernseher. Die leisen Stimmen, drangen zu mir durch, während ich Seite für Seite abarbeitete.
Nach längerem Stöbern, hatte ich das richtige gefunden. Eine Waldhütte in Forks! Sofort buchte ich sie für 10 Tage.
„Super, nun kann der Urlaub kommen“, jubelte ich erfreut.