Das Volk der Ibranis, lebte im Osten der Welt von Eden. Es war ein Land, mit wenig Bäumen, jedoch trotzdem sehr fruchtbar. Es fehlte jenen die hier lebten, versorgungstechnisch, an nichts. Einer der mächtigen, heiligen Flüsse, floss direkt durch diese Gegend, sein Wasser war tiefblau und glasklar. Er war die Lebensader, der alles zum Blühen und Grünen brachte. Dazwischen gab es ein paar steppenartige Landstriche, und weite Grasebenen, die bevölkert waren, mit den verschiedensten Tieren, die meist friedlich miteinander lebten. Es gab auch für sie noch immer genug zu essen, Niemand musste hier hungern, oder dürsten, dennoch war auch an diesem Ort, nichts mehr so, wie es einst war. In den hohen Welten war alles noch um vieles lebendiger, froher und bunter gewesen. Die Ibranis waren jenes Volk, welches sich vermutlich noch am meisten an sein einstiges Leben klammerte und alles versuchte, dieses hier auch zu verwirklichen. Das spiegelte sich in allem was sie taten, bauten oder anpflanzten. Sie liebten reich geschmückte Häuser, mit bunten Mosaiken, orientalische Domdächer, herrliche Gärten mit aussergewöhnlichen Blumen, Brunnen in allen Varianten. Sie liebten bunte, wundervolle Gewänder, Tücher, Schleier und glitzernden, funkelnden Schmuck.
Einst waren sie für das Bauen und Gestalten in den himmlischen Sphären, besonders talentiert gewesen. Allein durch ihre Gedanken- und Schöpferkraft, hatten sie Unglaubliches zustande gebracht. In dieser Welt halbmateriellen Welt hier jedoch, besassen sie weniger Möglichkeiten. Alles musste mir viel mehr Aufwand und teils unter dem Einsatz grosser Anstrengung, erschaffen werden. Die schöpferische Magie von einst, war verloren gegangen. In der heutigen Zeit wurden schöne Bauten und Gärten, immer mehr zu einem Statussymbol und jeder versuchte den anderen zu übertreffen, um mehr Ruhm und Ansehen zu ernten. All das hatte es in den hohen Himmeln nicht gegeben. Dort war alles stets aus Freude an der Sache entstanden, nicht um irgendetwas zu beweisen. Einige Ibranis waren richtiggehend davon besessen, wenigsten annähernd, an ihre einstigen Werke heran zu reichen und doch war hier alles so viel grobstofflicher. Sie versuchten dennoch alles, um dieser grobstofflichen Welt ihren Stempel aufzudrücken und waren darum immer ehrgeiziger geworden. Sie glaubten ausserdem, wenn sie nur genug beteten, was sie viermal täglich taten, alle Gesetze genauestens befolgten und darum bemüht waren, die Regeln auch aufrecht zu erhalten, dass sie dann vielleicht endlich vom Göttlichen erhört wurden und zurück in seine Gegenwart gelangen konnten. Mit der Zeit waren sie immer argwöhnischer, den anderen Völkern gegenüber geworden, welche teilweise ganz anders lebten als sie. Sie beklagten den Verlust an Glauben und Hingabe in der Welt. Und je länger je mehr glaubten sie, dass sie besser als die anderen waren.
Von den grossen Führern, welche einst spurlos verschwunden waren, hielten sie nicht viel. Sie hatten mittlerweile schon ihren eigenen König, genannt Anauel, welcher umgeben war von seinen Getreuen. Es begann sich immer mehr, eine deutliche Hierarchie abzuzeichnen. Nicht jeder, wurde bei den Ibranis gleich hoch geachtet. Immer mehr, wurden die einen zu Dienern, der anderen und es regte sich langsam Widerstand. Vor allem der König und sein Gefolge, glaubten fest, dass sie es waren, die zum Herrschen berufen waren. So war es sogar schon zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, zwischen Königstreuen und jenen gekommen, die als Untreue, gar Ungläubige bezeichnet wurden und denen man unterstellte, dass sie erneut den Einflüsterungen von Azael erlegen seien. Der König begann immer mehr eigene Gesetze zu machen, welche ihm und seinen Getreuen dienten.
So z.B. war er der Meinung, dass jeder im Volk, der sein Dual nicht mehr hatte, mit einem andern Alleinstehenden, zusammengeführt werden sollte. Eigentlich war die Grundidee dahinter einst gewesen, dass niemand mehr einsam sein sollte. Doch dies alles, gestaltete sich einiges schwieriger, als er vermutet hatte. Nicht jeder war bereit, sich mit einem anderen Gefährten zusammenzutun, zu tief war noch die Verbindung, zu den einstigen Partnern und niemand war wirklich imstande diesen zu ersetzen. Der König Anauel jedoch, glaubte fest daran, dass dies der einzig richtige Weg war, um eine neue funktionierende Gesellschaft zu begründen. Dass einige das ganz anders sahen als er, erfüllte ihn mit Groll und das liess er die Betreffenden auch spüren. Er war dabei vollends überzeugt, richtig zu handeln. Er war ja schliesslich der König!
Die junge Ibrani Ashalia, beobachtete diese Entwicklung mit wachsender Sorge. Sie war eine besonders schöne Frau, mit langem, glänzendschwarzen, leicht gelocktem Haar und etwas hellerer Haut, als jener der Indigenes. Ihre Augen waren gross, dunkelbraun und leuchteten wie Sterne. Sie waren überschattet mit langen Wimpern, ihr Mund war voll und sie besass hohe, geschwungene Wangenknochen und eine zierliche Nase.
Sie und ihr einstiger Partner, Ashali, waren ebenfalls getrennt worden, als sie gefallen waren. Leider hatte er sich noch mehr verschuldet als sie, darum befand er sich nun in den finsteren Landen. Ashalia trauerte lange schrecklich um ihn und betete stets für seine Heimkehr. Allerdings hielt sie nicht viel, vom exzessiven Beten einiger Ibranis. Sie spürte, dass es sich dabei oft nur um ein gewohnheitsmässiges Herunterleiern alter Verse handelte, die oft mit sehr wenig Inhalt gefüllt waren. Da betete sie lieber weniger, dafür richtig. Zudem war sie innerlich immer in Verbindung mit ihren Schöpfereltern und jenen, die noch dort oben waren. Sie spürte ihre Gegenwart, auch wenn sie nicht mehr wirklich mit ihnen kommunizieren konnte. Doch ihre intuitive Kraft war stark und so pflegte sie trotzdem eine intensive Geistesbeziehung mit ihnen.
Sie war besonders verbunden mit den Kräften der Weiblichkeit und allem was damit zu tun hatte, was ein ganz besonderes Licht, in ihr Leben und Dasein, brachte. Darum war Ashalia auch so anmutig und liebreizend. Das war sie schon immer gewesen. Ihr einstiger Partner hatte den Gegenpart zu ihr gebildet, er war eher voller Energie, Kraft und Männlichkeit. Doch das hatte ihn schlussendlich leider auch zu Fall gebracht, denn diese Energie, konnte oft sehr kriegerisch werden. Irgendwie hatte ihn das schliesslich so weit korrumpieren, dass er gestürzt war. Ashalia wollte ihn deswegen nicht aufgeben und so fiel auch sie, wenn auch nicht so tief. Wie oft wünschte sie sich, dass es anders verlaufen wäre. Sie fühlte sich manchmal so hilflos und zerbrechlich, hatte das Gefühl, allem mehr ausgeliefert zu sein, als dies vorher der Fall gewesen war. Alles war so wundervoll gewesen, mit ihrem Gefährten. Er hatte ihr Stärke, Kraft und Furchtlosigkeit vermittelt und sie ihm Geborgenheit, Wärme und Hingabe.
Dennoch glaubte Anauel, der König, dass Ashalia die ideale Partnerin für ihn sei. Er verzehrte sich schon länger nach ihr, obwohl er selbst auch noch eine Dualpartnerin hatte, welche jedoch nicht gefallen war. Er fühlte sich von jener jedoch im Stich gelassen, weil er dachte, sie hätte ihm hierher folgen sollen. Er liess Ashalia, trotz seines eigenen Falles, immer spüren, dass ihr einstiger Partner kläglich versagt hatte, weil er nun da unten war. Auch führte er der jungen Frau vor Augen, dass er und sie sich sehr ähnlich seien, weil sie beide nun hier weilten. Ashalia sah das jedoch ganz anders. Sie mochte Anauel überhaupt nicht und wollte einfach nur, dass er sie in Ruhe liess. Doch die Avancen von Anauel, wurden immer dreister und fordernder und schliesslich fiel es der jungen Frau sehr schwer, diese noch abzuwehren.