Kap ab (Film ab)
das Archiv
Am nächsten Tag ging ich also wie ich mir vorgenommen hatte ins Archiv von Forks. Was ich allerdings da fand, verschlug mir die Sprache.
Ich war nicht allein, die Nonne war auch bei mir und zeigte mir wo ich suchen sollte.
Sie zeigte mir einen dicken aktenähnlichen Hefter der mit Juteband zugeschnürt war. Ich nahm ihn und pustete erst einmal das viele Staub von der Oberfläche. Blöd wie ich bin, atmete ich es gleich wieder ein und hustete mir beinahe die Galle raus. Als ich mich wieder beruhigt hatte und die Nonne sich kopfschüttelnd neben mich gestellt hatte, setze ich mich an einen der vorgesehenen Tische und fing an zu blättern.
Das erste war ein Zeitungsartikel, der die Eröffnung des Kinderheims präsentierte. Ich sah das erste Mal den Doc und eins war sicher, die Nonne hatte nicht untertrieben. Man sah ihm das Unglück, welches er heraufbeschwor direkt an. Ich schüttelte mich kurz, stöberte dann aber weiter.
Ich fand aller Hand über das Gebäude. Es verfügte über eine für damalige Verhältnisse moderne Krankenstation und sogar…Gott mir vielen beinahe die Augen aus dem Kopf…eine Art Leichenhalle. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass dies niemanden stutzig gemacht hatte. Welches Heim hatte den bitte eine Leichenhalle? Auch wenn es sich bei diesem um Kriegskinder handelt…dennoch es war einfach nur…absurd. Dieses Heim konnte bis zu 70 Kinder beherbergen. Ich blätterte weiter…bis mir ein Artikel der damaligen Tageszeitung ins Auge stach.
Dr. Moriarty schenkt Jungen neues Bein>
Dazu war ein Bild eines Jungen der auf Krücken stand und ein Lächeln im Gesicht hatte! Hört sich ja erst mal ganz nett an…ich schaute weiter und stieß noch öfter auf solche Artikel. Es war abartig wie dieser Arzt offensichtlich an diesen Kindern rumdokterte und niemand kümmerte sich ein einziges Mal um das Wohl der Kinder. Die Öffentlichkeit, feierte diesen Mistkerl wie einen heiligen. Doch dann folgte ein Artikel, bei dem mir das erste Mal an diesem Tag schlecht würde. Allein der bloße Gedanke, versetzte mir Gänsehaut am ganzen Körper.
Dr. Moriarty hatte in den vergangenen Jahren viel Erfolg mit seinen Transplantationen. Man schätzte seine Gutmütigkeit und seine bedingungslose Hingabe all jener Kinder, die im Krieg nicht nur ihre Familie sondern vereinzelt Gliedmaßen verloren hatten. Der Arzt gab ihnen etwas, was sie alle verloren hatten…Hoffnung!
Doch am letzten Donnerstag muss es ein Monster gewesen sein das Besitz… des sonst so aufopferungsvollen Arztes… angenommen hat. War es die Gier nach neuen Möglichkeiten? Oder steckt mehr hinter die Psyche des Doktors? Was geht in einen Mann vor, der einen ausgewachsenen Kopf an einen Babykörper näht?
Die Behörden suchen verzweifelt nach dem Mann…dem seine Erfolge zu Kopf gestiegen waren. Doch er ist und bleibt bis auf weiteres verschwunden.>
Nach diesem kleinen Absatz, musste ich einen Moment inne halten. Meine Gedanken waren ein einziges Chaos, die Nonne stand bestürzt neben mir. Anscheinend wusste sie ganz genau was in mir vorging, denn sie selbst hatte vor Jahren mit den gleichen Emotionen zu kämpfen. Als ich mich einigermaßen beruhigt hatte. Lass ich den Artikel gleich darunter. Er war nur wenige Tage nach dem ersten erstellt worden.
Nach einigen Ermittlungen von Offizier Kitmann, können wir sicher sagen, dass der vermeintliche Arzt Dr. Moriarty mehr Leben auf dem Gewissen hat, wie er anscheinend gerettet hat. Im Keller der stationären Einrichtung des Heimes wurden 18 Kinderleichen und Unmengen an Gliedmaßen sichergestellt. Alle diese Kinder, waren laut Verzeichnis, Kinder aus dem Kinderheim…ohne Familie und somit ohne jemanden der sie vermissen könnte. Diese traurigen Umstände, machte sich Dr. Moriarty offensichtlich zum Vorteil.
Das Heim wurde geschlossen…die überlebenden Kinder würden in Einrichtungen gebracht, die darauf spezialisiert sind traumatische Erlebnisse zu behandeln. Von dem Arzt fehlt bis heute jede Spur.
Nach weiteren Recherchen kam ans Licht, dass seine vorgespielte Identität eine Fälschung ist. Einen Dr. Moriarty hat es nie gegeben. Also wer war der Mann…der sich als Arzt ausgab um leidgeplagten Kindern noch mehr Leid zuzufügen? Diese Frage wird wohl niemals beantwortet werden. Die Justiz geht davon aus, dass dieser Mann erneut unter falschen Namen untergetaucht sein muss.
Wenn jemand eine Verdacht hat, mag er auch noch so fragwürdig sein, scheuen sie bitte nicht, sich an die Polizei zu wenden>
„So nun weißt du es“, sprach die Nonne leise.
Ich war im ersten Moment zu geschockt um auf sie reagieren zu können. Ich lehnte mich zurück und sah ohne etwas zu lesen auf den Hefter vor mir. Eine berechtigte Frage…was geht in einem solchen Monster vor?
Ich durchblätterte den Hefter weiter…doch außer weiteren Artikeln, die auf das Verbrechen und der noch laufenden Verfolgungsjagt hindeuteten, fand ich nichts, was mich weiterbringen würde. Resultierend konnte ich sagen, es musste ein Abschaum von einem Mann sein, der etwas derartiges Zustandebringen kann. Und wenn die Nonne recht hat und er tatsächlich ein Seelenwandler ist, dann muss er gestoppt werden. Ehe sich dieses grausame Verbrechen wiederholen würde. Und so wie es aussieht…bin ich die einzige die ihn aufhalten kann.
„Die Kinder…die wenigen die du behütest…waren es einige von denen, die im Keller gefunden wurden?“
„Ja…es waren die letzten die in diesem abscheulichen Haus ihr Ende gefunden haben“, bestätigte die Nonne meinen Verdacht.
Ich schloss die Augen und seufzte. Was nur mussten sie schreckliches erleiden? Ich wollte es mir nicht einmal vorstellen. Es war verständlich, dass sie ihren Frieden nicht finden konnten. So jung und so viel Leid mussten sie in ihrem kurzen Leben erfahren. Erst der Krieg…die Angst die daraus resultierte, dann der Verlust der Eltern…der Familie und schließlich allein in einem Kinderheim wo sie einem Psychopaten ohne Schutz ausgeliefert waren.
„Warum wandeln die anderen dann nicht auf der Erde? Warum nur diese 5?“
„Wenn ich das wüsste“, sprach die Nonne nachdenklich.
„Die Spirituelle Welt ist sehr vielseitig…ich habe noch nicht alle Antworten auf meine Fragen bekommen“, erklang sie nach einem Moment.
Ich beschloss, mir darüber keine Gedanken zu machen. Es war wie es war und so musste ich es hinnehmen.
„Aber wie kann es sein, das diese 18 fehlenden Kinder niemanden aufgefallen sind? Er wird sie ja nicht alle an einem Tag getötet haben.“
„Nein das nicht…aber wie dir sicher aufgefallen ist, befindet sich dieses Heim in mitten der Wälder. Dies war bewusst so gebaut worden, um den Kindern Abstand und Ruhe vor äußeren Einwirkungen zu gewähren. Damit sie sich von ihren Wunden erholen und ihr Trauma verarbeiten konnten. Außer dem Arzt und einigen Nonnen,… zu denen auch ich gehörte… befasste sich niemand mit diesen Kindern. Sie sollten von der Öffentlichkeit verschont werden um sie seelisch zu festigen, um eines Tages ihr Leben allein leben zu können.“
Okay das verstand ich aber…
„Euch muss doch aber aufgefallen sein, dass Kinder fehlen.“
„Die Art des Arztes, hat nach und nach die anderen Nonnen vergrault. Bis später nur noch ich übrig war. Er versicherte allen und jeden, allein mit den Kindern fertig zu werden. Zu dieser Zeit, waren es 27…nachdem die Behörden sich dessen vergewissert haben gaben sie ihr Okay…er benutze Argumente die so einlullend waren das niemand auf falsche Gedanken kommen konnte. Sie haben ihm mit ihrem Einverständnis einen Freifahrtsschein gegeben…die Morde begannen etwas später. Erst als er auch mich verjagt hatte.“
„Aber du hast nicht aufgegeben, denn du ahntest was los war“, sie nickte.
„Ich habe mich heimlich ins Heim geschlichen, mich mit den Kindern unterhalten. Ich habe ihn beobachtete…irgendwann muss er dahinter gekommen sein und sich diesem Problem angenommen haben. Ich bin mir sicher, er hat meinen Tod zu verschulden“, jetzt nickte ich, denn ich hatte die gleiche Vermutung.
„Wir müssen ans Tageslicht bekommen, wie man Seelen ins Jenseits schickt.“
Ich nickte und setzte mich wieder aufrecht. Sie hatte recht…dies hatte definitiv oberste Priorität.
„Was denkst du…wo genau bekommen wir Auskunft darüber?“
Fragte ich sie.
„Lass uns in die Bibliothek gehen“, ich nickte und stand auf.
Den Hefter schob ich zurück ins Regal und folgte anschließend der Nonne in die Bibliothek.