Alric hielt sich im Schatten der Empore und lauschte. Ihm blieb der alles einsehende Blick verwehrt, wollte er sich wie seine Absichten nicht verraten. Von dieser Position aus vermochte er den Landesverräter und Klarich mühelos beobachten. Bestlins Speichellecker hingegen blieb abseits seines Blickes. Lediglich wenn er dem vermeidlichen Lord etwas zuflüsterte, konnte er dessen Silhouette erkennen.
Er kannte seinen Vetter nur zu gut und er wusste auch, dass er wusste, wer Bestlin war. Tief atmete er ein. Niemand kannte Klarich, wie er es tat, nicht einmal Alna. Er war mit äußerster Vorsicht zu genießen, sollte dieser sich in die Enge getrieben fühlen. Es war gesünder diesen Mann nicht zum Feind zu wissen.
Alric und eine Schar auserlesener Gefolgsleute beobachteten nicht nur ihn und seine Familie, sie hielten Ausschau.
Er und einige andere wussten nur zu gut, was dieser schmierige Landesverräter in Wahrheit mit dem Jungen vorhatte und abverlangte. Er ballte die Fäuste, bis die Knöchel Weiß hervortraten. Tief sog er Luft in die Lungen und faste einen Entschluss.
Stimmen und Verwünschungen wurden Laut und weckten erneut seine Aufmerksamkeit. Das Portal öffnete sich und ein blutüberströmter Soldat torkelte herein, hinter ihm der diensthabende Wachtmeister.
Beide, der Hauptmann und Bestlin sahen unvermittelt von umherliegenden Unterlagen auf. Zweiter hieb mit der Faust auf den Tisch. »Was soll dieser verdammte Aufruhr!«
Der Wachtmeister versuchte seinen Untergebenen an der Schulter zu packen, rutschte jedoch mit den Fingern ab und knurrte. »Bleib stehen du mieser Bastard. Ich lass dich zweiteilen.«
»Wer in dieser Burg wann, wo und wie geurteilt wird, obliegt einzig dem Lord. Antworte gefälligst, Soldat.«
»Verzeiht mein Lord, aber.«
»Was aber? Du störst.«
Bestlin legte dem aufgebrachten Hauptmann die Rechte auf die Seine, der sich sodann besann, aufrichtete und Ergeben seines Amtes postierte.
Der Blick des Soldaten wechselte vom Lord zum Hauptmann und zurück. »Ich habe eines der Male gesehen. Eine Narbe.«
Bestlins Augen verzogen sich zu schlitzen und die Brauen berührten sich nahezu. Dessen Stimme mahnte zur Vorsicht. Kälte umspielte seinen Ausdruck, die dem Boten erzittern ließen. »Wehe deiner Worte. Wähle sorgfältig.«
Dem Mann sah man die Unschlüssigkeit das Richtige getan zu haben deutlich an. Seine Finger nestelten an dem Leder seiner Montur. »Jeder, der ein Mal trägt, welches als Zeichen anzusehen ist, soll gemeldet werden«, sprach er kleinlaut.
»Komm endlich zum Punkt«, grollte Bestlin und der Wachtmeister stieß dem Soldaten gegen die Schulter, sodass dieser vornüber auf die Knie fiel.
»Der Junge. Der Ältere vom Bauern. Er trägt eins. Auf der linken Schulter und es ... es sieht aus wie der Kopf eines Vogels.« Schlaff sank ihm das Haupt auf die Brust. Blut trat ihm aufgrund der Nervosität und Aufregung erneut aus der Nase.
»Gibt es Zeugen?«
»Genügend mein Lord. Nur haben diese gesehen, wie Bauer Klarich ihm eins übergezogen hat, als er sich an dem Knaben zu schaffen machte.«
Bestlin und der Hauptmann wechselten Blicke. »Kümmere dich um ihn. Er ist mir nicht weiter dienlich, wenn er sich an meinen künftigen Jungen vergreift.«