Kapitel 16
„ Warum mussten wir auch mit kommen?“, protestierte Teiger lauthals durch die Landschaft. „ Wir haben das Überlebenstraining schon vier Mal durch.“ Fleck schnaubte über das Benehmen des Jungkaters: „ Hüte deine Zunge Teiger, ich bin eine ausgewachsene Katze und muss es auch immer wiederholen!“
Die wilden Krallen, Kralle, Blitz, Fleck, Teiger und seine Bande brach am frühlingswarmen Nachmittag zum Training in den Wald auf. Nur maulte Teiger ein wenig herum, doch Blitz beachtete ihn nicht und führte die Truppe quer durch den Wald. Stern schlenderte neben Kralle und wusste nicht was bald auf sie zukommen wird. „ Sag mal, Kralle, ab welchem Zeitpunkt werden wir als Erwachsene Katzen bezeichnet?“ Kralle räusperte seine trockene Kehle. „ Um ehrlich zu sein, bis zu dem Tag, wo ihr euch selbstständig aufführt und begreift was es bedeutet ein Jägermitglied zu sein.“ „Und wann sind wir soweit?“, fragte Donner von der anderen Seite. Kralle schüttelt den Kopf. „ Man kann keine Zeit dafür bestimmen und niemand wird es entscheiden, wer zu den erwachsenen gehört, das müsst ihr selber herausfinden.“„ Wir sind bestimmt schneller erfahrener als ihr“, mit hocherhobenem Schweif stolzierte Dunkel vorbei, worüber Donner brummte wegen der gemeinen Bemerkung. „ Anhalten, meine Lieben!“, rief Blitz laut und deutlich. Eine krumme Eberesche berührte mit den hängenden Zweigen beinahe seinen breiten Kopf. „ Ein Überlebensübung müsst ihr immer todernst nehmen“, miaute Blitz und warf einen scharfen Blick auf die Jungs. „ Ich, Fleck und Kralle sind Schattenjäger und ihr müsst weglaufen und euch notfalls verteidigen.“ Die Mädchen nickten, da sie den Sinn begriffen hatten, während Nacht gelangweilt gähnte. „ Wir zählen auf zwanzig“, sagte Fleck und verschloss seine Augenlider und die ersten Zahlen sprudelten aus seinem Maul.
Die steigenden Zahlen machten Stern direkt Angst, als sie mit ihren Freundinnen und den Jungs durch Unterholz filzte. Streif schlug einen Ast aus dem Weg und schleuderte ihn gegen Donners Gesicht. „ Pass auf du unerzogener Rüpel!“, fauchte sie wütend mit zusammen gekniffenem Auge. „ Uppsala“, Streif hörte sich schadenfroh an. „ Mit euch langsamen Schnecken kommen wir nirgends hin.“ Teiger raste auf eine schmalen Schlucht zu und mit einem Satz war er am anderen Ende. Dunkel und Steif folgten ihm und landeten elegant neben Teiger. Sogar der kleinwüchsige Nacht schaffte unversehrt den anspruchsvollen Sprung über die Schlucht. Nun holten Sterns Hinterbeine zu einem kräftigen Sprung aus, ihre Pfoten glitten über die Kante und schafften es bis zum anderen Ende. Erschöpft und froh beobachtete Stern wie sich Donner zum Sprung bereit machte.
Donner drehte es den Magen um, bei dem Gedanken was passieren würde, wenn sie den Sprung der Sprung daneben gehen würde. Sie kniff die Augen zusammen und schreiend stiess sie mit den kräftigen Beinen ab und landete beinahe auf Sterns Vorderpfoten. „ Jetzt du Brombeere!“, rief Donner hastig. Sie konnte den Geruch von Blitz in der Nähe deutlich wittern. „ Seht euch Brombeere an, sie hat Angst“, spottete Teiger aus dem Hinterhalt. Dunkel verkniff sich ein Lachen und miaute: „ Aber lasst uns vier lieber alleine verschwinden.“ Die Jungs machten kehrt und verschwanden hinter dem nächsten Hügel. Was für hinterhältige Egoisten! , wütend funkelte Donner den Kater nach. Betäubt klammerten sich Brombeeres Krallen an der felsigen Kante fest und starrte in die blätterüberfüllte Schlucht. Die Angst lähmte sie fest, dass es jedes einzelne Haar in ihrem Pelz sträubte. „ Nimm tüchtig Anlauf, du wirst es schaffen“, ritt ihr Stern von der anderen Seite. „ Denk, die Schattenjäger sind wirklich hinter uns her. Und du musst dringend über die Schlucht gelangen!“ Brombeere schüttelte die Angst wie ein lästiger Mückenschwarm ab. Bei solchen waghalsigen Aktionen bekam sie fast jedes Mal weiche Knie, doch Brombeere nahm den ganzen übrigen Mut zusammen und sprang. Wie eine Rakete schoss Brombeere elegant über die Schlucht. Sofort streckte Donner ihr hilfsbereit die Pfote entgegen aber Brombeere lehnte sie höflich ab. Sie hatte es auch ohne Hilfe gemeistert, die Angst zu überwinde! Fröhlich lächelte Brombeere ihren Freundinnen entgegen und wollte etwas Miauen. Da aber hörten sie verdächtige Stimmen auf der anderen Seite der Schlucht näher kommen. Stern reagierte rechtzeitig: „ Auf den nächste Tanne.“ Kurz drauf schlugen die Katzen ihre scharfen Krallen in die dicke Borke und kletterten mühsam den Stamm hinauf. Hinter Stern folgte Brombeere und Donner mit einem überanstrengten Gesichtsausdruck. Klettern war gar nicht so einfach wie es immer aussah. Einige Gablungen später machten sie erschöpft eine kurze Verschnaufpause. „ Sie sehen uns nicht von hier oben, einen Ast versperrt die Sicht“, besänftig lauschte Stern den kommenden Stimmen. „ Blitz ich glaube sie sind hinter dem nächsten Hügel verschwunden“, das war Flecks Stimme. „ Nichts wie hinterher!“, befahl Blitz und mit hektischen Pfoten donnerten sie in Richtung des Hügels. „ Sie folgen der Fährte der Jungs“, Brombeere linste durch die dünnen Tannennadeln und konnte gerade noch den schwarzen Pelz von Kralle entdecken, wie sie hinter dem nächsten Hügelkamm verschwanden. „ Glück für uns, Pech für die Verfolgten“, beruhigt versuchte Donner ihr Gleichgewicht auf dem Ast zu behalten. „ Seht doch die Nadeln“, murmelte Brombeere. Die Nadeln waren hellgrün und neben den dünnen Nadelspitzen gediehen kleine weiße Blüten. „ Ein Nadelbaum mit Blüten“, belustigt nahm Stern eine Blüte in die Pfoten. „ So etwas hab ich noch nie gesehen.“ Fasziniert von der Gabe der Natur spähte Donner in die dichte Krone. Einen Katzensprung von ihr entfernt stach ein starker Lichtschimmer durch das Blätterdach. „ Ich will mal die Aussicht geniessen“, erwiderte Donner und hüpfte auf einen nächsten Ast. Mühsam drückte Donner den Kopf durch die Zweige und wurde zuerst von dem Sonnenstrahl gelbendet. Nach einem Blinzen öffnete sich vor ihren Augen eine rissige Landschaft, mit vielen Baumflächen, Lichtungen, Täler, Hügel und in der Ferne erkannte sie sogar schneeweiße Berge. „Unglaublich, diese Aussicht“, Brombeere tauchte neben ihr auf. „ Es ist so wunderschön hier“, ergänzte Stern atemlos. Wie schön doch die Landschaft ist, wenn keine Häuser im Weg stehen, dachte Donner glücklich. „ Ganz in der Weite sehe ich das Ende des Waldes“, rief Stern. „ Dort irgendwo muss die Schlucht der Dunkelheit liegen.“ Blitzs Königreich ist ja rissig aber wie seht es wohl in den vielen andern Wälder im Reich der Katzen aus? , fragte sich Donner leise.
„ Ein wunderbares Land“, schwelgte Brombeere immer noch, als sie die Tanne runterkletterten. „ Jawohl du sagst es“, antwortete Stern und liess sich das letzte Stück fallen. Sachte landete sie wie ein Federball auf dem Waldboden. Donner schnüffelte unterdessen um einen Weissdornstrauch herum. An den matten grünen Blättern hing eine frische Duftspur von Kralle. „ Gehen wir am besten über den Hügelkamm“, schlug Stern vor und stakste mit festen Schritten den Hang hinauf. „ Ja, gehen wir“, Brombeere spurtete ihr nach.
„ Was für ein eigenartiger Geruch“, murmelte Brombeere auf einmal. Sie waren ein gutes Stück weiter gewandert und haben immer wieder eine frische Duftmarke von Blitz entdeckt. Doch dieser fremdartige Geruch, der bei einer Rinde einer Eibe hinterlassen wurde, kannte sie nicht im Geringsten. „ Kenn ich auch nicht“, Stern schnüffelte ebenfalls an der dunkeln Rinde und liess den eingeprägten Geruch durch ihr Gedächtnis gleiten. „ Vielleicht ein Einzelgänger“, vermutete Donner und schärfte seine Krallen an der Rinde. „ Seht doch!“, rief Stern erfreut. Im knöcheltiefen Waldgrass waren Fusspuren von Katzen erkennbar. „ Es sind mehrerer“, Donner schlenderte ihn und betrachtete die Spuren ganz genau. „ Folgen wir ihnen, weit werden die Katzen nicht sein“, optimistisch lief Brombeere hinter der nächsten Esche davon. „ Halt, ist dies überhaupt eine kluge Idee?“, jaulte Stern mit einer vorsichtigen Einstellung. Der getigerte Kopf kam wieder hinter dem dünnen Stamm des Baumes hervor geschossen. „ Warum nicht?“ „ Wird uns schon nichts passieren“, Donner schüttelte die Besorgnisse weg und folgte Brombeere. Stern seufzte, gab schliesslich nach und folgte den Beiden quer über die Wiese. Brombeere suchte den ganzen Erduntergrund sorgsam ab, überall waren Pfoten Spuren in der Erde zurück gelblieben. „ Ein grosse Tatze hat diese Katze aber“, Stern stand mit ihrer kleinen Pfote in einen Abdruck und verglich den grossen Unterschied. „ Wo sind sie nur hin?“, fragte sich Donner selbst. Vor ihren Augen breitete sich eine Nadelbaumgegend aus mit bemoosten Felsen ringsherum. Stern kletterte auf den nächsten Felsen und linste mit zusammengekniffenen Augen in die Ferne. „ Keine Katze in Sicht, nicht einmal ein einziger Haarbüschel. Schade aber ich spüre sie in der Nähe“, Enttäuschung sprudelte in der Stimme auf. „ Wir sollten besser die Anderen finden“, Donner wollte kehrt machen. „ Sagt mal was war das eben?“, eine krächzende Stimme erschütterte den Felsen. „ Ich habe nichts gehört, Flechte“, eine tiefe Stimme folgte. Brombeere hielt den Atme an, da befanden sich Katzen unter dem Felsenvorsprung! Die Freundinnen reagierten richtig. Schnell und lautlos versteckten sie ihre Körper hinter dem Felsen. „ Glaub mir Regentropfen, eine Stimme hat eben gemurmelt.“ Von der gegenüberliegenden Seite des Steines trat ein Kater aus dem Versteck. Er hatte goldbraune Augen, einen dunkelgrauen getigerten Pelz und grosse aufgeschwollene Pfoten. Seine Brust war übersät mit Narben und sein verfilzter Pelz roch mehr oder weniger nach einem Abfallhaufen. Stern musste von dem ätzenden Geruch bei nahe würgen. „ Meine liebe Flechte, das war nur ein Kaninchen, ich kann es deutlich im Gebüsch hören.“ Eine dreifarbige Haarknäul hinkte an die Seite des Katers. „ Flechte, du hörst schon lange nicht mehr gut“, knurrte der Kater verärgert. „ Ich kann aber jemanden riechen“, wütend tigerte die Alte umher. Der graue Kater stöhnte. „ Deine Geschmacksknospen sind schon lange Zeit versagt.“ „ Etwas mehr Respekt vor einer erfahrenen Katze!“, fuhr sie ihn an. „ Die hat aber eine grosse Schraube locker“, zischte Stern leise. „ Ja, ha…hatschi! “, Donner wurde von einem Farn in der Nase gekitzelt und musste niesen. Die Ohren von Regentropfen stellten sich auf. „ Ha, ich hatte Recht!“, wütend hinkte sie in Richtung des Geräusches. „ Ganz Ruhig, wir sind harmlos“, Stern kam hinter dem Felsen zum Vorschein, als die Alte ihre Krallen ausfahren wollte. „ Ein junges Jäger des Schattens Mitglied, hab ich Recht?“, knurrte die Kätzin wütend. „ Die haben mir gerade noch gefehlt!“ Stern wurde schwindelig bei dem Mundgeruch der alten Katze. „ Nein, wir kommen von den Jäger des Waldes“, Donner sprang ebenfalls hinter dem Felsen hervor, gefolgt von Brombeere. „ Jäger des Schattens, hab ich doch gerade gesagt!“, fauchte die Alte. „ Ihr drei Rotznasen wollt mich hochnehmen!“ „ Nein, Flechte sie sagte: Jäger des Waldes“, Regentropfen ging dazwischen. „ Jäger des Waldes?“, die trüben grauen Augen der Kätzin rollte. „ Mein zweiter Sohn ist auch bei den Jäger des Waldes beigetreten, wie hiess er noch gleich?“ „ Fleck“, antwortete Regentropfen, er hörte sich so an, als wäre er Flechtes zweites Gedächtnis. „ Den kennen wir“, miaute Brombeere freundlich. „ Ich erinnere mich kaum“, erzählte die Kätzin. „ Das sind unzählige Monate eher, wisst ihr, im Jahre des zähen Winters.“ Regentropfen schob die gebrechliche Katze auf die Seite, die wiederum brabbelte von dem zähen Winter weiter. Brombeere hielt sich die Ohren zu. Wie konnte Regentropfen nur immer ihr Geschwätz ertragen? „ Ich hab eine Information für Blitz“, der Kater bückte sich näher. „ Wirklich?“, Interesse leuchtet in Sterns Augen auf. „ Gestern in der kühlen Nacht haben ich und Flechte die Jäger des Schattens gelauscht, jedenfalls planen sie auf euch einen Angriff in drei Sonnenaufgängen.“ Brombeere sperrte das Maul auf. „ Danke, für diese Nachricht, Regentropfen, wir werden sie ihm sofort melden.“ Der Kater blinzelte mit den Augen. „ Ich helfe gern wenn es darum geht die Schattenjäger zu verraten, da ich selbst einer war.“ Donner starrte entgeistert auf seine Narben. Kein Wunder, dass er abgehauen ist! „ Und wie sind sie so?“, fragte Stern neugierig. „ Dunkel, düster und brutal“, der Kater senkte den Kopf. „ Viele Schattenjäger haben ihr Leben gelassen.“ Flechte schubste Regentropfen auf die Seite. „ Habt ihr mir überhaupt zu gehört?“ „ Wir sind ganz Ohr gewesen“, log Donner. „ Aber nun müssen wir gehen.“ „ Danke, Regentropfen du hast den Jäger des Waldes damit sehr geholfen“, Stern wandte sich dankbar an den grauen Kater.
„ Ein richtig netter Kerl“, miaute Donner auf dem Rückweg. Sie hatten beschlossen an den Ort zurück zu kehren, wo sie Blitz das letzte Mal gesehen hatten. „ Ich hoffe Blitz macht sich keine Sorgen, wir sind schon ziemlich lange weg.“ „ Macht euch darüber keine Sorgen“, der nächste Buchsbaum bebte und Blitz sprang hinaus. Stern fuhr ruckartig ihre Krallen aus. Auch Donner und Brombeere legten sich in Bereitschaftsstellung. „ Das Training ist vorbei“, besänftig forderte er das Kralleneinfahren auf. „ Sind wir zu lange weg gewesen?“, fragte Stern. Kopfschütteln folgte. „ Fleck und Kralle jagen im Moment euern Mitschülern nach und ich bin euch gefolgt. Ganz schlauer Trick mit dem Baum aber irgendwann als der Wind seine Seite wechselte ist euer Duft zu meiner Nase geweht.“ „ Und warum ist das Training vorbei?“, Brombeere begriff den Sinn nicht. Blitz umkreiste sie. „ Wollt ihr mir nicht erzählen wenn ihr getroffen habt? “ Brombeere fühlte sich durchschaut. Die ganze Zeit hatte er sie beobachtet! „ Regentropfen und Flechte, falls du sie kennst, haben uns eine Information geliefert“, begann Donner zögernd. Blitz Schnurrhaare zuckten. „ Sie sind waldbekannte Einzelgänger.“ „ Also, Regentropfen hat in der vergangenen Nacht die Jäger des Waldes belauscht. Dabei hat er erfahren, dass sie uns in drei Sonnenaufgängen Überfallen werden.“ Die Augen von Blitz flackerten einen Moment besorgt auf. Aber schliesslich sprach er erleichtert: „ Morgen beginnt die grosse Reise, wenn sie uns Überfallen, finden sie ein leeren verlassenen Ort vor.“ Brombeere amtete erleichtert durch. Eine wirklich kluge Überlegung von Blitz. Blitz fuhr mit der Zunge übers Brustfell. „ Trotzdem werden heute Nacht mehr Wächter die Eingänge bewachen.“
Gemeinsam schlugen die vier Katzen den Rückweg ein. Sie schwiegen und Blitz senkte in Gedanken versunken den Kopf. „ An was denkst du?“, fragte Donner vorsichtig. Blitz schwenkte den betrübten Kopf. „ Wisst ihr, Schatten hat mir so vieles getan, dass ich euch nicht alles erzählen kann.“ „ Wir stehen dir bei“, Stern stupste freundschaftlich in die Brust. „ Danke für eure Treu“, miaute er und umrundete einen verkümmerten Wurzelstock. „ Na, endlich da seid ihr ja“, Kralle tauchte am hintersten Ende der Blickweite auf. Hinter ihm folgte Fleck und Teigers Mannschaftsmitglieder. „ Es hat ein wenig gedauert bis ich sie aufspüren konnte“, antworte Blitz gelassen. Jedoch hielt er sein Maul stumm und erzählte nichts von den hilfreichen Einzelgängern. „ Und habt ihr sie gefangen“, Blitz spielte mit einem Kopfnicken auf die Jungs an. „ Wir haben sie lange verflogt bis sie vor Erschöpfung Halt machten und es war nicht leicht sie nieder zu kämpfen“, schilderte Fleck das Gesehen. „ Gut, kehren wir zurück.“
Der nächste Morgen war ein sonniger Tagesanfang, genau der perfekt Tag für einen Reisetag. Niemand wusste so recht wie lang diese Reise gehen würde und welche Gefahren hinter den Bäumen lauerten. Sie wussten nur, es würde anstrengend und gefährlich werden.
Die Jäger des Waldes machten sich rasch über die Resten der Beute her. Bis auf Brombeere, sie blieb als Einzige ihrer Schlafhölle noch für einen Moment treu. Sie putze ihren gestreiften Pelz und versuchte mit der Zunge jeder Schmutzpartikel raus zu lecken. Wer weiss, wie viel Zeit man während einer Reise zu Verfügung hat, um den Pelz zu waschen? Sie nahm vor dem Eingang das Tapsen von Pfoten Schritten wahr. Aus dem rechten Augenwinkel erkannte Brombeere eine Bewegung. Die Katze besass ein dunkles Fell und Brombeere vermutete Donner. „Ist Stern noch am Essen?“, fragte Brombeere mit zu gedrehtem Rücken. „Sie ist in eine Schlucht gestürzt und gestorben, hoffe ich“, brummte eine tiefe und männliche Stimme. Die ganz und gar nicht zu Donners netter und lebendiger Stimme passte. Erschrocken wirbelte Brombeere um die eigene Achse. Teiger stand vor ihr und seine grünen Augen funkelten böse. „Was hast du eben gesagt?“, knurrte Brombeere aggressiv und peitschte mit dem Schweif. Teigers Ohren zuckten feindselig. „Bist du Taub, ich hoffe der weisse Schneeball ist in eine Schlucht gestürzt, Brombeerchen.“ „Nimm alles zurück!“, fauchte Brombeere wütend. Teiger streichelte mit seinem dicken Schweif, das Kien von Brombeere. „Was willst du tun Brombeere, ich habe dich gestern besiegt und werde dich wieder besiegen“, knurrte Teiger drohend, weil Brombeere ihre Krallen ausgefahren hatte. Brombeere schnappte nach seinem Schweif aber Teiger zog ihn rasch zurück. Das Klappern von Kieselstein, vor der Hölle, lenkten Brombeere und Teiger von ihrem Streit ab. Doch weder Donner oder Stern, die Brombeere helfen konnten traten ein. Brombeere wich einschüchternd einen Schritt nach hinten und schluckte lautlos. Dunkel, Nacht und Streif schlenderten zu Teiger. „Hast du ein Problem mit unserem Brombeerchen“, fragte Streif Teiger. Teiger nickte vergnügt. „Wir müssen ihr eine Lektion erteilen.“ Dunkel rückte drohend einige Pfoten Schritte auf Brombeere zu. Brombeere fauchte so laut wie möglich, in der Hoffnung jemand würde sie hören. Es war nicht mehr einen harmlosen Einschüchterungsspass, sondern eine ernste Sache. Nacht fuhr, gefolgt von einem klickenden Geräusch, die Krallen aus und Streif und Dunkel drängten Brombeere in die hinterste Ecke der felsigen Höhle. Brombeere schaudert es den ganzen Rücken hinunter. Was würde sie mit ihr machen? Angreifen, Verletzen oder Vergewaltigen? Streif packte Brombeere am Oberkörper und hielt sie fest. Nacht wollte gerade zum ersten Schlag ausholen, da fauchte etwas laut vor dem Eingang. Stern stürzte hinein, dicht gefolgt von Donner. Stern schleuderte Nacht zur Seite und Donner verpasste Streif eine saftige Ohrfeige. Brombeere nütze die kleine aber intensive Ablenkung und schlug Streif zwischen seine Beine. Streif heulte auf und Brombeere stürzte zu Donner und ihr beizustehen. Dunkel warf aufgekratztes Moos in das Gesicht von Stern. Stern fauchte, einer Kampfmaschine ähnlich, ihm ins Gesicht und verpasste auch ihm eine brennende Ohrfeige. Natürlich mit ausgefahrenen Krallen. Teiger, der sich bis jetzt im Hintergrund gehalten hatte, knurrte wütend und wollte angreifen. Ehe er aber eine weitere Bewegung ausübte, streckte Fleck den Kopf in die Hölle hinein. „Ihr Turtelkatzen, Blitz will endlich zur die grosse Reise aufbrechen“, miaute er ungeduldig. Stern knurrte innerlich: „Turtelkatzen, von wegen!“ Doch warum zum heiligen Teiger sind diese Kater uns gegenüber so frech und aggressiv. Sind sie neidisch oder lag da noch ein Unbekannter Grund in der Luft?