Kapitel 5
Wegen den milden Nachttemperaturen fröstelte Marie leicht. Sie flitze mit ihren besten Freundinnen lachend durch den dunklen Wald. Den Wurzeln und weiteren Stolperfallen versuchte sich so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen. „ Es war so lustig“, Ellen streckte die Arme aus. Dabei streiften ihre Hände an den Blätter eines Haselstrauches. „ Die jämmerlichen Angst Schreie kleben mir noch in den Ohren“, freudig überholt Amy Ellen. „ Der Abschluss hat mir am besten gefallen“, sagte Marie vergnügt und versuchte nicht immer das Schlusslicht zu bilden.
Gut gelaunt bogen die Freunde in den Seitenweg ein, wo sich ihr geheimes Nachtlager befand. „ Ich hoffe für uns, sie haben meine langen Fingernägel nicht im Schatten des Mondes erkannt“, Ellen starrte nachdenklich gegen eine junge Lärche. „ Du solltest sie wirklich schneiden“, riet ihr Amy und nahm dabei einen grossen Schritt. Ellen bekam das schon tausendmal von Amy zu hören. Befolgt hatte sie ihren Rat aber noch nie. „ Jetzt können wir tüchtig ausschlafen“, jubelte Amy müde und sie konnte es kaum erwarten ins Zelt zu schlüpfen und den Schlafsack über die Ohren zu ziehen. Freudig stürmte Amy davon und Marie schmunzelte leicht. Amy verschwand wie ein Wirbelwind hinter dem Zelt. „ Doing“, und ein lauter Schmerzensschrei folgte. Marie und Ellen schauten sich in die Augen und hechteten los. „ Amy was ist gesehen?“, rief Ellen. Amy lag am Waldboden und hielt sich den Fuss. „ Verflixter Hering!“, fluchte sie laut. Marie reichte ihr fürsorglich die Hand. „ Kannst du aufstehen?“ „ Ja, ich glaube“, kam die positive Antwort. Langsam raffte Amy sich wieder auf die Füsse und war erleichtert, als der Fuss nicht weiter schmerzte. „ Welcher Hering ist der Täter?“, wollte Ellen wissen. „ Wenn ich mich nicht irre, der neben dem faustgrossen Tannenzapfen.“ „ Unsinn“, fiel ihr Maries ins Wort. „ Du kannst unmöglich vier Meter gestolpert sein.“ „ Aber was war es dann?“, fragend suchte Amy den dunklen Boden nach einem möglichen Objekt ab. „ Ich hab es gefunden“, Marie schaufelte kniend eine Schicht Tannennadel weg. Amy und Ellen beugten ihre neugierigen Gesichter über ihre Schulter. „ Einen Stein“, murmelte Amy. „ Könnte Quarz oder Granitstein sein“, vermutete Ellen und kratze eine erdige Kruste vom Stein. „ Nächstes Mal sollten wir besser drauf achten, wohin wir unsere Füsse setzten“, schlug Marie vor um einen ernsten Unfall zu vermeiden. „ Moment, auf dem Stein stehen ja Buchstaben“, bemerkte Amy als sie ihre Stolperfalle genauer inspizierte. Sie fuhr sachte mit dem Finger über den rauen Stein. In einer alten und verschnörkelten Schrift stand ein eingemeisselt:
Wünsch dir was
„ Bestimmt ein Scherz“, zweifelnd wollte Marie sich erheben aber Ellen hielt sie fest. Ihre graublauen Augen strahlte realistischer Ernst aus. „ Und wenn nicht?“, flüsterte sie leise. „ Na dann versuchen wir’s eben“, Marie zuckte ungläubig mit den Achseln. Im Kindesalter hätte Marie daran geglaubt aber mit elf Jahren zweifelte sie sehr an einem Wunsch Stein. „ Wir sollten es versuchen“, meldete sich Amy. „ Nur welcher Wunsch bloss?“ „ Den Weltfrieden, Geld, keinen Armut, ewige Freundschaft...“, Ellen zählte eine Menge Wünsche auf. Aber entscheiden konnten sich die wilden Krallen nicht. Es gab zu viele Möglichkeiten. Amy fand Geld eine dumme Idee aber Weltfrieden klang ganz verlockend, anderseits gebe es danach immer noch den zunehmenden Armut und keine unterschiedlichen Meinungen. „ Oder wie wäre es mit hundert weitere Wünsche“, schlug Amy nach langem Grübeln vor. „ Wir müssen uns endlich entscheiden“, Marie hatte todmüde Nerven und bekam langsam schlechte Laune. „ Na gut, wünschen wir das was wir uns schon lange Wünschen“, Amy strich eine Locke aus dem Gesicht. „ Wir wünschen uns ein Doppelleben als Katze!“, sie umfasste den kalten Stein mit beiden Händen. „ Oder eine wunderschöne Parallelwelt, wäre auch nicht übel“, gähnte Marie müde. Sie glaubte überhaupt nicht an diesen Stein. Doch nun hatte Amy den Wunsch ausgesprochen und gebannt warteten die drei über eine Schicksalhafte Wendung. Es passierte jedoch nichts. Eine Eule flog über ihre Köpfe und die Laubblätter Raschelten im seichten Wind. „ Genug gespielt, lasst uns schlafen“, murmelte Marie übermüdet. Ellen und Amy liessen einen langen und tiefen Seufzer fahren und folgten Marie deprimiert ins Zelt.
Marie wechselte mit einem lauten Geräusch die Seite und schnarchte. Ellen hielt sich genervt die Ohren zu. Sie und Amy konnten nicht schlafen. Dieser Scherz mit dem Stein hatte ihre Laune förmlich vermiest. „ Es wäre auch zu schön gewesen“, flüsterte Amy. „ Ja“, erwidert Ellen leise. „ Viel zu schön.“ Einen Augenblick später flüchtenden auch sie in die Welt der Träume. Während die Freundinnen in ihrem Zelt friedlich schlummerten fegte eine kräftige Biese über den Wald. Die Bäume raschelten und wippten im Wind und auf dem Hochstapler Wünsche Stein ereignete sich merkwürdiges. Erst konnte man meinen es sei ein Glühwürmchen, welches um den Stein schwirrte. Aber als mehrere dieser hellen Lichtpunkte aufstiegen und mit einem kräftigen Windstoss ins Innere des Zeltes gelangen konnte, sprach eine hell Stimme: „Was wünscht ihr euch?“ Marie zappelte im Schlaf und antwortete mit geschlossenen Augen. „ Ein Welt in der es keine Menschen gibt und das Gute gegen das Böse ankämpft.“ „ Wer lebt in dieser Welt?“, die Lichtpünktchen schwirrten um Ellens Kopf. „ Katzen, ganz viel Katze umgeben von der schönsten Natur.“ Amy sprach nun ebenfalls im Schlaf: „ Sie existiert schon über tausende Jahren.“ Ellen hatte keine Ahnung um was es sich hier für einen Traum handelte, jedenfalls sah sie eine Katze. Sie spazierte durch den Wald. Die Katze war schlank, muskulös, dunkelbraun mit schwarzen Streifen und leuchtenden gelben Augen. Eine weiter Katze hinter den Büschen hervor. Schneeweis mit einem flauschigen Fell und wunderschönen blauen Augen. Es knackte und eine kleine schwarze weiss gefleckte Katze schloss sich den anderen beiden an. Ebenfalls mit blauen Augenprellen. Es kamen immer mehr Katzen hinzu. Grosse, schlanke, dicke, breite, blauäugig, grünäugig, gelbäugige, gestreift, gefleckte, gepunktet.... Ellen war sehr vor diesem Traum verwirrt. Eine hässliche braune Riesenkatze, knurrte in der Menge herum. Einige fauchten verbittert zurück, Andere schlossen sich dem Braunen an. Doch bald verblassten die Katzen wieder und eine riesige Welt öffnete sich vor ihren Augen. Amy und Marie erschienen neben ihr und durch ihre Verwunderung auch alle Mitglieder der frechen Tiger. Die Jungs verwandelten sich alle abartig in Katzen und im nächsten Augenblick waren sie von der Bildfläche des Traumes verschwunden. Die feine Stimme dröhnte ein letztes Mal in ihre Ohren. „Die Katzen stecken in dieser Welt in der Klemme aber sie haben einen Boten geschickt um Auserwählte zu finden, die sie vor der Bedrohung beschützen.“ Etwas begann in Ellens Handgelenk zu kribbeln. Haare wuchsen ihr, Zähne stachen heraus und die Krallen spitzen aus der Hand. Ellen hatte tierische Schmerzen und beobachte ihre Gefährtinnen. Sie sassen keineswegs schön aus sondern erinnerten an haarige Werwölfe im Katzenstil.
Ganz verschwitz schreckte Ellen aus dem Schlaf. Warmes Sonnenlicht flutete ins Zelt und die Vögel sangen ihr eingeübtes Morgenlied. Dieser schreckliche Traum! Ellen tupfte sich die Schweissperlen ab. Amy und Marie sassen ebenfalls aufrecht in den Schlafsäcken und von oben bis unten in Schweiss gebadet. „ Dieser Traum..“, hauchte Marie und musste sich erst Mals fassen. „ War so eigenartig“, beendete Amy den Satz. Ellen zog die Augenlider hoch. „ Hast du auch etwas geträumt?“, fragte sie verwirrt. „ Also ich hätte einen mit Katzen, einer anderen Welt und einer merkwürdigen Stimme“, murmelte Marie. „ Ich auch!“, rief Amy. „ Aber die Erinnerung ist sehr fahl.“ Ellen fast sich an die Stirn. „ Ich kann nicht einmal mehr sagen was diese Stimme gesagt hat.“ Amy befreite sich vom Schlafsack und kroch zum Eingang um frische Luft reinzulassen. „ Aber warum träumen wir fast das gleiche?“, Marie verstand die Welt nicht mehr. „ Zufall“, verschlafen kroch Amy aus dem Zelt. Die Sonne schien durch das dichte Blätterdach. Die Vögel sangen und Amy fühlte sich frei. „ Frische Luft“, japsend drängten sich Amys Freundinnen aus dem stickigen Zelt. Amy breitete die Arme aus, während ihr Blick auf den Hochstapler Wunsch Stein kleben blieb.
„Glaubt ihr der Wunsch ist in Erfüllung gegangen“, fragte Amy als sie bei einem Bodenfrühstück die wenigen verbliebenen Mitbringsel verspeisten. „ Ja, darum bin ich jetzt eine Katze“, sarkastisch nahm Ellen ein Schluck von dem Apfelsaft. „ Ich meine ja nur, wegen dem nächtlichen Traum“, Amy zupfte einen Grashalm aus der Erde. „ Aber weshalb haben wir von einer anderen Welt geträumt?“, Amy versuchte ihre wenigen Erinnerungen zusammen zu kratzen. Das einzige was sie noch wusste, war eine Sicht auf eine andere Welt mit vielen verschiedenen Katzen und einer unbekannten Stimme. Sie konnte sich aber nicht entsinnen was diese Stimme gesagt hat. Marie brach mit einem knackenden Laut ein Stück Schokolade ab. „Meine Schuld, ich habe mir gedanklich eine andere Welt gewünscht aber dieser Stein ist sowieso übler Stuss.“ „ Wisst ihr was, zu einem Waldfrühstück gehören richtige Waldbeeren“, Ellen wechselte geschickt das Thema. „ Lecker!“, Marie rieb sich den Bauch und sprang auf. Amy hingegen schwieg, der Traum fesselte sie sehr. Schliesslich lächelte sie wieder und schloss sich der Beerenfreude an. „ So viel ich weiss wachsen Brombeeren in der Nähe des Tiger Cave“, erinnerte sich Ellen. Denn sie liebte Brombeeren über alles. „ In Ordnung, Marie und ich werden hier in der Nähe nach Himbeeren, Blaubeeren und Wacholderbeeren suchen“, schlug Amy vor. „ Und ich gehe zum Tiger Cave“, kam Ellens Antwort. „ Hüte dich aber“, warnte ihr Marie. „ Wir wollen nicht, dass du verschleppt wirst.“ Ellen zwinkerte ihr zu. Wer würde schon freiwillig in den Tiger Cave hinein spazieren. Die wilden Krallen wollten schon getrennte Wege gehen. Doch wegen einem unbeschreiblichen Gefühl wirbelte Amy eine Drehung herum. „ Ist was?“, Ellen wollte bereits einen Pfad einschlagen, als Amy sich ruckartig umdrehte. „ Irgendetwas stimmt nicht, ich spüre es förmlich“, murmelte sie leise. Marie checkte die Umgebung ab, auf der Suche nach herumspionierenden Jungs. „ Bestimmt blosse Einbildung“, Marie wollte Amy aufmunternd auf die Schulter klopfen. „ Nein, ich irre mich nicht!“, Amy befreite ihre Schulter von Maries Hand und spitze die Ohren. Verwirrt kehrte Ellen zum Zelt zurück. „ Und was stimmt nicht?“ „ Keine Ahnung aber etwas verbirgt sich im Wald und es kommt näher“, Amy versuchte das komplizierte Gefühl zu beschrieben. „ Knack!“, ein lauter Ast Knack brachte Marie aus der Ruhe. „ Vorsicht!“, kreischte sie verzweifelt. So schnell wie ein Blitz, schob sie Amy und Ellen aus der Zielscheibe. Sekunden später donnerte der schwere Ast einer Eiche vor ihre Füsse. Amy stand wie gelähmt vor dem Ast. Dieser schwere Ast hatte sie beinahe verdrückt. Dies konnte kein Scherz von rachsüchtigen Jungs gewesen sein! Versichernd starrte Marie in die Krone der hundertjährigen Eiche. Bei einer Gabelung konnte man gut erkennen wo der gigantische Ast verankert war. Helle abgerissene Holzspäne wirbelten in dieser Höhe durch die Luft. „ Wie konnte so ein riesiger Ast seinen Halt verlieren?“, stotterte Ellen ganz unter Schock. „ Bestimmt war er schon lange angerissen“, vermutete Marie. „ Erst dachte ich, es wäre ein ganz, ganz übler Streich und..“, Amy unterbrach Maries Satz. „ Da vorne läuft doch jemand!“, schrie Amy. Eben hatte sie etwas Weißes hinter einer Tanne verschwinden sehen. „ Hinterher!“, befahl Marie und stürmte ins Gebüsch. Amy schleuderte die Äste aus ihrem Weg. An den Kletten und Dornen von Waldbeeren blieben ihre blonden Haare hängen. Doch sie wollte den Unbekannten, fangen koste es was es wolle. Beinahe stolperte Marie über ihre eigenen Füsse als sie Schritt halten wollte. Sie konnte ihr Gleichgewicht gerade noch auffangen und preschte weiter. Sie konnten die aufgescheuchten Schritte des Unbekannten hören, sehen jedoch nicht. „ Verdammt, er ist entwischt!“ keuchend machte Ellen eine Pause. „ Glaubt ihr, wer immer diese Person ist, sie hat den Ast auf uns stürzen lassen?“, japsend schnappte Marie nach Luft. „ Auf so einen Baum können nur Eichhörnchen, Vögel und begabte Kletterer“, zählte Amy Verdächtige auf. „ So viel ich weiss ist Noé ein begabter Kletterer und Levin trug ein weißes T-Shirt“, entsinnt sich Marie. Noé konnte wirklich gut Klettern. Jeden Mittwochnachmittag besuchte er, während seine drei Kumpels Fussball spielten, den Kletterunterricht. Ein Sohn mit einer alleinerziehenden Mutter brauchte nun mal eine Beschäftigung. „ Aber…ein Mordversucht ist kein Streich mehr!“, blankes Entsetzten stieg in Ellen Stimme hoch. Marie schüttelte den Kopf. „ Nein, so etwas würde sie wirklich niemals tun.“ Amy sprang wie ein Hase auf. „ Jemand ist beim Fluss!“, rief sie und rannte weiter. Marie und Ellen sahen sich fragend in die Augen. Ein pflatschender Laut bestätigte den Verdacht von Amy und sie stürmten ebenfalls los
„ Schon wieder niemand in Sicht!“, wütend stampfte Amy auf den moosbewachsenen Felsen oberhalb des reisenden Flusses. „ Es hatte sich wirklich so angehört als sei jemand in den Fluss gesprungen“, enttäuscht beobachtete Marie die schäumende Wassermenge unter dem Felsen. Ein Plätschern zog die Aufmerksamkeit auf sich. Eine weiße Katze schwamm munter im Kreis herum und schien es zu geniessen. „ Katzen mögen doch kein Wasser“, überlegte Ellen laut. „ Die hier schon, diese platschende Geräusch war bloss eine wassersüchtige Katze“, enttäuscht von sich selber steuerte Amy vom Fluss, zurück in den Wald. Verwirrt über den Ast, der geheime Unbekannte und einer schwimmenden Katze kehrte sie zu ihrer alten Aufgabe zurück. Marie und Amy sammelten Himbeeren und Blaubeeren. Ellen zog es vor Brombeeren zu sammeln, in der Nähe des Tiger Caves. Verträumt steuerte Ellen durch den Wald. Dieser Stein, der eigenartige Traum, der Unfall, der Unbekannte und die Katze machten ihr zu schaffen. Lustlos sammelte sie die schwarzen Beeren in ein und schob sich welches in den Mund. Das süsssaure Aroma schien ihr ziemlich zu schmecken und hellte die düstere Mine auf. Erst jetzt bemerkte sie wo sie hin getorkelt war. Zwischen den nächsten Tannen stand das Bandenquartier im Schatten. Ellen wollte schon umkehren, da fiel ihr Blick auf die Tür. Sie stand speerangelweit offen. Ihr nächstes Handeln erwies sich als ein spatzenhirniger Entscheid. Diese offene Tür schien ihr so einladen zu sein wie noch nie eine andere Einladung. Mit wachen Sinnen schlich sie auf Zehenspitzen zur Tür. Keine Stimme brabbelte heraus. Sie wusste wenn die Jungs nicht in diesem Haus sassen, wurde der Verdacht stärker, sie waren die Unbekannten. Ganz vorsichtig linste sie über die Türschwelle. Der kleine Raum sah gemütlich aus. Ein winziges Fenster spendete warmes Sonnenlicht auf zwei ausgeleierte Sofas, einem Gasherd und einen kleinen Tisch mit vier Stühlen. An den Wänden hingen Wandschränke, sowie der Spruch: Es leben die frechen Tiger! Vorsichtig wagte sie einen Schritt in die Hölle des Tigers. Der Raum roch nach klebrigen Süssigkeiten und miefigen Fussballschuhe. Ellen fächelte sich frische Luft zu. Dabei betrachtete sie die Bilder von Fussballer und einem Tiger. Als sie doch nicht mehr so überzeugt von ihrem Plan war, wollte sie wieder umkehren. Aber die Tür fiel mit einem lauten Knall zu. „ Die Katze ist in die eigene Mausefalle getappt“, schadenfreudig kam Levin hinter dem Türrahmen hervorgeschlichen. Sascha kam zusammen mit Noé armeverschränkt hinter dem Sofa hervor gekrochen und Nino rollte sich unter der staubigen Kautsch zum Vorschein. Ellen verschloss die Augenlider. Warum bist du nur so naiv, Ellen! „ Hier haben wir den Beweis“, knurrte Sascha feindselig. „ Ihr wart die nächtlichen Besucher!“ „ Gib es einfach zu“, Nino umkreiste Ellen wütend. Ellen schwieg und versuchte den bösen Blicken zu entkommen. „ Öffne deine verschlossene Klappe!“, wütend packte Levin ein riesen Büschel braune Haare und zerrte fest daran. Jungs wissen zum Glück nicht, das ein kleiner Haarbüschel weniger Schmerzen verabreichte als ein riesen Büschel. Ellen schwieg weiter, auch wenn Levin fester zerrte. „ Es wird euch noch leidtun!“, Sascha streckte den Zeigefinger gegen Ellens Gesicht. Die Jungs tigerten weiter um Ellen herum und wollten sie zum Reden zwingen. Doch Ellen blieb stumm wie ein Stein. Sie suchte lieber eine Möglichkeit nach einem geeigneten Fluchtweg ab. Die Tür war nur angelehnt und wenn sie schnell genau wäre, könnte sie ihnen vielleicht kanpp entwischen. Nino stand unmittelbar vor der Tür. Ellen musste die Gelegenheit nützen und augenblicklich die schwächste Stelle (Nino) umrennen. Sie schoss los, schupste den kleinen Nino brutal gegen den Tisch und riss die Tür auf. Ellen setzte den ersten Schritt über die Türschwelle und dachte sie hätte es geschafft. Aber eine Hand umschlang ihren Unterkörper und zerrte sie wieder in die Hütte zurück. Der Plan war gescheitert. Levin zerrte die strampelnde Ellen in die hinterste Ecke und drückte sie auf einen Stuhl. Noé packte ihre wehrlosen Arme und fesselte sie mit einem dicken Garn an den Stuhl. Es kam Ellen vor wie in einer Entführung in der sie das Opfer darstellten sollte. „ So gefällst du mir schon viel besser“, Sascha tätschelte auf ihren Kopf. Ellen wollte seine Hand wegschlagen aber sie konnte sich nicht wehren. Hoffentlich werden Amy und Marie sie nicht suchen kommen. „ Wir fragen dich noch ein zweites Mal, seid ihr für den nächtlich Rummel verantwortlich?“, Nino verlor allmählich die Geduld. „ Nein“, leugnete Ellen. Es erinnerte an einen langweiligen Verhör. Noé seufzte und stellte gegenüber von Ellen einen Stuhl hin. Der Junge setzte sich lässig hin und schaute Ellen in die blauen Augen. Ellen war völlig verwirrt von seinem Verhalten. Seine nussbraunen Augen zuckten kein einziges Mal und Ellen musste ihm wohl oder übel in die verführerischen Augen schauen. „ Lassen wir sie am besten alleine“, Sascha zog Levin und Nino zur Tür. Mit einem lauten Knall fiel die Tür zurück ins Schloss und Ruhe kehrte ein. Ellen wandte ihre Augen wieder den stechenden Augen von Noé zu. „ Was bitte schön soll diese Szene „, langsam wurde Ellen verlegen. „ Ganz Ruhig“, sanft legte Noé seinen Zeigefinger auf ihre Lippen. „ Dich bedrückt etwas, also rede mit mir.“ Ellen zog die Braue hoch. „ Mit dir?“ Bis jetzt hatte Ellen Noé noch nie wirklich beachtet, er war der hochbegabteste Streber und tollpatschigste Mensch auf Erden. Im Gegensatz zu Sascha, der stach mit seiner lauten Klappe gleich aus der Menge. „ Warum nicht?“, er fuhr sich durchs braune Haar. „ Na schön“, Ellen konnte ihren Mund nicht kontrollieren und lieferte ein Geständnis ab. „ Wir sind für gestern Nacht verantwortlich.“ Noé hüpfte auf. „ Mehr brauchen ich nicht zu wissen dafür werdet ihr alle bitter bezahlen.“ Ellen versuchte ihre Hände freizukämpfen aber der Strick schnitt dadurch tiefer ins Fleisch. „ Du hinterhältiges Schwein, du hast mich mit deinem Süssholzraspeln benutzt!“ „ Funktioniert immer wieder“, freudig schlenderte Noé zur angelehnten Tür. „ Ach, ja und euer mörderischer Streich mit dem fallenden Ast, wir hätten uns beinahe verletzt!“, schrie sie ihm nach. Noé bremste bevor er die Tür aufdrücken konnte und seinen Kumpels die herausgefunden Information zu überliefern. „ Wie bitte, einen Ast?“, Noé blickte ihr ahnungslos in die Augen. „ Ihr wart es nicht?“, wollte sie wissen. Ehe Noé antworten konnte streckte Sascha seinen Kopf in die Hütte hinein. „ Nein, wir haben euch keinen Streich mit einem Ast gespielt.“ „ Was ist genau vorgefallen?“, neugierig streckte Nino den Kopf neben Sascha zur Tür hinein. „ Es war so: Wir wollten euch einen Streich spiel und haben am Waldrand ein Zelt aufbaut“, begann Ellen die Geschichte. Anfangs wusste sie nicht ob es die richtige Entscheidung war, den Jungs das Herz auszuschütten. Doch der Vorfall mit dem Ast musste geklärt werden. Schliesslich standen sie im Verdacht. „ Und weiter?“, Sascha wippte ungeduldig mit dem rechten Fuss. „ Als wir euch den Streich gespielt haben gingen wir schlafen“, Ellen liess die Sache mit dem Wunschstein aus. „ Am nächsten Morgen erschlug uns beinahe einen Eichen Ast und in der Ferne stürmte jemand davon“, Ellen fuhr fort. Streng blickte sie in die Augenpaare der Jungs. „ Seid ihr dafür verantwortlich?“ Levin brauste auf. „ Du gibst uns die Schuld?“ Er wollte schon auf die gefesselte Ellen wütend zu steuern aber Sascha beorderte ihn zurück. „ Nein, wir sind unschuldig“, mit verschränkten Armen stritt Sascha den Verdacht ab. Ellen glaubte ihnen nicht wirklich. „ Glaub uns, so etwas würden wir nie tun“, murmelte Nino aus dem Hinterhalt. „ Definitiv nicht“, ergänzte Noé, Ninos Satz. „Den Streich von gestern Nacht tut mir Leid, also könnt ihr mich endlich freilassen?“, bat Ellen ganz freundlich. Die Jungs schwiegen und Ellen kaute auf der Unterlippe herum. So einfach geht es nicht im Leben. „ Das würde dir so passen“, knurrte Levin. „ Aber der Streich von gestern hat und viele Nerven gekostete.“ Sascha nickte ebenfalls böse. Er wäre die einzige Change gewesen endlich von diesem unbequemen Holzstuhl weg zu kommen. „ Sascha“, sagte Nino. „ Ich hätte einen bessern Vorschlag.“ Der braungebrannte Italiener beugte sich zu Saschas Ohr und flüsterte ihm etwas Unverständliches ins Ohr. „ Gute Idee“, antwortete er. Er nickte Noé zu und der nahm ein Taschenmesser aus dem Hosensack. Ellen schluckte unhörbar einen dicken Kloss herunter. Für welchen Zweck dient dieses scharfe Messer? Noé setzte ihr das Messer keineswegs an die Kehle, sondern ging zu Ellens zusammen geschnürten Händen. Mit einem reisenden Geräusch des Garnes schnitt er das Seil in der Mitte durch. Verwirrte erhob Ellen ihren Köper. „ Ihr lässt mich gehen, einfach so?“ „ Nein, wir wollen, dass du deine Freundinnen hierher bringst“, schlug Sascha den Deal vor. „ Ich werde sie nicht verraten!“, kam Ellen entschlossene Antwort. „ Hör erst zu was wir von euch wollen“, gelassen steuerte Nino in Richtung Ellen.