Mia wollte es nicht wahrhaben, als sie die Mörder ihres Vaters vor sich stehen sah. Sie erinnerte sich an alles, was sie ihr und Akito angetan hatten. Hektisch sah sie sich im Saal um. So sehr sie sich auch anstrengte, sie konnte ihn nicht entdecken. Sie wollte sich gar nicht vorstellen wie es ihm jetzt ging.
Aber vielleicht war es ja ein Glück, das sie ihn nicht sehen konnte, vielleicht hatte er von der ganzen Aufregung ja nichts mitbekommen? Sie konnte es nur hoffen, egal was sie ihr angetan hatten, Akito hatte das Tausendfache davon durchlitten. Und wenn sie es gerade so mit ihnen in einem Raum aushielt, wie musste es dann ihm erst gehen.
Erschrocken zuckte sie zusammen, als Pamil anfing zu sprechen.
„Nun? Was wollt ihr hier draußen?“
„Wir sind auf der Suche nach jemanden.“ Wieder sah sich Mia panisch um.
„Ja? Und nach wem? Vielleicht kann ich euch ja behilflich sein?“
Mia lief es kalt den Rücken hinunter und sie bekam am ganzen Körper Gänsehaut. Waren sie hier, um sie zurück zu holen? Sich zu rächen? Nein, das würde Akito nicht zulassen. Niemand hier. Aber wenn der König von ihnen wusste, könnten auch Pamil und seine Männer nichts mehr ausrichten. Aber warum hatte Liv sie dann überhaupt erst fliehen lassen!?
Sie spürte die besorgten Blicke von Sarah und nahm dankbar ihre Hand. Es half ihr sich an etwas fest zu halten. Pamil würde sie fortjagen. Bestimmt. Sie würde sie nie mehr sehen müssen. Tief atmete sie durch und lächelte Sarah beruhigt an.
Diese sah allerdings nicht sie an, sondern starrte fassungslos zu Pamil.
„Nicht nötig. Wir haben ihn gerade gefunden.“
Nein, sie starrte nicht Pamil an, sondern Akito. Mia klammerte sich besorgt an Sarahs Arm fest, sie fing an unkontrolliert zu zittern. Langsam ging Aktio an den Mördern vorbei und stellte sich neben Pamil.
Was zur Hölle tat er da!? Mia wusste, dass er rücksichtslos war und sich keinerlei Gedanken um sich selbst machte, aber wenn sie hier waren, um ihn umzubringen, war das reiner Selbstmord!
„Akito?“
„Es ist in Ordnung. Ich will hören was sie zu sagen haben.“ Mia zuckte erneut zusammen. Seine Stimme war kalt. Nein, mehr als das. Sie konnte eine Blutlust darin erkennen, die ihr bisher fremd gewesen war.
Pamil machte ihm Platz und stellte sich schützend hinter Akito. Die Stimmung im Raum war auf einmal umgeschwungen. Niemand sagte mehr ein Wort und alle warteten gespannt auf den nächsten Moment.
„Nun? Was wollt ihr?“
„Wir wissen nicht wohin. Der König hat uns zu Ketzern erklärt.“ Mia zuckte erschrocken zusammen, als sie die ihr nur allzu vertraute Stimme hörte.
Akito lachte trocken, Mia wusste sofort, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Aber wie auch? Genau wie sie musste er sich an alles erinnern. Nur schaffte er es anscheinend besser es zu verstecken.
„Und? Warum ist das mein Problem?“
„Verdammt noch mal ich habe dir geholfen zu fliehen!“
„Ja, natürlich. Geholfen. Nach drei Jahren hast du dich lediglich dazu entschlossen, dass das eine bessere Alternative ist! Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich die drei Jahre davor einfach so ganz plötzlich vergessen?“
Mit einem Schlag schienen alle ihre Waffen gezogen zu haben. Mia erschauderte, als sie sich umsah. Niemand hatte auch nur ein Wort darüber verloren, was Akito zugestoßen war, aber dennoch schienen es alle zu wissen. Wen sie auch ansah, sie sah kalte, blutrüstige Augen. Akito konnte behaupten, was er wollte, seine Leute liebten ihn über alles.
„Nicht.“ Mit nur einem Wort schaffte Akito es die Lage etwas zu entspannen. Aber Mia zitterte noch immer. Sarah griff sie am Arm und langsam machten sie sich auf den Weg nach draußen.
„Was denn? Dachtest du wirklich ich würde es euch so einfach machen? In dem Moment, als ihr euch auf die Suche nach mir gemacht habt, hättet ihr mit eurem Leben abschließen sollen. Nein. Keine Sorge ich werde euch nicht töten, noch nicht. Schließlich habe ich nicht alleine über euer Schicksal zu entscheiden. Mia?“
Mia erschrak fürchterlich. Warum musste er sie da reinziehen!? Sie wollte doch nur fort von diesen Bestien! Alles schien auf sie zu warten.
So gut sie konnte riss sie sich zusammen und trat an Akitos Seite.
„Mia ich weiß es ist nicht einfach, aber was willst du, dass ich mit ihnen tue?“
Mia sah ihn entsetzt an. Verzweifelt suchte sie nach Worten. „Ich will sie nicht sehen. Nie wieder!“
Sie konnte nicht mehr, das war das einzige was sie herausbrachte. Alleine Sarahs Arme hielten sie davon ab, auf der Stelle zusammen zu brechen. So schnell es ging verließen sie den Raum.
Sobald sie draußen waren, konnte Mia endlich wieder aufatmen. Sarah hielt sie lange trötend in den Armen, sie bewegten sich erst wieder, als die Sitzung schon zu Ende war.
Als sie hörte, was Akito mit ihnen vorhatte, konnte sie nur hoffen, dass er wusste was er tat.