Als die Sonne am Horizont verschwinden wollte, beeilte sich Wataru einen Unterschlupf für die Nacht zu finden. Es war zwar Sommer, aber wenn der Nachtwind einen ungeschützt traf, fror man selbst in der warmen Jacke entsetzlich. Doch das Glück schien mit ihm zu sein, er erspähte eine Bodenvertiefung, welche von einigen Büschen gesäumt war. Rasch eilten Wataru und Odoki dorthin, denn sie mussten sich noch ein Feuer machen. Kurz bevor sie ihr Ziel erreichten, stellten sie fest, das in der Vertiefung bereits ein Feuer brannte. Was sie abrupt stoppen ließ.
"Odoki, wir müssen vorsichtig sein, da ist bereits ein Feuer. Vielleicht sind es Wilderer.", stellte Wataru besorgt fest.
Odoki stoppte seinen Vormarsch und pirschte sich mit Wataru näher und näher an die Kante der Vertiefung an. Doch was sie da sahen war keinesfalls ein Horde von Wilderern. Unter ihnen befand ein kleiner, klarer See, darin lag eine nackte junge Frau. Ihr langes braunes Haar, verdeckte einen Teil ihres Oberkörpers. Doch konnten die Haare nicht verbergen, dass sie eine Schönheit von Kopf bis Fuß darstellte. Freilich war es nur ein Blick aus der Distanz, aber Wataru war sich sicher das sie auch von nahem nichts an ihrer Attraktivität einbüßen würde. Sie hatte die beiden noch nicht bemerkt und wusch sich in aller Seelenruhe. Ihre Sachen hingen an einem Ufernahen Baum. Wataru wich von der Kante zurück, wie sie ihn mit seiner feuerroten Gesichtsfarbe nicht erspäht haben konnte, war ihm unbegreiflich. Er zog Odoki zu sich und bedeutete ihm, dass sie warten würden, bis sie ihr Bad genommen hatte und wieder ihre Kleidung trug.
Es vergingen einige Minuten, Wataru hatte die Augen geschlossen und bemerkte so nicht, dass Odoki seine Weisung missachtet hatte und zu der Schönheit herunter kletterte. Er merkte es erst als ein lauter Ausruf ihn aus seinen Gedanken riss. Schnell richtete er sich auf und sprang in die Richtung des Schreis. So fokussiert auf den Ausruf, hatte er nur vergessen, dass die Kante in der er hinab gespäht hatte, mehrere Meter in die Tiefe führte. Wataru realisierte seinen Fehler zu spät und stürzte unter lautem Platschen in das kalte Wasser.
"Was war denn das?", fragte Aiko Kaischi ihre großen blauen Augen von dem süßen Wesen vor ihr auf das Wasser richtend. Odoki ahnte schon was "das" war...
Es hatte ein wenig gedauert bis Wataru Aiko erklärt hatte wie es dazu kam, dass er die Klippe hinab in das Wasser stürzte. Bewusst ließ er dabei den Anblick der nackten Aiko aus und Aiko verschwieg ihm bewusst, dass sie wusste was er alles von ihr gesehen hatte.
Sie entschieden sich die Nacht gemeinsam zu verbringen und setzten sich an das prasselnd, warme Feuer. Dort spießten sie ein paar Würste auf und verschlangen sie mit einer Brotscheibe. Nur der Mond und die Sterne waren Zeugen dieser kleinen Übereinkunft mitten im Nirgendwo. Und nur die Zeit wusste, welche Geschehnisse noch die beiden erleben würden. Es dauerte nicht lange, dass Odoki neben Wataru einschlief.
"Wirklich süß dieses Ome.", kommentierte Aiko die Szenerie als Odoki sich an den Körper seines Begleiters kuschelte.
"Du kennst dich gut mit den Lebewesen Rekischis aus. Die meisten halten Odoki für einen kleinen Tiger oder etwas in der Art."
"Es wäre auch schlecht wenn die Assistentin eines Professors das nicht zu unterschieden weiß.", zwinkerte ihm Aiko zu.
"Du bist auch bei einem der drei Professoren angestellt?", fragte Wattaru erstaunt. Es war schon verrückt genug in dieser weiten Ebene jemanden kennen zu lernen. Aber dann noch eine Kollegin, das war nun wirklich der Gipfel des Zufalls.
"Ja bin ich, bei Uschina Rema, der Professor von Arasuka."
"Ah aus Arasuka", erwiderte Wataru ohne ein konkretes Bild dieses Professors vor Augen zu haben. "Und was führt dich nach Pujaku?"
"Ich soll hier Populationsstudien vorbereiten.", log Aiko.
"Vorbereiten?"
"Ja ich reise durch das Land und gebe interessante Forschungsgebiete weiter.", log sie erneut.
Um nicht weiter lügen zu müssen, lenkte Aiko das Thema des Gesprächs von sich weg.
"Du fragst mich ja ganz schön aus, jetzt bin ich mal dran. Wie kommt es das du keinen der regulären Starter als Partner hast und dafür ein Ome dein Gefährte ist?", Aiko stellte diese Frage durchaus aus Neugier, denn üblicherweise waren die Begleiter in ganz Seiku dieselben. Eine Hundeart namens Amuro, eine Wellensittichart namens Wéave und eine Sumpfschildkrötenart namens Brasiliquide. Sie gehörten den Elementen Erde, Wind und Wasser an, zudem handelte es sich bei allen um klassische Haustiere von Seiku. Ome hingegen waren selten, so selten, dass die meisten Menschen wohl noch nie eins gesehen hatten. Was unter anderem daran lag, dass Ome nur auf Ryusei vorkamen. Diese Insel, welche sich in einem dichten Nebel aus Iridium hüllte, konnte nur mit viel Glück gefunden werden. Und selbst wenn man die legendäre Insel fand, waren Ome nicht leicht zu fangen. Dafür sorgte schon ihr mächtiges Usei-Element, dass ganz klar das seltenste aller Elemente war und außer bei den Ome nur noch bei Wesen aus mythologischen Erzählungen existierte.
"Wenn dich das interessiert, werde ich es dir berichten..."
*
Es war einige Monate her in einer sternenklaren Vollmondnacht. Sternschnuppen zogen über den nächtlichen Himmel und in ganz Seiku wünschten sich die Menschen bei ihrem Anblick etwas von Herzen. In dieser Nacht der fallenden Sterne, kam es zu der Schicksalhaften Begegnung zwischen Wataru und Odoki. Wataru war mit Professor Wain auf einer nächtlichen Exkursion um verschiedenste Arten bei Nacht im Umfeld von Togotta zu beobachten. Da geschah es das eine der Sternschuppen vom Himmel zur Erde sauste und nur unweit der beiden Wissenschaftler einschlug. Wataru eilte voller Neugier zu dem heruntergefallenen Stern und fand dort einen kleinen Tiger. Dieser lag ohnmächtig in mitten der Meteoritensplitter. Sie brachten das schwerverletzte Wesen in das Labor von Professor Wain. Es dauerte Tage bis das Ome wieder zur Besinnung kam. Doch als es endlich soweit war, dankte es seinem Retter in dem es sich für einen Moment in eine Disk sperren ließ. Mit diesem Akt war ihre Verbindung als ewige Gefährten festgelegt.
"Und wie kam es zu seinen Namen?", fragte Akito weiter.
"Es klingt vielleicht seltsam, aber als Odoki bei Bewusstsein war und er mir seine Pfote reichte, hatte ich aus unerfindlichen Gründen die Geschichte des Omekönigs im Kopf. Und so gab ich ihm in Anlehnung des Omekönigs Odok seinen Namen."
Das Gespräch drehte sich noch ein wenig weiter, bis Akito und Wataru einschliefen...
ss+Odoa