Kapitel 15
Donner schlief friedlich auf dem weichen Moos, da es sich anfühlte wie eine weiche Bettdecke. Nicht einmal das Schnarchen von Dunkel konnte sie stören. Sie träumte von einer grauen Maus, die unter den Wurzeln einer Birke herumwühlte. Langsam pirschte sich Donner vorsichtig an sie heran. Jeden Augenblicken würde die Maus zwischen ihre Krallen gleiten. Ein Wassertropfen fiel von der Decke und landete ihr direkt auf der Nase. Wegen der Nässe musste sie niessen und sie wurde aus dem Traum gerissen. Genervt funkelte zur felsigen Decke, an der grauweißen Decke sammelte sich das Wasser und tropfte erbarmungslos auf sie hinunter. Lautlos erhob sie ihren Körper und schlich leise an Brombeere und Stern vorbei. Die beiden schliefen noch tief und fest und Donner wollte sie auf keinen Fall aufwecken. Bei den vier Katern, die nah am Hölleneingang schliefen hatte sie kein grosses Erbarmen. "Versehentlich" trat sie auf Teigers Schweif. Der Kater knurrte im Schlaf auf, machte aber keinen weitere Bewegung. Donner verschnaufte mit Teiger war nicht gut Kirschen essen. Eine schwüle Morgenbrise wehte Donner ins Gesicht, als sie müde aus dem Bau tappte. Der Himmel war grau, wie eine Maus und wies auf nächtlichen Regen hin. Das erklärte auch die verirrten Wassertropfen an der Höhlendecke. Überall sammelten sich trübe Wasserlachen an. Donner betrachtete ihr schwarzes Gesicht in der Wasserspiegelung. Zu welcher Katzenrasse ich wohl gehöre? Sie trank ein paar Mäuler von dem Wasser und beobachtet Blitz und Flamme, die bereits wach waren. Flamme fing mit der Zunge Wassertropfen vom dicken Brombeerwall auf und Blitz putze seinen Pelz. „Schon wach?“, meldete sich eine Stimme hinter Donner. Die warmen diamantgrünen Augen von Mond musterten Donner. „Kannst du mir vielleicht helfen?“, bat Mond sie freundlich. Donner nickte einwilligend. „Was kann ich dir denn helfen?“ „Unkraut zerkleinern“, erwiderte Mond. Donner nahm die Bitte an und stakste Mond hinterher.
„Einfach den Unkrautbüschel in vier Teile zerkleinern und die Stücke aufhäufen“, erklärte Mond ihr die Aufgabe. Mit den Krallen zerkleinerte Donner Büschel um Büschel des Unkrautes, während Mond schweigend vertrocknete Unkrautstängel von schönen Unkrautstängeln trennte. „Was ist dein Geheimnis über deine Heilkraft?“, Donner versuchte die Stille zu besiegen. „Damit wurde ich geboren“, Mond angelte einen Käfer aus dem Unkrauthaufen. Jede gewöhnliche Katze hätte den Käfer getötet, alles was sich bewegte, wollte eine Katze fangen. Doch Mond streifte ihn vorsichtig an der Wand ab und der Käfer krabbelte davon. „Ich hasse Töten“, gab Mond beschämt zu. „Weiter im Text, meine Mutter bemerkte meine Kraft bereits im Kindesalter.“ Donner sah dem Käfer nach, wie er in einem sicheren Spalt verduftete. „Viele Jägergruppen wollten mich als ihre Seherin und Heilerin haben aber bis heute habe ich mich nur den Jäger des Waldes angeschlossen. Ausserdem habe ich diese Kraft vermutlich geerbt, mein Grossonkel konnte dies auch.“ Hektische Schritte und ein Keuchen erklangen vor der Hölle. Im nächsten Augenblick kam Nebel hinein gestürmt. Im Maul der grauen Kätzin baumelte der kleine Maus. „Was ist geschehen?“, Mond fixierte Maus besorgt. „Maus hat sich beim Spielen mit einem Dorn das Ohr aufgerissen“, berichtete sie aufgescheucht. Hinter den schwarzen Pfoten von Nebel tauchte Schnee zitternd auf. Sachte wurde Maus vor die Pfoten von Mond gelegt. „Donner, sei so gut und beruhige Schnee“, miaute Mond und untersuchte das blutende Ohr des Kätzchens. Donner beobachtete Schnee sanft. Das Kätzchen starrte sie mit grossen ängstlichen Augen an. „Wird er wieder gesund?“, piepste sie ängstlich. „Er wird gleich wieder mit dir spielen können“, versicherte Donner ihr. Mond nahm eine Pfote voll zerkleinertem Unkraut und legte es auf das verletzte Ohr. Maus wimmerte leise und Nebel leckte ihm beruhigend über sein Fell. Mond schloss ihre Augen, dabei murmelte sie wieder diese seltsamen Wörter. „Saesta, Miame, Ekrate, Maera, Alenste, Ehnue.“ Das Licht unter dem Unkraut leuchtete auf, so stark, dass Donner die Augen zu kneifen musste. Doch bald erlosch das grelle Licht wieder und Ruhe kehrte ein. Mond nahm das Unkraut von Maus Ohr weg und nichts, nicht einmal eine winzige Narbe war zurück geblieben. Das Junge hüpfte vor Erleichterung zu seiner weißen Schwester. „Vielen Dank“, schnurrte Nebel und reib ihre Schnauze an Monds Schnauze. Nebel verabschiedet sich und schob ihre Jungen zum Ausgang. „Könntest du mir noch einen weiteren Gefallen tun?“ fragte Mond, als Nebel und ihre Jungen weg waren. „Bitte, vergrab dieses benutze Unkraut“, Mond streckte Donner das gebrauchte Unkraut hin. Donner nahm gehorsam den Büschel ins Maul. „Weshalb muss ich ihn vergraben, du könntest ihn noch für weitere Patienten benutzen?“, nuschelte Donner durch das Kraut. Mond starrte sie streng an. „Merk dir eines, Donner, das Unkraut hat sozusagen, die Wunde aus der Haut rausgesogen, nicht auszudenken wenn man es fressen würde, welche inneren Verletzungen man bekäme!“ Donner starrte Mond eingeschüchtert ins Gesicht und schlüpfte schnell aus der Höhle.
In Windeseile verscharrte Donner das Kraut in der feuchten Erde. Während sie das Loch zu buddelte, nährten sich Brombeere und Stern. „Wir haben dich schon überall gesucht, wo bist du gewesen?“, fragte Stern interessiert. „Ich habe Mond geholfen“, antwortete Donner stolz und beendete das Verscharren. „Flamme, Bach und Kralle warten übrigens schon auf uns, sie werden uns Kämpfen beibringen!“, berichtete Brombeere aufgeregt. Beim Ausgang warteten ihre heutigen Lehrer geduldig auf die verspäteten Jungkatzen.
Gemeinsam durchquerten sie den Wald, schweigend und lauschten den vielen Geräuschen der Beute. Der Wald war von der Nässe überfallen geworden. Von dem Zweige tropfte es und das Moos war aufgeweicht. Nach einem kurzen Marsch öffneten sich die Bäume zu einer Lichtung und endlich tauchte die warme Sonne hinter den Wolkenschleier hervor. Sie schlugen den Weg über die Lichtung ein, die von einem dicken Grasteppich eingebettet wurde. Das hohe Gras streifte die ganze Nässe an Sterns weißem Bauch ab. Wegen der Kälte schauderte es Stern durch den ganzen Körper. Bach richtete vor Stern ihren Schweif auf und rief: „Halt!“ An dieser Stelle, wo Bach stand, hatte das Gras gelitten. Es war von vielen Katzenpfoten niedergedrückt worden und erinnerte an einen vielverwendeten Trainingsplatz. Ihre Lehrer setzten sich. „Fangen wir mit der wichtigsten Regel beim Kämpfen an. Eure Krallen sind die stärksten Waffen aber wie man sie richtig anwendet ist reine Kunst“, erklärte Bach und kratzte sich hinter dem Ohr. Flamme und Kralle zeigten zuerst, wie man mit den Pfoten Schläge abwehren konnte. Kralle zielte auf das Ohr von Flamme, jedoch wehrte Flamme den Schlag geschickt ab. „Erinnert mich ein bisschen an Karate“, flüsterte Donner leise. Sie selbst ging ins Karate und war sogar richtig gut in diesem Sport. Den braunen Gürtel besitze sie bereits, doch im Katzenleben könnte sich das ganze Blatt wenden.
Der nächste Trick im Training hiess Ausweichen. Die einte Katze duckte den Kopf, in diesem Fall Flamme und wich somit von Kralles wilden Pfoten Schläge aus. Egal ob Bach Kralle ein Bein stellte, wild mit den Pfoten auf ihn ein Schlug oder Bach geschickte Tritte abliefert, Stern war fasziniert vom Kämpfen.
Ihrer Lehrer zeigten ihnen noch viele verschiedene Techniken in der Hoffnung, es würde ihnen eines Tages das Leben retten. „Jetzt unterrichten wir euch Einzeln“, verkündete Bach keuchend, nachdem sie noch einen weiter raffinierten Trick vorzeigten. Sie teilte mit einem leichten Schwanzschnippen, Donner zu Flamme, Stern zu Kralle und Brombeere bestellte sie zu sich.
Stern blickte Kralle verunsichert an: „Soll ich anfangen oder möchtest du?“ „Ich greife an“, erwiderte Kralle knapp. Ehe er dies ausgesprochen hatte, verpasste er Stern einen saftigen Wangenschlag mit der rechten Vorderpfote. Wegen des Schmerzens schreckte sie einige Schritte zurück. „Sei immer wachsam“, ritt Kralle ihr mit einem strengen Blick. Er holte zum zweiten Verpasser aus, doch Stern duckte den Schädel, genau wie Bach es ihnen vorgezeigt hatte. Stern flitze mit dem geduckten Kopf zu Kralle und rammte ihn den Kopf in seine Brust. Er verlor das Gleichgewicht und stolpert rückwährst über seine eigenen Pfoten. Siegesbewusst stürzte Stern auf Kralle und boxte ihm in den schwarzen Bauch. Kralle schnappte nach Sterns buschigem Schweif, verfehlte ihn aber ganz knapp. Nur um ein paar weiße Haare musste Stern trauern, die nun zwischen seinen Zähnen hingen. Kralle gab sich aber nicht leicht geschlagen und stiess sie mit den Hinterpfoten von sich weg. Danach wurde Stern von Kralles Vorderbeine um den Bauch herum gepackt, damit sie ihre Vorderbeine nicht mehr benutzen konnte. Auf zwei Beinen torkelten sie gemeinsam über das niedergewälztes Gras. Stern fauchte innerlich und riss sich kraftvoll nach vorn. Kralle wurde wegen dem Ruck über sie hinweg schlagen und schlug hart am Boden auf. Erneut stürzte sie auf seinen Bauch und nagelte ihn beinahe am Gras fest. „Alle Achtung“, japste Kralle und seine eisblauen Augen leuchteten vor Stolz. „Du hast eine neue Technik erfunden!“ Kralle richtete sich, nachdem Stern ihn freigab, auf die wackligen Beine. „Diese Kampferfahrung könnten wir vor allem für Marder und natürlich für die Schattenjäger gebrauchen.“ „Und für gefährliche Teigers?“, Stern starrte ihn ängstlich an, vor (Wolfs)Hunden hatte sie bereits Angst und als Katze umso mehr. „Ich bin noch nie einem begegnet und hoffe es nie für dich, sonst renn um dein Leben und bette das er dich nie finden wird“, antwortete Kralle ernst. „Aber deine neue Technik werden wir den Überschlager nennen“, er wechselte das Thema. Stern nickte stolz und wendete ihren Blick zu ihren Freundinnen. Brombeere bezwang Bach nieder und Donner scheuchte Flamme wild ins bauchhohe Gras.
Bei einer kurzen Verschnaufpause, im Sonnenschein auf der Wiese fragte Bach: „Habt ihr schon mal ein Fuchs oder ein Dach getroffen?“ „Na ja ein paar wenige“, gab Brombeere zu und bearbeitete ein Grashalm. Flamme feuerrote Ohren stellten sich auf. „Wie habt ihr sie den besiegt?“ „Besiegt?“, Brombeere lächelte und schüttelte den Kopf. „Dachse und Füchse sind sehr scheue Tier, wenn sie und sehen fliehen...“, Donner und Stern traten ihr links und rechts auf die braune Pfote. „Sie meint, wir mussten nie gegen diese Tiere kämpfen, unsere tapferen Eltern verjagten sie immer“, erfand Donner und setzte ein glaubhaftes, schiefes Katzenlächeln auf. Stern verschnaufte, Donners Aussage hörte sich sehr glaubhaft an. „Eure Eltern, seid ihr Geschwistern?“, Kralle stellte die nächste Frage, bei der er nur eine Improvisationsantwort bekommen würde. „Nein, unsere Eltern sind gute Freunde und haben uns zu dritt aufgezogen, bis wir alleine weiter zogen, ohne Eltern“, miaute Brombeere. „Und seit unserer jüngsten Kindheit sind wir Freunde“, ergänzte Donner und schärfte die Krallen an einem spitzigen Stein. Dies stimmte jedoch nicht ganz, Ellen und Amy fanden Marie vor einigen Jahren zum Kotzen aber irgendwann wurde sie sehr gute Freundinnen. „Ihr seid wirklich gute Freunde“, bemerkte Bach mit einem Augenzwinkern. Ein bisschen warmer Stolz stieg Brombeere in der Brust auf. Und so sollte es auch blieben, für immer und ewig, auch die wilden Krallen sollte es immer geben und auch diese wundervolle Fantasiewelt. Flamme sprang auf. „Für heute Morgen habt ihr genug gelernt, am Nachmittag werden wir ein Überlebenstraining starten. Morgen beginnt schliesslich die grosse Reise.“ „Das heisst gut schlafen und den Bauch vollschlagen“, grinste Kralle und stupste Flamme freundschaftlich an. Bach gähnte und streckte den Körper. „Ihr Kater habt doch nichts anderes im Kopf.“
Sie marschierten auf dem Rückweg durch den mittagsgestimmten Wald. Die Vögel flogen fröhlich durch die Lüfte und das Grosswild scharrt zwischen den Bäumen nach Kräutern, Wurzeln und Gräsern. Zwei Hirsche raufen sich in der Ferne um das bessere Territorium. Der Aufschlag der Geweihe konnte Donner sogar von dieser Entfernung aus mit den Ohren wahrnehmen. Flamme ermahnte ihnen nicht zu nahe an die Hirsche heranzugehen, denn einen einzigen Tritt des schweren Tieres konnten alle Katzenknochen mühelos zertrümmern. Über dem Kopf von Flamme flatterten zwei rot gepunktete Schmetterlinge einen Hochzeitstanz, jene die sie ganz am Anfang ihres Aufenthaltes gesehen hatten. Während die Lehrer schon ein Stück voraus gegangen waren, flüsterte Stern bei einem sichern Abstand: „Wir müssen besser aufpassen, den wir haben uns schon zwei oder dreimal fast verplappert, ich meine das Geheime Doppelleben.“ „Wir werden uns alle bemühen“, versprach Brombeere. Doch sie wusste, wie schwer es sein würde das Maul zu halten.
Im Camp angekommen, verspeisten Blatt und Fleck eine Drossel. „Etwas Spezielles gesichtet?“, nuschelte Fleck mit vollem Mund an Bach gerichtet. „Nichts Besonderes“, erwiderte Bach und stolzierte weiter. Blatt biss genüsslich in das zartrosa Fleisch. „Den Rest gefällig?“, schmatze sie den drei Freuden zu. Bei dem Gedanke daran, den Speichel von Blatt und Fleck zu schmecken, verging Donner den Appetit auf Drosselfleisch. Auch Brombeere und Stern zögerten mit angeekelten Gedanken. Fleck bemerkte die Unsicherheit. „Teilen ist ein Brauch unter uns.“ Brombeere nickte entschlossen und zog die Drossel zu sich. „Natürlich, wir wollten sowieso gerade zu greifen“, log Brombeere über beide Ohren. Sie nahmen ein paar schnelle Bisse und schmeckten den Speichelgeruch überhaupt nicht. Es schien erneut eine vorzügliche Kost zu sein. Zurück blieben noch ein Haufen weißer Knochen und ein paar mausgraue Federn. Zwei kleine Pfoten boxten Stern in die Rippen. Maus und Schnee strahlten ihr breit entgegen. „Dürfen wir die Federn mitnehmen, wir wollen Federjagt spielen?“, bettelte Schnee schüchtern. „Nehmt sie ruhig“, schnurrte Stern vergnügt. Donner schob ihnen eine ganze Ladung Federn vor die Pfoten. Rasch kontrollierte Stern die Federn führsorglich nach gefährlichen Knochensplittern und reichte sie anschliessend in ihre Mäulchen.
Glücklich bepackt mit Federn, zogen Nebels Junge schliesslich davon. Stern schaute den Kleinen mitfühlend hinterher. „Hast du einen Geist gesehen?“, fragte Donner, als sie Sterns verträumten Blick bemerkte. Stern seufzte: „Die Kleinen müssen hier irgendwie immer in Angst leben. Wäre es nicht besser, sie würden an einem geschützten Ort leben, bis auf sich selber Aufpassen können?“ Brombeeres gelbe Augen schlossen ihre Lieder. „Das stimmt“, murmelte sie traurig und stellte sich ein kleines Kind, in einem Kriegsgebiet vor. Vor Angst geplagt, jeden Tag sterben zu müssen aber vielleicht ist dies im Reich der Katzen normal, jeden Tag das Leben aufs Spiel zu setzten. „Ach ja, und wo wäre ein sicherer Ort?“, Sturms Stimme liess sie zusammen zucken. Seine stechenden Augen glitzerten von Sorge und Trauer. „Die Jäger des Schattens streifen durch den ganzen Wald und töten jeden, der nicht zu ihnen gehören“, erzählte er traurig, an einer Erinnerung hängend. „Ich und Nebel hatten ein drittes Junges“, fuhr Sturm fort und sein Schweif peitschte im aufkommenden Wind. „Zweig, hiess er. Der abenteuerlustige Bengel stahl sich eines Nachts davon und spazierte durch den Wald und kehrte nie wieder zurück.“ Sturm machte eine Pause und hoffte der Wind würde ihn trösten. Die Zweige der Dornenwall raschelten und Sturm konnte seine Tränen einigermassen kontrollieren. Brombeere hatte grosses Mitleid mit dem Kater. Sturm schnaufte durch: „Vielleicht hat ihn ein Fuchs geholt aber an diesem Tag haben wir verdächtige Gestalten gesichtet. Aber ihr schätze ich meine Jungen am sicherersten.“ „Es tut uns leid, wir wussten nicht wie gefährlich es draussen ist“, entschuldigte sich Stern. „Schon gut“, gab der Kater immer noch traurig zurück. Sturm überquerte die Lichtung und steuerte auf seine verblieben Jungen zu. Schnee und Maus hüpfte übermütig zu ihrem Vater. Er leckte Schnee über der weissschwarz gefleckten Pelz und Maus schmieg sich an seinem breiten Nasenrücken. In der Mittagspause legten sich Brombeere, Donner und Stern in den Schatten eines Felsen. Die leichte Brise und das kühle Gras, schien Brombeere besonders zu geniessen. Auch Stern grunzte zufrieden und Donner döste leicht vor sich hin. „Genug gegessen?“, meldete Blitz seine Stimme. „Wir sind so voll wie ein Dachs“, antwortete Donner und massierte den prahlgefüllten Bauch. Blitz nickte zufrieden und wandte dieselbe Frage an Blatt weiter. Die hell getigerte Kätzin schmorrte in der Sonne neben Kralle und schien den Moment zu geniessen. Stern bewunderte Blitz für seine Fürsorglichkeit zu seiner Jägergemeinschaft. Sie fuhr mit der Zunge über ihr weißes Fell und begann ihn zu reinigen. Weiss ist schon eine schöne Fellfarbe aber ich muss ihn dafür dreimal so oft wachsen, wie Donner ihren Pelz putzen musste. Auf schwarzem Fell kann man kaum Dreck erkennen. Einen Dreckspritzer landete auf ihrem weißen Fell, als mit der Zunge darüber gefahren war. „Ihr?“, knurrte Donner neben Stern und rappelte den Körper auf. Stern funkelte Nacht einen bösen Blick zu. Nur er kann den Dreckspitzer gespritzt haben! Nacht grinste spöttisch und präsentierte seine schönen Schlammpfoten. „Oh, hast du ein winziges Fleckchen auf deinem Fellchen“, spottete er schadenfroh. „Und du siehst aus, als würdest du dich jeden Tag in einem Kakerlaken Loch wälzten“, gab Brombeere frech zurück und fuhr sie Krallen aus. Teiger schritt aus seiner Gruppe vor. Donner verdrehte die Augen. Der König und sein Hofstatt sind angekommen, macht Platz. „Habt ihr unsere Wette vergessen?“, fragte er höhnisch. Brombeere schloss die Augen. Ja, das haben wir wirklich vergessen. Stern kniff ihre blauen Augen zusammen: „Wie lauten die Regeln?“ Streif trat vor, seinen Blick fest auf Donner gerichtet und liess seine prächtigen Bauchmuskeln in der Sonne spielen. Gut sieht Streif schon aus aber er besitzt einen defekten Charakter. Donner starrte verlegen zum Himmel, einfach weg von Streifs Blick. Der cremefarbige Kater wandte den Kopf an Stern zu. „Ihr wählt den Schlechtesten von euch im Kämpfen aus, diejenige tritt danach gegen unseren schlechtesten Kämpfer an. Der Gewinner muss dann gegen den zweit schlechtesten antreten und so wird das Level gesteigert.“ „Die Siegergruppe ist die, die alle von uns oder von euch besiegen konnte.“ Dunkel schob Nacht in die vorderste Reihe. „Er ist der erste Kandidat“, miaute er. Die wilden Krallen standen kurz drauf tuschelnd im Kreis, um einen Kämpfer zu wählen. „Ich finde wir sind alle gut im Kämpfen“, flüsterte Brombeere den Freudinnen zu. Donner zuckte spontan mit dem Ohr: „Ich gehe freiwillig.“ „Donner wird uns verteidigen“, verkündete Brombeere den wartenden Gegnern. „Welch ein Vergnügen“, Nacht freute sich und scharrte in der Erde. Das Herz klopfte Donner aufgeregt, als sie ihm gegenüber trat und musterte ihn mit kräuselten Lippen. Nacht war kleiner, was ein Vorteil für Donner bedeutete, doch unter seinem krähenschwarzen Fell stachen die Muskeln hervor. Donner überlegte nicht lange und griff zuerst an. Er wich ohne Stress aus und seine Angreiferin flog in den Dreck. Dunkel und Teiger zerplatzte es fast vor Lachen. „Vorsicht Donner!“, rief Stern von hinten. Nacht wollte auf ihren Rücken hüpfen. Donner reagierte rechtezeitig und rollte den Körper über den Boden und angelte sich wieder auf die Beine. Nur wenige Pfoten entfernt holte Nacht, mit ausgefahrenen Krallen nach ihr aus. Die messerscharfen Krallen erreicht das Ziel, Donners Gesicht. Die Krallen stachen ihr in die Wangen und das Blut floss hinunter. Wut brodelte in ihrem Kopf auf, wie ein aufbrausendes Feuer. Nacht zielte erneut gegen ihr Gesicht. Dieses Mal duckte Donner den Kopf unter seinem Schlag weg, dabei dachte sie an die Tricks, die Flamme ihr heute beigebracht hatte. Das Vorderbein von Nacht segelte über ihrem Kopf und Donner schnappte mit den Zähnen sein schwarzes Bein, drehte rasch den Kiefer in eine andere Richtung und Nacht lag, alle viere von sich gestreckt am Boden. Erbarmungslos drückte Donner seinen Kopf in die Erde. „Gewonnen!“, jubelten Stern und Brombeere. Teiger knurrte leise und verächtlich. Die Niederlag stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. „Und Donner kannst du es auch mit Dunkel aufnehmen?“, fragte Teiger herausfordernd. Donner schluckte geräuschlos. Dunkel war viel grösser und seine gelben Augen funkelten bösartig. Anstatt zu Antworten griff Donner erneut an. Sie rammte ihn um und drückte ihn so fest wie möglich auf den Boden. Dunkel wollte nicht aufgeben und gab Donner einen Tritt in den Bauch. Sie wurde weg geschleudert und schlug hart auf, bevor sie sich vor den Schlag erholen konnte, drückte Dunkels sie in die Erde. So fest, dass ein Abdruck unter ihrem Körper entstand und Donner langsam die Luft ausging.
Diese Mal triumphierte die andere Gruppe, während Dunkel gefeiert wurde, schleppte Brombeere Donner vom Kampffeld. Zum Glück hatte sie keinen Schaden erlitten, nur einen brummenden Schädel und eine brennende Schramme. „Mir geht’s gut aber es geht mir viel besser, wenn jemand Dunkel besiegt“, keuchte sie müde. Brombeere nickte: „Ich trete gegen ihn an.“ Obwohl Brombeere Dunkel ängstlich gegenüber trat, freute sie sich auf eine Tracht Prügel mit ihm. Brombeere zögerte Dunkel gleich anzugreifen und fühlte sich sehr beobachtet. Jede Bewegung, die sie ausübte, fixierten seine gelben Augen. Diesmal griff Dunkel fauchend an und verpasste ihr einen Schlag in den Bauch. Brombeere taumelte rückwärts, rächte sich aber gleich darauf, indem sie Dunkel in den Dreck stiess. Wutschnaubend mit einem dreckverkleistertem Gesicht stand er wieder auf und sprang ihr aufs Rückgrat. Brombeeres Beine drohten unter dem schweren Gewicht zusammen zu krachen, als Dunkel absichtlich schwankte. Brombeere verlor das Gleichgewicht, kippte aber rückwährst um und Dunkel wurde unter ihrem Gewicht vergraben. Er japste und versuchte Brombeeres Flanke zu kratzen. Vergeblich, desto mehr er sich wehrte wurde das Gewicht auf seinen Lungen schwerer. Ich habe gewonnen, Grünschnabel aber nur weil du einen dussligen Fehler gemacht hast.
Brombeere gewann und auch gerade noch ganz knapp gegen Streif aber wieder durch ein unverschämtes Glück, weil er auf dem feuchten Gras ausrutschte. Gegen Teiger hatte sie aber kein Hauch einer Change. Er wog etwa dreimal so viel wie sie und mass einen ganzen Kopf mehr. Stern und Donner mussten eingreifen, ansonsten hätte er Brombeere womöglich noch erdrückt. Kein Wunder bei den 400 Kilos auf den Rippen. Teiger lächelte siegessicher. „Weißer Schneeball, du bist an der Reihe oder hast du Angst?“, fordert er Stern heraus. Stern fuhr ihre Krallen aus, fauchte und stellte den Pelz senkrecht auf. „ Ich werde es jeder Zeit mit dir aufnehmen.“ Bedrohlich näherte Stern sich Teiger. Er umkreiste sie skeptisch und griff knurrend an. Der Tigerkater sprang Stern dirket in die Vorderpfoten und sie rollten fauchend über die Wiese. Erde, Gras und Blätter fingen ihre Pelze ein. „Ich setzte auf Teiger“, miaute Streif und beobachtete den Kampf atemlos. Die Haare flogen durch die Luft und die Faucher waren kaum überhörbar. Hoffentlich bleibt ein Stück von Stern übrig, bettete Donner für Stern. Bei Teigers Brutalität wäre das kein Wunder. „Zum fleischfressenden Dachs( zum Teufel ), was soll dies werden?“, Blitz kam angestürmt, seine Stimme klang wütend und besorgt. „Wir ähm... haben trainiert“, log Nacht unschuldig. Donner wollte die Lüge nicht aufdecken, dass es sich um einen nutzlosen Kampf handelte und stimmte ihm zu. Blitz Gesicht schweifte zu dem kämpfenden Fellbündel. „Teiger, Stern hört sofort damit auf!“, befahl er streng, offenbar bemerkte er die " Harmlosigkeit" des angeblichen Trainings. Der Staub lichtete sich und Sterns schneeweißes Fell konnte Brombeere erkennen. Verdutz hockte sie auf dem getigerten Rücken von Teiger. Donner machte einen Luftsprung. „Sie hat gewonnen“, jubelte sie. Stolz hüpfte Stern zu ihren Freunden und Teiger rappelte sich keuchend auf. „Geht es dir gut?“, fragte Stern und ihre Augen leuchteten vor Sorge. Teiger fauchte ihr als Antwort ins Gesicht. „Dies wird dir noch leidtun“, zischte er ihr ins Ohr. Teiger humpelte davon, seine Gefolgten warf den Siegern giftige Blicke zu und eilten ihm hinterher. „Ich kann’s nicht glauben, ich habe ihn besiegt“, jubelte Stern vor Freude. Brombeere und Donner drückten ihre Pelze an ihren Pelz. „Du bist unser Jackpot im Kampf“, stellte Brombeere fest. Jemand räusperte sich hinter ihnen. Donner zuckte zusammen, sie hatten Blitz völlig hinter ihnen vergessen. Blitz klopfte menschlich mit einer Pfote auf die Erde. „Darf ich erfahren, was das eben war?“, fragte er. „Es tut uns leid wir…“, Blitz unterbrach Stern. „Ich wollte keine Entschuldigung hören.“ „Ich wollte bloss sagen, was das für ein exzellenter Kampf war, vor allem der von Stern, niemand besiegt Teiger mit einem Tag Erfahrung“, gratulierte er und starrte einer fliegenden Taube nach. „Nie hätte ich an euch zweifeln dürfen“, miaute er überglücklich. „Ich wollte euch eigentlich noch verkünden, wer am besten in den folgenden Kategorien war“, fuhr er fort. Die drei Freundinnen waren mucksmäuschenstill und hatten vor Erwartung grosse Augen. „In der Kategorie Jagen ist Brombeere die Beste“, verkündete er. Donner gratulierte Brombeere und auch Stern beglückwünschte ihr herzlich. Brombeere fühlte sich Glücklich an und hätte es nie gedacht. „Und im Kämpfen…“ , seine Augen schweiften umher und blieben bei Stern kleben. Stern hüpfte vor Freude aber ein bisschen hätte sie es nach diesem Kampf erwartet. „Und ich?“, fragte Donner kleinlaut und traurig. Blitz wandte seinen warmen gelben Augen an Donner. „Du bist die Schnellste und die Klügste von euch dreien“, miaute er und es hörte sich nicht erfunden an. Über Donners schwarze Schnauze zauberte sich ein Lächeln. „Eure unterschiedlichen Stärken sind bei den Jägern des Waldes sehr zu schätzen“, fügte er noch hinzu. „ Ihr seid bereit für das heutige Überlebenstraining!“