Seit einer ganzen Weile, saßen sich Josh und Dorian gegenüber und lauschten dem hektischen Treiben von Tante Risha und Nora im unteren Stockwerk. Keiner wusste nach dem gestrigen Streit, wie sie das Gespräch beginnen sollten. Josh dachte darüber nach sich zu entschuldigen, aber verwarf den Gedanken. Er wäre sicherlich nicht der Erste der sprechen würde und selbst wenn, wäre es erbärmlich vor Dorians Füßen zu Kreuze zu kriechen und um Vergebung zu betteln. Er hatte Fehler gemacht, ja, aber seinen Stolz würde er dennoch nicht vergessen.
Stumm starrten sie sich an, bis Dorian begann nervös mit den Fingerspitzen auf der Stuhllehne zu trommeln und genervt aufstöhnte. „Wie alt sind wir, dass wir das hier nötig haben?‟, fragte er verärgert und verdrehte die Augen, „Gestern Abend verlief nicht wie geplant und ich gebe, wenn es sein muss zu, dass meine Reaktion am Ende ein wenig übertrieben war, obwohl du dich wie ein Vollidiot aufgeführt hast.‟
„Ich habe lediglich die Wahrheit gesagt‟, versuchte sich Josh zu verteidigen, aber musste dennoch grinsen. Er schüttelte den Kopf und sah auf seine gefalteten Hände. „Aber wenn es sein muss gebe auch ich zu, dass mein Verhalten ein wenig unbedacht war.‟
„Unbedacht?‟, lachte Dorian auf, „Du hast unseren Stammkunden als Süchtigen bezeichnet und gedroht, keine weiteren Flaschen mehr zu liefern, weil es deiner Meinung nach, zu seinem Besten wäre. Das ist ein wenig mehr als unbedacht, dass ist unfassbar dämlich!‟
Josh zuckte die Schulter und murmelte: „Er ist süchtig.‟
„Und wenn schon‟, stöhnte Dorian, „Du hast selbst gehört, dass er deine Erinnerungen mit nichts anderem vergleichen kann und wie der aussah, hat er einige Erfahrung auf diesem Gebiet. Sie machen ihn glücklich ohne ihm körperlichen Schaden zuzufügen.‟
Josh seufzte und knetete seine Hände nachdenklich. Er hatte keine Lust auf eine weitere Diskussionsrunde mit Dorian, vor allem, da sein Cousin jede einzelne zu gewinnen schien.
„Lass uns nicht mehr über die Schädlichkeit meiner Erinnerungen sprechen‟, beendete er bestimmt das Thema, „Ich habe eine ganz andere Frage. Weshalb zum Teufel nennt der Kerl unsere Flaschen Echo?‟
Dorian grinste verlegen, „Als ich mit dem Verkauf begann, ist mir der Name womöglich raus gerutscht. Du bezeichnest deine Gläser manchmal als Echos und als mich der Kerl fragte, ob das der Name unserer Ware wäre, hab ich einfach ja gesagt. Seitdem hält sich diese Bezeichnung und je länger ich darüber nachdenke, umso cooler wird der sie.‟ Er zuckte mit den Achseln und warf einen schnellen Blick auf sein Handy. „Lass uns am Besten auch nicht mehr über gestern Abend sprechen. Ich werde noch immer sauer wenn ich daran denke.‟
„Eine Sache, bevor wir die Ereignisse vergessen‟, wandte Josh ein und hob den Blick, „Danke, dass du mir den Kerl vom Leib gehalten hast.‟
Dorian hob verblüfft die Brauen, bevor sich seine Lippen zu einem selbstgefälligen Lächeln verzogen, „Kein Problem.‟
„Wie viele Echos haben wir noch?‟, fragte Josh und Dorian musste bei dem Namen grinsen.
„Wir hatten vierzig, aber in den letzten zwei Wochen, einschließlich dem Abend über den wir nicht mehr sprechen, haben wir 21 verkauft. Bleiben noch 19, von denen sind allerdings sieben Stück für einen Stammkunden reserviert. Das sind …‟
„Zwölf frei verkäufliche Flaschen‟, beendete Josh den Satz und dachte nach. Zwölf Gläser für die verbleibenden vierzehn Tage des Monats. „Liegen diese Zahlen in unserem üblichen Bereich?‟, fragte er Dorian, der daraufhin nachdenklich nickte.
„Normalerweise haben wir mehr, aber die Leute, die spontan zu mir kommen und nach einer Flasche Echo fragen, kann ich abwimmeln. Insgesamt würde ich sagen, wir liegen gut in der Bilanz.‟
„Krise abgewendet?‟, erkundigte sich Josh spöttisch und dachte an Dorians nahezu panische Reaktion nachdem er erfahren hatte, dass ihr Vorrat beinahe aufgebraucht war.
„Haha‟, antworte sein Cousin genervt, „Keine Sorge, deine Pause ist nicht mehr in Gefahr.‟ Josh atmete erleichtert auf und setzte sich ein wenig aufrechter hin. Er beugte sich vor und sah Dorian eindringlich an.
„Das freut mich zu hören, denn mir schwebt bereits ein neues Projekt vor Augen, über das ich die ganze Nacht nachgedacht habe.‟ Dorian runzelte die Stirn und rückte seinen Stuhl näher zu Josh heran. Interessiert legte er den Kopf schräg und lauschte seinen Erklärungen.