Kapitel 13
Der Mond war aufgegangen und die Sterne funkelten so stark, wie es sich kein Stadtmensch vorstellen konnte. Das kalte helle Licht leuchtete direkt in das graue Gesicht von Blitz. „Hier mit eröffne ich den Kriegsrat“, miaute er klar. Manchmal in den hellen Mondnächten unterhielt sich Blitz mit einem Rat über die zunehmenden Probleme. Der grau-gestreifte Führer sass immer in der Mitte eines Katzenkreises. Stern, Donner und Brombeere sassen in der ersten Reihe neben dem schwarzen Kralle und lauschten aufmerksam den Worten von Blitz. „Für unsere Neuen, werde ich alles ganz genau erklären“, miaute Blitz der Menge zu. Er liess seine langen Krallen ausfahren und zeichnete in die trockene Erde einen Kreis. „Das ist der grosse Wald indem wir uns befinden, ausserhalb diese Waldes befinden sich noch viele, viele andere Gebiete und Wälder, wo jeweils ein Jäger herrscht mit seiner Gruppe“, erklärte Blitz mit einem Seitenblick auf die Neuen. Am unteren Ende des Kreises zeichnet Blitz einen kleinen Punkt. „Hier befinden wir uns gerade“, flüsterte ihnen Bach zu. „Unser Ziel ist, Schatten daran zu hindern den Jäger zu werden“, während er das aussprach, fauchten Flamme und Sturm. „Schatten hält sich mit seinem verlausten Pack in einem Waldgebiet auf, welches den Namen die Schlucht des Dunkelns trägt“, fuhr Blitz informationsreich fort. Bei dem Namen: Schlucht des Dunkelns schauderten es einige Katzen durch den ganzen Körper. „Ein furchtbarer Ort“, fügte Blitz hinzu, als er das Bibbern gehört hatte. „Dort sammelt sich das ganze Jahr dicker Nebel und schlechte Kreaturen hausen in dieser Schlucht.“ Stern lief es kalt Rücken hinunter, allein würde sich nie dort hinein wagen. „Das Ziel ist es also Schatten zu töten?“, meldete sich Brombeere. „Ganz genau, wir werden ihm entgegen reisen“, murmelte Blitz traurig, als hätte er einmal eine Beziehung zu Schatten gehabt. „Die Schlucht des Dunkelns liegt jedoch weit weg von hier, deshalb müssen wir lange reisen und ausserdem schickt Schatten ständig Truppen aus um alle zu vernichten, die nicht zu ihm gehören“, sagte Blitz. Seine scharfen Krallen wurden wieder über die Erde gezogen. Er zeichnet die Schlucht des Dunkelns am obersten Ende des Waldes ein. Überall zeichnete er noch kleine Punkte im ganzen Wald verstreut ein, was die vielen Schattenjägertruppen darstellen sollten. „Auf dieser Reise werden wir bestimmt auf viele Schattenjäger stossen“, murmelte Blatt Fleck zu. Der Kater nickte aber richtige Furcht wollte er sich nicht anmerken lassen. Einige Katzen tuschelten und es stieg Zweifel bei auf. „Wir schaffen das schon“, Sturm sprang auf und unterstützte Blitz. „Bei dieser Reise werden wir vieles aufs Spiel setzten aber rumsitzen und zuschauen, wie Schatten der Jäger wird, ist auch nicht besser.“ Donner war beeindruckt wie gut der sandbraune Kater eine Rede halten konnte. Fleck mischte sich ein: „Wir mögen nicht viele sein aber wir sind starke Kämpfer!“ „Genau!“, heulte Bach überzeugt. „Blitz ist der rechtmässige Erbe von Jäger der Wolken.“ „Nieder mit Schatten!“, heulten die anderen dem Mond entgegen. Blitz atmete auf: „Ihr werdet mir also alle folgen?“ „Bis in den Tod“, rief Teiger aus der zweiten Reihe. „In Ordnung, brechen wir in ein paar Tagen auf“, entschied Blitz erleichtert. „Jeder der mir aber nicht folgen möchten, kann es mir jederzeit sagen, den ihr wisst wie schnell und brutal Schattenjäger sein können“, warnte Blitz die treue Truppe. Donner, Brombeere und Stern einigten sich schnell mit einem Blitzwechsel. Sie wollten unbedingt mitzukommen um den Abenteuerdurst zu stillen. „Dafür sind wir kämpferisch und klug“, miauten Dunkel und Nacht zusammen. Zustimmende Laute brodelten aus der Menge. Blitz erhob sich elegant. „Damit wäre der Kriegsrat beendet“, rief er. Brombeere war froh, den sie begann allmählich zu frieren. Auch Donner bibberte ein wenig, nur Stern längliches schneeweißes Fell war im Moment der beste Pelzmantel.
Langsam löste sich die Versammlung auf. Die meisten Katzen gähnten stark während sie in ihre Schlafreiche tapsten. Blitz und Mond stolzierten zu ihrer Hölle, dicht gefolgt von den drei Freundinnen. „Das schwierigste an der Sache wird Schatten zu töten“, seufzte Blitz Mond zu. Mond blickte ihn mitfühlend in die Augen. „Aber warum ist es das schwierigste, er ist dein grösster Feind?“, wollte Donner neugierig von hinten wissen. Erneut seufzte Blitz und drehte sie zu Donner. „Er ist nicht nur einfach mein normaler Feind, sondern auch mein Bruder oder besser gesagt das war er“, miaute Blitz mit schrecklichen Erinnerungen im Kopf. „Welcher Bruder verfeindet sich mit seinem eigenen Bruder“, rief Brombeere empört und froh, darüber sie ihrer eigene Schwester bekriegen musste. „Ich möchte nicht darüber reden“, sagte Blitz verschlossen. Mit hängendem Schwanz lief er geknickst zu seiner Schlafhölle. Mond spähte ihm besorgt hinterher, eilte ihm aber nicht nach. „Ich kann euch die Geschichte erzählen“, bot Mond an. Donner nickte mit gepackter Neugier. Mond setzte sich hin und legte den Schweif über ihre kleinen Pfoten. „Alles fing damit an, als die beiden noch kleine Kindern waren...“, begann Mond die Geschichte.
„Schatten, lass ihn los, du tu‘s ihm weh“, schimpfte Samt, Blitz und Schattens Mutter und zog ihren grösseren Sohn von ihrem kleineren Sohn weg. „Mama, dies ist nur ein Spiel und er hat mir nicht wehgetan“, protestierte Blitz. „Kämpfen könnt ihr gegen Dachse, wenn ihr gross seid aber gegen den Bruder, dulde ich das nicht“, strenge Wort kamen aus ihrem Maul. Blitz und Schatten grunzten genervt. Sie befanden sich direkt vor ihrer Erdhöhle, die ihr zuhause darstellen sollte. Immer wieder prüfte Samt die Luft. Dies tat sie ungefähr alle fünf Minuten um die Lage abzuchecken. Ein vertrauter Geruch wehte ihr in die Nase. Im nächsten Augenblick raschelte es zwischen einem Ginsterbusch und ein massiver weißer Kater trat hinaus. „Und wie geht es meinen Enkelkätzchen, Samt, meine Tochter?“, fragte er fröhlich. Samt seufzte und leckte ihrem Vater über die Wange. Er erwiderte den Gruss und leckte ihr mit seiner feuchten Zunge über das weiss-grau gefleckte Fell. „Sie sind immer noch so wild, Jäger der Wolke“, antwortete sie mit einem Blick auf die spielenden Jungen. Gerade sprang Schatten, ihr braunes Jüngers aber wesentlich grösseres Junge auf den Rücken des Bruders, jedoch wich der kleinere Blitz ihm geschickt aus. „Du willst nicht wissen wie ich in ihrem Alter war“, schnurrte er und beobachtete seine Enkel mit Freude. „Deshalb, mach ich mir Sorgen“, miaute die Kätzin. Wolkenjäger überhörte den letzten Satz. „Bald werden ich sie vorbereiten müssen“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Irgendwie macht mir die ganze Jägeraktion Angst“, berichtete sie und scharrte verlegen wegen ihres Zweifels auf die Erde ein. Wolkenjäger stupste sie mit seiner Nase an. „Du denkst doch nicht etwa an Eiche, er hat mit gespaltener Zunge gesprochen“, miaute Wolkenjäger und knurrte leise. Samt schloss ihre hellbraunen Augen. Ihr Herz füllte sich mit tiefster Trauer. Eiche war der Vater dieser Jungen, bis er aber ständig gegen Wolkenjäger Idee war, eines seiner Jungen zum Nachfolgerjäger zu machen. Danach hatte Eiche sie frustriert verlassen und Samt eine tiefe Wunde im Herz hinterlassen. Sie schweifte von ihren Erinnerungen ab. „Nein“, hauchte sie entschlossen. „Keine Sorge“, beruhigte er sie nochmal. „Ich werde den Auswählen, der auch ein gerechter Jäger wird, wie alle meine Vorgänger und Nachfolger.“ „Alles wird gut kommen“, redete Samt sich ein und ihr Herz erfüllte sich mit Stolz, als sie ihre gutenwickelten Jungen beobachtete.
„Dabei hat sie sich aber bitter getäuscht“, bemerkte Brombeere und schnitt in Monds Erzählung ein. Donner legte ihren Kopf auf die muskulöse Schulter von Brombeere. Stern bekam wässerige Augen die Geschichte rührte sie so sehr. „Wo genau bin ich stehen geblieben?“, fragte Mond im Licht der Sterne. „Jäger der Wolke sagte: Alles wird gut kommen“, half Donner ihr, mit Hilfe ihres guten Gedächtnis, auf die Sprünge. Die Erinnerung schoss Mond durch das alte Gedächtnis. „Ach ja, manchmal bin ich ziemlich vergesslich, also die Zeit verging und aus den beiden Kätzchen wurden zwei kräftige gutaussehende Kater.“
„Was hast du heute erbeutet“, fragte Schatten seinen Bruder. „Eine fette Taube“, nuschelte Blitz durch die grauen Federn und liess sie stolz fallen. „Ich habe zwei Feldmäuse gejagt“, verkündete Schatten stolz. Stolz präsentierte er den dicken Fang. „Hallo ihr zwei“, begrüsste sie eine tiefe Stimme aus dem Hinterhalt. Es konnte nur Jäger der Wolke sein, er pirschte sich nämlich gerne aus dem Hinterhalt an. „Was führt dich zu uns?“, die Neugier packte Schatten, wie ein Falke ein Kaninchen. Der weiße Kater stakste näher. „Ich muss mit euch reden“, fing er an und er hörte sich so an, als hätte er diese Rede schon seit einer Ewigkeit geplant. Er holte noch einmal tief Luft und sprach: „Eines Tages, werde ich nicht mehr der Jäger sein, deshalb ich brauche einen Nachfolger und einer von euch wird ihn sein.“ Schatten und Blitz sahen sich gegenseitig an. Ihre Augäpfel leuchteten vor Stolz und Freude, was für eine grosse Ehre. „Ich werde euch testen und der Besser wird mein Nachfolger werden“, ergänzte er. Schattens feuerroterote Augen funkelten vor Gier, worüber Blitz innerlich seufzte. Er wusste, dass Schatten sich dies immer gewünscht hat, einen Jäger zu werden. Ich werde mich ebenfalls gut beweisen! , setzte er sich in den Kopf. Er hoffte nur fest, Schatten würde es nicht zu sehr treffen wenn er zum Nachfolger erwählt wird. Ach was, er ist mein Bruder und Brüder halten zusammen! , sagte er zu sich selbst und schob die negativen Gedanken bei Seite. Wolkenjäger nickte zufrieden. „Die erste Testfrage: was beutet für euch Beute?“, mit einem ernsten Unterton fragte er dies. Blitz und Schatten wechselten wieder Blicke, sie hatten nicht damit gerechnet, jetzt gleich anzufangen. „Na ja, sie ist Lebenswichtig und wegen ihrer mangelnder Intelligenz, leicht zu fangen“, erwiderte Schatten unsicher. Jäger der Wolke zuckte schroff mit dem Augenlied und sein Blick wanderte zu Blitz. Der junge Kater überlegte fieberhalft, die Angst etwas Falsches zu sagen schnürte ihm die Kehle zu. „Beute ist Lebenswichtig und…“, er suchte nach einer passenden Idee. „Wir sollten uns für sie bedanken, ohne sie lebten wir nicht.“
„Jäger der Wolke war von Anfang an von Blitz fasziniert wegen seiner Klugheit, Gerechtigkeit und Weisheit“, murmelte Mond in die dunkle Nacht hinein. „Schatten hingen war stark und ein guter Kämpfer aber er hatte einfach kein grosses Feingefühl“, erzählte Mond und ihre Augen trübten sich. Ihre Zuhörerinnen hatten sich zu Boden gelegt und ihre Krallen in die Erde gedrückt. „Wie geht es weiter“, drängte Stern. „Am Tag der Entscheidung, wendete sich die friedlichen Zeiten“, schniefte Mond aus der Nase.
„Nur einer von euch kann der Jäger werden und in der Zeit, in der ich euch getestet habe ich mich geeinigt“, verkündete Wolkenjäger. Er sass auf einem kleineren Stein und blickte Schatten und Blitz ernst in die Augen. Schatten und Blitz sassen kerzengerade vor seiner Nase und ihre Mundwinkel zitternden vor Spannung. „Blitz wird der neue Jäger werden“, verkündete er schliesslich. Schattens Augen rissen sich sperrangelweit auf. „Er, warum nicht ich?“, rief er empört. Blitz schloss seine Augen. In seinem Herz verteilten sich Glücksgefühle und Angstgefühle. Genau vor dieser Reaktion hatte er am meisten Angst gehabt. „Er ist besser geeignet“, antwortete Wolkenjäger streng. Leises Zähneknirschen hörte Blitz aus der Zuschauerreihe, die von Mond und Samt stammten. Blitz wirbelte zu Samt herum, seine Mutter sass da wie ein Häufchen Elend und starrte betäubt auf die Pfoten. Vielleicht hatte sie dieselben Ängste, vor einer schlechten Reaktion schon lange gehabt? Wütend erhob sich Schatten, seine Nasenflügel bebten und die Augen wurden zu Schlitzen. Er knurrte Wolkenjäger etwas Verächtliches zu. „Sieh wie du als Jäger glücklich wirst!“, zischte er noch seinem Bruder zu. Dann machte er arrogant kehrt. „Jetzt beruhig dich!“, befahl Wolkenjäger wütend. „ Komm sofort wieder her!“ Schatten hörte nicht auf die Wort des Jägers, sondern steuerte mit hoch erhobenem Schwanz aufs Unterholz zu. „Bleib hier!“, flehte Samt hilflos. „Du missachtest das Wort eines Jägers!“ „Es mir doch Mäusepiepsegal, dem Gehorche ich nicht mehr!“, fauchte Schatten und verschwand hinter einer Tanne.
„An diesem Abend, verbrachte Blitz mit seinen Freunden, um die schreckliche Reaktion seines Bruders zu vergessen, in seiner Hölle“, erzählte Mond und angelte einer Erinnerung hinterher. „Dazu zählten ich, Flamme, Sturm und die damals junge Blatt.“ Vergiss deinen Bruder“, tröstend legte Blatt ihren Schweif auf seine Schulter. „Er wird sich wohl oder übel damit abfinden müssen“, ergänzte Sturm aufmunternd. Blitz senkte immer noch seinen Kopf. Selbst der Trost von der jungen Blatt und den weiteren Freunden halfen nichts. „Das Wort eines Jägers ist ein Gesetzt aber hat es gebrochen“, Tränen kullerten seinen Wangen hinunter. „Wenn wir nach den uralten Gesetzten der Jäger handeln würde bedeutete es Todesstrafe“, murmelte Flamme. Sturm gab dem vier Monate jüngeren Flamme einen Klaps. „Das ist nicht der richtige Zeitpunkt, Flamme!“ Eine Katze hatte bis jetzt geschwiegen. Mond betrachtete mit glänzenden Augen die erdige Höllendecke. „Du weisst seine Zukunft, nicht wahr?“, flüsterte Blitz. Mond kratze an einer Wurzel und nickte dann traurig. Blitz kam näher zu ihr. „Sag es mir!“, verlangte er obwohl es ihm fast den Magen umdrehte. „Es stehen Schattenzeiten vor uns, dunkle, dunkle Schattenzeiten“, hauchte sie und ihre Augen füllten sich mit Schrecken. „Und Blut wird das Morgenrot färben.“ Flamme, Sturm und Blatt wechselten erschrockene Gesichtsblicke. Blitz schluckte die Angst hinunter. Im selben Moment Durchschnitt ein qualvoller Schmerzensschrei das angespannte Gespräch. Alle Haare im Pelz von Blitz stand zu berge. Dieser Schrei gehört zu Wolkenjäger! Er preschte aus der Hölle bevor jede normale Katze atmen konnte. In der Dunkelheit konnte er Wolkenjägers Hölle erkennen, weil der Mond durch die Wipfel kaltes Mondlicht spendete. Er stürzte den breiten Eingang hinein. Drinnen war alles still aber ein säuerlicher Geruch stieg im gleich in die Nasen. Im hintersten Ecken lag eine zusammengerollte Gestalt. Vorsichtig tapste er näher. Etwas kühles Nasses befeuchten seine Pfoten. Ein Mondstrahl fiel in die Hölle hinein. Erst jetzt erkannte Blitz was genau die Flüssigkeit war und von wem sie kam. Rotes Blut tränkte den Boden und einen ganzen Katzenkörper vor ihm, übersatt mit Bisswunden. „WOLKENJÄGER!“, kreischte Blitz wie am Spiess. Wolkenjägers weiße Brust hob sich schwerfällig. Er lebte noch! „Halt durch, Wolkenjäger, ich hole Mond!“, rief er panisch. Er wollte wieder nach draussen stürmen, als ein schwaches „Nein“ ihn bremste. „Es wird mir nichts bringen“, keuchte er mit halbgeöffneten Augenlidern. „Schau mich an Junge“, keuchte Blitz und Panik stieg in seiner Stimme auf. Er musste Blitz unbedingt noch etwas Sagen. Blitz gehorchte und schaute ihm in die qualvollen Augen. „Du oder Schatten, einer von euch wird der Jäger werden, derjenige der zuerst stirbst überlässt dem anderen den Platz“, japste er und aus seinem Maul tropfte. Ein letztes Mal atmete er noch und schloss seine liebevollen gelben Augen. „Wolkenjäger, du darfst mich nicht verlassen, ohne dich bin ich machtlos“, flehte er und kuschelte seine Nase in das warme verschmiertes Fell. „Ich muss, der Tod ist nichts von was man sich fürchten muss“, flüsterte eine sanfte Stimme in sein Ohr. Ein leichter Atemzug kräuselte sein Brustfell. Tief betrauert starrte Blitz zum Ausgang, wo die dunkle Nacht herrschte. Für einen kurzen Augenblick wurde der Eingang strahlend hell erleuchtete. Eine leicht durchsichtige Gestalt war zu erkennenden. Blitz sprang auf die Pfoten. „Wolkenjäger!“, rief er verwirrt. Die Gestalt nickte ihm zu. „Ich bin‘s mein Junge“, antwortete er. Blitz wollte sich an den Geist herankuscheln, traf dabei aber in die Leere. Belustig musterte er ihn liebevoll. „Du bist genauso geworden wie ich es mir erträumt habe, gross, talentiert, hilfsbereit und mit dem Herzen eines Löwes“, miaute der Geist in einer hellen Stimme. Das Herz von Blitz machte einen Hüpfer von dem grossen Lob. Er berührte Blitzes Nase, obwohl er Blitz sie nicht spürte. Er schloss seine Augen traurig, bald würde einer seiner engsten Vertrauten, dem Licht der Sterne folgen. „Folge deinem Willen, nur so wirst du der beste Jäger werden, der den Wald jemals gesehen hatte“, flüsterte der Geist ihn zum Abschied ins Ohr. Als Blitz seine Augen öffnete war Wolkenjäger verschwunden. Nur seinen toten Körper lag unverändert in der Ecke. Betrübt tappte er aus der Hölle hinaus. Er schöpfte jedoch Selbstbewusstsein, während er seine sanften Worte überdachte. Dabei merkte er nicht, wie zwei funkelnde feuerrote Augen ihn aus einem Lorbeerbusch beobachteten. „Endlich, der Alte ist Tod“, knurrte eine tiefe schwarze Stimme hinter ihm. Erschrocken wirbelte Blitz herum. Schatten stand in voller Grösse vor ihm. Es war aber nicht mehr sein lieber Spielgefährte sondern ein Monster. Seine Augen hatten sich rötlich verfärbt, in den Jugendlichen Jahren und sein Gebiss war gewachsen, ebenso wie sein massiger Muskelkörper. „Du bist der Mörder!“, gleichzeitig klang es traurig und unverzeihlich. „Genau“, ein geisterhaftes Lachen stieg in seiner Kehle auf. „Ich habe den Jäger getötet, also werde ich der Jäger nun werden.“ „Denkst!“, fauchte Blitz und versuchte sie grösser zu machen. „Jäger der Wolke hatte MICH ausgewählt und nicht DICH!“ Schatten kam bedrohlich auf hinzu. „Hast du nicht seine letzten Worte vergessen, derjenige, der zuerst stirbt, überlässt dem anderen den Platz“, erwiderte er spöttisch. Blitz schluckte einen dicken Klumpen herunter. Sein eigener Bruder wollte ihn umbringen auf der Stelle! Schatten zwang Blitz rücklinks zu gehen. Seine Augen blitzen blutdurstig. „Mutter wird von deinen Taten dich für immer Hassen“, fauchte Blitz und versuchte ihn zu überzeugen. Schatten winkte mit seinem Schweif ab. „Ach die, ist vor Kummer geflohen“, antwortete Schatten gelassen. Blitzes Augen füllten sich mit Tränen. Wie kann man sich, in einem Tag, von einem Bruder in ein Monster verwandeln? Das Hinterteil von Blitz berührte einen langen Stein. Schattens schon Blutgetränkten Krallen zielten auf Blitz. Weil er merkte, dass er keinen Ausweg mehr hatte. „Du mieser Verräter!“, Flamme blockte den Schlag von Schatten ab und Sturm griff Schatten von hinten an. Die drei Kater verwickelten sich zu einem blutigen Kampfknüll. Blitz stand schwankten auf den Pfoten. Das Kampfgetümmel nahm er nur noch verschwommen wahr und die Schreie hörte er nicht mehr. Seine Pfoten gaben unter ihm nach und er brach zusammen. Der heutige Verlust war zu viel für sein junges Herz und er verlor das Bewusstsein.
Zitternd hatten sich Stern, Brombeere und Donner aneinander gekuschelt, so sehr schauderte sie Schattens Verhalten. „Blitz verbannte Schatten aber er bemerkte zu spät, das er, so lange Schatten noch lebt, kein Jäger sein wird.“ „Genau wie Wolkenjäger es prophezeit hatte“, berichtete Mond mit finsternden Augen. „Tief in der Schlucht der Dunkelheit gründete Schatten, mit sehr vielen Katzen die Jäger des Schattens. „Blitz fühlte sich bedroht und gründete die Jäger des Waldes. „Seit diesem Moment sind wir unzertrennliche Feinde!“, beendete Mond die Gruselgeschichte. So kam es Stern zumindest vor. Donner hatte irgendwie grosses Mitgefühl für Blitz, nach allem was er durchgemacht hatte. Seinen Vater Eiche nie kennengelernt, seine besorgte Mutter verloren, Wolkenjäger und den eigenen Bruder. Eines war ihr jedoch klar, beiden Brüder kämpfen um den Jägertitel aber nur einer würde den Wald friedlich regieren. Der Andere wird ihn zerstören. Brombeere versuchte mühsam gegen ihre Müdigkeit anzukämpfen. „Warum hatte Schatten einem Jäger widersprochen, obwohl es ein Gebot ist“, gähnte Brombeere herzhaft. Mond kniff ihre grünen Augen zusammen. „Wen Blitz ein Jäger wäre, verfallen wir alle in einen Rausch und hören auf jedes seiner Worte aber wenn jemand sich verbittert dagegen wehrt ist er vom diesem Kreis ausgeschlossen und missachtet jedes Wort mit einem Wimpernschlag“, beantwortete sie. Mond reckte ihren Hals zum Sternenhimmel empor. „Jetzt aber genug erzählt, ihr müsstet schon längst im Nest sein!“
Sie bedankten sich bei Mond für das Gesicht und tappten müde in ihre Hölle. Erst als sich durch den schmalen Felsspalt drängten wehte ihnen ein Odeur von Katern entgegen. Sie hatten ganz vergessen mit welchen unsympathischen Rüpeln, sie sich die Hölle teilen mussten. „Kommt uns nicht zu nahe“, knurrte Dunkel, der sich auf dem Moos ausgebreitet hatte. „Ich habe gehört streuende Katzen übertragen Krankheiten.“ „Und ich habe gehört grosse Klappen streben früher“, fauchte Stern zurück. Was in aller Welt haben die nur gegen uns? Wir haben ihnen nicht angetan! , dachte Stern Zähne knirschend „Morgen werden wir sehen, wer besser im Kämpfen, Jagen und Überleben ist“, forderte Nacht sie heraus, in der Anweisung von Teiger. „Besser als ihr“, antwortet Stern schnippisch und ging mit hocherhobenem Schweif an ihm vorbei. „Das werden wir sehen du Grazie“, spottet Streif siegesbewusst. In der hintersten Ecke, möglichst weit weg von den vier Karnickel, liessen sie sich nieder. „Warum sind sie so gemein?“, flüsterte Marie wütend. „Männer eben, ähm ich mein Kater eben“, erwiderte Brombeere. „Neidisch bis an die Pfoten Spitzen.“ Donner schnurrte vergnügt und rollte sich müde zusammen. Der Mondschien glitzerte in Amys Fell und sie freute sich auf den nächsten abenteuerreichen Tag in der Fantasiewelt. Die Landschaft und die vielen verschiedenen Katzen waren das schönste im Reich der Katzen. Alles war hier jedoch nicht perfekt, wobei das machte das Leben ja schliesslich aus. Man musste Hürden schaffen und das Böse besiegen, damit das Gute die Welt am besten bewahren kann.