Filipa zuckte zusammen, als sich die Klinge neben ihrem Ohr ins Holz bohrte. Ihre Augen blieben kurz an ihrem Schaft hängen und verfolgten die Flugbahn zurück. Als sie Corey zwischen den Blättern entdeckte, erblasste sie, zu Coreys Freude, obwohl sie wissen musste, wem sie sich gegenüber sah. Doch allem Anschein nach, hatte die mediterrane Schönheit mit den dicken, schwarzen Locken sich zu sicher gewähnt und sich auf die zahlenmäßige Überlegenheit verlassen.
Corey hätte die Situation nicht besser planen können. Ihr Herz schlug vor Erregung und ihm anhaltenden Wahn ihrer schier grenzenlosen Selbstsicherheit, hatte das Mädchen absichtlich verfehlt. Sie wollte, dass Filipa ihr ins Gesicht sah, bevor sie starb. Und als sie Coreys Blick erwiderte, wurde ihr das auch klar. Hass flammte in ihren dunklen Augen. Doch es gab kein Entkommen. Corey hatte bereits das zweite Messer in der Hand und zielte. Filipa blieb gerade noch genug Zeit, um den Mund zu einem Schrei zu öffnen, als sich der Stahl in ihr rechtes Auge bohrte, bevor auch nur ein Laut ihre Lippen verließ.
Das Mädchen kippte nach hinten und stürzte in die Tiefe. Sie prallte hart mit dem Rücken auf und blieb regungslos liegen. Corey hielt die Luft an und wartete, ob jemand den Aufschlag gehört hatte und heran geeilt kam. Nach zwei Minuten verließ sie die Geduld und sie kletterte hastig von dem Baum herunter und eilte zu der Leiche.
Sie schnappte sich die Waffe, die im Kopf des Mädchens steckte, wischte sie an ihrem Ärmel ab und schob auch die zarten Klingen des Mädchens in ihr Holster. Das größere Kampfmesser verstaute sie neben ihrem eigenen, in einer Schlaufe an der Rückseite ihrer Weste. Sie warf noch einen schnellen Blick in die Runde. Sie hatte keine Zeit mehr zu verlieren. Obwohl der Drang groß war, auch noch ihr Messer zu holen, das über ihr in der Rinde steckte, verzichtete sie darauf und beeilte sich, den Rückweg zu Shane einzuschlagen. Die fortschreitende Dämmerung verschlechterte die Sichtverhältnisse zunehmend und Corey wagte es, sich deutlich schneller durch das Geäst zu bewegen, als zuvor. Ohne weitere Umwege, entschied sie sich für den direkten Weg.
Sie erreichte den Baum, von dem aus sie Filipa entdeckt hatte und suchte nach einem Ast, der sie weiter in die angepeilte Richtung führte, als sie einen Aufschrei hörte. Jemand musste Filipa entdeckt haben. Shit, viel zu früh. Coreys Gedanken rasten. Weiter oder warten? Sie entschloss sich zu warten. Der Laut sollte sicher die anderen zwei mobilisieren und es wäre dämlich, sich jetzt weiter zu bewegen, wenn sie nicht garantieren konnte, dabei keinerlei Geräusche zu verursachen. Die junge Frau hielt sich nervös am Stamm fest und sah abwechselnd nach unten und zu ihren Seiten.
Als ein großer Schatten unter ihr lang lief, atmete sie innerlich auf und klopfte sich gedanklich selbst dafür auf die Schulter, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Sie sah der schattenhaften Gestalt nach. Sie war groß, hatte ein gewaltiges Kreuz und einen viel zu klein wirkenden Kopf auf den breiten Schultern. Gerrit. Coreys Finger kribbelten und wanderten wie von selbst zu ihrem Oberschenkel. Die Fingerspitzen berührten Stahl. Hin und her gerissen ihr Glück zu strapazieren sah zu, wie er sich bedächtigen Schrittes und leiser, als man es einem Mann seiner Statur zutrauen würde, auf die Quelle des Schreis zu bewegte.
Sie müsste ihn auf Anhieb tödlich verwunden und das traute sie sich bei diesen Lichtverhältnissen nicht zu. Denn Gerrit war schnell. Und verdammt stark. Im Nahkampf hätte das Mädchen keine Chance. Verärgert biss sie die Zähne zusammen und überlegte fieberhaft. Wenn sie ihn mit dem Wurfmesser nur verwundete und es dennoch irgendwie schaffen sollte, ihn schnell genug mit ihren beiden Kampfmessern zu attackieren und tatsächlich zu besiegen, würde sie trotzdem Zeit verlieren. Vielleicht zu viel, um zu Shane und mit ihm davon zu laufen. Erschwerend kam noch hinzu, dass ein Kampf mit dem Giganten vermutlich genug Lärm machen würde, um auch Alex und Yasha innerhalb von Minuten anzulocken. Und ob sie ihnen dann noch mal entwischen konnte, war eher fraglich. Das Risiko war zu hoch. Verdammte Scheiße. Sei vernünftig, du erwischst ihn einander Mal.
Frustriert ließ sie den Moment verstreichen, in dem sie Gerrit hätte treffen können, wartete noch einige weitere Sekunden und stieg den Baum herab. Sicher, dass sich alle drei verbliebenen Gegner um Filipas Leiche versammelten, rannte sie los und erreichte Shanes Baum in einem Bruchteil der Zeit, den sie oberhalb des Waldbodens gebraucht hätte. Hastig schob sie den dichten Efeu beiseite und starrte in die Dunkelheit des Hohlraumes. Bevor ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnen konnten, kam der Mann ihr bereits entgegen und sah sie mit aufgerissenen Augen an. Offensichtlich hatte auch er den Schrei gehört und ihn leicht in Panik versetzt.
Sie hielt sich einen Finger vor die Lippen und deutete mit der anderen Hand in die entgegengesetzte Richtung aus der sie gekommen ist. Shane nickte und trat hastig aus dem Baum. Hundert Schritte lange achteten sie noch darauf keinen Lärm zu machen, liefen nebeneinander und sahen sich immer wieder um. Doch schließlich nickte Corey Shane zu und rannte voraus. Instinktiv wusste sie genau wo sie hin musste und Shane blieb dieses Mal zum Glück hinter ihr.
Trotz der verlockenden, doch ungenutzten Gelegenheit, war Corey ziemlich zufrieden mit sich. Wieder drei weniger.
Auch wenn eigentlich nur zwei so richtig auf ihre Kappe gingen. Wäre Shane nicht gewesen, hätte Sam ihr während des Kampfes mit Caro in den Rücken fallen können. Sie verdankte ihm ihr Leben und stellte, etwas erstaunt über sich selbst fest, dass diese Schuld sie nicht verstimmte. Im Gegenteil. Auch wenn es natürlich genauso um sein Leben ging, rechnete sie es dem jungen Mann an, dass er sich dem Kampf gestellt und ihr Zeit verschafft hat. Vielleicht hätte er Sam sogar allein überwältigt, wären die restlichen vier Arschgeigen nicht aufgetaucht. Er hatte sich ihr inzwischen nicht nur als nützlich, sondern als würdig erwiesen.
Als sie das leise Gurgeln des Bachs vernahmen, war es bereits so dunkel, dass sie nur noch wenige Meter weit sehen konnten und ihre Schritte verlangsamen mussten, wenn sie nicht mit einem plötzlich auftauchendem Baum kollidieren wollten.
Sie folgten dem Ufer bis zur Weide, von der aus sie am Morgen in den Wald eingedrungen waren und passierten sie, ohne inne zu halten. Die beiden hatten fast den ganzen Tag über kein Wort gewechselt und erreichten auch schweigend ihre kleine Höhle, die sie zwischen dicke Wurzeln und einen umgestürzten toten Baum gegraben hatten.
Die mit Erde, Gras und Laub verdichteten Wurzeln bildete eine Flache Kuppel, die fast natürlich wirkte. Dicht am Stamm des alten Baumes, wuchs ein dicker Teppich aus Moos und schien auch einen Teil der Kuppel zu bedecken.
Corey blieb am Bach stehen, während Shane sich genau dort nieder ließ und das Moos ab sammelte. Er legte einige große Steine frei, schob sie beiseite und enthüllte den Eingang. Er drehte sich zu ihr um und sie nickte zum Wasser, bevor sie sich an den Wasserlauf kniete, und die Hände ins Wasser tauchte. Sie formte mit den Händen eine Schale und trank langsam daraus. Erst als ihre Lippen mit dem Wasser in Berührung kamen, merkte sie wie durstig sie war. Das Wasser ran ihre ausgedörrte Kehle hinunter und löste einen salzig metallischen Geschmack. Corey spülte sich den Mund aus, spritzte sich Wasser ins Gesicht und wischte sich den letzten Rest trockenen Blutes vom Kinn.
Sie sah in den tiefschwarzen, mondlosen Nachthimmel auf. Myriaden von Sternen glitzerten auf sie herunter, doch spendeten kaum Licht. Dafür war ihr Kopf so klar, wie schon lange nicht mehr. Das Wasser schien nicht nur den Staub aus ihrer Kehle, sondern auch den Schleier von ihren Gedanken gespült zu haben. Sie fühlte sich viel ruhiger, fast schon entspannt.
Während Shane sich neben ihr auf die Knie nieder ließ und ebenfalls aus dem Bach trank, betrachtete Corey ihre Hände. Trotz der Dunkelheit, meinte sie den scharfen Kontrast zwischen ihren inzwischen sauberen Händen und den dreckigen Armen, voller getrocknetem Blut, zu erkennen. Wenn ihre Arme schon so aussahen, wie musste dann erst ihre restliche Erscheinung sein. Ein Schauer des Ekels kroch ihr über den Rücken und hinterließ eine Gänsehaut, obwohl die Luft noch immer heiß und schwül war. Angeekelt sah sie an sich herab und wurde von einem übermächtigen Bedürfnis nach Sauberkeit ergriffen. Sie ließ sich nach hinten auf ihr Gesäß fallen, schnürte die Stiefel auf und schlüpfte gleich mit aus den Socken heraus. Im Sitzen legte sie die Weste ab und zog ihr Nachthemd aus der Hose. Hastig riss sie es sich vom Leib und stieg so eilig aus der Hose, als fürchtete sie, Skorpione würden die Hosenbeine hochklettern. Die weißlich graue Unterwäsche, ein normales Höschen und Bustier, mit breiten Trägern, die sich auf dem Rücken kreuzten, behielt sie an und kniete sie sich ins flache Wasser. Mit den Händen schöpfte sie es sich über die Glieder und ins Gesicht. Wie besessen rubbelte sie sich Dreck, Schweiß und das fremde Blut von der Haut. In ihrer Vorstellung färbte sich das Wasser rot und braun, doch die Nacht verschluckte jede Farbe.
Als sie fertig war, griff sie nach ihrem Nachthemd und tauchte es ebenfalls in den Bach. Sofort fühlte sie sich besser und spülte das Shirt im flachen Wasser durch. Shane hatte während ihrer Prozedur kein Wort gesagt, doch als das Mädchen zu ihm rüber sah, und seinen verblüfften Blick bemerkte, legte sie den Kopf leicht schief und ließ ihre Augen demonstrativ von seinem Kopf zu seinen Füßen Wandern.
„Ein bisschen Wasser würde dir auch nicht schaden.“
Shane klappte den Mund auf, doch statt etwas zu sagen, nickte er nur stockend. Als er jedoch keine Anstalten machte sich zu rühren, blinzelte Corey amüsiert und lachte leise.
„Schüchtern?“, fragte sie und erhob sich aufreizend langsam. Sie war sich seiner Blicke nur allzu bewusst, doch es störte sie nicht. Ihre Unterwäsche war klatschnass und klebte ihr an der Haut. Grazil bewegte sie sich mit kleinen Schritten aus dem angenehm kühlen Wasser direkt auf ihn zu. Den Kopf leicht zur der Seite gekippt, sah sie ihn von unten durch lange dunkle Wimpern an. Sie hielt seinen Blick gefangen, während sie die Arme hob und die Hände flach auf seine Brust legte. Er rührte sich nicht, auch als sie langsam ihre Finger unter sein Hemd schob und es ihm über die Schultern und die Arme streifte, bis es hinter ihm auf den Boden fiel.
Gespannt ließ sie einige Sekunden verstreichen, bis ihre Hände von seinen angespannten Oberarmen, zurück über den ganzen Oberkörper bis hin zu seinem Hosenbund wanderten. Sie beobachtete ihn, neugierig auf jede Reaktion, während sie das alte Unterhemd heraus zog und über seine Haut nach oben rollte. Sein Blick flackerte zu ihren erwartungsvoll geöffneten Lippen und zurück zu ihren Augen. Als der Stoff unter Armen anlangte, regte er sich endlich und zog sich das Hemd selbst über den Kopf.
Corey befeuchte sich die Lippen. Sie schob die Hände weiter über seine nackte Brust zum Nacken und vergrub die Finger in seinen Haaren. Shane fasste sie vorsichtig an der Hüfte, schien es aber nicht zu wagen mehr zu unternehmen und abzuwarten, ob sie ihm nur eine perfide Falle stellte. Corey gefiel der Gedanke, doch sie verschob ihn auf später. Eine andere Situation und für einen anderen Mann.
Sie löste die Hände aus seinen weichen Haaren und ließ den ganzen Weg zurück zu seinem Hosenbund gleiten. Ohne den Blick von seinen Augen abzuwenden, die noch immer in atemloser Spannung auf sie gerichtet waren, öffnete sie ohne Schwierigkeit seinen Gürtel und den Verschluss, der ausgeblichen schwarzen Rangerhose. Süß lächelnd zog sie ihm, dabei selbst in die Knie gehend, die Hose zwischen die Knöchel und erfreute sich an seinem hörbar stockenden Atem, als ihr Kopf sich auf einer Höhe mit seinem Unterleib befand.
Die schweren Stiefel verhinderten, dass er sofort aus den Hosenbeinen steigen konnte, doch das kümmerte Corey nicht. Während sie sich langsam wieder aufrichtete und zu ihm aufsah, presste das Mädchen seinen Körper mit sanften Druck gegen ihn. Shane wankte um keinen Millimeter, als sie sich an ihm entlang nach oben schob, doch seine Lider flackerten leicht, als ihr Oberkörper Zentimeter um Zentimeter über die harte Beule glitt, die sich nur noch unter dünnem Stoff verbarg.
Wieder stehend, griff sie nach seinen Händen und legte sie sich selbst auf die Hüfte. Shane wehrte sich nicht, schien sich jedoch immer noch zu scheuen, selbst die Initiative zu ergreifen und voll in ihr Spiel einzusteigen. Etwas irritiert kniff Corey ein Auge zusammen und betrachtete ihn nachdenklich. Shane Ó Shea, ein so hübscher Kerl wie du, ist doch nicht etwa noch jungfräulich?
Entschlossen, noch etwas nachzuhelfen, ließ sie ihre Hände auf seinen und drückte sie auf ihre noch feuchte Haut, über die Rippen und schließlich auf den glatten Stoff, der ihren Busen verhüllte. Shane zögerte noch einen Moment, bevor er der Aufforderung nach kam und sich seine Finger kaum spürbar um ihre Brüste schlossen. Corey nickte ihm kaum merklich zu und er verstärkte den Griff leicht, ließ sogar die Daumen sanft über ihre Nippel streichen, die unter der Berührung hart wurden.
Inzwischen ruhten seine Augen nicht mehr auf ihrem Gesicht und er sah bestürzt auf, als sie sich mit einem Schritt zur Seite von ihm entfernte. Nur widerwillig lösten seine Hände sich von ihr und fielen schlaff nach unten. Zweifellos fragte er sich, ob sie nur ein krankes Spiel mit ihm trieb und an dieser Stelle einfach stehen ließ. Zufrieden lächelnd und mit einem bewussten Schwung ihrer Hüften, ging sie zu ihren fallengelassenen Kleidern. Sie beugte sich mit gestreckten Beinen und geradem Rücken vornüber und hob ihre Sachen vom Boden auf.
Als sie sich wieder halb zu ihm umdrehte, sah sie ihre Hoffnung bestätigt, dass er ihr nachgesehen hatte. Mit offenem Mund starrte er sie voller Begierde an. Sie streckte ihm die Hand entgegen, um ihn einzuladen, zu ihr zu kommen und er machte augenblicklich einen Schritt auf sie zu. Jedoch hatte er vergessen, dass seine Hose ihm noch um die Knöchel hing und wäre beinahe gestolpert. Corey biss sich grinsend auf die Lippen, ließ es ihn jedoch nicht sehen und ging voraus zu ihrer kleinen Höhle unter den Bäumen.