Ich weiß nicht wie lange wir fuhren. Es erschien mir wie eine Ewigkeit, nichts in diesem Wagen konnte mich ablenken. Eine schwarze Wand trennte mich von meinem Fahrer und die Scheiben welche mich von der Außenwelt trennten, eignet sich nicht durch diese hindurch zu sehen. So wurde ich durch Wiesbaden gefahren und wie es mein Pech wollte, musste ich feststellen, dass mein Handy noch immer auf dem Nachttisch in der Bäckerstraße 21B lag.
Irgendwann hielten wir an und nur wenig später öffnete mir der Fahrer die Tür und wies mich an auszusteigen. Ich tat wie mir geheißen. Welche Wahl hätte ich auch gehabt?
Ich blickte mich um und stellte fest, dass ich in irgendeiner muffigen Tiefgarage im Irgendwo mein Ziel gefunden hatte.
"Herr H. freut mich, dass sie kommen konnten.", hörte ich die Stimme von M. Doch dieses Mal nicht aus einem Handy, der hagere Mann stand unweit von mir entfernt und ließ sich vom Schein eines zweiten Mercedes erhellen. Der Wagen war so positioniert, dass ich nur wenig von ihm erblicken konnte. Meine angestrengten Versuche mit meinen Augen gegen den Schein der Autoscheinwerfer mehr von seinem Gesicht zu erhaschen, rangen ihm ein süffisantes und selbstgefälliges Lächeln ab.
"Wären Sie sich nicht gegen die Kräfte der Physik, Sie werden scheitern.", kommentierte er, "Aber ich habe Sie nicht herholen lassen um mich vor ihnen im Autoscheinwerferlicht zu verstecken. Ich habe Sie hergeholt, weil ich Informationen wünsche."
"Informationen?"
"In der Tat."
"Über?"
"Stephen Kiel.", lautete die ruhige Antwort. Mir hingegen versetzte die Art und Weise wie er sich gebar einen Schlag in die Magengrube. Zumindest fühlte es sich so an. Diese Person war zweifelsohne eine gefährliche Macht und ihr Interesse an Stephen Kiel konnte nichts Gutes bedeuten. Es dauerte einen Moment bis ich mich fing und entgegnete:
"Sie sind interessiert an Stephen?"
"Er ist das Objekt meines Hauptinteresses."
"Und ich soll Ihnen dabei helfen?"
"Das sagte ich bereits."
"Warum sollte ich?"
"Sie sind mitteloser Student, ihr Haupterwerb ist der Verkauf eines ausgeschmückten Berichts über jenen Detektiv den wir Stephen Kiel nennen. Warum sollten Sie sich also daran stören, auch noch mehr Preis zu geben? Nichts indiskretes, ich will nur wissen was er den Tag so tut und mit wem."
"Warum?"
"Ich sorge mich."
"Dann fragen Sie ihn doch selbst, wenn Sie sich um sein Wohlergehen sorgen."
"Das tue ich nicht."
"Warum?"
"Es gibt zu viele Differenzen, welche eine normale Kommunikation unterbinden würden."
"Dann unterhalten sie zwei sich doch in dieser Tiefgarage. Von mir erhalten Sie nicht mehr, als das, was der Öffentlichkeit durch mein Schreiben bekannt ist.", entgegnete ich.
"Möchten Sie nicht die Summe hören, die ich bereit wäre zu zahlen?"
"Nein.", erwiderte ich trocken.
"Gut, so soll es sein.", beendete M. das Gespräch. Mit einem Fingerzeig wies er meine Fahrer an mich aus der Tiefgarage zu bringen. Ich stieg wieder in den Wagen und wurde mit dem Mercedes recht bald nach Mainz-Kastel gebracht, was mich annehmen lässt, dass jene lange Hinfahrt nur dazu da war mich glauben zu lassen, an einem weit entfernten Ort zu sein.
Bevor der Wagen in die Bäckerstraße 21B einfahren konnte, wurde ich an der Straßeneinfahrt abgesetzt. Eine Anweisung von jenem Mann, dessen Bekanntschaft ich in der Tiefgarage machen durfte.
Ich beeilte mich in die Bäckerstraße 21B zu gelangen, nichts ahnend, dass auch dort ein dunkler Schatten sein Werk getan hatte...