Kapitel 9
„ Tut was ich sage!“, schrie sie ein weiteres Mal als keine Reaktion folgte. Die Katze flitze zwischen Ellens Beinen hindurch und entkam nur knapp von den fuchtelnden Händen. Marie, direkt hinter Ellen, war aber viel zu schnell für die Katze. Sie zappelte, kratze und miaute empört und versuchte Marie zum Loslassen zu zwingen. „Lass mich auf der Stelle in Ruhe, du Mensch!“, fauchte ein Stimme drohend. Vor Schreck liess Marie die Katze fallen. Sie landete perfekt auf allen Pfoten und starrte Marie herausfordern ins Gesicht. „Hat…sie...gerade gesprochen?“, stotterte Marie zu Amy und Ellen hinüber. Beide hatten käseweiße Gesichter und antworteten nicht vor Verwunderung. „Ja, ich habe gesprochen“, miaute die Katze und säuberte mit der rauen Zunge ihr Fell. „Von wo hast du das gelernt?“ wollte Amy mit zitternden Fingern wissen. „Was hab ich gelernt?“, fragte die Katze und ihre Ohren zuckten. „Na, diese Sprache“, Ellen versuchte der merkwürdige Katze auf die Sprünge zu helfen. Die Katze beendete ihre Wäsche und blickte Ellen in die Augen. „Vielleicht ist es besser ich würde euch fragen warum du die Katzensprach verstehst.“ Marie, Ellen und Amy wechselten ungläubige Blicke. Da stand eine sprechende Katze vor ihnen, die behauptete sie könnten die Katzensprach verstehen. „Träume ich eigentlich etwa oder können wir wirklich Katzisch?“ fragte sich Marie selber. Die weiße Katze stakste näher zu Marie und biss ihr ins Hosenbein. „Aua“, schrie Marie auf, „für was zum Teufel war dies nötig?“ „Du bist wach“, bestätigte sie mit einem frechen Unterton in der Stimme. Marie schnaubte und hätte ihr am liebsten den Hals umgedreht. „Mein Name ist übrigens Wolke“, stellte der Kater sich plötzlich freundlich mit einem leichten Knicks vor. „Mein Name ist..“, Ellen wurde von dem weißen Kater ,namens Wolke, unterbrochen. „Ich weiss, Ellen und der grollende Donner ist Marie und du bist Amy.“ sagte er. „Grollende Donner hab ich hoffentlich falsch verstanden“, knurrte Marie empört. Amy hingegen war sprachlos. „Aber von wo kennst du unsere Namen?“ „Indem ich euch Tag für Tag beobachtet habe.“ „Ich war derjenige, der dich, Ellen, hinter dieser Hecke beobachtet habe, Amy dich habe ich bei dem schmalen Seitenweg beobachtet und Marie, ich musste vor diesem stickenden Wachköter fliehen. Ausserdem sind wir uns ein paar Mal über den Weg gelaufen.“ „Weshalb, spionierst du uns hinterher?“ mit einem strengen Ton in der Stimme fragte Amy den weißen Kater. „Ich werde es euch erklären, wenn ihr mit mir kommt“, der Kater watschelte davon und bat sie zum Folgen. Amy sah im Misstrauisch hinterher. „Sollen wir ihm vertrauen?“ „Er ist nur eine Katze“, sagte optimistisch Ellen und folgte Wolke. Die Reden kann! , fügte Marie gedanklich hinzu. Doch vermutlich war das Ganze nur ein Traum. Vielleicht besass sie einfach zu viel Fantasie und bekam davon Träume. Wolke führte sie einen steilen Wiesenhang hinunter und kurz darauf erreichten sie den Waldrand. Wolke wählte den Weg in den Wald hinein. Zwei kleine Fusswege lagen nun vor ihnen Füssen und Pfoten. Der Linke führte zum Bandenversteck der leicht auf reizbaren Jungs. Der weiße Kater schlug jedoch den rechten Weg ein. Dieser endete in dem Krater, wo der Wunschstein thronte. Wolke scharte mit den Vorderpfoten in der brauen Erde herum. „Also ihr wollt wissen, warum ich euch hinterher spioniere und warum ich Reden kann“, miaute er währenddessen. „Ja, bitte beeil dich.“ Marie stand die Ungeduld förmlich ins Gesicht geschrieben und Amy und Ellen verdrehte, wegen der Schweigsamkeit des Katers, ihr Augen. Er schwieg noch eine Weil weiter und scharrte genüsslich ihm Waldboden herum. Um die Spannung zu steigern. Der silbergraue, rechteckiger mit Moos überdeckte Stein kam zum Vorschein als er seine Pfote hob. „Kannst endlich deine Stummheit eindämmen und eine normale Erklärung abliefern! „ barsch blickte Ellen Wolke ins Gesicht. Wolke bewegte seine Augenlieder ganz entspannt. Die Drohung nahm er nicht ernst. Katzen tun nur, das was ihnen zu Mute ist, nicht was ihnen Befohlen wird. Doch schliesslich entschloss der sture Kater das Geheimnis zu lüften. „ Vor ein paar Tagen habt ihr hier rumgefummelt, richtig?“ miaute Wolke und setzte sich entspannt auf den Waldboden. „Ja und es nichts Spezielles passiert?“, antwortete Marie. „ Ihr wisst nicht was es mit diesem Stein auf sich hat?“, Wolke zuckte energisch mit dem eingerissen Ohr. Ratloses Kopfschütteln folgte und Amy schwieg. „ Du weisst es, nicht wahr Amy?“, der Kater stupste sie an. „ Also gut ich habe im letzten Nacht einen Traum“, gestand sie und Erzählte alles von Bastet und Serafina. „ Dieser Stein ist also ein Hexenstein von Bastet der Katzengöttin“, kombinierte Ellen. „ Jawohl und der Wunsch wird nur in Erfüllung gehen wenn ihr euch zwei Dinge wünscht, ein Katzendoppelleben und eine eigene Fantasiewelt“, erklärte der Kater. „ Den Teil mit der Fantasiewelt verstehe ich nicht“, murmelte Amy. „ Wir haben uns nur einen dieser beiden Wünsche gewünscht und nicht zwei.“ „ Du hast es bestimmt vergessen was du alles gewünscht hast“, kam Wolkes Antwort. Marie ergriff das Wort: „ Dazu muss ich etwas gestehen, ich habe es mit gedanklich gewünscht, als du diesen Wunsch ausgesprochen hast.“ Amy Herz machte einen Hüpfer. „ Marie du bist ein Genie“, sie drückte sie ganz fest. Wolke ringelte den Schweif. „ Damit wäre das meiste geklärt.“ „ Das Meiste?“, fragte Ellen fassungslos. Die vielen Aufklärungen machten den Kopf schwer. „ Weiter im Text, ich war derjenige der den Ast fallen liess“, gab Wolke zu. „ Es tut mir leider aber ich bin ober euern Köpfen rumgeklettert und ein Ast war ziemlich morsch.“ Amy schlug sich in die Faust. „ Das weiße Etwas war dein Pelz.“ „ Kluges Kind“, murmelte Wolke. Marie schüttelte ungläubig den Kopf. Sie glaubte nicht an das Katzendoppelleben und an eine eigne Fantasiewelt. Amy und Ellen glauben ihm aufs Wort! „Mach dich nicht lächerlich, wir sind Menschen und nicht Katzen! „ Es gibt keine Werkatzen und Parallelwelten.“ „ Ach, ja aber sprechende Katzen gibt es und dieses mich würde es auch nicht geben wenn du nicht an mythenvolle Dinge glaubst“, knurrte er zurück. Dabei hatte er auch wieder Recht, dachte Marie. „ Hast du in der letzten Zeit etwas erlebt was du nicht erklären konntest?“, wollte er von der zweifelnden Marie wissen. Niemand der Mädchen gab einen Laut von sich. Triumphieren nickte Wolke mit dem Kopf. „ In eurer Seele schlummert eine waschechte Katze“ „ Da gibt’s eine ganze Menge“, sagte Ellen in Erinnerung hängend. „ Aber wie hast du das vorher mit: ohne euch würde es mich nicht geben, gemeint?“ Wolke war ganz und gar nicht der Geduldige und schnaubte leise. „ Also, in einer Nacht hattet ihr alle denselben Traum mit Katzen und einer anderen Welt“, begann er mit einem ungeduldigen Unterton. „ ich kann mich an fast nichts mehr erinnern, nicht einmal wie die Welt aussah“ entsinnte sich Amy. „ Was ihr da alles geträumt habt, ist in die Realität umgewandelt worden.“ „ Versteht ihr, ihr habt eine eigene Welt erträumt, mich habt ihr ebenfalls produziert und sogar die Landschaft, nur ist die Erinnerung so rar“, erklärte er weiter. „ Du kommst also von einer anderen Welt, die von uns erträumt worden war“, fragte Marie verwirrt. Der Kater schloss die Augen. „ Genau, unsere Welt ist keine drei Tage alt aber in meinem Zeitgefühl existiert die Welt schon seit hunderten von Generationen. Ich bin ein Bote von dieser Welt und bewillige euch in diese Welt zu reisen.“ Amy und Ellen starrten sich an. Amys blaue Augen sagten so viel aus wie: Ist ja irre, cool! Marie jedoch strahlte immer noch Misstrauen aus. „Gut, beweise es uns“, forderte Marie von ihm. „Nichts täte ich lieber“ erwiderte Wolke mit einem süssen Ton in der Stimme. „Ich brauche jedoch von euch eure Bandenketten“, verlangten Wolke. Ihre Bandenketten hingen Ellen Marie und Amy fast jeden Tag um ihre Hälse. Sie erinnerten an runde Amulette und bestanden aus einer normalen gebrannten Knetmasse. Den Knet liess sich gut verformen, bevor man ihn erhitzte. Auf jedem war, mit winzigen, einzelnen geformten Knetstücken Amys, Maries und Ellens Namen verewigt. Für einen Moment zögerten sie ihr Bandenheiligtum einer verrückten Katze abzugeben. Die behauptete Wünsche zu erfüllen. Doch dann willigten sie ein. Wolke nahm alle drei Ketten vorsichtig ins Maul und legte sie sachte auf dem grauen Stein ab. Anschliessend fuchtelte er wild über den Ketten herum. Für einen Bruchteil einer Sekunde hätte Marie schwören können, sie hätte ein helles Sternenlicht um die Ketten herumschwirren sehen. „Nehmt sie wieder zu euch und wünscht euch eure Fantasiewelt.“ Wolke reichte die Ketten freundlich mit dem Maul den Besitzern zurück. Die Ketten wurden mit der rechten Hand fest umschlossen und die Augen ebenfalls geschlossen. Amy versuchte sich die selbst ausgedachte Fabelwelt vorzustellen und sich zu wünschen. Es passierte nichts. Enttäuscht öffneten sie ihre Augen und kein Wolke war mehr in Sicht. „Seht ihr er hat uns reingelegt“, brummte Amy frustriert und schmeiss ein faustgrossen Stein gegen die Tannenzweige. Ellen seufzte weil sie dem Kater vertraut hatte. Ein lautes Krachen eines Blitzes brachte sie zum Schweigen. Die Kiefern und die Laubbäume schwankten im Wind und die Sonne verschwand hinter einer dunklen Wolke. Marie versuchte durch die Baumwipfel den Himmel zu erblicken und erschrak gewaltig. Der Himmel hatte sich auf einmal unglaublich stark verfinstert. Das Unheimlichste an der ganzen Sache: Über ihren Köpfen leuchtete der Himmel graublau auf. Etwas helles, so hell dass sie alle die Augen zusammen kniffen mussten, schoss aus den tiefgrauen Wolken. In ihrer Nähe krachend etwas sehr Lautes gegen ihre Trommelfelder. „Der Stein enthält vermutlich starke Metalle und zieht Blitz an“, kreischte Amy schrill. Die drei versuchten so schnell wie möglich zu fliehen, doch ein weiterer Blitz schoss aus den Wolkenfeldern und traf genau auf den Stein. Einen ohrenbetäubenden Lärm zerrte alle aus dem Bewusstsein.