Ich tauchte in kaltes Wasser ein, tauchte so tief, bis ich den Sand zwischen den Fingern zu spüren bekam und schwamm schließlich wieder an die Oberfläche. Weißer Nebel legte sich auf das ruhige Gewässer und verhüllte die Sicht vor mir. Fast magisch angezogen von dem Ort vor mir, schwamm ich auf die dichten Nebelschwaden zu. Anfangs glitt ich nur langsam durch das kühle Wasser, doch dann wurde ich immer schneller und neugieriger, welcher mysteriöse Ort sich vor mir zu verstecken versuchte. Kaum erkennbar offenbarte sich die Insel vor meinen Augen.
Ein letztes Mal tauchte ich unter die Wasseroberfläche, ehe ich das feuchte Nass verließ. Mit triefenden Sachen stieg ich aus dem Wasser und wrang meine Haare über dem Boden aus. Die Morgensonne stand tief über dem ruhigen Wasser und brachte es zum Glitzern.
Ein leichter Luftzug strich über meine Haare hinweg. Doch nicht so eiskalt und unangenehm, wie ich es gewohnt war. Trotz der kalten Sachen fror ich kein bisschen. Meine Beine trugen mich durch den Wald, am Ufer entlang. Die großen Tannen neben mir spiegelten sich auf dem funkelnden Wasser wieder und kleine Fische sprangen an der Wasseroberfläche herum.
Eine Weile spürte ich die stumpfen Wurzeln unter meinen nackten Füßen, bis ich plötzlich auf ebenen Boden traf. Eine kleine Holzterrasse lag vor mir, auf der ein beschfarbenes Häuschen stand. Die Fenster waren mit dünner Rinde umrandet und auf dem Dach stand ein goldener Hahn, der die Himmelsrichtungen anzeigte.
Ich wagte mich gerade auf die letzte Stufe zur Terrasse, da huschte aus einen der Bäume neben mir, ein kleiner, schwarzhaariger Junge und sprang mit weit aufgerissenen, grünen Augen vor mich. Um sich blickend legte er seinen Zeigefinger auf die Lippen und duckte sich, um nicht gesehen zu werden. Ohne es zu hinterfragen tat ich es ihm gleich und hockte schließlich mit ihm auf dem Holzboden. Als wolle er mich vor etwas Schlimmen bewahren, winkte er mich in den Wald hinein, doch ich wollte nicht hören. Interessiert folgte ich seinen beunruhigen Blicken in eine kleine Häusersiedlung rein.
Plötzlich schreckten wir Beide zusammen, als ein lautes Hämmern am Fenster zu hören war. Die verdunkelten Scheiben ließen nicht zu, dass wir die Person dahinter erkannten. Das Hämmern wurde lauter und energischer und mit ihm nahm die Nervosität des kleinen Jungen zu. Langsam schob jemand die weißen Vorhänge hinter den Scheiben beiseite und starrte uns direkt an. Wir konnten die Person nicht sehen, geschweige denn erkennen, aber ich könnte schwören, dass sie uns erkannte.
Dumpfe Schritte hallten auf dem Parkett und noch im selben Augenblick schlug jemand die hölzerne Tür, mit so ein einer Wucht, auf, dass ich die Augen vor Schreck schloss und plötzlich kerzengerade in meinem Bett saß. Herz rasend blickte ich durch das schummrige Zimmer und erkannte Leandro, der neben mir lag. Tief und fest schlief er neben mir und ließ sich auch durch das ewige Hämmern unserer Zimmernachbarn nicht stören.
Da ich viel zu wach war, um jetzt einschlafen zu können, befreite ich mich aus der Decke und stand hellwach auf. Zaghaft gähnte ich und tapste leise durch das Zimmer. Verzweifelt versuchte mein Gesicht von den Schlaffalten zu befreien. Gedankenversunken wanderten meine Blicke durch das Zimmer, wobei mir auffiel, dass kein einziges Fenster dieses Zimmer schmückte. Das es hier vor lauter stickiger Luft nicht müffelte, war ein wirkliches Wunder.
Die Bilder wollten nicht aus meinem Kopf verschwinden. Es hatte sich so real angefühlt, nicht wie ein Traum. Als wäre ich mit meinen nackten Füßen wirklich über den matschigen Boden gewandert, mit den Wurzeln, die meine sensiblen Füße aufgeschlitzt hätten.
Ich erinnerte mich daran, schon einmal einen ähnlichen Traum gehabt zu haben, aber dieser hier war erschreckend real gewesen.
Unentschlossen näherte ich mich dem Tisch, auf dem eine Haarbürste lag. Wie selbstverständlich nahm ich sie und schritt zum einzigen Spiegel hier im Raum. Gerade als ich sie durch meine Haare streifen wollte, schrie ich erschrocken auf. Da wo einst mein zerzaustes Spiegelbild zu sehen sein sollte, war nur der Raum. Nichts als der Raum und ein leeres Bett?
Hohe Töne verließen meine rauen Lippen und ergaben in dem leeren Zimmer ein leises Echo.
Erschrocken riss Leandro die Augen auf und blickte mir mit offenem Mund entgegen. Ohne zu zögern sprang er aus dem Bett und kam auf mich zu getaumelt. Mit seinen plötzlichen Bewegungen hatte sein Körper wohl nicht gerechnet, sodass ihm schwarz vor Augen wurde und er sich gerade so an der Bettkante abstützen konnte, um nicht umzukippen.
Nachdem er eine Weile in dieser Position verharrt hatte, kam er vorsichtig auf mich zu geschlichen und musterte mich mit hochgezogener Augenbraue.
„Was ist los?”
„Es ist weg, einfach verschwunden... wie?”
„Was ist verschwunden?“
„Na das da!“, rief ich immer noch verwirrt von dem was hier passierte und zeigte auf den Spiegel vor mir.
„Wirklich?”, stöhnte er mit verschränkten Armen auf und setzte sich wieder auf das Bett.
„Wie wirklich?“
„Das ist doch wohl kein Grund um hier in Herrgottsfrühe, wie eine verrückt gewordene herumzuschreien.“
„Ähm, doch das ist genau ein Grund dafür.”
„Mein Gott, deine Sorgen will ich haben“, schnaufte er verächtlich und warf sich wieder aufs Bett.
„Oh gerne, ich will sie nicht. Kannst du mir mal erklären wie ich mich je wieder schminken soll?“
„Du siehst auch ohne Schminke bezaubernd aus.”
„Vielen Dank und wie soll ich jetzt zur Schule gehen?“
„Was?“
„Wenn ich dort ohne Schminke auftauche, kann ich mir genauso gut die Kugel geben!“
„Das ist genau der Grund warum ich Menschen nicht leiden kann, oberflächliche, grausame Biester!“
„Na na, pass auf was du sagst. Deine sogenannte Freundin hat menschliche Eltern und bis du in mein Leben getreten bist, war ich theoretisch auch ein Mensch“, lachte ich und warf mich neben ihn auf´s Bett.
„Aber jetzt mal ehrlich, bin ich etwa gezwungen den Rest meines untoten Leben´s ohne
Make-Up zu verbringen?“
„Ja das ist wohl deine einzige Option. Es gibt eben auch viele schlechte Seiten ein Vampir zu sein.“
„Schlechte? Na das ist ja mal was ganz Neues“, brummte ich mürrisch und schmiegte mich enger an ihn.
„Das ist doch echt ein schlechter Scherz!“
„Wie willst du dich denn im Spiegel sehen, wenn du eigentlich tot bist?“, fragte er arrogant und tat so, als wäre das völlig logisch.
„Das alles hier macht keinen Sinn, aber gut.“
„Wie du meinst“, brummte er nur und drehte sich wieder zur Wand um.
„Was müssen wir heute noch erledigen? Oder kann ich... schon nach Hause?“
„Du willst nach Hause?“, fragte er erschrocken und drehte sich mir großen Augen wieder zu mir um.
„Ja natürlich. Ich will keine Minute länger in diesem Loch bleiben, nicht länger als unbedingt nötig.“
„Willst du denn alleine oder...“ Ich musste schmunzeln, war das gerade etwa ein unauffälliger Versuch mich zu fragen, ob er mit kommen durfte? Irgendwie ja süß.
„Willst du mit zu mir kommen?“, fragte ich hoffnungsvoll.
„Mit wem sollte ich denn noch nach Hause fahren wollen?“ Seine schüchternen Gesichtszüge wurden deutlicher.
„Ich würde mich auf jeden Fall freuen.
„Wirklich?“, fragte er stirnrunzelnd und richtete sich auf.
„Natürlich, wie soll ich als neuer Vampir auch ohne dein ganzes Wissen überleben.“ Damit ich mich nicht weiter mit der kahlen Decke unterhalten musste, richtete ich mich ebenfalls auf und blickte direkt in seine Augen.
„Also wenn das so ist, komme ich natürlich mit. Ich kann dich ja schließlich nicht deinem Schicksal überlassen.“
„Wie zuvorkommend. Aber... willst du alles hier zurücklassen? Also... ich meine, hast du dir das wirklich gut überlegt? Nicht dass du später etwas bereust. “
„Ja, ich denke schon eine ganze Weile darüber nach.“
„Dann müssen wir das nur noch meiner Mutter beibringen.
„Keine Sorge, ich habe sie gestern bereits alles vergessen lassen. Den Rest bringe ich ihr auch noch bei.“ Ich seufzte, er hatte es wirklich getan. Natürlich hatte ich mich dafür entschieden, aber dass es wirklich so schnell gehen konnte, war mir nicht bewusst gewesen. Nickend erhob ich mich aus dem warmen Bett und warf mir meine blaue Strickjacke über.
„Und wann willst du los? Können wir heute schon fahren oder brauchst du noch Zeit, um dich zu verabschieden?“ Mit einem Seufzer erhob auch er sich aus dem Bett und kam auf mich zu stolziert. Er griff tief in seine Hosentasche und zauberte daraus das verlorene Amulett der Werwölfe hervor. Grinsend hielt er es vor meine Nase und ließ es dort durch die Gegend baumeln.
„Was ist damit?“
„Ich würde es gerne den eigentlichen Besitzern zurück geben. Ich habe gestern noch ein Treffen mit dem zukünftigen Leitwolf arrangiert. Wir sollen sie um zwölf an der alten Tanne treffen..., außerdem steht die Beerdigung meines Vaters noch aus, die wäre dann Mittwoch.“
„Mittwoch? Was ist heute für ein Tag?“
„Dienstag.“
„Dienstag? Das kann nicht sein. Wir sind doch Sonntag hier angekommen. Es sind doch nicht nur zwei Tage vergangen“, antwortete ich zweifelnd und versuchte mich daran zu erinnern, wie viele Tage wir hier verbracht hatten. Doch so sehr ich es auch versuchte, mein Kopf war ein einziges Wirrwarr und die Tage verflossen in einander, ohne sich von einander abzugrenzen.
„Es ist auch schon über eine Woche her, dass ihr hier angekommen seid.“
„So lange schon?“, fragte ich verblüfft. Na ja, so wichtig war das auch wieder nicht. Hauptsache wir wären hier bald weg. Und vor allem wollte er mitkommen.
„Um Zwölf? Wie spät ist es denn jetzt?“, fragte ich knapp. Ein kurzer Blick auf seine Armbanduhr genügte, bis er sich auf den Weg machte und mich zu sich winkte.
„Um Elf, wir sollten nicht trödeln. Sie kann es gar nicht leiden wenn man sich verspätet. Willst du noch schnell etwas essen?“ Zögernd verließ ich das Zimmer und schloss den Raum zu. Ein unglaublich leckerer Geruch stieg mir in die Nase und brachte mich dazu, gar nicht erst nein sagen zu können. Verwirrt starrte er auf meine Füße.
„Was ist?“
„Willst du dir keine Schuhe anziehen?“
„Was?“
„Deine Füße?“ Verwundert starrte ich meinen nackten Zehen entgegen. Mir war gestern Abend alles herzlich egal gewesen, sodass ich mir selbst nicht mal die Mühe gemacht hatte, meine Schuhe auszuziehen. Aber wo waren sie jetzt?
„Alex?“
„Ja warte.“ Ich schloss unser Zimmer wieder auf und suchte dort nach ihnen. Nervös stand Leandro im Türrahmen und schaute auf seine Armbanduhr, womit er mich immer hektischer werden ließ. Endlich fand ich sie unter dem Bett. In ihnen steckten noch meine weißen Socken, die ich kurzerhand über meine Füße zog. Doch plötzlich begann meine Fußsohle zu brennen. Schnell schlüpfte ich wieder aus der Socke heraus und starrte unzählige Schnitte an, die sich über meine empfindliche Haut zogen. Wie zur Hölle? Ich musste wirklich dort gewesen sein! Es war kein Traum, ich musste diese Nacht wirklich dort gewesen sein, aber wie...
„Alex trödle nicht und komm endlich!“, riss er mich aus den Gedanken und begann unruhig auf der Stelle zu tänzeln.
„Ja ja“, entgegnete ich nur schnippisch und zog mir Socken und Schuhe an.
„Willst du jetzt was essen oder nicht?“
„Ja.“
„Dann schwing die Hufe!“ In schnellen Schritten führte er uns zur Küche. Ich versuchte das Brennen meiner Fußsohlen zu ignorieren und mich auf das Wichtigste zu konzentrieren.
Unterwegs trafen wir auf Laureen, die den Tränen nah auf dem Boden herum schrubbte und sich nicht einmal die Mühe machte, ein abwertendes Wort zu verlieren. Den Blickkontakt mied sie gekonnt und versuchte alles dafür zu tun, um kein Wort mit uns wechseln zu können. Auch wenn ich sie verachtete, so kam es mir nicht in den Sinn ihren sensiblen Moment auszunutzen und ihr gehässige Worte an den Kopf zu werfen. Gegen sie hatte ich gewonnen und genau deswegen hielt ich es nicht für nötig, sie unnötig fertig zu machen.
„Mum?“, platzte es aus mir heraus, als ich sie in der Küche gemütlich sitzen sah, während sie genüsslich eine selbstgebackene Waffel von Melonie verspeiste. Kurz hatte ich die gestrigen Ereignisse verdrängen können, doch jetzt, wo ich sie dort so unbeschwert sitzen sah, kamen sie alle auf ein mal hoch. Am liebsten wäre ich gleich wieder umgekehrt. Wie sollte ich ihr auch nur eine Minute länger in die Augen sehen? Sie hatte keinen blassen Schimmer und ich fing an mich zu fragen, wie ich ihr gegenübertreten sollte, ohne dass sie Verdacht schöpfte etwas würde nicht stimmen. Meine Kehle schnürte sich langsam zu und ich bekam das Gefühl, als müsste ich nach Luft ringen.
„Setzt euch doch zu uns“, schlug sie lächelnd vor, während sie auf den Stuhl neben meinem Bruder zeigte. Verzweifelt wollte ich Rat bei Leandro suchen, doch der hatte sich schon längst gesetzt. Ich musste mich zusammenreißen! Mit zusammengebissenen Zähnen nahm ich einen tiefen Luftzug, blinzelte die Tränen weg und setzt mich schließlich neben Tomi, ohne einen von ihnen anschauen zu können.
„Also wie sieht die Planung aus?“, meldete er sich zu Wort, während er sich das nächste Stück Waffel in den Mund schob. Sprachlos starrte ich den Teller vor meiner Nase an, auf den Melonie auch eine Waffel gelegt hatte.
„Wir gehen ans Meer und besuchen am Mittwoch die Beerdigung meines Vaters“, antwortete Leandro an meiner Stelle und warf mir ein bemitleidendes Lächeln zu. Das Wort rief in mir Angst hervor. Wie sollte ich morgen auf dieser Beerdigung stehen, ohne in Tränen auszubrechen? Mein Vater würde nie eine Beerdigung haben. Zögerlich riss ich das erste Stück meiner Waffel ab und schob es mir kurz darauf in den Mund. Sie schmeckte gut, aber ich hatte keinen Hunger mehr.
„Bis wann wollt ihr denn bleiben?“
„Ich denke bis Mittwoch oder?“ Fragend sah mich Leandro an und wartete auf meine Reaktion. Alles was ich entgegnen konnte war ein einfaches Nicken.
„Gut dann also Mittwochabend. Es ist schade, dass der Urlaub schon wieder vorbei ist. Bald beginnt wieder dieser langweilige Alltag.“ Ich freute mich auf diesen Alltag, er wäre wenigstens normal und nicht so gefährlich. Außerdem würde er mich wohl ablenken können.
„Alles okay bei dir?“, fragte meine Mum, nachdem ihr keiner geantwortet hatte.
„Bin nur müde“, log ich.
„Wie auch immer. Wir gehen jetzt. Dann bis nachher. Melonie wird uns noch etwas herumführen“, entgegnete Mum, während sie Mia aus dem Kindersitz befreite und mit ihr auf dem Arm in die Richtung lief, aus der wir gekommen waren. Melonie wusch sich noch die Hände und lief schließlich mit Tom zusammen meiner Mutter hinterher.
Nachdem sie verschwunden waren kullerten die ersten Tränen meine Wangen hinunter. Krampfhaft hatte ich versucht sie vor meiner Mum zu verstecken. Konzentriert wandte ich mich meinem Essen zu und hoffte er würde es nicht bemerken.
Ich seufzte. Mein Hunger war komplett verschwunden und nur die angeknabberte Waffel war noch übrig geblieben. Unauffällig schob ich den Teller immer weiter weg von mir und hoffte die Waffel nicht aufessen zu müssen.
„Du musst das nicht heimlich tun. Melonie wird’s verkraften wenn du ihre Waffel nicht
aufisst“, lachte er und schob seinen Teller zu meinem. Nickend drehte ich mich weg von ihm und versuchte die fließenden Tränen zu verstecken.
„Können wir?“
„Ja, gib mir nur einen Moment.“ Schwer atmend wischte ich die Tränen weg und strich mir kurz durchs Haar, dann drehte ich mich wieder zu ihm um und stand schließlich von meinem Platz auf.
„Ach Alex, ich...“
„Schon gut, lass uns einfach gehen“, unterbrach ich ihn schnell, bevor er es mit seinen Worten noch schlimmer machen würde.
„Wirklich?“
„Klar“, entgegnete ich knapp, griff nach seiner Hand und lief los.
„Wenn du meinst. Dann lass uns erst mal dieses blöde Amulett loswerden.“ Ich nickte. Zusammen verließen wir die Küche und traten auf den Flur. Von dort aus liefen wir weiter nach links. In meinem Kopf schwirrten so viele Gedanken umher, dass ich erst wieder aufmerksam wurde, als wir plötzlich vor einem Fahrstuhl standen.
„Ich will mich ja nicht beschweren, aber warum haben wir den nicht auf den Weg nach unten genommen?“
„Etwas Sport schadet uns beiden nicht.“ Wollte er damit sagen, dass ich fett bin? Ein hohes Piepen ertönte und noch im selben Moment öffneten sich die Türen des Fahrstuhls. Zusammen stiegen wir ein und fuhren in die oberste Etage.
„Wirklich?“, fragte ich mit hochgezogener Augenbraue und stöhnte genervt auf. War das wirklich wieder eine seiner Adrenalin Aktionen? Wenn ja, bringe ich ihn um!
„Nein keine Sorge, der Fahrstuhl funktioniert nur von unten nach oben. Wenn er oben angelangt ist, lässt er die Leute nur raus. Jeder der trotzdem einsteigen will, wird rausgeworfen.“
„Dein Glück.“
Oben angekommen trafen wir auf die einsame Tür, mit deren Hilfe wir in den Wald gelangt waren. Ich wollte sie gerade öffnen, da zog er mich an der Schulter zurück und zauberte aus seiner Jackentasche ein Amulett.
„Hier, ich will dass du es trägst.“
„Was? Niemals, ich mach es nur kaputt.“
„Quatsch. Glaub mir, so schnell geh das nicht kaputt.“
„Aber dann hast du keins und du brauchst es vielleicht dringender.“
„Mach dir mal um mich keine Sorgen und jetzt komm her.“ Kurz ließ er sein Amulett unter dem Shirt aufblitzen, ehe er mich drehte und mir das Andere um den Hals band.
„Die sehen doch alle gleich aus, wie kannst du die überhaupt unterscheiden?“
„Das ist nicht schwer. Jede übernatürliche Gruppe hat eine andere Farbe.“ Erneut holte er den Klunker unter seinem Oberteil hervor und hielt ihn mir unter die Augen. Sein Zeigefinger tippte unruhig auf eine kleine Spitze, am unteren Ende des Amuletts, die mir vorher gar nicht aufgefallen war. An ihr hing ein kleiner Kristall, der eine rot schimmernde Farbe hatte.
Kurz widmete ich meine Aufmerksamkeit dem kostbaren Ding um meinen Hals, ehe ich es ebenfalls unter mein Oberteil steckte. Ein letztes Mal checkte er die Zeit und machte sich schließlich mit mir an der Hand auf den Weg.
Gemächlich liefen wir über den matschigen Boden zur großen Eiche hin. Ich wusste selbst nicht wo sie sich befinden sollte, aber er würde uns schon dort hinführen. Kleine Zweige brachen unter unseren schweren Schritten und hinterließen ein vertrautes, knackendes Geräusch. Ich starrte in den wolkenverhangenen Himmel und versuchte mir vorzustellen, wie es wohl aussehen würde, wenn die Sonne den Wald in ihr Licht hüllte.
Feine Regentropfen ließen sich allmählich auf meinem Gesicht nieder, während der kalte Wind die Blätter zum Rascheln und die Baumkronen zum quietschen brachte.
„Warum hasst du Melonie nicht beide Amulette gegeben?“, fragte ich in die Stille hinein.
„Weil das Zweite nicht für Melonie gewesen wäre.“
„Sondern?“
„Für ihre Schwester.“
„Laureen? Nicht wirklich?“
„Doch leider schon. Melonie ist die Ältere und steht daher bei ihnen an erster Stelle, doch vertretend ist leider Laureen an der Reihe.“
„Dieses Miststück hat dort wirklich was zu melden?“ Nickend zuckte er nur mit den Schultern.
Na super, kein Wunder dass Laureen versucht hatte ihre Schwester davon zu überzeugen, wir wären keine guten Gäste. Wie konnte so jemand überhaupt etwas zu Sagen haben? Warum ausgerechnet sie? Unruhig begann er in seiner Hosentasche zu kramen.
„Was ist?“
„Ich suche gerade... ach da ist es ja“, murmelte er erleichtert, während seine Finger das Amulett umklammerten und es in die Höhe hielten. Das waren mir eindeutig zu viele Amulette. Melonie hatte er nur Eins von den Zweien gegeben, die für die Panuletas gedacht waren. Er selber trug Eins der Vampire und hatte mir ebenfalls Eins von ihrem Stammbaum gegeben. Und jetzt umklammerte er das Amulett der Werwölfe. Aber wo war ihr andere Amulett? Verwirrend!
„Und das Andere?“
„Was ist damit?“
„Hast du es bei?“ Nickend blieb er stehen und musterte mich mit hochgezogener Augenbraue. Ein Griff in seine Tasche genügte und er hielt auch das Andere in den Händen.
„Du wirst es ihnen auch geben oder?“, fragte ich vorsichtig und blieb neben ihm stehen. Erwartungsvoll verschränkte ich die Arme vor der Brust und legte den Kopf schief. Meine Augen wurden größer und ich versuchte seine schweifenden Blicke zu fangen.
„Warum sollte ich?“
„Was ist das für eine Frage? Es gehört schließlich ihnen.“
„Ja und? Wir befinden uns seit Ewigkeiten im Krieg, glaubst du etwa sie werden deswegen zurückziehen? Ganz bestimmt nicht! Sie hassen und verachten uns.“
„Ich weiß nicht was passiert ist, aber wenn du ihnen einfach alles zurückgibst, ohne Forderungen, vielleicht gibt es ja dann Waffenstillstand?“
„Na klar, einfach so? In welcher Welt lebst du eigentlich? Dann habe ich nicht einmal mehr etwas für Verhandlungen, wirklich toller Plan.“
„Wenn es funktioniert, dann brauchst du doch auch kein Druckmittel mehr.“ Er lachte kurz auf, ehe er sich wieder auf den Weg machte. Während ich versuchte seinen Lacher zu ignorieren, setzte auch ich mich in Bewegung und folgte ihn über einen großen Berg hinweg.
„Du kannst es ja versuchen, vielleicht lassen sie sich darauf ein.“
„Du lässt nicht locker oder?“
„Nein und du wirst es ihnen trotzdem nicht geben oder?“
„Richtig.“
„Wir sind hier sowieso bald weg, dann versuch doch wenigstens so zu tun als würde dir der Frieden am Herzen liegen“, rief ich hinter ihm her, als seine Schritte immer schneller wurden.
„Dann gib es mir“, forderte ich, während ich ihn an der Schulter zurückzog und stehen blieb. Die eine Hand in die Hüfte gestemmt, die andere ausgestreckt, stand ich vor ihm und musterte ihn auffordernd.
„Na gut“, brummte er und legte es mir widerwillig in die Handfläche.
„Ich warne dich, liegt es auch nur für den Bruchteil einer Sekunde auf dem Boden, hattest du es mal und jetzt benimm dich gefälligst!“, flüsterte er und steuerte zielstrebig ein junges Mädchen an, das lässig an einer großen Tanne lehnte. Verwundert starrte ich den Baum an. Ein riesiger Riss führte von den ersten Verästelung bis zum Baumstamm runter.
„Na endlich, ihr seid zwei Minuten zu spät“, schrie sie uns entgegen und stellte sich aufrecht hin. Unsicher lief ich hinter Leandro auf sie zu und musterte sie genau. Schwarze, mittellange Haare lagen unsortiert auf ihren Schultern und wurden ab und zu von ein paar vereinzelten, blauen Strähnen geschmückt.
Ihr knallroter Lippenstift trat mir zuerst in die Augen, mit dem sie sich wohl älter machen wollte, als sie es wirklich war. Auch der dunkle Lidschatten machte ihr hübsches Gesicht älter und eindrucksvoller. Sie war ziemlich klein und genau das machte sie wieder ungefährlich. Nachdem ich sie eine Weile angestarrt hatte und feststellte, dass sie nicht gefährlich sein konnte, war ich bereit mich für ihren Vorwurf zu rechtfertigen. Doch noch bevor ich das erste Wort aussprechen konnte, kam mir Leandro zuvor und stieß mir etwas zu heftig in die Seite, sodass ich mir ein leises „Aua“ nicht verkneifen konnte.
„Nathalie“, lachte sie und kam mit großen Schritten auf mich zu. Einen Moment zögerte sie, ehe sie mir die Hand reichte und sich vor mir verbeugte. Verwirrt von dieser Förmlichkeit machte ich es einfach nach und antwortete nur knapp:
„Alexandra.“
„Ich weiß, dein Name hat sich hier schnell rumgesprochen.“
„Mein Name? Oder meine Taten?“
„Du bist anspruchsvoll, gefällt mir“, entgegnete sie arrogant und warf mir ein falsches Lächeln zu.
„Ich will nicht lange um den heißen Breit rumreden. Ich habe was ihr wollte und will dafür natürlich auch etwas.“ Lächelnd kam sie auf ihn zu stolziert, blickte tief in seine Augen und legte ihre Hand sachte auf seine Schulter.
„Das dachte ich mir fast. Wann hast du uns das letzte Mal etwas ohne Gegenleistung gegeben?“
„Nathalie bitte“, antwortete er streng und schob ihre Hand von seiner Schulter runter. Wie er auch jedes Mal die Namen sagen musste, wenn er mit einem sprach.
„Ach ich verstehe, du und sie?“, fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen und bewegte ihren Zeigefinger zwischen uns hin und her.
„Ja, kommen wir nun zum Geschäftlichen?“
„Süß.“
„Nathalie, ich will mich hier nicht ewig aufhalten.“
„Natürlich was willst du und was hast du?“ Grinsend ließ er das Amulett unter ihrer Nase baumeln, doch gerade als sie danach greifen wollte, zog er es wieder zurück und schüttelte belustigt den Kopf.
„Na na na, nicht so schnell.“
„Was willst du?“
„Frieden.“
„Dass ich nicht lache. Das gab es seit einem Jahrhundert nicht mehr. Du träumst wohl. Ein Amulett wird uns nicht vergessen lassen.“
„Vielleicht nicht eins, aber wie wäre es mit Zweien?“, mischte ich mich ein und zeigte ihr auch das andere Amulett.
„Wie?“
„Das ist nicht ernsthaft an dir vorbeigegangen oder?“, fragte ich ungläubig. War es nicht der Graf gewesen, vor dem sich alle in diesem Ort gefürchtet hatten? Wie konnte sie dann davon nichts mitbekommen haben?
„Was?“
„Sein Tod? Wie hätten wir sonst an diese Amulette kommen sollen?“, ergriff nun Leandro das Wort und entfernte sich ein paar Schritte von ihr.
„Es ist vorbei?“
„Ja endgültig.“
„Dann sollten wir das als einen Neuanfang sehen. Die zwei Amulette und wir schließen Frieden“, schlug sie augenzwinkernd vor und ließ es mit einem Mal so aussehen, als wäre es ihre Idee gewesen.
„Sie ist Zeugin, dass du eingewilligt hast“, sagte Leandro ernst und zeigte mit zusammengekniffenen Augen auf mich. Sie? Ich habe einen Namen! Eigentlich hätte ich mich darüber beschwert, aber ich wollte sie in ihren politischen Verhandlungen natürlich nicht stören, ich sollte mich schließlich benehmen. Außerdem konnte es ja nur gut sein, wenn zwischen ihnen wieder Frieden sein würde. Nickend schaute sie ihn an und stimmte dem Deal mit einem Handschlag zu.
„Dann bekomme ich jetzt aber die Amulette!“ Ohne zu zögern schritt Leandro an sie heran und überreichte ihr das Amulett, das er die ganze Zeit fest umklammert hatte. Prüfend schaute sie es sich ganz genau an und wollte sicher gehen, dass wir sie nicht mit einer Täuschung betrügen wollten. Nachdem sie mit ihrer Inspektion fertig war, schaute sie mich auffordernd an. Kurz überlegte ich, doch dann lief auch ich zu ihr und versuchte möglichst selbstbewusst zu wirken, während ich ihr dieses kostbare Ding gab.
„Wehe ihr haltet euch nicht dran“, zischte ich und versuchte dabei ihren sandgelben Augen standzuhalten.
„Keine Sorge“, knurrte sie schmunzelnd und nahm es entgegen. Ohne weitere Worte verschwand sie kurz darauf aus dem Wald und ließ uns wieder alleine.
„Meinst du sie hält sich dran?“
„Keine Ahnung, du wolltest ihr ja gleich beide Amulette geben.“
„Ich dachte nur...“
„Jetzt ist es sowieso zu spät. Ich sollte mich wohl in Vertrauen üben.“
„Ja vielleicht, vielleicht sollten wir das alle“, antwortete ich und warf ihm einen entschuldigenden Blick zu. Ja vielleicht hatte er Recht gehabt. Dieser Brief konnte nur von Laureen geschrieben worden sein. So eifersüchtig wie sie mich immer angeschaut hatte.
„Okay wir haben noch etwas Zeit, also was willst du lernen?“, riss er mich auf einmal aus den Gedanken und verwirrte mich mit dieser Frage.
„Was?“
„Na was du lernen möchtest, irgendetwas.“
„Keine Ahnung. Ehrlich gesagt habe ich keine Lust mich jetzt überhaupt auf etwas zu konzentrieren.“
„Ach komm, du hast die besten Voraussetzungen dafür.“
„Wie bitte? Die Besten? Mein Vater ist tot und es wird nicht einmal eine Beerdigung geben. Ich weiß ja nicht was daran toll sein soll!“, blaffte ich ihn empört an und kickte einen Kienapfel über das nasse Moos.
„Du bist wütend, das ist perfekt. Damit kannst du die besten Lernerfolge erzielen“, schwärmte er und legte den Kopf grinsend in den Nacken, als wären meine Gefühle etwas Tolles.
„Lass mal sein, ich habe keine Lust. Wieso sollte es jetzt überhaupt schon funktionieren? Immerhin habe ich noch keinen einzigen Tropfen Blut getrunken.“
„Na und? Deine Kräfte hast du trotzdem und das mit dem Blut versuchen wir einfach noch ein bisschen vor uns her zu schieben, denn das wird nicht besonders lustig.“
„Klasse.“
„Gib dir einen Ruck. Die Magie lebt praktisch von Gefühlen und zu den Stärksten gehören nun mal Eifersucht und Wut.“
„Wer hat gesagt dass ich eifersüchtig bin?“, zischte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich war nicht mehr eifersüchtig! Laureen hatte er doch in den Wind geschossen und das Mädchen von eben hatte nicht mehr als Geschäftliches von ihm gewollt. Warum also sollte ich eifersüchtig sein?!
„Das waren doch nur Beispiele. Versuch es einfach. Du wirst sehen, es wird dich glücklicher machen als du denkst.“
„Wenn du mich danach endlich in Ruhe lässt“, stimmte ich nörgelnd zu und blieb stehen.
„Sehr gut! Mit was wollen wir anfangen?“
„Keine Ahnung, du bist doch hier der Profi“, entgegnete ich gleichgültig und seufzte. Ich hatte keine Lust mir irgendwelche magischen Dinge anzueignen. Dafür war ich einfach nicht in der Stimmung. Alles was ich wollte war in seinen Armen zu liegen und darauf zu warten, dass wir diese grausame Beerdigung hinter uns bringen könnten. Wie konnte er nur so unheimlich gelassen sein, obwohl sein Vater morgen beerdigt werden würde?
„Da hast du recht“, stimmte er lächelnd zu und wich ein paar Schritte zurück. Dann zog er zwei kleine Messer aus seiner hinteren Hosentasche und legte sie ordentlich auf den Boden. Ein letztes Mal prüfte er den Sicherheitsabstand zwischen uns und warf mir schließlich drohende Blicke zu, die mir sagen sollten, dass ich mich bloß keinen Millimeter bewegen durfte.
Augen rollend atmete ich schwer aus und nickte ihm schließlich mit verschränkten Armen zu. Ohne ein weiteres Wort nahm er seine linke Hand aus der Hosentasche und streckte sie dem äußeren Messer entgegen.
Die scharfe Klinge spiegelte die Baumkronen über uns wieder und funkelte ganz eigenartig im finsteren Nebel. Um uns herum wurde es stürmisch und die Bäume begannen sich schwer im heulenden Wind zu wiegen. Die vereinzelten Regentropfen wurden häufiger und trugen zu meinem Wohlbefinden nicht gerade bei. Ich begann zu frösteln und drückte daher die Jacke immer enger an meinen kalten Körper ran.
Mit ziemlich lockeren Gesichtszügen verkrampften sich seine schmalen Finger und brachten das Messer plötzlich zum Schweben.
Ich staunte nicht schlecht als sich das Messer immer weiter den Weg nach oben bahnte und schließlich gefährlich nah vor seinem Gesicht herum tanzte. Einen Moment ließ er es vor seinen Augen schweben, ehe er eine kurze Handbewegung machte und es geradewegs in dem Baum mir gegenüber feuerte. Für seinen Erfolg wollte er natürlich Anerkennung, also warf er mir ein verschmitztes Lächeln zu und trat von dem übrig gebliebenen Messer auf dem Boden zurück, um mir die Gelegenheit dafür zu geben. Zögernd raffte ich mich auf, trat an die spitze Klinge heran und versuchte mein Glück. Lustlos nahm ich meine langsam angewärmten Hände aus der Jackentasche und streckte die Rechte dem Messer entgegen.
„Denk´ bloß nicht, dass es so einfach ist. Du wirst noch deine Schwierigkeiten damit
haben“, erklärte er schmunzelnd und ging mehrere Meter von mir weg, um sich sicher sein zu können, nicht als Zielscheibe dienen zu müssen.
„Du musst nicht gleich übertreiben, ich habe das voll unter Kontrolle“, behauptete ich stolz und konzentrierte mich auf das Messer. Ich begann es fest entschlossen anzustarren und meine Hand ebenfalls zu verkrampfen, aber ich konnte das Messer nicht überzeugen für mich in die Luft zu schweben. Leandro sah nicht lange meinen verzweifelten Versuchen zu und mischte sich letztendlich doch ein, auch wenn er es lange Zeit versucht hatte zu vermeiden.
„Denk an die Gefühle. Du hast ja mittlerweile eine große Auswahl.“
„Was soll das heißen?“, fragte ich aufgebracht und schaute ihm mit hochgezogener Augenbraue entgegen. Was konnte ich dafür, dass mein Leben so kompliziert sein musste? Ich hatte mir das garantiert nicht ausgesucht und nur weil er so verbittert war und keine Gefühle zulassen wollte, musste ich mich doch nicht für meine Sensibilität schämen!
„So war das nicht gemeint, das war nur eine Erinnerung.“
„Hm“, brummte ich unzufrieden und versuchte es erneut. Wut also? Warum musste er mich schon wieder dazu zwingen, über den Tod meines Vater´s nachzudenken? Jetzt wo ich versuchte mir Nichts mehr anmerken zu lassen? Wo ich versuchte so zu werden wie er. Kalt, unsensibel und stark?
Ich erinnerte mich an die hässliche Fratze des Grafen´s, wie er versucht hatte mich mit dem falschen Spiegelbild zu täuschen und Leandro, der es mir versucht hatte zu sagen. Auch wenn ich es für unmöglich gehalten hatte, war es nicht besonders schwer meine Trauer, die unweigerlich bei dem Gedanken an Leandro´s Worte, wieder aufkam, in mächtige Wut zu verwandeln.
Eine kleine Träne kullerte meine Wange hinunter, doch nachdem sie verschwunden war, spürte ich ein unangenehmes Kribbeln in meinen Fingerspitzen. Die Kälte war verschwunden und anstatt ihrer begann mir tierisch heiß zu werden. Mein Herzschlag verdreifachte sich und meine Atmung wurde schneller. Ein letztes Mal verkrampfte ich meine Finger mit voller Kraft und versuchte jegliche Energie in das funkelnde Ding auf den Boden zu setzten.