Amir konnte sich kaum mehr beruhigen, doch mit der Zeit wurde ihm bewusst, dass er eine Fehler begangen hatte, nun stand er sowieso als schuldig da. Was war er nur für ein Idiot. Die Polizisten sperrten ihn in eine der kleinen Übergangszellen im Gerichtsgebäude und so blieb Amir nicht anderes übrig, als sein Urteil abzuwarten. Es dauerte nicht lange und er wurde wieder geholt. Bedeutete dies kurze Wartezeit nun etwas Gutes oder etwas Schlechtes? Der Zuhälter spürte bereits wieder, wie ihm der Angstschweiss ausbrach.
Und dann wurde das Urteil von der lauten, klaren Stimme des Richters verlesen: « Die Geschworenen und das Gericht, sind zu einem Ergebnis gelangt. Der Angeklagte wir in allen Punkten, die ihm zur Last gelegt wurden, schuldig gesprochen!»
Es war als träfe ein Hammerschlag Amir. «Die Schwere seiner Vergehen und die hohe Anzahl selbiger,» fuhr der Richter fort «wird ihm eine Haft von 25 Jahren einbringen.»
«25 Jahre!» schrie Amir «Seid ihr verrückt geworden! Das könnt ihr nicht machen! Ich kann nicht so lange in den Knast! Ich erhebe Einspruch, ich erhebe Einspruch!»
«Einspruch abgelehnt!» rief der Richter kalt und schlug mit seinem Hammer auf den Tisch. «Räumen sie nun bitte den Saal!»
Der Polizist, welcher Amir bereits aus der Zelle geholt hatte, grinste hämisch. «Tja Amir, wie ich es dir gesagt habe. Auch wenn ich finde, du hättest noch einige Jahre mehr verdient. Es wird mir ein Vergnügen sein, dich an meine Kollegen vom Staatsgefängnis, übergeben zu können. Dann muss ich deine ekelhafte Visage nicht mehr länger erdulden.»
«Sie dürfen als Polizist gar nicht so mit mir reden!» begehrte Amir auf. «Was erlauben sie sich?»
«Nun ich spreche nur aus, was die anderen alle denken.» «Lass gut sein Jimmy!» sprach der andere Polizist, der dabei war. «Wir müssen vorsichtig sein, mit dem was wir zu den Häftlingen sagen.»
«Nun gut, ich werde mich zusammenreissen…»
Der Angesprochene hielt auf einmal inne, denn das Licht im Gang zu den Übergangszellen, erlosch auf einmal und es wurde stockdunkel! «Ein Strohmausfall, das hat uns gerade noch gefehlt!» rief Jimmy.
Einen Augenblick lang, waren die Polizisten, ebenso wie Amir, blind.
«Wir müssen den Kerl irgendwo festbinden und nachsehen was da los ist,» Jimmys Kollege packte Amir und band ihn am nächsten Heizungsrohr fest. «Ich schaue nach, was los ist. Bleib du bei dem Gefangenen!» rief Jimmy und entfernte sich.
Der zurückbleibende Polizist richtete nervös seine Schusswaffe auf Amir, damit dieser nicht abhauen konnte.
Doch dann nahm er auf einmal eine Bewegung hinter sich wahr! Ein harter Schlag traf ihn, fast im selben Moment, gegen den Hinterkopf und er verlor das Bewusstsein.
Amir schaute entsetzt, auf den am Boden liegenden Polizisten, dann auf die unheimliche Gestalt, die so plötzlich aufgetaucht war. Er konnte ihr Gesicht nicht erkennen, es war zu dunkel. Ein Messer zischte durch die Finsternis und schnitt Amir blitzschnell die Kehle durch. Der Mörder zeigte keinerlei Regung, als der Zuhälter in sich zusammensackte und röchelnd seinen Lebensatem aushauchte. Der Mörder wischte sein Messer an den Kleidung Amirs ab und steckte es dann wieder ein. Dann verschwand er, so lautlos, wie er gekommen war und das Licht im Gang flackerte wieder auf.
Es warf seinen bleichen Schein auf den toten Körper Amirs, welcher in einem rotschimmernden Lache seines eigenen Blutes lag. Es war vollbracht!
18. Kapitel
Ein neues Leben
Ich kann es kaum glauben, ich habe es geschafft, ich habe es geschafft, einen grossen Teil meiner Vergangenheit endlich abzuschliessen! Die Entscheidung gegen Amir auszusagen, war wirklich sehr klug. Es hat mir einen grossen Teil, meines inneren Friedens zurückgegeben. Und nun… ist mein einstiger Peiniger sogar tot. Ich bin keineswegs traurig darüber, es überrascht mich selbst, wie wenig es mich berührt. Eigentlich bin ich eher froh, dass er nun endgültig von der Bildfläche verschwunden ist. Natürlich würde es mich schon interessieren, wer Amirs Leben schlussendlich ein Ende gesetzt hat. Vermutlich waren es aber sogar seine eigenen Leute, weil er sie verpfeifen wollte. Die Nachforschungen darüber sind noch im Gange, doch es interessiert mich nicht, was dabei rauskommt. Für mich ist alles so wundervoll gelaufen. Ich musste nochmals kurz vor Gericht erscheinen, doch es gab schlussendlich keine Anklage gegen mich. Der Tatbestand der Notwehr, wurde angenommen und durch meine Aussage, hatte Amir auch zu so vielen Jahren Haft verurteilt werden können. Auch wenn ich nicht weiss, wie es nach diesem 25 Jahren dann weitergegangen wäre. Was Amir sich noch so an Racheakten ausgedacht hätte, um mich doch noch zu bestrafen. Nun da er tot ist, besteht auch diese Gefahr nicht mehr und es ist ein unglaublich, befreiendes Gefühl!
Mein ganzes Leben hat eine wunderbare Wendung genommen. Claudia und ich leben jetzt fest zusammen in Blossom City, meine Stelle habe ich behalten und ich besuche nun regelmässig meine Sitzungen bei meiner Psychologin. Diese tun mir sehr gut und ich habe wirklich einen grossen Teil meines Traumas auflösen können. Die Medikamente, welche ich für meine Depressionen und Angstzustände bekommen habe, konnte ich nun sogar etwas reduzieren und ich bin jetzt meistens ziemlich ausgeglichen.
«Hej Milena!» ruft eine heitere Stimme «trinken wir noch ein weiteres Gläschen Champagner, was meinst du?» Meine beste Freundin Monica, schaut mich erwartungsvoll an. «Klar doch!» rufe ich «aber die anderen müssen auch mittrinken!» «Alles klar, was immer du willst mein Liebling!» lacht Claudia und gibt mir einen Kuss. Sie macht mich so unendlich glücklich. Devi welche ebenfalls bei uns ist, lächelt ihr übliches, sanftes Lächeln und meint: «Ich glaube ich bleibe bei meinem Tee, danke!» «Und ich trinke lieber noch ein Bierchen!» ruft eine, bereits etwas angeheiterte, Männerstimme. Es ist Monicas neuer Freund Peter. Ein netter, anständiger Kerl, mit ansteckendem Humor. Er behandelt meine Freundin viel besser als Erik und darüber bin ich sehr froh. Bei Devi schaue ich nun auch regelmässig vorbei. Auch sie ist eine sehr gute Freundin von mir geworden. Sie erneuert mir immer mal wieder meine Henna Tätowierungen und sie und Claudia wissen als einzige, dass ich noch immer mit meinem nun neuen, extra auf meine Masse zugeschnittenen Kostüm, in den ursprünglichen Farben Schwarz und rot unterwegs bin. Darüber trage ich nun jedoch einen schwarzen Mantel mit weissem Futter. Auch im Kostüm sind einige weisse Einnäher eingefügt und die Stiefel sind ebenfalls schwarz. Ich habe die weisse Farbe noch dazu genommen, um meinem neuen Lebensgefühl, Ausdruck zu verleihen. Die Maske ist noch dieselbe und ich bin immer mal wieder unterwegs, um notleidenden Frauen beizustehen. Mein Ziel ist es, mit der Zeit alle Verbrecher zu finden, welche sich an Frauen versündigt haben.
Manchmal reise ich durch mein Portal auch in Länder fern von hier. So vieles liegt noch im Argen, was die Behandlung der weiblichen Geschlechts betrifft. Claudia unterstützt mich tatkräftig in meiner Aufgabe, auch wenn sie sich manchmal grosse Sorgen um mich macht. Aber sie weiss auch, dass das was ich tue, einem höheren Zweck dient.
Ich habe nun die Kontrolle über die mir innewohnende Rachegöttin so weit wiedergewonnen, dass sie nicht mehr so zerstörerisch ist. Darüber bin ich sehr froh. Ich bin aber auch froh, dass ich die besonderen Kräfte noch habe. Ich kann damit so viele bewegen und gehe mit ruhigem Gewissen jeden Abend schlafen.
Epilog
Ich bin Rache, ich bin Gerechtigkeit, ich bin jene die alles sieht, was anderen Frauen geschieht. Wehe jenem der Böses tut, ich werde ihn finden und er wird gar grossen Schmerz empfinden. Ich bin der Vogel, der über allem kreist, Strafe kann bringen, fordern ein, den Preis.
Doch bin ich auch Licht, für jene die in der Dunkelheit sich verlieren, denn ich konnte all das, einst am eigenen Leibe spüren. Ich bin Hilfe, Frieden für die Seelen, die nach mir rufen, die mich brauchen, nichts lasse ich unversucht ihnen zu helfen, ihnen beizustehn, dass sie das Licht auch in sich selbst wieder vermögen zu sehn. Wehe jedoch dem der das Licht in anderen will ersticken, eigenhändig werde ich ihn in die Finsternis schicken.
Ich bin Rache, ich bin Gerechtigkeit, ich bin da…. Immer... und zu jeder Zeit.
Ende