„Forever in love A und L”, las er erstaunt vor und konnte seine Blicke von der Kette nicht mehr lösen.
„Also wenn das kein Zeichen ist, dann weiß ich auch nicht weiter“, bemerkte ich grinsend und küsste ihn.
„Da hast du wohl Recht“, entgegnete er noch etwas abwesend, legte dann aber seinen Arm wieder um meine Schulter. Sein frisches Parfum stieg mir in die Nase und brachte mich zum schmunzeln. Irgendwie passte es zu ihm,... irgendwie passte alles zu ihm. Er war perfekt! Na gut, wenn ich die Tatsache mit dem Vampir nicht beachtete. Aber vielleicht war gerade das so begehrenswert und besonders an ihm.
Ungeduldig starrte er auf seine schwarze Armbanduhr und begann nervös auf der Stelle herumzutrampeln.
„Was ist?“
„Nichts,... nur ich habe die Zeit etwas vergessen und uns bleibt noch eine knappe dreiviertel Stunde.“
„Echt? Wie die Zeit doch rennt, dann lass uns ganz entspannt wieder zurück zum Hotel laufen“, meinte ich entschlossen und griff nach seiner Hand, um aufzubrechen.
„Wir sollten aber den offiziellen Weg nehmen“, bemerkte er und zog mich in die entgegengesetzte Richtung. Es gab einen offiziellen Weg?
Und warum zur Hölle mussten wir dann den völlig komplizierten Weg nehmen? Schon klar, damit ich wieder eine Herausforderung hatte, nicht wahr?
In einem angenehmen Tempo liefen wir ein Stück des Weges zurück und erreichten schließlich die Treppe, die uns wieder nach oben in den Wald führte.
Eine Weile stapften wir durch den Wald, bis ein ungewöhnlicher Blätterhaufen meine Aufmerksamkeit auf sich zog und in mir erschreckende Erinnerungen hervorrief. Plötzlich tanzten vor meinen Augen wieder die Bilder von der Leiche im Wald herum. Die Bilder und was sie bedeuteten. Ich wollte die schöne Stimmung nicht zerstören, gleichzeitig aber fühlte ich mich ihm gegenüber schuldig und konnte kaum einen Fuß vor den anderen setzten, ohne von Schuldgefühlen überflutet zu werden. Wie hatte ich das überhaupt vergessen können?
Ich hätte es ihm schon lange sagen sollen, Zeit wäre dafür genug gewesen, doch bis eben hatte ich diese Erinnerung erfolgreich verdrängen können.
„Wusstest du, dass der Graf auch die Zeit beeinflussen kann? Gruselig oder?“, fragte er und begann fröhlich durch den Wald zu pfeifen.
„Wirklich?“, fragte ich erstaunt, aber zugleich unaufmerksam.
„Und die Vampire können...“ Er begann wie ein Wasserfall zu quatschen. Endlich tat er das, was ich mir gewünscht hatte und taute auf, doch in diesem Moment konnte ich mich einfach nicht auf seine Worte und deren Bedeutung konzentrieren. Diese Bilder und die Schuldgefühle die sie mit sich brachten, wollten einfach nicht aus meinem Kopf verschwinden. Gerade schien er so glücklich zu sein und die Stimmung zwischen uns war so erfrischend locker und schön, dass ich diese Worte einfach nicht über meine Lippen bringen konnte, aber es war irgendwie so etwas wie meine Pflicht, richtig?
„Ich habe eine Leiche gefunden“, platzte es geradewegs aus mir heraus. Etwas verdutzt schaute er mich an. Trotzdem zeigte er kaum eine Reaktion darauf und wirkte ziemlich unbeeindruckt von meinen Worten. Ich hatte alles erwartet. Ein Schrei, Verzweiflung oder Wut warum ich jetzt erst darüber sprach, doch stattdessen interessierte es ihn nicht im Geringsten.
„Hast du mir gerade überhaupt zugehört?“, fragte er prüfend und zog kritisch seine Augenbrauen nach oben.
„Was? Hast du mir zugehört? Ich habe eine verdammte Leiche gefunden!“
„Ja und?“
„Was um Himmels Willen? Eine Leiche!“, rief ich mit Nachdruck und hoffte er würde endlich die Ernsthaftigkeit meiner Worte verstehen.
„Na und? Was meinst du wie viele Leichen es hier gibt? Bestimmt Hunderte. Glaub mir, ich bin in meinem Leben schon über die ein oder andere gestolpert“, entgegnete er mir locker und verlangsamte seine Schritte.
Hatte irgendetwas sein Hirn vernebelt? Es ging um eine Leiche! Ich wäre fast an einem Herzinfarkt gestorben, als ich mit der Nase direkt vor seinen Arm gestolpert war! Und er tat so als wäre der Fund einer Leiche etwas alltägliches?
Ob er auch noch so entspannt bleiben würde, wenn er erfährt, dass es sich wahrscheinlich um seinen Vater handelt? Immerhin hatten sie kein besonders gutes Verhältnis...
Natürlich Nicht! Er wird einen Aufstand machen und das wird völlig verständlich sein. Ehrlich gesagt grauste es mir nicht einmal vor seiner Reaktion, sondern davor, die richtigen Worte zu finden und sie über meine Lippen bringen zu können. Seine Reaktion würde ich schon irgendwie überstehen, aber wie sollte man so etwas überhaupt sagen?
„Ich glaube..., also ähm“, ich verstummte und blickte beschämt zu Boden.
„Was ist?“
„Alex?“
„Alex! Was ist los? Du machst mir Angst“, rief er wütend und blieb stehen. Mit gesenkten Augenbrauen und zusammengekniffenen Augen musterte er mich von oben bis unten.
„Ich... also es...“ Nein! Ich konnte nicht, ich konnte es ihm einfach nicht sagen. Lieber würde ich davon laufen und mich verlaufen! Diese Augen, wie könnte ich jegliche Erwartung an mich zerstören? Ihn enttäuschen?
„Alex? Jetzt antworte gefälligst oder ich schwöre... ich schwöre du...“, brüllte er mir entgegen, legte seine Hand unter mein Kinn und schob es nach oben, sodass ich gezwungen war in seine fordernden Augen zu schauen. Was schwört er? Will er mich sonst töten? Schlagen oder was? Es ist eigenartig, ich hatte keine Angst vor ihm, ich wollte nur alles mögliche daran setzen ihn nicht enttäuschen zu müssen. Auch wenn er bereits kurz davor gewesen war mir weh zu tun, so redete ich mir ein, er würde es nie wirklich tun können. Scheiße! Verdammte scheiße! Wieso war ich nur über diese Leiche gestolpert?
„Spucks aus!“, zischte er und verstärkte den Druck seiner Hand an meinem Kinn. Er wusste wohl genau, dass es etwas schlimmes war, denn in seinen Augen konnte ich plötzlich einen Funken von Angst erkennen. Zum ersten Mal, seitdem ich ihn kannte.
„Ich glaube es war dein Vater“, krächzte ich beschämt, riss mich los und starrte gleich wieder zu Boden. Ich hatte mich geirrt, vor seiner Reaktion hatte ich auch unheimliche Angst und davor, dass ich nicht wissen würde, wie ich darauf reagieren sollte.
Für einen Moment wurde es still um uns herum und es fühlte sich an, wie die Ruhe vor dem Sturm. Für diesen Augenblick hatte es sogar aufgehört zu stürmen und selbst das gelegentliche Zwitschern der Vögel über uns, war verschwunden. Es war so ruhig geworden, dass man nur noch meinen Atem hören konnte. Das Schweigen dauerte immer länger und schließlich hielt ich sogar den Atem an, da es mir unangenehm wurde.
„Was heißt du glaubst?“, brach er mit einem Mal die Stille und ließ mich aufatmen.
„Ich habe die Leiche nicht Ewigkeiten angestarrt. Ich wollte dort so schnell es geht weg.“
„Wann war das?“, hakte er wütend nach und kam mit einem bedrohlichen Schritt auf mich zu. Ich wusste, dass er mir Angst machen wollte. Entschlossen mich nicht einschüchtern zu lassen, stellte ich mich aufrecht ihm gegenüber und antwortete:
„Gestern.“ Seine Blicke wurden finsterer und für mich wurde es schwerer, ihnen nicht ausweichen zu wollen.
„Gestern? Warum hast du es mir nicht früher gesagt?“, schrie er nun noch wütender und drängte mich an einen Baum.
Als ich die Rinde in meinem Rücken spürte, erschien ein Deja- vu vor meinen Augen und ließ mich erschaudern. Er hatte mir das Versprechen gegeben, mir niemals weh zu tun, doch genau in diesem Moment zweifelte ich an seiner Glaubwürdigkeit.
Ich spürte wie sein Körper immer zittriger wurde und seine Augen erneut diesen gefährlichen Rotstich bekamen. Seine Finger begannen sich zu verkrampfen und ich könnte schwören, seine Fangzähne waren gerade um ein paar Zentimeter gewachsen.
Okay bleib jetzt ganz cool! Ich atmete einmal tief aus, richtete meine Schultern grade und versuchte so groß wie nur möglich zu werden, auch wenn er dann immer noch einen guten Kopf größer als ich war. Fest entschlossen stieß ich meine Handfläche gegen seinen Brustkorb und schubste ihn weg von mir.
„Hör auf!“, brüllte ich und konnte mich aus seinen Griffen befreien. Erleichtert nicht mehr die spitze Rinde in meinem Rücken spüren zu müssen, entfernte ich mich mit langsamen Schritten von ihm und lief schließlich schnell davon.
Es schien als bereitete es ihm Schwierigkeiten, seine Gefühle unter Kontrolle halten zu können und irgendwie enttäuschte mich das. Konnte er sich für mich nicht zusammenreißen? Sollte es ihm nicht gerade wichtig sein, dass ich diese Seite von ihm nicht zu Gesicht bekommen würde?
Oder sollte ich ihn so kennenlernen wie er nun einmal war?
Ich hatte nichts dagegen, dass er sich für mich nicht verstellen wollte, aber ich muss zugeben, dass er mir auf diese Weise doch ein wenig Angst bereitete. Ich hasste es ihm gegenüber zeigen zu müssen, dass ich viel zu schwach war. Natürlich war es nur logisch, dass er als Vampir stärker und mächtiger sein musste, aber ich hasste es nun mal Schwäche zu zeigen und das vor allem ihm gegenüber.
Ich hörte wie die Schritte hinter mir immer schneller und dichter wurden. Am liebsten wäre ich davon gelaufen, doch ich wusste, dass ich ihm noch eine Erklärung schuldig war.
„Wo ist er?“, zischte er mir ins Ohr und umklammerte mit seinen kalten Fingern meine empfindliche Schulter.
„Lass das!“, rief ich empört und stieß seine Hand weg. Ich wollte so lange wie nur irgendwie möglich vor ihm verbergen, dass ich keine Ahnung hatte, wo sie auch nur annähernd liegen könnte. Der Wald war riesig und ich kannte mich nicht aus. Sie könnte also überall liegen! Was würde er tun, wenn er das erfährt? Würde er dann das wahr machen, was er sich vorhin geschworen hatte, ohne es je ausgesprochen zu haben?
„Wo ist er?“
„Hör auf mir hinter her zu laufen!“, befahl ich ihm wütend und beschleunigte meine Schritte. Ich wusste dass ich keinen Grund hatte wütend auf ihn zu sein, aber es gab mir das Gefühl von Stärke und einen Hauch von Sicherheit.
„Ich frage dich ein letztes Mal! Wo ist er?“, brüllte er nun so laut, dass die Vögel in unserer Umgebung erschrocken von den Bäumen flogen. Langsam wurde mir dieser schnelle Schritt doch zu anstrengend und ich blieb stehen. Verlegen begann ich mich am Hinterkopf zu kratzen und knabberte nervös auf meiner Unterlippe herum.
Warum war es so schwer, ihm die Wahrheit zu sagen? Hatte ich wirklich solche Angst vor ihm? Ich meine hätte er mich nicht längst töten können, wenn er es gewollt hätte?
Die Angst vor ihm wäre wohl das Einfachste gewesen und die Angst vor seiner Enttäuschung am schwersten.
„Ich weiß es nicht.“
„Wie du weißt es nicht?“
„Ich weiß es nun mal nicht, ich habe keine Ahnung wo genau meine Eltern mich in den Wald geschleppt haben.“
„Aber du musst doch eine ungefähre Richtung haben?“
„Nein, die habe ich nicht. Ich würde weder von hier, noch von sonst irgendwo aus diesem bescheuerten Wald, wieder raus finden. Also habe ich auch keine Ahnung wo sich diese Leiche befindet“, gab ich verlegen zu und lief weiter. Das hatte gesessen. Noch bevor ich diesen enttäuschten Blick zu Gesicht bekommen hatte, war ich davon gelaufen und hatte zu Boden gestarrt. Was er jetzt wohl von mir dachte? Ob seine Enttäuschung mir gegenüber jemals wieder verschwinden würde? Hatte ich es jetzt verbockt? Das er wütend auf mich war, konnte ich verstehen, das wäre ich wohl auch gewesen, wenn es um meinen Vater gegangen wäre, aber es war doch nicht meine Absicht gewesen und Schuld hatte ich an seinem Tod auch nicht.
Den Rest des Weges liefen wir schweigend neben einander her, wobei seine vorwurfsvollen Blicke keinesfalls an mir vorbei gegangen waren. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass seine Erwartungen mir gegenüber immer weiter anstiegen. Doch so sehr ich auch darüber nachdachte, ich hatte keine Ahnung. Jeder Baum und jede Abzweigung sahen gleich aus. Wie sollte man hier nicht die Orientierung verlieren?
Plötzlich schoss mir wieder der Streit zwischen Leandro und seinem Vater in den Kopf. Was wenn das ihr letztes Gespräch gewesen war? Würde er sich jetzt etwa für immer Vorwürfe machen? War es dann nicht irgendwie doch meine Schuld? Hatten sie sich nicht genau wegen mir gestritten?... Meine Gedanken wurden immer absurder und ich war fast erleichtert, als sie von dem umgekippten Baumstamm unterbrochen wurden. Ich wusste sofort woher ich ihn kannte und bemerkte, dass es nun nicht mehr weit bis zum Hotel sein konnte.
Es ist eigenartig, aber irgendwie erschien mir der Baumstamm als magisch. Dort war unser erster
Kuss, völlig mysteriös im Mondschein gewesen.
Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen setzte ich mich dort hin und vergrub mein Gesicht in den Händen. Ich spürte dass er immer noch wütend auf mich war.
Mit nachdenklichen Stirnessfalten setzte er sich neben mich und schloss die Augen. Scheiße! Wie hatte ich nur so blöd sein können?
„Es tut mir leid“, flüsterte er mir plötzlich ins Ohr und brachte mir ein gequältes Lächeln entgegen. Ich musste einen tiefen Atemzug nehmen, denn sonst hätte ich einen lauten Jubelschrei vor Erleichterung losgelassen.
„Ist schon gut. Ich versteh das, immerhin ist, also... war er dein Vater“, stotterte ich, da ich kein Ahnung hatte, wie ich darauf reagieren sollte. War es falsch schon in der Vergangenheit von seinem Vater zu sprechen? Würde er sich sonst nicht noch Hoffnung machen?
„Und du hast wirklich keine Ahnung wo es ungefähr war?“, riss er mich aus den Gedanken. Doch wieder konnte ich ihm nur mit einem Kopfschütteln antworten.
„Nein, ich wollte dort so schnell es geht weg. Ich meine... ich bin mit der Nase vor seinen Arm gefallen. Glaub mir das war nicht besonders beruhigend“, versicherte ich ihm und legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab. Hoffte er noch, dass er am Leben war? Hoffte er, dass ich mich geirrt hatte? Das hoffte ich selbst auch, doch meine Erinnerungen waren so klar, dass ich mir etwas anderes einfach nicht vorstellen konnte. Hatte er überhaupt schon verstanden, was das wirklich bedeutete? Immerhin sah ich keine Träne in seinen Augen. Wollte er etwa nicht in meiner Gegenwart weinen oder ließ ihn das Ganze völlig kalt? Beides wäre zwangsläufig schlecht. War es nicht sogar so etwas wie seine Pflicht?
„Hast du das gehört?“, riss er mich plötzlich nervös aus den Gedanken und sprang erschrocken auf.
„Nein was denn?“
„Psst!“, zischte er und hielt sich konzentriert den Zeigefinger vor den Mund.
Plötzlich raschelte etwas hinter mir im Gestrüpp. Ich drehte mich ruckartig um und sah im Augenwinkel, wie Leandro hinter mir stehen blieb. Etwas ängstlich schaute ich zu ihm hinüber und versuchte mit Händen und Füßen zu kommunizieren, was wir als nächstes tun sollten.
Doch sein völlig irritierter Blick verriet mir, dass ich wohl die Einzige war, die den Sinn meines Rumgehampels verstand.
Wieder hielt er sich den Zeigefinger vor die Lippen und schaute besorgt zu mir hinüber. Das Rascheln hinter Leandro wurde lauter und etwas kam direkt auf uns zu. Ich spürte wie mein Herz immer schneller schlug, umso näher die Kreatur kam. Schwer atmete ich aus, um nicht panisch davon zu rennen, so wie ich es für gewöhnlich tat. Auf einmal kam eine pelzige Bestie auf uns zu gestürmt und griff, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, Leandro an.
Ich stand wie angewurzelt dar und schaute geschockt auf Leandro, der sich mit dem Wolf prügelte.
„Kannst du dich mal nützlich machen?“, schrie er überfordert und verpasste dem Wolf einen Nasenstüber, der ihm zum aufheulen brachte. Unsicher lief ich ein paar Schritte auf die Zwei zu und betrachtete den Kampf zweifelnd. Wie sollte ich ihm denn bitteschön helfen?
Wie sollte ich als einfaches Menschenmädchen einen Wolf umlegen? Aber gut, ich wollte ihm ja nicht die Illusionen nehmen.
„Und was soll ich tun?“
Doch bevor er auch nur über eine Antwort nachdenken konnte, drang ein dumpfes Fauchen in meine Ohren und schon einen Augenblick später spürte ich spitze Krallen meinen Rücken hinunter gleiten.
Ich stieß einen Schrei aus und fiel unsanft zu Boden. Als ich meine zusammengekniffenen Augen wieder öffnete, funkelten mir orange, fast sandfarbene Augen böse entgegen. Gefährlich fletsche er seine Zähne und riss sein Maul so weit auf, dass ich die Befürchtung bekam, er würde mich jede Sekunde mit einem Mal verschlucken. Bestialischer Atem stieg mir in die Nase und zwang mich dazu angewidert husten zu müssen.
Meine Reaktion schien dem Ding über mir nicht besonders zu gefallen, denn plötzlich steckten seine spitzen Zähne in meiner Schulter und ich merkte wie das warme Blut meinen Arm hinunter floss.
Ich versuchte den Schmerzensschrei zu unterbinden, doch letztendlich gab ich es auf und schrie so laut ich nur konnte.
„Alex!“, hörte ich die besorgte Stimme Leandro´s. Doch mein Körper war bereits so regungslos geworden, dass ich nicht einmal mehr ein einfaches „ja“ hervorbringen konnte. Schnell pochte das Herz in meiner Brust und war das einzige, was ich noch hören konnte. Die Bilder vor meinen Augen begannen zu verschwimmen und plötzlich fing alles an sich zu drehen. Zwanghaft versuchte ich bei Bewusstsein zu bleiben und kniff das linke Auge zusammen, damit das Drehen wieder aufhörte. Doch das tat es nicht. Mein Körper war so schwer geworden, dass ich mich nicht mehr rühren konnte und für einen Moment das Gefühl hatte, nicht mehr atmen zu können. Schwärze legte sich auf meine Augen und nahm mir jeglichen Orientierungssinn. Ich hatte keine Ahnung mehr, wo sich oben und wo sich unten befand. Trotz der Schwärze um mich herum, hörte der Schwindel nicht auf.
Erneut spürte ich einen stechenden Schmerz. Er verteilte sich auf meinen ganzen Körper, sodass ich nicht sagen konnte, von wo er ursprünglich kam. Lautes Piepen drang mir in die Ohren und überdeckte meinen Herzschlag. Doch nicht nur das Geräusch, das mein Herz machte, verschwand, sondern auch seine Bewegung. Das Piepen hörte auf und nun wurde es still. Meine Gedanken wurden vernebelt und verschmolzen schließlich mit der Dunkelheit, bis ich nichts mehr spürte und mich der Dunkelheit und ihrer Leere freiwillig hingab.