Kapitel 12
So schnell sie konnten rasten sie durch den stockfinsteren Wald. Nach einem wortlosen schnellen Leben und Tod Sprint erreichten sie die üppige Dornengegend. Die drei mussten jetzt langsamer laufen um sich nicht an den scharfen Dornen verletzten zu können. Gemeinsam kämpften sie sich durch die Dornen. Ellen öffnet mit den Krallen einen Durchgang und Stern schlüpfte an der Seite von Marie hindurch. Bis sie endlich die meterhohe Dornenhecke errichten verging eine Ewigkeit, zumindest kam es Marie so vor. Bedrohlich warfen die Dornenhecke lange Schatten und sie wagten keinen Schritt näher. Es herrschte Stille doch dann gefror das Katzenblut in den Adern und ihre schlimmste Befürchtung erfüllte sich. Hinter der Hecke heulten Katzen vor Schmerz, vermischt mit dem unheimlichsten Kriegsgeheul aller Zeiten.
„Es ist also wahr“, flüsterte Amy verzweifelt. „Es gibt nur eine einzige Lösung: ihnen helfen!“, rief Marie und drängte Amy und Ellen stürmisch in die Hecke hinein. Die Dornen waren ihnen momentan völlig egal. Sie wollte einfach möglichst schnell ans andere Ende gelangen. Beim Kampf durch den Dornenwall zerrten die Dornen an ihren Pelz.
Das erste was Amy sah als sie den Kopf aus dem Strauch streckte, war die Überzahl von den finsteren aussehenden Katzen. Die Jäger des Waldes drängten sich nahe zusammen und kämpften mit Vorderpfoten und Hinterpfoten um ihr Leben. Blitz stach mit seinen schwarzen Streifen sofort aus der Menge heraus. Er kämpfte, gegen einen grösseren grauen Kater. Seine Haut übersät mit blutenden Wunden. Mit seinen kräftigen Vorderbeinen schlug er auf den Gegner ein und gab sich nicht leicht geschlagen. Ein zweiter Angreifer stellte Blitz aber auf eine harte Probe. Er selbst wehrte sich mit Pfoten, Krallen, Zähne und seinem Gewicht. „Wir übernehmen am besten den Hellgrauen“, rief Amy und liess zum ersten Mal ihre Krallen, für einen Kampf ausfahren. Zu dritt stürzten sie unbeholfen auf den hellgrauen Kater. Ellen biss ihn fest in den buschigen Schweif. Während Marie auf seinen Rücken hüpfte wie ein Känguru und bohrte ihm die Krallen so tief in den Rücken, bis das Blut spritze. Amy schlug dem Kater ihre messerscharfen Krallen ins Gesicht und traf seine Nase. Der Kater knurrte vor Wut weil er von Würmlingen angegriffen wurde. Mit einem einzigen brutalen Pfotenhieb, schleuderte er Amy durch die Luft. Bevor Amy ungesund auf dem Rücken landete, drehte sie sich feuerschnell in der Luft und fing sich auf den Pfoten. Wütend und mit gebleckten Zähnen eilte sie zurück, um ihrem Schleuderer einen Denkzettel zu verpassen. Der Denkzettel bestand aus einer Krallenspur auf der Wange. Marie verbiss sich unterdessen in sein dünnes Genick und Ellen fuhr ihre Krallen über seinen freien Bauch. Nun, war es zu viel für den Kater. Er schüttelte Marie ab und floh wimmernd über das Schlachtfeld. „Weichei!“, wurde ihm jaulend, im Chor nachgerufen. Währenddessen hatte Blitz auch den anderen Gegner in die Flucht geschlagen. Jedoch nährte sich ihm ein weiterer brutaler Gegner. Der Kater hatte weißes Fell und eine eingebüsste Gesichtshälfte. „Langnarbe!“, knurrte Blitz aus seinem Maul. Mit offenem Maul und blutbetränken Krallen umkreiste Langnarbe Blitz. „Darauf habe ich lange gewartet und Schatten noch länger“, fauchte Langnarbe ihm ins Gesicht. „Und ich erst“, erwiderte Blitz kühl. Langnarbe griff sofort an und verpasste Blitz, einen tüchtigen Schlag ans Ohr. Doch Blitz liess sich nicht aus der Ruhe bringen, obwohl sein ganzes Ohr blutete. Geschickt trat er Langnarbe in den Bauch und brachte ihn zum Fall. Bevor Langnarbe sich wieder erheben konnte, stürzte Blitz zu seiner Brust und drückte Langnarbe seine Krallen hinein. Zum ersten Mal war Langnarbes Gesicht von Schmerzen verzehrt. Sein kräftiger Schweif zuckte eigenartig aber nicht vor Schmerz. Einen Augenblick später hatte er seinen Schweif um Blitzes rechte Vorderpfote geschlungen. Nur mit einer kleinen aber intensiven Bewegung, des Schweifes, brachte er Blitz aus dem Gleichgewicht. Die zwei Kater wechselten die Plätze, dieses Mal war Langnarbe oben und Blitz unten. „Damit hast du nicht gerechnet, du Schlaumeier!“, zischte Langnarbe ihm ins Ohr. „Und jeden Moment wird Schatten der Jäger werden, sobald ich dich getötet habe.“ „Niemals“, keuchte Blitz unter dem Gewicht. Langnarbe wollte gerade an seine Kehle gehen als ein Kieselstein ihm an die Wange spickte. Wütend wirbelte er sich zu drei Halben Portionen um. Ellen zielte erneut, ein Steinchen, auf seine narbige Wange. Der Stein traf sein Ziel perfekt. Blitz nutze die kleine Ablenkung aus und kämpfte sich frei. Wieder vertauschten die beiden ihre Plätze. Sicherheitshalber setzte sich Amy auf Langnarbes Schweif damit dieser nichts mehr anrichten konnte. Marie und Ellen knurrten in die hässliche Visage von Langnarbe. „Ruf deine Katzen zum Rückzug!“, befahl Blitz und hielt ihm seine Krallen an die Kehle. „Sonst bist du Mausetot!“ Langnarbe knurrte ihm ein unverständliches Schimpfwort zu. Doch dann öffnete er seinen Maul und liess ein lautes: „Rückzug!“, hinaus. Seine Katzen hörten empört auf zu Kämpfen. Doch sie gehorchten ihrem Anführer aufs Wort. Etwas widerstrebend und knurrend liessen sie ihre Opfer frei. Das Rudel tappte wütend zum Ausgang und die Jäger des Waldes blickten ihnen verblüfft nach. Erst bis alle Jäger des Schattens hinter den Büschen verschwunden waren, liess Blitz Langnarbe laufen. Er rappelte sich auf und hinkte, im Licht der aufgehenden Sonne, seinen Gefolgten hinterher. Erschöpft und froh glitten die Jäger des Waldes auf den grünen Boden. „Du hättest Langnarbe töten können!“, warf Fleck seinem Anführer mit wütender Stimme schnaubte und ringelte beleidigt seinen Schwanz in den Himmel. Der Anführer betrachtete ihn nicht länger und wandte Blitz sich an Amy, Marie und Ellen zu, die schweigend auf diesen Moment gewartet hatten. „Ihr habt mir das Leben gerettet“, ein tiefes Schnurren rumpelte aus seiner Nase heraus und seine Augen füllten sich mit Freude. „Sagt mir, was kann ich für euch tun?“ Mit einem Blickwechsel, hatten sie die Jungkatzen geeinigt. „Wir würden gerne, zu den Jägern des Waldes gehören“, schoss es aus Marie Maul heraus. Blitz überlegte einen Moment mit einem ernsten Gesichtsausdruck, während seine erschöpfte Meute hinter seinem breiten Rücken aufgeregt herum tuschelte. Ellen erlauschte Sätze wie: „ Endlich wieder ein paar weitere Pfoten unter dem Jäger des Waldes.“ Diese Worte stammten von einer kleinen grünäugen hellen getigerten Kätzin. Sie hörte aber auch von der muskulösen blaugrauen Bach, die sie am Vortag kennengelernt hatten, eine negative Bemerkung. „Die können doch nicht einen einzigen Tag bei uns überleben.“ Schliesslich schob Blitz die negativen Bemerkungen auf die Seite und nickte einwilligend ein. „Ihr habt bewiesen, dass ihr Mut in den Knochen habt und Nerven aus Holz “, miaute er fröhlich. Er streckte den Körper in der aufgehenden Sonne. „Wie genau heisst ihr eigentlich?“, mischte sich Sturm ein. „Ähm, also mein Name ist... Stern“, erfand Amy nach einem kurzen Zögern. Klar hatte Amy sich Stern getaufte, den Sterne faszinierten sie sehr und schliesslich konnten diese Katzen nichts mit den Namen Amy anfangen. Fieberhaft suchte Ellen nach einem passenden Namen. Hilflos suchte sie die Umgebung ab und ihr Blick blieb an einer Brombeerhecke hängen. Die saftigen violett schwarzen Beeren stachen Ellen sofort in dem gelben Auge. „Ich bin Brombeere“, antwortete sie schliesslich entschlossen. „Und ich heisse B..“, Marie wollte eigentlich Blitz über die raue Zunge gehen lassen, weil ihr den Namen durch ihren Kopf geschossen war. Aber der Kater vor hiess ja auch Blitz und das ging nicht. „Donner“, beendete Marie den Satz. „Bdonner?“, wiederholte Blitz verwirrt. „Nein, Donner“, wiederholte Marie ein weiteres Mal. „Nicht gerade ein werblicher Name“, bemerkte Sturm hinter Blitz. „Meine Mutter eben“, versucht sich Marie mit einem verschmitzten Lächeln aus der Situation rauszureden. „Wie dem auch sei“, Blitz kratze dicke braune Erde von Boden auf. Er malte mit der verkleckerten Pfote einen Punkt auf Marie, Ellen und Amys Stirn. „Damit heisse ich euch Donner, Brombeere und Stern, bei den Jägern des Waldes herzlich willkommen.“ „Herzlich willkommen!“, jaulten die meisten Katzen freundlich. Einige Katzen jedoch zweifelten immer noch an dem kurzfristigen Entscheid von Blitz. „Schön, wieder einmal neue Gesichter kennenzulernen“, miaute die hell getigerte Kätzin mit blassgrünen Augen, in Begleitung eines pechschwarzen Katers ihnen zu. „Hallo, wie heisst ihr?“, fragte Amy schüchtern aber trotzdem Kontaktfreudig. „Mein Name ist Blatt“, antwortete die hell Getigerte anständig. Sie erfuhren auch den Namen des schwarzen Katers, er lautete Kralle oder als Übername wird er oft Kralle der Schwarze genannt. Amy mochte die kalten eisblauen Augen des Katers, sie selbst besass ein ähnliches Blau bloss ein freundlicheren Farbton.
Während sich die meisten Katzen zum Ausruhen in ihre Schlafstätten zurückzogen, blieben nur noch Blitz, die frisch ernannten Jäger des Waldes Mitglieder und die freundliche Blatt auf der Lichtung zurück. „Ihr könnt euch doch ein bisschen hier umsehen, Blatt wird euch alles zeigen, wenn sie natürlich möchte“, schlug Blitz vor. Blatt nickte einwilligend, anscheinend war sie nicht so erschöpft wie der Rest der Gefährten.
„Unter diesem grossen Maulbeerstrauch schlafen die ausgewachsenen Katzen“, erklärte Blatt und deutete mit dem Schweif Ende auf einen grossen isolierten Holl räumigen Strauch. Er befand sich in der Mitte der Lichtung und sah ziemlich gross aus. Stern wollte schon einen neugierigen Blick hinein werfen, da verbot es ihr Blatt, weil keine übermüdenden Katzen Besuch von Jungkatzen schätzen. Als nächstes führte Blatt sie zu einem kleinen verlassen Fuchsbau. Über dem erdigen Eingang wucherten die Dornenzweige wie überflüssiges Unkraut. Sogar grosse rosafarbige Wildrosen schmückten den Eingang und schafften eine romantische Atmosphäre. Blatt bat sie mit einem Kopfnicken zum Eintreten. Sie zogen die Köpfe ein und wagten sich in den schmalen Tunnel. Der Tunnel öffnete sich kurz darauf zu einer grossen Höllenkammer. Die Luft war etwas stickig und Brombeere (Ellen) musste sich erstmals daran gewöhnen, kein Fenster zu suchen. Zum Glück fielen helle Lichtschimmer in die Höhle hinein und verleiten dem Ort Wärme und einigermassen frische Luft. Die Decke und die Wände wurden von tiefgrauem Fels überzogen. Der Boden gefiel Brombeere am besten. Er bestand aus einer dünnen blassen weichen Moosschicht, die mit dem raren Sonnenlicht überleben konnten. Stern (Amy) legte gierig auf das Moos. „Ist das bequem“, schwärmte sie wie im siebten Himmel und rollte den Körper eine ganze Drehung. „Wer genau schläft hier?“, wandte sich Brombeere mit einem neidischen Ton an Blatt. „Ihr und die anderen Jungkatzen“, miaute Blatt ebenfalls neidisch zurück. Donner (Marie) setzte sich begeistert neben Stern. „Wo sind eigentlich diese anderen Jungkatzen?“, wollte sie von ihrer Führerin wissen. Blatt leckte sich einen kleinen Kampfkratzer sauber. „Blitz hat sie vor zwei Tagen losgeschickt um die Gegend Auszukundschaften, obwohl wir sie eigentlich vorhin dringend gebraucht hätten“, sagte Blatt mit einem schlabbernden Ton in der Stimme. „Ich denke aber drei Kätzinnen werden ihnen gut tun“, fügte Blatt hinzu nachdem sie ihr Fell geputzt hatte. Brombeere wusste nicht ganz, wie sie dies verstehen sollte.
Die nächste Höhle auf der Besichtigungstour gehörte Blitz und einer gewissen Mond. Donner dachte zuerst, Mond wäre die Lebensgefährtin von Blitz aber da irrte sie sich gewaltig. Die Höhle roch im aller ersten Moment nach frischem Lavendel, kein Wunder, denn direkt neben dem Eingang, wuchs der Duftlieferant im Überfluss. Eine ältere cremige Kätzin mit schwarzen Tupfen, sah am felsigen Höhlenboden und nickte ihnen kurz zu. Donner hatte sie schon einmal gesehen. Es war jene, die neben Blitz gestanden hatte als sie zum ersten Mal in die Dornenfestung eintraten, jene auch, die Donner so eigenartig angestarrt hatte. Ihre warm ältere Stimme zog Donner aus den Gedanken. „Hallo, ich bin Mond, die Seherin.“ „Seherin?“, wiederholte Donner. „Man nennt mich so weil ich teilweise die Zukunft lesen kann aber vor allem bin ich hier, wegen meiner Heilbegabung, den fast keine Katze besitzt diese Kraft“, erzählte sie den Neuankömmlingen. Stern musterte sie misstrauisch, ganz glauben wollte sie ihr nicht. „Kannst du uns deine Heilbegabung beweisen?“, fragte Stern, mit einer zweifelhaften Mimik. „Von mir aus“, antwortete die cremige Katzendame gelassen und schaufelte ein kleines Kraut auf die Fläche ihrer linken Vorderpfote. Mit einem Blick erkannte Marie, dass es sich um ein gewöhnliches Unkraut handelte. Schweigend winkte Mond, Blatt zu sich und bat sie ihr leicht verletztes Bein auszustrecken. Welches sie vom Kampf aufgelesen hatte. Gespannt beobachteten die drei Freunde die eigenartige Mond bei ihrem Vorgang. Sie drückte das Bündel Unkraut auf die kleine Wunde von Blatt. Dazu schloss sie die Augen und murmelte seltsame Wörter. „Saesta, Miame, Ekrate, Maera, Alenste, Ehnue.“ Unter dem Unkrautbündel, welches auf das Fell von Blatt gedrückt war, leuchtete etwas helles Weißes auf. Es wurde immer greller und greller, so dass Brombeere ihre Augen zusammenkneifen musste. Das Licht verteilte sich in der ganzen Hölle und kletterte die matte Felswand hinauf. Als Brombeere wieder die Augen öffnete war jegliches helles Licht verschwunden. Triumphierend zog Mond das benutze Unkraut von Blatts Bein weg. Amy blickt sehr erstaunt auf ihr Bein, da keine Wunde, nicht mal ein Bluttropfen zurückgeblieben war. Nur das wundfreie hell getigerte Fell. „Wie hast du das gemacht?“, grosse Neugier lodert in Donners blauen Augen. „Ich wurde mit dieser Fähigkeit geboren“, erklärte sie, wobei es sich anhört, als hätte sie dies schon vielen Erklären müssen. Bewundert starrte Brombeere und Stern die alte Wunderkatze an. So eine tolle Fähigkeit würde jeder gerne beherrschen, dachte Donner neidisch. „Schon toll wenn du alles heilen kannst“, murmelte Brombeere. Die kleinen Ohren von Mond zuckten. „Nein, nicht alles, den Tod und ein gebrochenes Herz blieben unheilbar“, antwortete sie traurig. Blatt räusperte sich: „Dann wollen wir dich alleine lassen, du hast bestimmt viel zu tun.“ Mond nickte und schaufelte einen Haufen Unkraut in die Ecke der Hölle. Sie verabschiedeten sich respektvoll von Mond und marschierten Blatt hinterher.
„Zu guter Letzt besuchen wir Nebel“, sagte Blatt, während sie die Morgenlicht überflutete Lichtung überquerten. „Wer ist Nebel?“, wollte Stern wissen und kniff wegen den Strahlen die Augen zusammen. „Nebel ist Mutter von zwei Junge und sie wird solange für sie sorgen, bis sie etwa so alt seit wie ihr“, miaute Blatt während dem Gehen. Nebel hauste zwischen zwei Felsen, ein dickes Blätterdach schlang sich um die Felsen und formte ausser Wände, ein stabiles wasserdichtes Dach. Warme Luft schoss ihnen entgegen, nachdem sie sich durch den blättrigen Eingang gequetscht hatten. Die Hölle war leicht abgedunkelt und produzierte ein schläfriges Klima. Im hintersten Ecken, auf getrockneten Distelzweigen lag eine graue schwarz getupfte Kätzin mit drei schwarzen Pfoten. Vor ihr tobten zwei kleine Kätzchen herum. Die graue Kätzin begrüsste sie mit einem Schnurrhaar zucken. „Oh, sind die Kleinen niedlich“, quiekte Stern vor Freude. „Wie heissen sie?“, fragte Brombeere, die auch Interesse an den Kleinen zeigen wollte. „Der braune getigerte heisst Maus“, sagte Nebel. Maus riss seinen Kopf freudig in die Höhe. „Sprecht ihr von mir?“, fragte er aufgeregt. Donner stupste ihn an. „Ja von dir sprechen wir kleiner Mann äh… ich meine kleiner Kater.“ Nebel fuhr ihre Rede fort: „Und die Kleine mit dem weißem Fell und den schwarzen Tupfen ist Schnee.“ Die kleine Schnee bemerkte nicht, dass man über sie redete, lieber versuchte sie eine verirrte Fliege in der Hölle zu fangen. Die Zweige vor dem Eingang raschelten und im nächsten Augenblick schob sich der braune Sturm durch den Eingang. Zwischen seinen kräftigen Kiefer baumelte eine tote erbeutete Ratte. „Ich habe dir heute eine Ratte gefangen“, miaute er und schob sie vor Nebels Schnauze. Nebel berührte seine Nasenspitze dankbar. Rasch begrüsste Sturm noch die spielenden Kleinen und verabschiedete sich gleich wieder. Auch die anderen Besucher verabschiedeten sich bald darauf. Gerne hätte Stern noch ein wenig mit den Kleinen gespielt aber Blatt wollte Nebel nicht lange stören.
„Sind Sturm und Nebel schon lange zusammen“, wollte Stern draussen wissen. „Seit dem letzten Winter und jetzt befinden wir uns im Frühling, also noch nicht allzu lange“, antwortete Blatt. Stern zuckte mit den Schnurrharen. „Nett von ihm, immer für seine Freundin und Jungen zu jagen.“ „Ich glaube für einen Kater ist dies eine selbstverständliche Pflicht“, murmelte Marie und leckte ihre Pfoten sauber. „Habt ihr noch irgendwelche Fragen, wir sind nämlich fertig?“, fragte Blatt nun doch müde. Brombeere hob ihren Schweif in die Höhe, sie wollte strecken, wie in der Schulbank. „Was habt ihr alles für Aufgaben unter euch?“, stellte Brombeere die Frage. Blatt unterdrückte ein herzhaftes Gähnen und machte den berühmten Katzenbuckel. „Wir wechseln jeden Tag die Aufgaben, die heutige Jagtgruppe sorgt für die Nahrung.“ „Der Späher, im heutigen Fall Kralle, späht nach Gefahr“, der Blick von Blatt wanderte zu einem der wenigen Bäumen. In der Krone döste Kralle regungslos und beobachtete konzentriert die Umgebung. „Es gibt auch noch den Wächter, in der Nacht bewacht er während die restlichen schlafen, das Camp“, fuhr die getigerte Kätzin fort. „Heute hat Flamme Wache gehalten, nicht wahr?“, Brombeere dachte an ihren nächtlichen Wahrheitstraum. Weshalb sie allerdings die Wahrheit geträumt hatte blieb ihr noch ein grosses Rätsel. Blatt sperrte erstaunt ihre grünen Augen auf. „Woher weisst du das?“ Dicke Katzenschweisstropfen liefen Brombeere über die behaarte Stirn, denn sie wusste nicht was sie nun antworten sollte. „Ach, jemand hat dies vor Kürze erwähnt, Blitz wen ich mich nicht irre“, erfand Donner schnell. Brombeere warf Donner einen dankbaren Blick zu. Da hatte Donner ihr gerade recht aus dem Fettnäpfchen geholfen. Auf Donners Gedächtnis war einfach verlass. „Ach so, dann gibt es noch die Lehrer sie bringen fast jeden Tag einer anderen Jungkatze etwas Neues bei, sei es Kämpfen, Jagen oder Überleben“, erklärte Blatt die Aufgaben weiter. Stern streckte sich und in Maries schwarzen Bauch stieg ein lautes Gerumpel auf. Blatt, die das Magenknurren gehört hat fragte: „Wollt ihr etwas essen?“ Stern winkte ab: „Also, ich habe keinen Hunger.“ Obwohl auch ihr Bauch, einem ganzes Rudel Wölfe ähnlich knurrte. Lieber hätte sie Lust auf eine frische Pizza. „Doch ihr müsst was essen“, Blatt bestand drauf und eilte davon, bevor sie ein weiteres abwimmelndes Wort rausliessen. „Vergesst nicht, wir sind Menschen, also sollten wir besser kein rohes Fleisch essen“, flüstere Donner den Beiden zu.
„Diese Häppchen wird euch schon nicht beissen“, versicherte Blatt ihnen, nachdem sie mit einer fetten Maus zurückgehrte. Sie zögerten immer noch als ihnen die tote Maus vor die Pfoten geplumpst wurde. Der Beutegeruch stieg in ihre Nasen. Sie zeigten jedoch kein Interesse eine tote Maus zu verspeisen. „Ihr seid die ersten Katzen, die verweigern, eine saftige Maus zu fressen“, sagte Blatt mit einem besorgten Unterton. Du bist eine Katze! , dachte Brombeere. Und keinen Mensch momentan! Mutig beugte sie sich vor, biss in das rohe Fleisch und schluckte ohne zu Schmecken den Bissen hinunter. Stern biss gemeinsam mit Donner in das zähe und sehnige Fleisch. Das Fleisch schmeckte auf der Zunge würzig und erinnerte ein bisschen an Hähnchen. Im Gaumen von Donner explodierte es beinahe, so köstlich schmeckte es. Gierig nahm Donner den nächsten Bissen und verschlang ihn wie ein Nimmersatt. Blatt nickte zufriedenen und schlurfte müde in Richtung Schlafstätte.
„War das köstlich“, schwärmte Donner und rieb sich den vollen Bauch. Etwas bedauerlich starrte Stern auf die kahlen Knochen. Irgendwie hatte sie Mitgefühl mit dem armen Knochenhaufen. „Ich hätte nie gedacht, dass es so gut schmeckt“, murmelte Brombeere und spielte mit einem spitzen Hüftknochen. „Vor ein paar Tagen hast du noch an vieles nicht geglaubt“, miaute Stern und rollte sich einmal auf dem Gras. „Ja, da hast du Recht, Amy oder soll ich dich eigentlich Stern nennen?“ wollte Donner von ihr wissen. „Ich schlage vor wir nennen uns in dieser Welt Donner, Stern und Brombeere, die passen besser in diese Welt“, schlug Brombeere vor. „Einverstanden“, stimmte Donner zu, obwohl sie wusste, sie mussten sich zuerst an einen neuen Namen daran gewöhne. Donner verstummte, in der Nähe von ihnen, in der dicken Brombeerwand knackten die Zweige. Stern weißes Fell stellte sich zu bergen auf, sie vermutete die blutdurstigen Jäger des Schattens. Sekunden später tauchten aus dem Gestrüpp vier junge Kater auf. Das müssen die anderen Jungkatzen sein, vermutete Donner. Der einte, mit einer Grösse eines ausgewachsenen Katers, war muskulös, breit, braun getigert und hatte dunkelgrüne Augen. Sein Schweif hatte dicke schwarze Ringstreifen. Vermutlich war er eine waschächte Wildkatze. Der Nächste, ebenfalls gross und stark gebaut hatte ein cremiges Fell, genau wie Mond, nur eine kräftigere Farbe. Dazu thronten auf seinem Rückengrad drei dicke schwarze Streifen. Er blinzelte einmal mit den hellgrünen Augen und liess seine Muskeln in der Sonne spielen. Hinter ihm folgten noch zwei weiter Kater, die beide gelbe Augen besassen. Mittelgross war der einte mit einem schwarzem Fell, dunkelgraue Streife und einer breiten Schnauze. Der Letzte und der Kleinste von ihnen hatte ein rabenschwarzes Fell und kleine Pfoten. „Hallo“, begrüsste Stern sie freundlich. Alle vier Kater fuhren verdutzt herum. „Ihr seid sicher Jäger des Schatten Gesindel“, fauchte der Getigerte und zeigte bedrohlich seine schneeweißen Reisszähne. Leicht erschrocken glitt Stern einige Schritte zurück. Etwas verdutzt von ihrem herzhaften Empfang, zumindest waren alle anderen Katzen bis jetzt recht nett gewesen. „Alles ist gut Jungs!“, Blitz mischte sich in die heikle Sache hinein. „Die sind unsere Neuen.“ Der cremige musterte sie misstrauisch. „Kann man ihnen trauen?“ Blitz warf ihm jedoch als Antwort nur einen strengen Blick zu. „Was habt ihr alles auf der Erkundungstour entdeckt?“, wechselte Blitz das Thema und Brombeere war froh darüber. „Wir haben keine hinterlistigen Jäger des Schattens gesichtet“, berichtete der schwarz-grau Gestreifte. „Und ein paar Durchreisende gewarnt von der Besessenheit der Schattenjäger Unschuldige zu töten“, fuhr der Schwarze fort. „Dafür haben wir umso mehr gesichtet“, knurrte Blitz. „Unser Lager wurde Überfallen.“ Die Kater wechselten besorgte Gesichtsausdrücke. Etwas abseits hörten die drei Freundinnen dem Gespräch zu. „Glücklicherweise konnten wir sie verjagen aber meine Kater wollt ihr euch eigentlich nicht vorstellen“, miaute Blitz und warf einen Blick auf Brombeere, Stern und Donner. „Was sein muss, bin Teiger“, brummte der braun-schwarz Getigerte. „Dunkel“, antwortete der schwarz-graue matt. „Angehen, ich heisse Nacht und dies neben mir ist Streif“, stellte sich der Schwarze kurz vor und anschliessend stellte er dem Cremigen vor. „Und wir sind übrigens Stern, Donner und Brombeere“, sagte Donner. Mässig interessiert stolzierten die Kater an ihnen vorbei. Blitz seufzte und kratze sich am Ohr. „Ich müsst wissen: sie schätzen nicht besonders Neue“, entschuldigte sich Blitz für das flegelhafte Benehmen. „Blitz…“, begann Stern, doch wegen der Sonnenstrahlen musste sie Niesen. „Gesundheit“, wünschte Brombeere, doch sie verstummte, weil sie ein menschliches Wort benutzte, bei dem Blitz sich nur gewundert hätte. „Was bedeutet Teiger?“, fuhr Stern fort. Blitz machte ein ernstes Gesicht. Er bückt sich näher zu ihren Köpfen und flüsterte leise: „Grosse graue Wildhunde, absolut tödliche Killer, ich habe noch nie einen gesehen aber die Alte reden oft über sie.“ Bei uns heissen diese Tiere Wölfe, verbesserte Donner im Stillen. Aber wie konnte dieser Teiger, dies ertragen von einem Katzenfeind den Namen zu tragen? Klang so als wäre jede Katze höchst erfreut wenn sie auf den Namen Dachs hörte.