Sie genoss es, seine begehrlichen Blicke auf ihrem Körper zu spüren, war das doch genau ihre Absicht gewesen. Sie hielt ihre Augen ganz bewusst geschlossen, um ihm die Gelegenheit zu geben, sie ausgiebig zu betrachten. Er würde zu Wachs in ihren Händen werden, wie von Anfang an geplant. Sowie sie eine Unsicherheit in ihm spürte, drückte sie ganz leicht seine Hand, um ihm zu suggerieren, bei ihr zu bleiben, ja nicht von ihr zu gehen. Sie vermittelte ihm den Eindruck, zumindest im Moment, der Mittelpunkt ihrer Welt zu sein. Mantodea wusste, wie man einen Mann aus dem Konzept bringt, ihn wachsen lässt, ihn an sich bindet...
Auf diese Weise war die Nähe dieses Mannes ganz einfach zu halten, zu entwickeln. Es wirkte in keiner Weise plump, wie sie die körperliche Nähe herbeigeführt und gehalten hatte. Das Einzige was sie störte, (und das war ihr noch nie passiert!) war die Tatsache, dass sie sich tatsächlich hätte vorstellen können, mit diesem Mann eine Beziehung anzufangen. Ja, er war berechenbar wie jeder Mann und war wie geplant in ihre Falle gelaufen und verhielt sich in jedem Punkt so, wie sie das vorausgesehen hatte, aber er war ein verdammt sympatischer und gut aussehender Bursche...
Doch sie war Profi und wischte diesen Anflug eines echten Gefühls brutal zur Seite. Das wär ja noch schöner: Eine legendär erfolgreiche Auftragsmörderin, die sich in ihr Opfer verliebt! Sie war klar im Vorteil, hatte sie doch diese Situation bewusst herbeigeführt, während Josef Brantner immer noch glaubte, der Zufall hätte ihm seinen attraktiven Gast beschert.
"Darf ich ihnen etwas sagen, Josef?" - "Nur raus damit, Sonja!" - "Ich weiß, das klingt jetzt dumm, aber ich fühl mich total wohl jetzt... ich meine ich hab noch keine Kraft, aber es geht mir gut." Geschickt hatte sie bei den Worten etwas mehr Druck auf seine Hand ausgeübt. "Ich brauche wirklich keinen Arzt! Darf ich noch ein Wenig liegen bleiben?" - "Aber ja! Aber sie sollten vorher noch einen Schluck trinken." - "Ja, das wär gut."
Sonja ließ sich gerne von Josef in eine sitzende Position bringen und stützen, um einen weiteren Schluck Wasser zu trinken. Wieder umklammerte sie seine, den Becher führende Hand. Sie trank kurz und ließ sich wieder von ihm in die Liegeposition helfen.
"Ich hoffe, ich halte sie nicht allzusehr auf!" flötete sie. "Nein gar nicht! Ich versäume nichts wirklich Wichtiges. Es kommt mir sogar entgegen, diese blöde Besprechung nicht wahrnehmen zu können... ist sowieso nur heiße Luft und Blabla..."
"Aber Josef, sie können doch nicht einfach Alles vernachlässigen, wegen mir!" - "Wie gesagt, nichts Wichtiges! Wichtig ist jetzt nur, dass sie wieder auf die Beine kommen, und bis sie sich wirklich besser fühlen, nehm ich mir Zeit dafür. Das hab ich ihnen ja versprochen, als sie mich baten bei ihnen zu bleiben."
"Das ist total lieb von ihnen und ich werde mich zu gegebener Zeit erkenntlich zeigen, Josef!"
"Das brauchen sie doch nicht!"
"Keine Widerrede! Ich lade sie zum Essen ein. Bei mir. Ich bin eine gute Köchin! Sie werden sehn..."