Kap ab (Film ab)
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Ein Tag wie er im Buche steht nur nicht im eignen.
Leeland Kap
Die schlimmsten Fälle sind immer die wo Kinder gestoben sind…
Als die arme Mutter heute hier war und so voller Trauer da saß. Sich durch die juristischen Angelegenheit, die das Sterben so mit sich brachte gequälte. Hatte sie eine kurze Phase voller Leid und sprach zu mir.
„Junge, eines müssen sie wissen. Wenn man Kinder hat, ist es ein großer Trost zu wissen, dass die eigene Jugend nicht vergangen ist sondern lediglich auf eine neue Generation übergegangen ist. Es heißt, wenn ein Elternteil stirbt, stirbt ein Kind die eigene Sterblichkeit. Aber stirbt ein Kind, verlieren die Eltern die Unsterblichkeit!“
Ich schaute etwas verwirrt, die Dame sah es und lächelte.
„Sie haben noch keine Kinder nicht wahr?“, ich schüttelte den Kopf und Antwortet ihr.
„Nein, hab ich nicht.“
„Wenn sie Kinder haben, werden sie es verstehen und sicher genau so sehen und sich an meine Worte erinnern!“
„Ja bestimmt!“
„Ich weiß, wie sie sich fühlen müssen aber so leid es mir tut…wir müssen jetzt zum juristischen kommen, mein nächster Termin warten schon draußen.“
„Gur, wo muss ich unterschreiben?“
„Hier… hier und hier, dann haben wir es geschafft.“
„Ich wünsch ihnen noch viel Glück und gebe ihnen stärke mit auf dem Weg.“
„Danke, Junge alles Gute…Tschau.“
Als sie durch die Tür verschwunden war und ich die Unterlagen einsortiert hatte, lehnte ich mich in meinen Stuhl zurück und ließ diese Begegnung auf mich wirken. Es war eine wahre Herausforderung, solche Fälle nicht so an sich heran zu lassen. Man musste sich das so vorstellen… eine Trauer ist wie ein grauer Herbst und die trauernden, wollen das Fenster auf mache um den Tag rein zu lassen aber er kommt nicht. Sie ertränken dann ihre Träume, in einem Meer aus Tränen. Es ist wie ein Kreislauf, der nicht überwindbar scheint.
Zum Glück hatte ich Marie. Mein Licht am Horizont. Ich werde sie nachher in der Mittagspause anrufen. Ich lehnte mich wieder zurück und schaltete das Radio an.
„Aktuelle Meldung…“, dröhnte es aus den kleinen Boxen.
„Menschenknochen in L.A Glen Helen Regional Park gefunden – Toter, wahrscheinlich ein männliches Kind, oder heranwachsender. Davon sei aufgrund der Begutachtung durch den Rechtsmediziner auszugehen, sagte Oberstaatsanwalt Axel Boster. „Das ist relativ sicher.“ Skelett und Schädelform ließen darauf schließen, dass der Junge vermutlich zwischen 13 und 20 Jahre alt gewesen war. Weitere Erkenntnisse haben wir derzeit nicht“, sagte Boster. Weitere Untersuchungen sollen klären, warum, wann und wie der Junge starb. Der Fund wird momentan, mit bisher bekannt gewordenen Vermisstenfällen abgeglichen.“
OH man, was es nicht alles gab. Wieder etwas Ungelöstes! Was das noch alles werden soll?
„Jede Menge Arbeit“, beantwortet ich mir die Frage selbst.
Ich war nach drei Stunden, mit meinem Schreibkram fertig und hatte noch ca. eine halbe Stunde im Büro zu tun. Ich beschloss Marie jetzt schon anzurufen.
„Hey.“
„Hallo, schöne Frau! Wie geht’s dir?“
„ Ähm gut!“
„Wollte dich gerne sehen.“
„Ja ich dich auch!“
„Schön, wann kann ich dich abholen oder zu dir kommen?“
„So in 2 Stunden.“
„ Ich werde da sein!“
„Ich liebe dich!“
„Ich liebe dich!“
Ich schloss mein Büro, ging zu meinem Dad rüber und wollte ihm Bescheid geben das ich für heute weg bin, aber er telefonierte.
„Ja ja Jeff, das Beste an dem Satz war, als du damit auf gehört hast.“
Ich machte einige Handzeichen, um ihm mit zu teilen das ich für heute weg bin. Er streckte den Arm hoch und zeigte mir den Daumen. Nickend, schloss ich die Tür und ging rüber in unser Haus um einige Sachen zu packen. Ich entschied mich, auch noch einmal schnell in die Wanne zu springen.
Ich machte mich auf den Weg zu Marie, dort angekommen klingelte ich und als wenn sie schon gewartet hatte, Summte sogleich die Tür. Sie hatte wahrscheinlich die ganze Zeit an der Tür gestanden. Ich musste schmunzeln, bei diesem Gedanken. Oben angekommen, stand sie wie erwartet an der Tür und lies mich rein. Sie führte mich in den Stubenbereich und redeten kein Wort mit mir. Es war merkwürdig, sie so schweigend zu erleben. Also entschied ich den Anfang zu machen.
„Was hast du heute so getrieben?“
„I... Ich ähm… Ich war im Wald!“
„Was hast du denn da gemacht?“
Und dann kam es, sie erzählte mir von dem Fund im Wald. Das sie dorthin ist und das sie sich nach meinem Anruf beobachtet gefühlt hatte und sie meinte, dass es vielleicht ein Geist gewesen ist. Ich stimmte ihr zu, dass es ein Geist sein musste. Ich kannte das ja von meinen Begegnungen. Da ich sie aber nur hören und fühlen konnte, gab es auch schon einige Momente in denen ich zusammenzuckte. Und warum nicht, vielleicht schauen wir dort mal zusammen hin und haben ein gemeinsames Erlebnis.
Sie wirkte plötzlich ziemlich verwirrt. Sollte ich es vielleicht so sagen, dass sie es auch verstehen konnte.
„Schon faszinierend, das du sie sehen kannst. Ich kann sie nur reden hören!“
„Ähm was?“
„Ich sagte, ich finde es faszinierend, dass du sie sehen kannst. Ich kann sie nur hören!“
Sie wurde bedenklich blass. Ich dachte, sie würde jeden Moment ohnmächtig werden.
„Wie? Wie geht das?“
„Ich habe es von meinen Urgroßvater geerbt!“
Sie blieb still und nahm die Einladung an. Also erzählte ich ihr von meiner Familie.
„Wir, also meine Familie und ich… helfen schon seit Generationen, die Seelen ruheloser Geister… wie mein Vater sie immer nennt. Die meisten sind hier noch gefangen, weil sie noch was zu erledigen haben. Meistens sind es abschiede und was auch oft vor kommt ist es, wenn was zu erben da ist, dann wollen die Geister, das das richtige Familienmitglied das Erbe erhält.“
„Und du bist nicht auf die Idee gekommen, mir davon zu erzählen, als ich dir von meiner Fähigkeit erzählt hatte?“
Ich zuckte mit den Schultern und lächelte sie an.
„Entschuldige, ich wollte erst einmal abwarten. Du hattest zu diesem Zeitpunkt genug mit dir selber zu tun. Du musstest mit dir selbst erst einmal fertig werden. Ich wollte diesen Prozess nicht unterbrechen.“
Es wirkte, als würde sie nachdenken. Doch eigentlich, wirkte sie immer so.
„Ist dir klar, dass du meine Tür in diese Welt bist? All die Fragen, die ich habe kannst du mir aus sicheren Quelle beantworten!“
Ich schmunzelte und nickte zustimmend.
„Ja, ich kann dir sicher einige Fragen beantworten und dir auch sicher die Angst nehmen vor dem Tod. Denn das nämlich, brauchen wir nicht haben, den wir wissen, dass hinter noch etwas kommt. Dass uns etwas erwartet.“
„Ähm ja, das wäre jetzt meine erste Frage gewesen, weil mich die Geister die ich schon geholfen habe, gefragt haben, was da ist… was da auf sie wartet und ob sie es verdient hätten.“
„Verdient haben es alle. Auch die, die mal etwas verbrochen haben. Dass sie sich helfen lassen, macht die meisten Vergehen wieder gut. Verstehst du, sie machen damit ihre Taten wieder ungeschehen?“
„Hm ok. Ich bin irgendwie sprachlos und eigentlich habe ich so viele Fragen gehabt aber mir fällt gerade nichts ein. Ich bin irgendwie erschlagen. Lass uns in mein Zimmer gehen. Ich will mich hinlegen, bleibst du heute bei mir?“
„Ja ich bleib bei dir.“
Sie stand auf und ging in ihr Zimmer. Ich ging schnell runter zum Auto, um meine Tasche zu holen. Nahm dafür den Schlüssel, der auf den Tresen lag um auf dem Rückweg ohne zu klingeln, rein zu kommen. Wieder oben angekommen, legte ich die Schlüssel zurück und ging zur Zimmertür. An dieser blieb ich stehen und klopfte.
„Kann ich herein kommen?“
„Ja“ antwortete sie sofort.
Sie schlug die Bettdecke auf und krabbelte sofort darunter. Ich blieb stehen und schaute mich um.
„Wo finde ich das Bad?“
Sie zeigte auf eine Tür neben ihrem Bett und ich verschwand schnell um mich frisch zu machen und meine Schlafhose anzuziehen. Dann ging ich zu ihr ans Bett. Sie schaute gleich zu mir auf uns lächelte.
„Spring rein, ist gemütlich hier!“
Ich lachte, nahm die Einladung an und kroch zu ihr. Sofort schlang ich meine Arme um sie.
„Gute Nacht schöne Frau“, hauchte ich ihr ins Ohr.
Sie war lange in Gedanken versunken. Ich ließ sie in Ruhe. Sie musste sich sortieren. Irgendwann, wurde ihr Atem gleichmäßig. Sie war eingeschlafen. Ich kuschelte mich an sie und schließ ebenfalls sofort ein.