Alles war still.
Er schaltete den Fernseher an, doch wie immer war der Empfang gestört. Entnervt seufzte er. Was erhoffte er sich eigentlich davon? Wie lange sollte das so weiter gehen? Langsam erhob er sich von dem orangenen Sofa, wobei von der ursprünglichen Farbe nichts mehr zu sehen war. Überalls waren zerrissene Stellen und Ecken, an denen ein starker Braunstich zu bemerken war. Doch was kümmerte es ihn? Er würde nie wieder Besuch haben, geschweige denn einen anderem Menschen unter die Augen treten. Wenn es überhaupt noch irgendwo einen geben sollte, doch nachdem, was passiert war, hatte er sich schon lange jegliche Hoffnungen zunichte gemacht. Und er war nie jemand gewesen, der schnell aufgegeben hatte.
Er schlurfte auf seinen Schreibtisch zu und ignorierte dabei die dicke Staubschicht auf den vielen Blättern. Was veranlasste ihn eigentlich noch dazu, weiter zu existieren? Was war der Sinn solch eines einsamen Lebens? Lange Zeit war er ein gläubiger Mensch gewesen, doch mit der Zeit hatten alle seine Vorstellungen aufgehört, Form an zu nehmen. Erst war er wütend gewesen und fragte sich immer wieder, wieso Gott dieses Leben für ihn bestimmt hatte und was seine Absicht gewesen ist, doch jetzt fragte er sich nur, wie er so naiv sein konnte und seine Hoffnungen auf eine überirdische Macht setzen konnte.
Er blickte durch sein Fenster ins Sonnenlicht. Prompt kniff er seine Augen zusammen und stolperte zwei, drei Schritte nach hinten. Wie lange hatte er sich nun hier eingesperrt? Jedes Zeitgefühl war schon vor Wochen aus seinem Kopf gewichen.
Plötzlich ertönte ein dumpfes, monotones Klopfen an der Tür. Sein Blick schnellte blitzschnell zum Eingang der kleinen Hütte und sein Atem ging rasend. Das kann nicht möglich sein. Oder doch? Hatte er nicht gründlich genug nachgedacht? Was hatte er übersehen in dem Puzzle? Ein zaghaftes Lächeln ging über sein Gesicht, bis er schließlich schallend lachte. Was hatte er denn für Gedanken gehabt? Der letzte Mensch auf Erden? Also wirklich, das klang wahrhaftig nach einem schlechten Gruselmärchen.
Ein weiteres Mal klopfte es.
Das Lachen blieb ihm im Halse stecken und er machte ein paar unsichere Schritte auf die verschlossen und verbarrikadierte Tür zu. Doch eine Sache verunsicherte ihn. Wie konnte derjenige, wer auch immer dort draußen vor seinem Haus stand, sich seiner Sache so sicher sein? Würde er an dessen Stelle stehen, wäre er von Angst und Hoffnung überwältigt. Seine Hand würde zittern und vermutlich würde er in Tränen ausbrechen, wenn er nur eine Form des Lebens erahnen könnte. Ruckartig blieb er stehen. Etwas war hier faul. Er sah sich in dem Raum um.
Ein drittes Mal klopfte es. Es sollte auch das letzte Mal sein.
Längst hatte er erneut alle Hoffnung aufgegeben. Es tat weh. Es tat weh, immer wieder enttäuscht zu werden und mit seiner eigenen Psyche zu kämpfen. Auch wenn das nicht das Ende sein sollte, dachte er, wagte er es nicht, einen Gedanken über eine Rettung zu verschwenden. Vielleicht war es seine Bestimmung. Er ging auf sein Sofa zu und legte sich nieder. Wer auch immer dort draußen vor seiner Tür stand, sollen sie doch kommen und ihn holen. Seine Brust hob und senkte sich. Zweimal, dreimal. Dann hörte er auf zu atmen.